Mo Morris und die Anti-CO2-Maschine. Benedict Dana
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„Wenn mich nicht alles täuscht, müssen Sie Susan Donovan sein, nicht wahr? Ich hatte nicht erwartet, Sie hier anzutreffen.“
„Ah, unser Meisterdetektiv Morton Morris ist endlich eingetroffen. Sie sind fürwahr ein schlaues Köpfchen und haben’s schnell begriffen!“, neckte sie ihn grinsend mit einer nicht ernst gemeinten Überheblichkeit, während sich Joshua unauffällig aus der Kajüte zurückzog. Sie musste etwa zehn Jahre jünger als ihr Mann Ronan sein, doch durch ihre schlanke, sportliche Figur und ihre gesunde Gesichtsfarbe wirkte es, als müssten es über zwanzig sein. Sie wies Mo und Mary den Platz auf einer schmalen Sitzbank vor einem kleinen Klapptisch zu und meinte dann:
„Falls Sie erwartet haben, dass wir Sie mit einer schnittigen Motorjacht oder einem Helikopter abholen würden, sind Sie jetzt sicher enttäuscht. Für uns ist das Segeln eine bevorzugte Fortbewegungsart, weil es keine Emissionen erzeugt. All diejenigen, die für den Umwelt- und Klimaschutz kämpfen, werden ja besonders kritisch daraufhin geprüft, ob sie sich auch selber politisch korrekt verhalten und kein Gramm CO2 zuviel in die Atmosphäre jagen. Eine solche Haltung scheint allerdings zu tolerieren, dass jeder, der auf die Umwelt pfeift, sie auch nach Herzenslust verpesten darf.“
„Dann werde ich Ihnen gern einen kleinen Gefallen tun und niemandem etwas über die schwarzen Abgaswolken sagen, die vorhin Ihr Manöver im Hafen verursacht hat“, stichelte Mo trocken und brachte sie damit zum Lachen. Dabei war ihr anzumerken, wie sehr ihr die Tollkühnheit ihres Segelmanövers bewusst war.
„Tja, ein Jeder hat irgendwo ein paar kleine Fleckchen auf der weißen Weste, nicht wahr? Kommen wir mal zu Ihren Sünden. Da sollte es also eine promovierte Ermittlerin namens Dr. Mary Kelly in Ihrem Detektivbüro geben“, meinte sie mit einer eigentümlichen Mischung aus Gutmütigkeit und Schärfe, wobei sie Mary eindringlich ansah. Die sah in einem betretenen Schweigen die beste Reaktion und sandte Mo Hilfe suchende Blicke zu. „Mein Mann und meine Tochter haben es einfach geglaubt und nicht weiter nachgeforscht, weil sie zu viele andere Dinge um die Ohren haben. Dabei hat es mich nur ein paar Minuten Internetrecherche gekostet, um in der Sache klar zu sehen. Die Psychologie der Täter- und Opferbeziehung – über besondere Fälle einer extremen Bindung – hieß nicht so das Seminar, das Sie zuletzt an der kleinen Universität von Rutherford gehalten haben, liebe Dr. Kelly?
Ich durchschaue Ihre Beweggründe, Dr. Morris. Sie haben nicht einen einzigen Mitarbeiter in Ihrer Detektei. Es war übrigens meine Idee, Sie zu engagieren. Ich hatte nämlich darüber gelesen, dass aus Ihrem letzten Fall eine Zusammenarbeit mit der UN resultiert ist, bei der es darum geht, eine Sklavenhalteroase in Südlibyen in ein Flüchtlingsauffanglager umzuwandeln. Das ist eine wirklich großartige Sache, finde ich. Der Idealismus, der dahinter steht, ist verwandt mit unserem. Aus diesem Grund werde ich Ihnen Ihre kleine Flunkerei auch nachsehen. Außerdem habe ich so meine Ahnungen, was Ihre Beziehung zu Dr. Kelly angeht. Man muss Sie beide ja nur mal ansehen. Glauben Sie, nur Sie wären ein guter Psychologe und verfügten über eine überdurchschnittliche Intuition?
Wenn ich nicht glauben würde, dass Ihre Zusammenarbeit Sinn machen könnte, hätte ich es sicher nicht bis zur Ihrer gemeinsamen Ankunft hier auf der Miss Mary Blue kommen lassen. Da Dr. Kelly als Psychologin immerhin auch mit einem Bein in der Kriminologie tätig zu sein scheint, wird sie hier nicht ganz fehl am Platz sein.“
„Sie ist nicht nur nicht ganz fehl am Platz, sondern wird mir eine sehr große Hilfe sein!“, verteidigte Mo selbstbewusst Marys Ehre, obwohl sie durch das Auffliegen ihrer kleinen Lüge in eine schwache Position geraten waren. „Ich nehme an, Sie sind nicht nur mit nach Ramsgate gekommen, weil Sie Spaß am Segeln haben, sondern auch, um uns in Empfang zu nehmen und zu instruieren, Mrs. Donovan, nicht wahr?“
„Natürlich. Gewöhnen Sie sich bitte sofort an, mich Susan oder Su zu nennen, wie es die Meisten tun. Unser Kapitän Josh hat Ihnen hoffentlich bereits erklärt, dass Sie unter dem Siegel der Verschwiegenheit arbeiten werden und Ihre Namen nicht verwenden können. Wie Sie sicher bereits vermutet haben, ist dies angebracht, weil Mitarbeiter von uns in die Sabotageakte involviert sein könnten. Hoffentlich wird Sie niemand erkennen, Dr. Morris. Ihr Gesicht war ja vor zwei Jahren des Öfteren in den Medien zu sehen, als Sie mit der Aufklärung der großen Internetmanipulationen in den USA befasst waren.
