Gar greuliche Thaten. Erik Schreiber

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Gar greuliche Thaten - Erik Schreiber страница 19

Автор:
Серия:
Издательство:
Gar greuliche Thaten - Erik Schreiber

Скачать книгу

zu Lande zu tun hat. Und vielleicht wissen Sie auch nicht, was Brander Mertons Namen bedeutet. Er sieht ganz bescheiden aus, und auf der Straße würde sich kein Mensch nach ihm umsehen. Ganz abgesehen davon, dass er nur dann und wann im geschlossenen Auto ausfährt. Aber wenn ihm etwas zustieße, würde die Erde von Alaska bis zu den Südseeinseln erzittern. Ich glaube, dass vor ihm weder König noch Kaiser eine solche Macht besessen haben. Schließlich hätten Sie wohl aus Neugierde eine Einladung zum Zaren oder zum König von England angenommen. Vielleicht machen Sie sich nichts aus Zaren oder Millionären – aber Macht in irgendeiner Form ist immer interessant. Hoffentlich widerstreitet es nicht ihren Prinzipien, einen modernen Kaiser wie Merton zu besuchen.“

      „Gewiß nicht“, sagte Pater Brown ruhig. „Es ist meine Pflicht, die Häftlinge und alle Unglücklichen in der Gefangenschaft aufzusuchen.“

      Ein Schweigen entstand, und der junge Mensch runzelte mit einem sonderbaren, etwas schiefen Blick die Stirn. Dann sagte er unvermittelt:

      „Na, schließlich dürfen Sie nicht vergessen, dass er es nicht mit gewöhnlichen Verbrechern oder der Schwarzen Hand zu tun hat. Dieser Daniel Boon ist ein Teufel. Trant hat er in seinem eigenen Garten und Horder vor seinem Hause umgebracht, und es ist ihm nichts passiert.“

      Das oberste Stockwerk des Gebäudes bestand zwischen den ungeheuer dicken Mauern aus zwei Zimmern: einem äußeren, in das sie eintraten, und dem inneren, dem Allerheiligsten des Millionärs. Im äußeren Zimmer trafen sie zwei Gäste, die gerade das innere verließen. Den einen rief Peter Wain an – es war sein Onkel; ein kleiner, aber gedrungener und lebendiger Mann mit rasiertem Schädel, der kahl wirkte, und einem Gesicht, das so braun aussah, als sei es niemals weiß gewesen. Es war der alte Crake. Sein Begleiter stand im größten Gegensatz zu ihm – es war ein eleganter Herr mit dunklem Haar wie schwarzer Lack und einem breiten schwarzen Band am Monokel – Barnard Blake, der Anwalt des alten Merton, der mit den beiden Kompagnons geschäftliche Angelegenheiten der Firma besprochen hatte. Die vier Personen trafen in der Mitte des Zimmers zusammen und hielten sich im Gehen und Kommen einen Augenblick auf, um ein paar Höflichkeiten zu tauschen. Und während dieses Hin und Her saß im Hintergrund des Zimmers, neben der Türe zum zweiten, eine Gestalt, schwer und unbeweglich im Halblicht des Fensters – ein Mann mit einem Negergesicht und ungeheuren Schultern. Er war das, was man in Amerika mit schmerzhafter Selbstkritik den Bösewicht nennt – ein Wächter, wie ihn die Freunde, ein Halsabschneider, wie ihn die Feinde nannten!

      Der Mensch bewegte und rührte sich nicht, um irgend jemand zu begrüßen. Sein Anblick bewog Peter Wain, seine erste, unruhige Frage zu stellen.

      „Ist jemand drin?“ fragte er.

      „Nur keine Aufregung, Peter“, kicherte sein Onkel. „Sein Sekretär Wilton ist drin bei ihm – das dürfte genügen. Ich glaube. Wilton gönnt sich überhaupt keinen Schlaf mehr, so sehr bewacht er Merton. Er taugt mehr als zwanzig Wächter. Und er ist so schnell und lautlos wie ein Indianer.“

      „Na, das mußt du freilich am besten wissen“, lachte der Neffe. „Ich erinnere mich noch an deine Erzählungen aus den Grenzkriegen gegen die Indianer und die Indianerschliche, die du mich gelehrt hast, wie ich noch ein Junge war. Aber in meinen Indianerbüchern haben die Indianer merkwürdigerweise immer schlecht abgeschnitten.“

      „Aber nicht in Wirklichkeit“, erwiderte der alte Soldat ernst.

      „Wirklich nicht?“ fragte der höfliche Blake. „Ich habe immer gemeint, dass sie gegen unsere Feuerwaffen wenig ausrichten konnten.“

      „Ich habe einmal einen Indianer gesehen, der unter dem Feuer von hundert Gewehren stand und nichts hatte als ein kleines Skalpmesser. Trotzdem tötete er einen Weißen, der an meiner Seite auf der Spitze eines Forts stand.“

      „Ja, wie denn“, fragte der andre.

