Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine. Benedict Dana
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Und nun entschuldigen Sie mich bitte. Ich muss an Deck und die Mannschaft instruieren. Sobald alle zurückgekehrt sind, stechen wir in See.“
Als Joshua daraufhin bereits seinen großen, kräftigen Körper durch die schmale Kajütentür zwängen wollte, hielt Mo ihn noch für einen Moment zurück.
„Sie müssten doch momentan mit Hochdruck daran arbeiten, das Patent so schnell wie möglich anzumelden. Es ist ja jetzt so etwas wie ein Wettlauf darum mit den Dieben von Gamma 2 entstanden, nicht wahr?“
„Natürlich, ja. Zwar würden sich diejenigen verraten, die in nächster Zeit unsere Erfindung anmelden, aber ein Diebstahl wäre schwer nachzuweisen, wenn die Erfindung über anonyme Dritte erworben wurde. Leider sind wir gezwungen die Anlage schnell wieder aufzubauen, weil zur endgültigen Anmeldung des Patents noch einige Testreihen und Verfeinerungen nötig sind. Da unsere Werft Bloom & Blacksmith sobald keinen Ersatz für Gamma 2 liefern kann, haben wir diese Arbeit am Festland in einer Industriehalle in den Docklands von London begonnen, bis wir Platz auf einer der anderen Forschungsplattformen geschaffen haben. Es schreitet alles gut voran, aber es ist natürlich trotzdem unglaublich ärgerlich, kostspielig und nervenaufreibend für uns.
Und nun wünsche ich Ihnen schon einmal eine angenehme Überfahrt. Seien Sie froh, dass ich das Schiff auf dem Rückweg führen werde. Mit Susan am Steuerrad würde es sehr ungemütlich werden. Sie ist ein richtiger kleiner Dämon zur See, der selbst einen alten Seebären wie mich mit Leichtigkeit in die Tasche stecken kann!“
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Die kleine Segeljacht wurde während der Überfahrt von einem so starken Wellengang geschüttelt, dass Mo und Mary es vorzogen, bei Susan in der Kajüte zu bleiben und sie weiter über Aqua City zu befragen. Die erfahrene Seglerin stellte dabei eine aufreizende Ruhe zur Schau, obwohl immer wieder Bestandteile der Inneneinrichtung laut scheppernd zu Boden fielen und der Holzrumpf der betagten Segeljacht so heftig gegen die Wellen knallte, als ob er jederzeit zu zerbrechen drohte.
Als sie kurz vor dem Erreichen des Zieles von einem Mitglied der Crew zu Joshua auf Deck gebeten wurden, folgten sie der Aufforderung nur widerwillig. Beim Öffnen der Abdeckung des Niedergangs klatschte ihnen ein Schwall kaltes Nordseewasser auf die Haare und als sie sich zu dem Kapitän in den engen, das Steuerrad überdachenden Decksaufbau zwängten, war ihre Kleidung schon halb durchnässt. Er machte wegen des jaulenden Winds keine großen Worte und deutete bloß nach vorne, wo sich mittlerweile in nicht viel mehr als einer Meile Entfernung die breite Silhouette ihres Zieles abzeichnete.
Sie hatten den Grundriss von Aqua City in den USA genau studiert und wussten daher, dass der Durchmesser der bewohnten Hauptinsel 50 Meter und ihre Fläche somit knapp 2000 Quadratmeter betrug. Sie wurde von einem versetzt zueinander liegenden inneren und äußeren Kreis – dem so genannten „Beta- und Gamma-Ring“ - aus je 8 kleineren Forschungsinseln umgeben, die mit ihren 25 Metern Durchmessern genau einem Viertel der Grundfläche der Hauptinsel entsprachen. Einschließlich der stegartigen Verbindungen ergab sich daraus eine Gesamtspannweite von über 160 Metern, die in der horizontalen Perspektive auf See nicht weniger eindrucksvoll als in der Satellitenansicht wirkte.
Sie näherten sich ihrem Ziel kreuzend gegen den Wind und bemerkten bald auf der Seeseite ein an großen Hochseebojen befestigtes, über 200 Meter langes Stahlgitter, das als Wellenbrecher für Aqua City diente. Die hohen Kunststoffkuppeln der kleineren Inseln mit ihren fünf Meter in den Himmel ragenden, der Ansaugung von Luft dienenden Schloten hoben sich deutlich gegen den Horizont ab, während von dem kreisrunden, dreistöckigen Aufbau der Hauptinsel aus dieser Distanz lediglich die Spitze des mit Solarpaneelen bedeckten Daches zu sehen war. An den Außenseiten der acht äußeren Inseln war jeweils ein Ausleger befestigt, an dessen Ende Windräder zur Stromgewinnung aufragten. Aus der Ferne wirkte die Anlage wie die Fantasiekulisse eines grandiosen Science-Fiction-Films; ihre ganze Gestalt schien ein bildhafter Ausdruck des Willens zu sein, die menschliche Zivilisation durch intelligente Technologie auf hoher See neu zu erfinden, nachdem sie an Land in eine bedrohliche Sackgasse geraten war.