Mein Mann, meine Tochter und ich haben entschieden, Sie beide als Reporter auf Aqua City einzuführen. Reporter und Detektive haben viel gemeinsam. Sie schnüffeln überall herum und stellen viele Fragen. Es ist also die ideale Rolle für Sie. Sie werden sich als Larry Keene und Esther Morgan von dem Bostoner Online-Newsportal Eye of the East ausgeben. Das hat mein Mann in Absprache mit einem befreundeten Redakteur für Sie bewirkt. Falls jemand Nachforschungen anstellt, wird er immerhin herausfinden können, dass diese Namen tatsächlich auf der Gehaltsliste der Redaktion stehen.
Also, dann werde ich Sie von jetzt an Esther und Larry nennen. Am besten gewöhnen wir uns sofort daran!“
„Und an was für einer Reportage arbeiten Esther und Larry offiziell? Wofür sollen wir uns vor Ihren Leuten besonders interessieren?“, warf Mary mit erwachendem Interesse ein. Ein Rollenspiel als Reporter schien ihr spannende und abwechslungsreiche Erfahrungen zu versprechen, die sie aus ihrem beschaulichen Universitätsleben nicht kannte.
„Um einen längeren Aufenthalt auf Aqua City und ein breites Interesse für all unsere Forschungs- und Arbeitsbereiche plausibel erscheinen zu lassen, arbeiten Sie eben an einer ganz allgemeinen, umfangreichen Reportage. Wichtig ist vor allem, dass Ihnen Ihre Arbeit einen Zugang zu allen Bereichen der Insel ermöglicht. Sie können jeden alles fragen, nur das Wort Sabotage nehmen Sie bitte nicht in den Mund. Da unsere offizielle Haltung ist, die Sabotageakte vor den Medien zu verschweigen, wäre es natürlich komisch, wenn Sie dazu Fragen stellen.
Alles, was die Sabotage und die technischen Details der 16 Forschungsinseln von Aqua City betrifft, können Sie mit einem unserer Ingenieure besprechen. Ich habe dazu Dr. Regina Flores bestimmt, eine Amerikanerin mit venezolanischen Wurzeln, die seit anderthalb Jahren für uns arbeitet. Regina ist eine ganz vortreffliche Frau, die meine ganzen Sympathien hat. Sie ist in Ihre wahre Identität eingeweiht. Mit Josh und mir sind es damit auf Aqua City bisher erst Drei. Wenn Sie gut arbeiten, sollte es dabei auch bleiben. Josh ist übrigens eine Art Mädchen für Alles hier. Ihm gehörte früher das Schiff und weil er in Geldnöten war, haben wir es ihm abgekauft. Später haben wir es ihm dann als Teilhaber mit der Bedingung zurück übereignet, dass er für uns arbeitet. Seitdem leibt und lebt er für Aqua City und würde sich für mich und meinen Mann ein Bein ausreißen. Wenn einer vertrauenswürdig ist, dann er.“
„Dann sollte er es am besten übernehmen, uns in die verschiedenen Bereiche der Insel zu führen und alles zu zeigen. Dr. Flores werden wir dann nur bei Bedarf zu Rate ziehen“, schlug Mo in einer einvernehmlichen Stimmung vor, da die Ausführungen von Ronans eloquenter Ehefrau Hand und Fuß zu haben schienen.
„Genauso ist es auch vorgesehen. Ich selbst werde Ihnen natürlich auch zur Verfügung stehen“, ließ Susan volle Zustimmung erkennen. Mo schaute sie versonnen an und war noch immer erstaunt darüber, welche Entwicklung sie irgendwann einmal durchlaufen haben musste. Als sie vor rund 30 Jahren Ronan Donovan nach dem Tod von dessen erster Frau Lara geheiratet hatte, hatte ihre Aufgabe vor allem darin bestanden, Una zur Welt zu bringen und auf einem prächtigen Landsitz in Deep River in Conneticut das sorglose Leben einer reichen Ehefrau zu führen. Anstatt dadurch zu einem verwöhnten und dekadenten „Püppchen“ zu werden, hatte sie sich durch ihr späteres, wachsendes Engagement für die diversen Projekte ihres Mannes zu einer bemerkenswerten Persönlichkeit entwickelt, von der eine starke Energie ausging. Durch ihre besondere Liebe für Aqua City schien sie für den reibungslosen Ablauf aller Prozesse auf der Forschungsinsel