Der letzte Mohikaner. James Fenimore Cooper

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Der letzte Mohikaner - James Fenimore Cooper

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geführt. Offenbar besprachen sie Maßnahmen, die das Wohl der Reisenden betrafen. Ungeduldig trat Heyward näher zu dieer Gruppe heran, um sein Anerbieten zu wiederholen. Da machte der Weiße mit der Hand eine Bewegung und sagte wie im Selbstgespräch:

      »Unkas hat recht! Es wäre unmenschlich, diese harmlosen Geschöpfe ihrem Schicksal zu überlassen. Die Mohikaner und ich wollen alles tun, um die beiden Damen vor Schaden zu bewahren und ohne Hoffnung auf andere Belohnung als solche, die Gott immer rechtschaffenem Handeln zuteil werden läßt. Zuvor müßt Ihr aber in Eurem Namen, wie auch für Eure Freunde zweierlei versprechen.«

      »Redet bitte!«

       »Erstens müßt ihr euch noch stiller verhalten als diese Wälder hier, möge auch geschehen, was will. Zweitens müßt Ihr uns versprechen, den Ort geheimzuhalten, wohin wir euch bringen werden.«

      »Ich verspreche Euch alles zu tun, um diese beiden Bedingungen zu erfüllen.«

      »So folgt mir denn.«

      Heyward folgte dem Kundschafter nach der Stelle, wo er die Reisegesellschaft zurückgelassen hatte. Dort machte er die ängstlichen Frauen mit den Bedingungen ihres neuen Führers bekannt. Schweigend ließen sich die Damen aus den Sätteln helfen und gingen schnell an den Rand des Wassers, wo sich bereits die Mohikaner befanden.

      »Was machen wir bloß mit den Pferden?« murmelte der Jäger.

      »Wir geben ihnen die Zügel frei und lassen sie im Walde laufen«, riet Heyward.

      »Nein, nein, es ist besser, wir leiten die Indianer irre.«

      Die beiden Indianer schienen den gleichen Gedanken wie der Kundschafter zu haben. Sie ergriffen die Zügel und führten die erschreckten Pferde in das Bett des Flusses hinab. In der Zwischenzeit zog der Kundschafter ein Kanu aus Baumrinde aus einem Versteck hervor und ließ die Frauen, Heyward und den Sänger einsteigen. Der Kundschafter stieß mit dem Fuß das Boot von dem Ufer in den Fluß und sprang dann selbst noch auf das Fahrzeug. Geschickt steuerte Falkenauge das Kanu, das sich bald dem Ufer näherte und bald wieder entfernte, um Felsblöcke oder tiefe Stellen zu vermeiden. Manchmal hielt er an und horchte aufmerksam, ob nicht ein Laut zu vernehmen war. Dann erst, als er sich überzeugt hatte, daß alles ruhig war, fuhr er vorsichtig weiter. Endlich erreichten sie eine Stelle in dem Fluß, in der Heyward eine Gruppe schwarzer Gegenstände bemerkte. Falkenauge beruhigte den jungen Mann und sprach:

      »Hier haben die Mohikaner die Pferde untergebracht. Das Wasser läßt keine Spur zurück.«

      Jetzt war die ganze Gesellschaft vereinigt und eine erneute Beratung zwischen dem Kundschafter und den Indianern erfolgte.

      Die Pferde waren an Sträuchern festgebunden und mußten im Wasser stehend so die ganze Nacht zubringen. Jetzt hieß der Kundschafter seine Begleiter sich in den vorderen Teil des Bootes setzen, während er sich selbst aufrecht an das andere Ende stellte. Die Indianer zogen sich zurück und der Kundschafter stemmte seine Ruderstange gegen einen Felsen und trieb mit kräftigem Stoß das gebrechliche Fahrzeug mitten in die wilde Strömung hinein. Mehrere Minuten tobte ein erbitterter Kampf zwischen dem leichten Boot und den Strudeln des Stromes. Voller Angst glaubten die Reisenden, daß sie kentern müßten, doch jedes Mal drückte die kräftige Hand des Steuermannes das Kanu der Strömung entgegen. Schon glaubte Alice, von dem Strudel am Fuße des Wasserfalles verschlungen zu werden, da blieb plötzlich das Kanu an der Seite eines flachen Felsens wie angewurzelt liegen.

      »Wo sind wir?« fragte aufatmend Heyward.