Als sie sich ihr schon sehr weit genähert hatten, drehten sie nach backbord ab, so dass sie bald das sich breit in die Küste schneidende Maul der Themsemündung in etwa 15 Meilen Entfernung direkt vor Augen hatten. Die Miss Mary Blue zog eine weite 180-Grad-Schleife und lief dann auf den landwärts zeigenden, zu dem kleinen Hafen von Aqua City führenden Einfahrtskanal zu, dessen Öffnung sich durch das Fehlen einer der verbindenden Stege zwischen den Modulen Beta 5 und Gamma 5 ergab. Der sichtbar über der Wasserlinie liegende Teil der Inseln, die im Beta- und Gamma-Ring lagen, hatte die exakte Form einer Halbkugel und entsprach in seiner Höhe dem Radius seines 25 Meter langen Grunddurchmessers. An jeder Insel zog sich eine breite Lichtöffnung in einem durchgehenden Streifen um die gesamte Kuppel und wurde durch schmale Edelstrahlstreben ästhetisch in wechselnde Dreiecksformen unterteilt; analog dazu wurde das weiße Kunststoffmaterial der Außenhülle überall durch kleine, plane, dreieckige Flächen optisch strukturiert. Was aus der Ferne zunächst Ähnlichkeit mit schwimmenden, pilzförmigen Zeltkuppeln gehabt hatte, wirkte aus der Nähe so raffiniert, erhaben und futuristisch, als hätte man bewusst eine Ähnlichkeit zu einem ultramodernen Forschungsmodul einer imaginären Raumfahrtmission hergestellt.
Der Seegang hatte durch den großen Wellenbrecher nachgelassen, so dass sie bald mit langsamer Maschinenfahrt und gestrichenen Segeln den Hafen anlaufen konnten. Mo und Mary wurden von dem Anblick des dreistöckigen Aufbaus der Hauptinsel gefesselt, der mit seinen großflächigen Fenstern, seiner in verschiedenen Mustern variierenden Verkleidung aus Holz- und Edelstahllamellen und seinem kuppelförmigen, vollständig mit Solarpaneelen bedeckten Dach so durchdacht wie ein postmodernes Architekturexperiment wirkte. Alles, was sie bis hierher staunend in sich aufgenommen hatten, lief immer wieder auf eine absolut nahe liegende Frage hinaus. Es war Mary, die sie schließlich stellte, als Susan kurz vor dem Anlegemanöver an Deck erschien.
„Die Konstruktion von Aqua City muss einen unglaublichen Aufwand bedeutet haben. Wäre es nicht effizienter gewesen, ein Forschungszentrum an Land zu einem Bruchteil der Kosten zu bauen?“
„Das müssten Sie sich eigentlich selber beantworten können, mein Kind!“, reagierte Susan mit einem stolzen Lachen darauf. „In der kapitalistischen Weltordnung ergibt sich Effizienz nicht allein aus einem guten Produkt zu geringen Kosten, sondern zu einem großen Teil auch aus guter Werbung und Image. Fast alles, was Sie hier sehen, hat sich längst dadurch amortisiert, dass uns die Bekanntheit von Aqua City wichtige Geldgeber eingebracht hat. Das gesamte Projekt ist von Anfang an auf Besonderheit angelegt. Sie müssten durch Ihre Recherchen wissen, was uns vor vier Jahren auf einen Schlag weltberühmt machte: Es war die spektakuläre Atlantiküberquerung, die Aqua City nach seiner Fertigstellung von der Küste Virginias an die französische Atlantikküste führte.“
„Gab es bestimmte Gründe außer Werbung, warum Sie nicht in den USA blieben?“, fragte Mary freundlich weiter, obwohl der Ausdruck „mein Kind“ in ihren Ohren etwas großspurig und herablassend klang.
„Oh ja, die gab es allerdings! Das Verlassen der Heimat war als eine Form von Protest darüber zu verstehen, dass die amerikanische Regierung immer wieder die Ratifizierung wichtiger Klimaziele verweigerte. Diesen Protest hatten wir damals intensiv über die Medien kommuniziert. Obwohl die Überquerung des Atlantiks mit Hilfe von Schleppschiffen eine hübsche Stange Geld kostete und leider nicht klimaneutral verlaufen konnte, entschieden wir uns bewusst, die Zukunft unserer Forschung im europäischen Raum zu suchen. Hier ist man im Allgemeinen für Klimaschutz und –politik offener.“
Susan lehnte sich an die Reling und inhalierte genießerisch die salzige Seeluft ein. Nach einer Weile setzte sie hinzu:
„Zu dem Standort auf See ist ansonsten noch zu sagen, dass er nicht nur sehr gesund und inspirierend ist, sondern natürlich auch eine große