Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine. Benedict Dana
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine - Benedict Dana страница 4
Da Ruth und Mary genau wussten, dass er nicht nur eine Gabe für höhere Intuitionen, sondern auch eine besondere Ader für das Unbewusste und Surreale besaß, erntete er für sein Bekenntnis kein Lachen.
„Hattest du nicht bei deinem letzten Fall von einer Insel auf Stelzen geträumt, die sich später als eine ehemalige Bohrinsel erwies?“, erinnerte Mary ihn an einen bedeutungsvollen und folgenreichen Traum-Zusammenhang.
„Ja, genauso war es. Der Traum führte mich direkt an den richtigen Ort und machte es möglich, drei Frauen aus der Gefangenschaft libyscher Schleuser zu befreien. Wie du weißt, handelte es sich um zwei junge nigerianische Mädchen und eine hochrangige UN-Mitarbeiterin.“
Er versank für einen Moment in Erinnerungen, was damit endete, dass er plötzlich ein Geständnis machte.
„Ich muss etwas beichten, Mary. Hinter meiner Bitte, mich zu besuchen, hat von Anfang an ein Plan gestanden. Mein Auftraggeber geht anscheinend davon aus, dass ich in meiner Detektei mehrere Mitarbeiter habe, und bat mich einen von ihnen zu unserem Treffen mitzubringen. Ich habe ihn in dem Glauben gelassen, um ihm die bescheidenen Verhältnisse in meiner noch jungen Detektei nicht zu offenbaren. Und deshalb wirst du mir jetzt aushelfen müssen. Ich kann bei einem so schwerreichen Mann nicht mit einem Kerl wie Mickey King auftauchen. Das wäre wohl der sicherste Weg, innerhalb weniger Minuten einen Auftrag zu verlieren, der mir sehr interessant und viel versprechend zu sein scheint. Und Ruth kann ich nicht mitnehmen, weil sie viel zu ängstlich ist und sich nicht mehr in meine Fälle hineinziehen lassen will.“
Während Mrs. Higgins den kleinen Seitenhieb mit einer säuerlichen Miene verdaute, blieb Mary für einen Moment in widerstreitenden Gefühlen gefangen. Sie fühlte sich einerseits geschmeichelt und andererseits ein wenig zu direkt vor vollendete Tatsachen gestellt. Da es jedoch keine allzu große Sache zu sein schien, für einen Nachmittag in die Rolle von Mortons Detektiv-Kollegin zu schlüpfen, gab sie ihrem Herzen einen Schubs.
„Na schön, ich komme mit. Aber nur weil du meine Hilfe nötig hast. Auf Verbrecherjagd gehe ich für dich nicht, da höre ich auf Mrs. Higgins’ guten Rat! Wo soll es denn überhaupt hingehen?“
„Auf den Sommersitz meines Auftraggebers, der sich auf Block Island befindet. Das ist die kleine Insel, die östlich vor Long Island liegt und zu Rhode Island gehört. Wir haben es also nicht unendlich weit. Betrachte es einfach als einen Frühlingsausflug, auf dem sich die Gelegenheit für ein hübsches Strandpicknick ergibt.
Morgen Vormittag geht es los. Es wäre doch gelacht, wenn ich bei einer solchen Begleiterin nicht am Abend den Auftrag in der Tasche hätte!“
1
Der Weg hatte sie die Küste bis nach New London hinaufgeführt, wo sie ein Schnellboot nach Block Island bestiegen hatten. Sie hatten den Hafen von New Shoreham, dem kleinen Hautport der Insel, schnell hinter sich gelassen und waren mit dem Taxi zu den bekannten „Mohegan Bluffs“ an der Südküste aufgebrochen. Es handelte sich bei ihnen um bis zu 160 Yards hohe, teils schroffe und teils mit einer üppigen Busch- und Grasvegetation bewachsene Lehmfelsen, die eine wunderschöne Landschaft oberhalb des Strandes bildeten und alle Besucher der Insel anzogen. Die Eindrücke, die sie an diesem sonnigen Maitag unterwegs gesammelt hatten, hatten sie in eine unbeschwerte Urlaubsstimmung versetzt, die an dem sowohl steinigen als auch sandigen, an vielen Stellen wie unberührt wirkenden Naturstrand der Südküste seinen vorläufigen Höhepunkt fand. Sie hatten es sich nicht nehmen lassen, die bekannte, lange Holztreppe zu einem der viel besuchten Teile des Strandes hinunter zu steigen und ein Stück am Meer entlang zu wandern, um sich schließlich in einer Felsnische ungestört von anderen Spaziergängern niederzulassen und das versprochene Picknick zu machen.
