Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine. Benedict Dana
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„Obwohl ich erst den Umweg über die akademische Kriminologie machen musste, um zum freien Detektiv zu werden, habe ich dies nie bereut. Die Erfahrungen, die wir auf unserem Lebensweg sammeln, haben alle ihren Sinn und Zweck und machen uns zu genau denen, die wir sind“, verteidigte Mo etwas beleidigt seinen Doktortitel, da der provokante Ton der jungen Rebellin zunächst etwas gewöhnungsbedürftig wirkte.
Nachdem sie auf einfachen, lehnenlosen Hockern an einem großen, runden Holztisch Platz genommen hatten, zerstreute Mary die latente Spannung, die zwischen Una und Mo aufgekommen war, indem sie meinte:
„Wenn Sie wissen, wer wir sind, wissen Sie ja auch, warum wir hier sind. Dann kann ich Ihnen auch gleich eine erste Frage stellen. Sie schreiben in Ihrem Blog über ökologische Themen, Miss Donovan, nicht wahr? Sie müssen entschuldigen, aber wir hatten in den zwei Tagen seit dem ersten Kontakt nicht viel Zeit, gründlich über Sie und Ihre Familie zu recherchieren.“
„Genauso ist es, Mrs. Kelly. Es stört sie doch nicht, wenn ich ihren Titel einfach mal unter den Tisch fallen lasse?“, hielt Una noch für einen Moment an ihrem frech-provokanten Tonfall fest, um dann plötzlich mit reinster Freundlichkeit zu fragen: „Möchten Sie eine Tasse Tee? Ich habe ihn extra für Sie vorbereitet. Seine Kräuter kommen direkt hier aus unserem Garten. Er wird sie nach der Reise hierher stärken. Die Fahrt von New York zieht sich ja mit der Fährüberfahrt schnell auf über 5 Stunden hin. Mein Vater wird gleich hier sein, er ist irgendwo draußen auf dem Gelände, um ein paar neu gepflanzte Bäume zu wässern.“
Sie schenkte den Tee aus einer bereit stehenden, bunten Keramikkanne in drei urige, scheinbar selbst getöpferte Tonbecher ein. Dann fuhr sie fort und zeigte sich schon gleich zu Beginn ungewöhnlich mitteilungsbereit.
„Da die Beiträge von mir und meinen Mitarbeitern mittlerweile millionenfach angeklickt werden, werde ich ständig auf meinen Internetblog angesprochen. Es fing alles vor fünf Jahren an und es ist sehr erstaunlich, was sich inzwischen daraus entwickelt hat.
Sie haben ja sicher von den größten und bekanntesten Geoengineering-Projekten meines Vaters gehört. Wie bei allen Projekten von Donovan EAW sind immer auch einige unserer Leute dafür zuständig, direkt vor Ort Beiträge für unseren internationalen, mehrsprachigen Internetblog zu verfassen. Auf diese Weise ist über die Jahre ein beachtlicher Pool von Text- und Bildmaterial entstanden, der dazu beitragen soll, das ökologische Bewusstsein der Menschen weltweit zu schärfen. Ich verfasse selber Artikel, aber meine Hauptaufgabe besteht darin, einen Teil der Texte zu lektorieren sowie ihre Themen und ihre Veröffentlichung zu koordinieren.“
„Damit haben Sie sich ein äußerst beachtliches Aufgabenfeld geschaffen, Miss Donovan!“, lobte Mo sie überschwänglich, um sie nach der kurzen Dissonanz etwas mehr für sich einzunehmen. „Wenn ich Ihren Namen in die Suchmaschine eingebe, werde ich erschlagen!“
„Sie sind ja auch nicht ganz ohne, Mr. Morris. Auch wir informieren uns. Ihre letzten beiden Fälle haben Sie recht bekannt gemacht, weshalb ich mich ausnahmsweise bemühen will, nett zu Ihnen zu sein. Stören Sie sich bitte nicht an meinem etwas frechen Mundwerk. Da ich gehört habe, dass Sie ein eher unangepasster Zeitgenosse sein sollen, werden Sie damit sicher umgehen können, oder nicht?“
Das gelöste Lachen, das daraufhin durch die kleine Dreier-Runde ging, schien den Grundstein für eine verlässliche, gegenseitige Sympathie gelegt zu haben. Mo verweilte nicht lange auf der kleinen Insel der Harmonie und nahm – wie so oft – die Rolle des von detektivischer Neugier getriebenen Fragestellers ein.
„Stimmt es, dass Sie Ihren Vater vor 15 Jahren als Jugendliche zu dem Firmennamen Donovan EAW inspiriert haben - Donovan Earth, Air, Water?“
„Das ist korrekt. Der Name soll die Bewahrung der Erde, der Luft und des Wassers symbolisieren, und damit quasi die des gesamten Planeten.