      »Ihr seid am Fuße des Glenns!« rief der Kundschafter mit lauter Stimme im Brausen des Wasserfalles, »Jetzt steigt schnell aus, denn ich muß noch die beiden Mohikaner und das Wildbret holen.«

      Sichtlich froh befolgten die Insassen des Bootes seine Weisung. Kaum hatte der letzte seinen Fuß auf den Felsen gesetzt, da steuerte der Kundschafter erneut das Fahrzeug in die wilde Strömung. Verlassen blieben die Reisenden einige Minuten in hilfloser Ungewißheit zurück. Doch bald lag das Kanu wieder an der Seite des flachen Felsens, und der Kundschafter sowie die beiden Indianer entstiegen ihm.

      »Jetzt haben wir eine Festung, eine Besatzung und Proviant! « rief erfreut Heyward. »Habt Ihr drüben auf dem Land etwas von Euren Irokesen gesehen?«

      »Irokesen hin, Irokesen her!« rief der Kundschafter mißgelaunt. »Jeder Eingeborene, der eine fremde Sprache spricht, gilt für mich als Feind. Wenn Webb von einem Indianer Treue und Redlichkeit verlangt, so hole er die Stämme der Delawaren und jage seine Irokesen zum Teufel.«

       Heyward bemerkte, daß der Kundschafter auf die Abstammung seiner roten Gefährten den größten Wert legte und bemühte sich, dem Gespräch eine andere Wendung zu geben.

      »Ich sehe jetzt wohl, daß Eure zwei Begleiter vorsichtige und tapfere Krieger sind. Hörten oder sahen sie etwas von unseren Feinden?«

      »Einen Indianer spürt man vorher, ehe man ihn sieht«, antwortete der Kundschafter und stieg den Felsen hinan.

      Der Jäger nahm jetzt einige Geräte auf und verließ, von den Mohikanern begleitet, die Reisenden. Bald waren die drei Männer hinter der finsteren Wand eines senkrechten Felsens verschwunden.

      6. Kapitel

      Heyward und seine Begleiter blieben voller Unruhe zurück. Wenn auch das Betragen des Jägers bis jetzt vollkommen einwandfrei war, so konnte doch sein wildes Aussehen, zusammen mit dem Wesen seiner beiden schweigsamen Genossen, Mißtrauen erregen. Da ließen sich plötzlich gedämpfte Männerstimmen vernehmen und ein plötzlicher Lichtstrahl enthüllte das Geheimnis des Ortes.

      An dem fernen Ende einer engen und tiefen Höhle saß der Kundschafter und hielt einen Fichtenbrand in der Hand. Der helle Schein des Feuers fiel auf sein verwittertes Gesicht. In seiner Nähe stand Unkas. Die Reisenden prüften aufmerksam die schlanke Gestalt des jungen Mohikaners. Zum ersten Male hatten Duncan und seine Gefährten Gelegenheit, die markanten Züge ihrer beiden indianischen Begleiter zu betrachten. Alice war sichtlich erstaunt über die stolze Haltung des jungen Indianers.

       »Ich könnte ruhig schlafen«, flüsterte Alice, »wenn ich diesen jungen Mann zu meiner Schildwache hätte. Bestimmt, Duncan, werden die grausamen Mordtaten und die furchtbaren Marterszenen nicht verübt, wenn einer wie er dabei wäre.«

      »Vertrauen wir, daß dieser Mohikaner unsere Hoffnungen nicht enttäuscht und sich als Freund erweist!«

      Das kurze Schweigen wurde durch den Kundschafter unterbrochen, der ihnen zurief, in die Höhle zu treten.

      »Sind wir sicher in dieser Höhle?« fragte Heyward, nachdem sie hineingegangen waren. »Ist kein Überfall zu befürchten? Hätte nicht ein einziger bewaffneter Mann am Eingang uns alle in seiner Gewalt?«

      Da schritt eine dunkle Gestalt aus der Finsternis hervor, ergriff einen Fichtenzweig und hielt ihn gegen das andere Ende des Versteckes. Es war Chingachgook. Er hob einen Vorhang, und er zeigte, daß die Höhle zwei Ausgänge hatte.

      »So alte Füchse, wie Chingachgook und ich, lassen sich nicht so leicht in einem Bau mit einem Ausgange fangen«, bemerkte Falkenauge lachend. »Der Wasserfall war früher einige Schritte unter uns. Der Platz hat eine eigenartige Umwandlung erfahren. Das Wasser hat sich tiefe Höhlen gegraben und ist dann um einige hundert Fuß zurückgetreten.«

      »So sind wir denn auf einer Insel?«

      »Ja!

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