Mos Spannung, seinen neuen Auftraggeber kennen zu lernen, wuchs mit jeder Minute weiter an, da alles, was er in der kurzen Zeit über den 75jährigen Ronan Odhram Donovan herausgefunden hatte, schon vor ihrer ersten Begegnung zu einer ungewöhnlichen Vorstellung von dessen Charakter geführt hatte. Seine Vita las sich wie ein Märchen, das jedoch erst ab dem Alter von 65 Jahren durch eine schwere Krankheit begonnen hatte eine positive Richtung zu nehmen. Die Diagnose einer schleichend fortschreitenden Lungenfibrose, durch die er mittlerweile von einem Sauerstoffgerät abhängig war, hatte eine so mächtige Zäsur in dem Leben des stets erfolgsverwöhnten, scheinbar über jede Schwäche erhabenen Geschäftsmannes dargestellt, dass sie die Grenze bedeutete, an der es sich in zwei große, gegensätzliche Hälften schied. Der Nachfahre armer irischer Einwanderer, der zunächst Karriere bei einer großen Bank gemacht und sich später durch gewagte Finanztransaktionen ein gigantisches Vermögen aufgebaut hatte, musste erst zu einem der wohlhabendsten Männer der Ostküste aufsteigen, um danach eine plötzliche Metamorphose zu durchlaufen und sich von einem skrupellosen, egoistischen Kapitalisten zu einem Wohltäter der Menschheit zu entwickeln.
Die Sonne brannte so warm vom wolkenlosen Himmel hinunter, dass in Mo und Mary ein großartiges Gefühl von Frühlingserwachen aufkam. Der salzige, nach Ferne riechende Duft der See, das Geräusch der sich tosend an ein paar Felsen brechenden Atlantikwellen und der Anblick der sich im kräftigen Seewind neigenden und in schmalen Streifen die Felsabhänge der Mohegan Bluffs herunterziehenden Grasfelder wirkten nach dem langen und dunklen, in der Stadt verbrachten Winter wie eine große, das Herz und die Sinne öffnende Befreiung auf sie. Es schien Bedeutung zu haben, dass sie diese Befreiung gerade jetzt zum Zeitpunkt ihres ersten längeren gemeinsamen Ausflugs erlebten; es gab Mo den Mut, für einen kurzen Moment nach Marys Hand zu greifen, als sie wieder die Bohlen der langen Holztreppe bestiegen, um zurück auf den erhaben über den Felsabhängen thronenden Rücken der Insel zu steigen.
Am Ende der Treppe wurden sie von einem grandios weiten Ausblick über die sonnenüberstrahlte See empfangen, der sie für einen Moment glauben ließ, im Südwesten die äußersten Zipfel des 15 Meilen entfernten Long Islands zu erkennen, obwohl es sich nur um eine sich blass gegen den Horizont abzeichnende Wolkenbank handelte. Dann bewunderten sie ein weiteres Mal das bekannte Southeast Lighthouse, das stillgelegte, aus rotem Backstein errichtete Leuchtturmgebäude, das direkt am Rand der Klippen lag und als Wahrzeichen der Mohegan Bluffs galt.
Je mehr sie auf ihrem weiteren Weg etwas von der sich ringsherum ausbreitenden, an vielen Stellen von bunten Frühlingsblüten besprenkelten, fast baumlosen Gras- und Strauchlandschaft in sich aufnahmen, desto mehr teilten sie stillschweigend das Gefühl, dass es sich bei der gesamten Insel um ein eigenständiges Lebewesen handelte, bei dem jeder kleinere Bestandteil eine spürbare Beziehung zum größeren Ganzen einging. Als Mary nach einer Weile plötzlich stehen blieb, brach sie eine unausgesprochene Regel, die sie bis zu diesem Moment so eisern eingehalten hatten, als wäre sie fest vereinbart: Sie hatten bisher kein Wort über Donovan und den Auftrag verloren, um nicht der kurzen, unbeschwerten Zeit am Strand ihren besonderen Reiz zu nehmen. Nun aber lief die Zeit unaufhaltsam ab und keiner von ihnen konnte den eigentlichen Grund ihres Ausflugs noch länger auf den zweiten Platz verweisen.
„Du sagtest, Donovan wäre ein großer Naturliebhaber. Ich verstehe sehr gut, warum er sich seinen Sommersitz ausgerechnet hier eingerichtet hat. Es dürfte nicht allzu viele Orte geben, die sich so nah an New York und dem dicht besiedelten Teil der Ostküste befinden und dabei einen so friedlichen, von der rauen Welt abgeschirmten Charakter haben“, meinte sie mit einem Anflug von Neid auf die glücklichen Inselbewohner, die sich eine der sündhaft teuren Immobilien auf Block Island leisten konnten.
Sie hatten mittlerweile eine Gegend hinter sich gelassen, in der luxuriöse, im Cottagestil erbaute Landhäuser inmitten äußerst großzügig