Wie ich hörte, sind Sie von Haus aus Psychologe, Mr. Morris. Dann können Sie vielleicht nachvollziehen, dass ich als jüngstes Kind und einzige Tochter ein besonderes Verhältnis zu meinem Vater habe. Meine beiden älteren Brüder, deren Mutter Ronans erste, verstorbene Ehefrau Lara ist, sind ganz anders als ich. Ich meine, sie sind natürlich ganz prächtige Kerle, aber man trifft sie meist nur in Schlips und Krawatte an. Sie leben als Manager in New York, wo sie die Finanzen meines Vaters kontrollieren. Die Investmentgesellschaft Donovan Global existiert auf dem Papier noch immer, auch wenn sie ihre früheren Aktivitäten eingestellt hat. Fast alle Gelder sind mittlerweile in Investmentfonds geflossen, die in Geschäftsfelder mit nachhaltigem und ökologischem Charakter investieren. Einige dieser Fonds hat mein Vater selber aufgelegt.“
„Klingt ja so, als ließe sich auch mit Ökologie viel Geld verdienen. Wie ich allerdings hörte, soll es mit den Finanzen von Donovan EAW und Donovan Global nicht zum Allerbesten stehen. Ist da etwas Wahres dran? Entschuldigen Sie, dass ich so etwas nach kaum fünf Minuten fragen muss, Miss Donovan, aber wir befinden uns mitten in einem ersten, wichtigen Gespräch, das mich zu einem neuen Fall hinführen soll.“
„Von mir aus dürfen Sie mir Fragen stellen, bis Ihnen Ihre Zunge fusselig wird, solange Sie mich nur Una nennen. Das kleine, brave, unverheiratete Mäuschen Miss Donovan, das es gar nicht erwarten kann, sich endlich in die schützenden Arme eines Ehemanns zu werfen, existiert für mich nämlich nicht. Meine Abneigung gegen Titel erklärt sich übrigens auch daraus, dass ich grundsätzlich nichts von Förmlichkeiten halte. Wenn ich nicht gerade hier auf Block Island oder auf dem Hauptwohnsitz meines Vaters in Conneticut bin, arbeite ich mit einem jungen Team in einem einfachen Loft in Brooklyn. Wir sind wie eine große Familie und kennen unseren eigenen Nachnamen schon gar nicht mehr!“
Als sie bemerkte, wie sehr sie vom Thema abgekommen war, schenkte sie sich einen Tee ein und kam auf die eigentliche Frage zurück. Für Mo und Mary war schon jetzt sehr klar, dass in ihrem Wesen nicht nur etwas Mitteilungsfreudiges, sondern auch etwas Sprunghaftes und leicht Unkonzentriertes lag.
„Was unsere finanzielle Situation betrifft, kann man immerhin Licht am Ende des Tunnels sehen. Im Moment verschlingen unsere Experimente und Innovationen zwar noch enorm viel Kapital, ohne dass es uns viel einbringt. Aber wir leben in einer Zeit, in der das allgemeine Umweltbewusstsein zunimmt. Je mehr die Problematik der Umweltzerstörung und des Klimawandels die Öffentlichkeit bewegt, desto mehr können wir mit den Fördergeldern von Sponsoren und Regierungen der ganzen Welt rechnen. Ich glaube sogar, wir werden eines Tages gigantische Gewinne einfahren, weil wir uns rückblickend als die Avantgarde eines der wichtigsten und zukunftsträchtigsten Wirtschaftszweige der Welt erwiesen haben! Aber das Geld ist mir nur wichtig, insofern es unseren Zielen dient. Ein hohles Luxusleben ist meine Sache nicht.“
„Es entspricht wohl dem Grundprinzip unserer westlichen, kapitalistischen Wirtschaftsordnung, dass das, was der Staat und Öffentlichkeit nur fordert, aber nicht selbst vollbringt, von ambitionierten und risikofreudigen Pionieren vorangetrieben werden muss“, bestärkte Mo ihren Optimismus voller Freundlichkeit.
Una nahm das Kompliment mit einem geschmeichelten Lächeln auf und hatte auf einmal eine kleine Warnung auszusprechen:
„Eines möchte ich Ihnen noch sagen, bevor gleich mein Vater erscheint. Er ist alles andere als ein einfacher Mensch. Für die Einen ist er nur ein Exzentriker und Spinner, der sein Geld für verrückte Projekte zum Fenster hinauswirft, doch für die Anderen ist er nicht weniger als ein Guru, der einige Bedeutung für das Anbrechen eines neuen Zeitalters hat. Ich erwarte von Ihnen nicht, dass Sie sich in das Lager