Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine. Benedict Dana
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Sie und Dr. Morris dürfen sich freuen, dass Ihr Auftrag Sie in die Nähe der Heimat Ihrer Vorfahren führen wird. Ich werde Sie nämlich nach England, beziehungsweise vor die Küste Englands, schicken. Näheres dazu erfahren Sie gleich.“
Noch bevor Mary über das ihr zugedachte Reiseziel protestieren konnte, hatte Donovan sich schon wieder umgedreht und seinen Marsch Richtung Haus fortgesetzt. Die Art, wie er ihr Gesicht gefasst hatte, hatte allgemeine Verhaltensregeln verletzt, doch Mary, Mo und Una zerstreuten das Gefühl leichter Peinlichkeit durch Gelächter. Una hatte sie über einige Eigenheiten ihres Vaters vorgewarnt und so konnten sie ihm nichts übel nehmen.
Sie gelangten von einem Graspfad auf einen Sandweg und sahen in einiger Entfernung ein kleines Steinhaus im irischen Cottagestil, in dem – wie Una erklärte - die Familie des für die Pflege und die Sicherheit des Grundstückes zuständigen Angestellten lebte. Bald darauf erreichten sie das Haupthaus von der hinteren Seite, betraten den Kräutergarten durch ein kleines Holztürchen und wurden von Donovan hinein gebeten. Als sie eine dunkle, mit dicken Steinplatten ausgelegte Diele betraten, drang von allen Seiten ein intensiver Pflanzenduft auf sie ein. Er stammte von den Kräutern, die Una auf einem schmalen und langen Holztisch zum Trocknen ausgelegt hatte und dem Haus direkt bei seinem Betreten eine besondere Note gaben. Eine zweiflügelige Holzkassettentür mit aufwändig geschnitzten floralen Ornamenten ließ sie direkt in den Hauptraum gelangen, der sich ohne Zwischenwände durch das gesamte Erdgeschoss zog und nur durch ein paar dicke, tragende Balken strukturiert wurde. Der Boden war mit breiten und groben Holzdielen ausgelegt und die unverputzten, von länglichen Holzsprossenfenstern durchzogenen Felssteinwände wurden hier und da von Sideboards gesäumt, die durch ihre schlichten, zeitlosen Formen und ihre aufwändig furnierten Oberflächen an den Art-Deco-Stil erinnerten. Zwischen Ihnen befanden sich massive Holzbänke, die durch ihre mit Schaffellen bespannten Lehnen fast so wirkten, als wollten sie imaginären mittelalterlichen Fürsten oder Kelten-Oberhäuptern Platz bieten. Ein großer, an der Wand hängender indianischer Federschmuck war womöglich eine Anspielung darauf, dass Block Island ursprünglich von Indianern besiedelt gewesen war.
Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass der eklektische Stil, der Elemente verschiedener Epochen in Form von Andeutungen zu einem einzigartigen, kaum definierbaren Ganzen zusammenfügte, einer genau durchdachten Absicht entsprungen war. Als Mo und Mary klar wurde, dass ein Haufen von Schafsfellen, der am Ende des Raumes vor einem großen, aus Felssteinen gemauerten Kamin am Boden lag, Donovans Schlafplatz darstellte, hatten sie endgültig kapiert, wie sehr er sich an diesem Ort in eine eigenwillige Parallelwirklichkeit jenseits des modernen Amerikas zurückgezogen hatte.
Sie bekamen kaum Gelegenheit, sich genauer in dem Raum umzusehen, da Donovan trotz seines unverkennbaren Hangs zum Ungewöhnlichen offenbar einem geordneten Zeit- und Tagesplan folgte.
„Kommen Sie, Dr. Morris und Dr. Kelly. Da ich später noch an einer Videokonferenz mit einigen meiner Leute in England teilnehmen muss, möchte ich Sie bitten, mich in mein Arbeitszimmer ins Obergeschoss zu begleiten.“
„Nennen Sie mich Morton bitte. Ich habe nämlich das Gefühl, dass unsere heutige Begegnung der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit sein wird…“, entgegnete Mo mit einem tiefgründigen Lächeln, so als läge seiner Bitte irgendeine besondere Ahnung zugrunde.