      „Er warf es,“ erwiderte Crake – „warf es wie der Blitz, bevor man einen Schuß abgeben konnte. Ich weiß nicht, woher er den Trick hatte.“

      „Nun, hoffentlich hast du ihn nicht von ihm gelernt“, sagte der Neffe lachend.

      „Mir scheint, die Geschichte ist nicht ohne Moral“, sagte Pater Brown nachdenklich. Während sie sprachen, kam der Sekretär Wilton aus dem inneren Zimmer und wartete; es war ein blasser, blondhaariger Mensch mit viereckigem Kinn und ruhigen Augen, die an einen Hund erinnerten; man konnte sich einbilden, dem geraden Blick eines Hofhundes zu begegnen.

      Er sagte nur: „Herr Merton wird Sie in etwa zehn Minuten empfangen“, aber das genügte, um die plaudernde Gruppe an den Aufbruch zu mahnen. Der alte Crake hatte Eile, und sein Neffe begleitete ihn und den Anwalt, so dass Pater Brown einen Augenblick mit dem Sekretär allein blieb. Denn der Negerriese am anderen Ende des Zimmers wirkte kaum als lebender Mensch, er saß unbeweglich da und kehrte ihnen den Rücken.

      „Die ganze Einrichtung macht wohl einen komplizierten Eindruck“, bemerkte der Sekretär. „Sie haben vermutlich die Geschichte des Daniel Boon gehört und wissen, warum wir den Chef nie lange allein lassen dürfen.“

      „Aber ist er jetzt nicht allein?“ fragte Pater Brown.

      Der Sekretär sah ihn mit seinen ernsten grauen Augen an.

      „Fünfzehn Minuten lang“, sagte er. „Eine Viertelstunde von den vierundzwanzig. Länger bleibt er nicht allein; und darauf besteht er, aus einem merkwürdigen Grunde.“

      „Und was für ein Grund ist das?“ fragte der Gast.

      „Der Koptenpokal“, sagte der Sekretär. Er hörte nicht auf, dem Pater ins Auge zu sehen, aber sein Mund, der eben noch ernst gewesen war, wurde bitter. „Vielleicht haben Sie den Koptenpokal vergessen – aber er vergißt ihn nie, weder ihn noch sonst etwas. Er vertraut ihn keinem von uns an. Irgendwo und irgendwie ist er in dem Zimmer dort eingeschlossen, so dass nur er ihn finden kann. Er nimmt ihn nur heraus, wenn wir alle draußen sind. Wir müssen also diese Viertelstunde riskieren, während er dasitzt und ihn anbetet; vermutlich die einzige Anbetung, zu der er sich aufschwingt. Aber eigentlich ist die Gefahr nicht groß. Ich habe dieses Haus zu einer Falle gemacht, und selbst dem Teufel würde es schwer fallen, hinein oder jedenfalls herauszukommen. Wenn dieser verdammte Daniel uns einen Besuch abstattet, wird er ziemlich lange hierbleiben, das schwöre ich Ihnen! Ich sitze hier während der fünfzehn Minuten wie auf Nadeln, und sowie ich einen Schuß oder ein anderes verdächtiges Geräusch höre, drücke ich auf diesen Knopf, und ein elektrischer Strom lädt die Gartenmauer, so dass jeder, der hinausgehen oder sie überklettern will, sofort den Tod findet. Übrigens kann es keinen Schuß geben, denn dies ist der einzige Eingang, und das Fenster, an dem er sitzt, ist oben auf einem Turm, der so glatt ist, als wäre er geölt. Und außerdem sind wir hier natürlich alle bewaffnet. Wenn Daniel wirklich in das Zimmer käme, würde er es lebendig nicht verlassen.“

      Pater Brown blinzelte nachdenklich; er blickte auf den Teppich. Dann sagte er plötzlich mit einem Ruck:

      „Sie nehmen es mir doch nicht übel? Mir ist eben etwas eingefallen. Es betrifft Sie.“

      „In der Tat“, erwiderte Wilton. „Was meinen Sie?“

      „Sie haben nur eine einzige Idee im Kopf,“ sagte Pater Brown, „und Sie müssen mir verzeihen, wenn ich sage, dass es mehr die Idee ist, Daniel Boon zu fangen als Brander Merton zu schützen.“

      Wilton fuhr zusammen und starrte seinen Gast an; langsam formte sich auf seinen Lippen ein sonderbares Lächeln.

      „Wieso haben Sie – wie kommen Sie darauf?“ fragte er.

      „Sie

Скачать книгу