Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine. Benedict Dana
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Benedict Dana
Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine
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Inhaltsverzeichnis
Prolog
Figuren und Handlung sind frei erfunden. Mögliche Ähnlichkeiten zu lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig. Die schwimmende Forschungsinsel „Aqua City“, die amerikanische Forschungsvereinigung „USSF“ und ein kriminelles Netzwerk von Exil-Irakern sind Fiktion.
Das seltsame, surreale Gebilde, das sich vor seinem inneren Auge auftat, sah wie eine schwimmende künstliche Insel aus, die sich irgendwo auf hoher See befand. Ihre schwarzen Silhouetten verschwommen so sehr mit der tiefblauen Farbe des Meeres und dem Dunkel der beginnenden Nacht, dass sie nur gerade eben in ihren wesentlichen Formen zu erahnen war. Die kreisrunden, floßartigen Inselchen, die ringsherum durch stegförmige Verbindungen zu einer riesigen, sich in der Schwärze des Horizonts verlierenden Fläche verknüpft waren, erinnerten Morton an eine Tischdecke, bei der runde Stoffflächen zu einem kunstvollen Ganzen zusammengehäkelt worden waren. Die Rohre, die sich vom Zentrum der einzelnen Flächen in den Himmel streckten, ähnelten jedoch kaum einer ihm bekannten Form; sie waren zu kurz und zahlreich, um Fabrikschlote sein, und gingen mit den sie tragenden, schwimmenden Flächen eine so organisch und natürlich wirkende Verbindung ein, als ob sie die Rüssel oder Saugnäpfe einer riesigen, unbekannten Spezies von Seeungeheuer wären.
Gerade in dem Moment, als er den Zweck der „Rüssel“ zu ahnen begann, spürte er etwas Warmes und Feuchtes, das sich von seinem Kinn bis zur Stirn mitten durch sein Gesicht zog. Das Gefühl war ihm zu vertraut, um ärgerlich darauf zu reagieren, denn es war nicht das erste Mal, dass ihn sein junger Cockerspaniel „Dr. Watson“ mit seiner schlabberigen Zunge aus einem tiefen Traumgeschehen in die unmittelbare Gegenwart der alltäglichen Wirklichkeit zurückgeführt hatte.
Als er abrupt von seinem Liegesessel hochfuhr, hörte er zum ersten Mal das Scheppern und Rasseln der alten Türklingel. Sie gehörte zu den wenigen Dingen, die von dem großen Renovierungsfieber verschont geblieben waren, das im letzten Sommer endgültig geendet und das Gesicht des früher leicht heruntergekommen Hauses radikal verändert hatte. Er bereute es immer häufiger, dass er einen Teil der hohen Belohnung, die er vor anderthalb Jahren für die Aufklärung eines bedeutenden Falles erhalten hatte, in die Renovierung gesteckt hatte. Es könnte Jahrzehnte dauern, bis die besondere Patina, die das alte, an einen viktorianischen Stil angelehnte Häuschen einmal an sich gehabt hatte, wieder auf natürliche Weise entstanden sein würde.
Er schob vorsichtig die Gardine zur Seite, damit der Besucher ihn nicht bemerkte, der draußen auf der Veranda vor der Haustür stand. Er seufzte erleichtert, als er seine alte Freundin und Universitätskollegin Dr. Mary Kelly erkannte, da ihm die Begegnung mit irgendjemand anderem unangenehm gewesen wäre. Er war viel zu aufgewühlt für irgendwelche unbedeutenden, trivialen Ablenkungen, da er seit einem Tag wusste, dass ihm ein wichtiger Auftrag ins Haus stand und damit neuen Abenteuern Tür und Tor geöffnet waren. Er blickte in den Spiegel, der neben der Tür an der holzverkleideten Wand des Arbeitszimmers hing, und glotzte für einen Moment erschrocken ein schlecht rasiertes, vom Schlaf aufgeschwollenes Gesicht und ein paar wild zerzauste, schwarze Haarschopfe an. Er hatte bei diesem Anblick genau das Bild des etwas chaotischen, unorganisierten Junggesellen vor sich, das er bei allen Begegnungen mit der so vernünftigen und disziplinierten Mary um jeden Preis zu verbergen versuchte. Das Spiel des ewigen sich Anziehens und Wieder-voneinander-Entfernens, ohne dass es jemals zu mehr als einer Freundschaft zwischen ihnen gekommen wäre, schien niemals enden zu wollen und ging in diesem Frühling mittlerweile in das sechste Jahr.
Als er die Tür öffnete und Dr. Watson laut kläffend um die eintretende Mary herumtänzelte, blieb sie für einen Augenblick vor dem großflächigen, in der Diele an der Wand lehnenden Gemälde stehen. Es zeigte einen Berg mit einer Art Burg voller verschlungener Türme, Erker und Zinnen, aus der Lichtgestalten die Hände flehend in den Himmel streckten; ein mächtiger Lichtstrahl ging von dem Dach des fantastischen Gebäudes aus und ließ überall Lichtflocken über ein ödes, lediglich von einem See belebtes und mit lauter Computerschrott bedecktes Land nieder regnen.
Die Bedeutung des Motivs ließ für sie beide keinen großen Interpretationsspielraum mehr zu, da das Gemälde durch seine Malerin Olivia Carrigan eine direkte Verbindung zu einem von Mortons letzten Fällen aufwies und seine tiefere Bedeutung zwischen ihnen mittlerweile ausdiskutiert war.
„Ich finde, diese Carrigan ist eine echte Künstlerin. Du solltest das Bild rahmen lassen und ihm einen würdigen Platz in deinem Wohnzimmer verleihen“, schlug Mary mit einem prüfenden Blick auf die Leinwand vor, durch den sie sich für einen Moment als Kunstkennerin zu erweisen schien.
„Es wird bald erheblich Wichtigeres zu tun geben, als sich um solche Nebensächlichkeiten zu kümmern“, erwiderte er bedeutungsvoll und schob sie ungeduldig durch die große, zweiflügelige Holzkassettentür, die den ganzen Schmuck der spärlich möblierten Diele bildete, in den Salon des Hauses hinein. Es war wie immer, wenn er sie entweder zufällig auf einem der Flure der kleinen Universität von Rutherford traf oder sie zu ihm nach Hause kam: Ihre Nähe schlug ihn in ihren Bann und der Anblick ihrer fein gelockten, langen rotbraunen Haare und ihres ungewöhnlich zarten Gesichts reihte sich in eine lange Kette eines tausend Mal enttäuschten und wieder neu angefachtem Begehrens ein.
„Es wird schon bald erheblich Wichtigeres zu tun geben? Was heißt das genau? Ist es etwa schon wieder geschehen? Hast du wie