„Von einem solchen Gefühl lasse ich mich gerne leiten. Ich hoffe, es wird sich bewahrheiten. Da bei Donovan EAW grundsätzlich ein lockerer Umgangston herrscht, können Sie beide Ronan zu mir sagen. Wir sind ja schließlich alle nur Menschen und die Förmlichkeiten, wie sie heute noch Geltung haben, können eigentlich nur Adelige und arrogante Snobs erfunden haben.“
Donovan schickte seinen Terrier, den er „Cyrus“ nannte, in den Garten und begab sich zu einer offen im Raum liegenden Treppe, die mit jedem seiner Schritte unter seinem schweren Körper so ächzte und knarrte, als wäre sie viele hundert Jahre alt. Auf einem Absatz drehte er sich um und erklärte:
„Una wird an unserem Gespräch teilnehmen. Sie muss in die Aufgabe hineinwachsen, mir einiges abzunehmen. Sie wird eines Tages die Führung von Donovan EAW übernehmen, wozu Ihre Brüder meiner Meinung nach nicht fähig sind. Die Beiden werden wohl noch viele Jahre dem Mammon die Stiefel lecken müssen, bevor sie vielleicht eines Tages aufwachen und ihr höheres Selbst entdecken.“
Er lachte und stapfte den Rest der Treppe ins Obergeschoss hinauf. Es war im Gegensatz zum Erdgeschoss in Räume eingeteilt und besaß in seiner Mitte einen langen, schmalen Gang, dessen Wände aus gemauerten Felssteinen und den tragenden Balken der schweren Dachkonstruktion bestanden. Er zog sich über die gesamte, fast 50 Yards betragende Länge des Hauses hin und besaß in unregelmäßigen Abständen kleine Holzkassettentüren, die in diverse Dachkammern führten. Lediglich Donovans Büro besaß eine breite, Licht spendende Milchglastür, durch die sie in eine riesigen, bis zum Firstbalken nach oben offenen Raum gelangten, der sich in einer länglichen Grundfläche an der Dachneigung entlang zog. Er verfügte über eine ungewöhnlich breite, gerundete Gaube, durch deren Sprossenfenster die Solaranlage und die große Satellitenschüssel zwischen den wilden Brombeersträuchern des Gartens zu sehen waren.
Mo und Mary fielen sofort die Skizzen und Abbildungen technischer Anlagen und Gebilde ins Auge, die so zahlreich und chaotisch an die geneigte, holzverkleidete Dachunterseite geheftet waren, als hätte in dem Raum Tag und Nacht ein emsiger Erfinder sein Werk getan. Große Teile der innen liegenden Wände waren von hohen Holzregalen bedeckt, die bis in den letzten Winkel mit Buchbänden voll gestopft waren; dazu passend waren auf der Sitzfläche einer großen Couch hohe Stapel diverser wissenschaftlicher, halbwissenschaftlicher und esoterischer Zeitschriften zu sehen. Donovan, der nie das College besucht hatte, war allem Anschein nach nicht nur ein gute Zeichner, sondern auch ein fleißiger und wissbegieriger Autodidakt, der seine Fühler in viele verschiedene Richtungen ausstreckte. Er leitete den entscheidenden Teil ihres Gespräches mit einer seiner scheinbar typischen pathetischen Anwandlungen ein, indem er sich in der Mitte des Raumes aufstellte, einmal rundherum mit ausgestreckter Hand um sich wies und meinte:
„Normalerweise lasse ich hier niemanden außer Una und meiner Frau Susan hinein und wenn ich bei Ihnen eine Ausnahme mache, hat das natürlich seinen guten Grund.
Ich wurde nämlich ins Herz getroffen, jawohl mitten ins Herz, und es wird Ihre Aufgabe sein, diese schwere Verwundung zu lindern und zu heilen!“
Er begab sich zu einem sehr langen Schreib- und Zeichentisch, der direkt unter den Fenstern der Gaube auf einer Vielzahl von Holzböcken stand, tippte auf einem bereitstehenden Laptop herum, woraufhin auf einem großen, über dem Tisch hängenden LCD-Screen das Foto einer besonderen technischen Anlage erschien. Es handelte sich um eine gestochen scharfe Satellitenaufnahme von „Aqua City“, einer großen, aus mehreren schwimmenden, künstlichen Inseln zusammengefügten Forschungsanlage, die als Donovans derzeitiges Top-Projekt galt. Es sollte den sowohl ideellen also auch finanziellen Durchbruch bringen, um in Zukunft mit den Geldern von Regierungen und privaten Spendern im großen Stil Anti-CO2-Anlagen in der gesamten Welt zu bauen und so die Erderwärmung durch Geoengineering gezielt zu bremsen.
Der Anblick von „Aqua City“ mit seinen kreisrunden, durch Stege verbundenen Inseln und seinen wie kleine Schlote in den Himmel ragenden „Rüsseln“ erstaunte Mo aus ganz bestimmten Gründen nicht sehr. Durch seine zuletzt durchgeführten Recherchen über Donovan hatte er nämlich die Ähnlichkeit Aqua Citys zu dem Traumbild, aus dem er tags zuvor in seinem Arbeitszimmer durch die feuchte Zunge seines Hundes Dr. Watson aufgeweckt worden war, sehr schnell festgestellt. Der hauptsächliche Unterschied zu dem Traumgebilde bestand darin, dass das Zentrum von Aqua City aus einer großen schwimmenden Plattform mit einem mehrstöckigen Aufbau bestand, in dem Forschungslabore und Unterkünfte untergebracht waren. Um diese zentrale Plattform herum waren wie Blätter um eine Blüte