Aschaffenburger Schloss. Erik Schreiber

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Aschaffenburger Schloss - Erik Schreiber historisches Deutschland

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der erzbischöflichen Residenz in gedrängter Uebersicht zu geben. Es fanden sich bei diesem Versuch eine beträchtliche Reihe von Angaben, die in kunsthistorischer und rein technischer Beziehung sowohl, als auch in kulturhistorischer über manche bisher offen geliebene Fragen Auskunft gaben.

      Hierbei gelang es auch, den Bildhauer der Skulpturen der Schloßkapelle zu entdecken, der es vollauf verdient, in die so namenarme Reihe deutsche Künstler der Renaissance gereiht zu werden. Weitere Studien sollen den Nachweis erbringen, wie sich in den Maingegenden eine ausgedehnte Bildhauerschule entwickelte, die Würzburg zum Zentrum hat.

      Ferneren Untersuchungen muß es auch vorbehalten bleiben, die Architektur des Schlosses in eine bestimmte Bauschule einzugliedern, da mir bisher die Zeit fehlte, die mit unserem Bau in Verbindung stehenden Werke persönlich zu prüfen. Mit Abbildungen allein, glaube ich, ist diese Arbeit nicht zu bewältigen, da das vorhandene Material sehr unzureichend ist und meist nur Gesamtansichten, selten gute Details gibt.

      An dieser Stelle sei es mir noch erlaubt, Herrn Prälaten Dr. Friedrich Schneider in Mainz meinen pflichtschuldigsten Dank zu sagen für die mannigfaltigen Förderungen und Anregungen, die ich durch ihn erfahren habe.

      Ebenso fühle ich mich zu Dank verpflichtet: den Vorständen der Kgl. Bibliothek zu Aschaffenburg und Würzburg Herrn Professor Hart und Herrn Archivrat Göbl, ferner dem derzeitigen Restaurator des Mainzer Schlosses Herrn Architekten Opfermann und vor allem dem Konservator der Städt. Sammlung zu Aschaffenburg Herrn Friedrich, der in selbstlosester Weise mir jederzeit fördernd zur Seite stand.

      Ein Mann, der aus Aschaffenburg gebürtig, mir noch in den Tagen hohen Alters mit seiner großen Erfahrung viel genützt hat, weilt nicht mehr unter den Lebenden: Herr von Hefner-Alteneck, der unermüdliche Forscher deutscher Kunst.

      Ihm will ich treues Gedenken bewahren.

      Berlin, Oktober 1905

      Otto Schulze - Kolbitz.

      ERSTER TEIL.

      DAS ALTE SCHLOSS ZU ASCHAFFENBURG

      (BIS 1558).

      Schloß- und Stadtbefestigungen.

      Unermüdlich ziehen die stillen Wasser des Mains zu Tal, seit Jahrtausenden folgt rastlos Welle auf Welle, in ewig junger Naturkraft alle Wechsel der Zeit überdauernd. Die Berge mit ihren friedlichen Tälern, durch die sich einst der junge Strom mit schäumendem Uebermut siegreich Bahn brach, stehen noch ragend, wie an jenem ersten Tage; die Wälder und Fluren, die seine Ufer umsäumen, sind noch wie damals, nur was des Menschen Hand in schaffender Arbeit errichtete, ist, wie er selbst, dem Verfall und der Vergänglichkeit unterworfen.

      Oede und einsam war es hier in jener Urzeit, dicht verwachsen und unwirtlich, lange mußte der Mensch in verwegenem Kampfe und harter Mühe ringen, bis er sich Bahn gebrochen in diesen verlassenen undurchdringlichen Waldgegenden. Die fließenden Wasser hörten den Schlag der Axt, sie sahen armselige Holzhütten in dem Dickicht, das sich langsam lichtete, auf den Fluten glitt der Einbaum hinab.

      Andere Zeiten kamen. Durch die Berge klang schaurig das Echo römischer Tubahörner, gewappnete Krieger erblickten die erschrocken aufblitzenden Wellen, trotzige Männer bauten die ersten Brücken über sie (1), Kastelle und Mauern stiegen aus der Erde. Ein ander Geschlecht zerbrach diese Grenzfesten, in den gährenden Zeiten der wandernden Völker zog manch fremder Stamm das Maintal hinab, und als es endlich wieder ruhig geworden, als die Merovinger-Könige jene Gegenden in ihren Besitz genommen, pilgerten ernste Männer den Strom hinauf und kündeten den rauhen Einwohnern mit leuchtendem Auge und glaubensvollem Gemüte von dem Erlöser der Welt. (2)

      In einem stillen Winkel, da wo der Main wieder nach Nordwesten fließt, nachdem er die große sudliche Schleife über die alten Städtchen Wertheim und Miltenberg fast beendet hat, liegt Aschaffenburg auf den letzten Ausläufern des Spessarts, die hier bis an den Fluß vorrücken: jenseits der Ufer, weit hinter der fruchtbaren Niederung schließen in blauender Ferne die sanften Höhenzüge des Odenwaldes den Horizont.

      Lange war man der Ansicht, diese Stadt sei ursprünglich ein römisches castrum mit einer Niederlassung gewesen auf dessen Grundmauern später die erste Anlage des Alten Schlosses, dessen Reste man auf dem Badberge suchte, erstanden sei: (3) mau lutdi sie für einen Brückenkopf des am anderen Ufer liegenden Kastells Stockstadt des transrheinischen limes, der

      hier nicht wie in seinem übrigen Laufe von Wall und Graben, sondern zwischen Miltenberg und Groß-Krotzenburg nur von dem trennenden Flusse gebildet wurde.

      Dieser Glaube bildete sich durch die Funde, die man 1777 bei Niederlegung eines Stadtturmes (Döngesturm) der alten Mauer machte. Es fanden sich dort römische Opfer- und Gelübdesteine eingemauert, und der geistliche Rat Heim, der sie damals beschrieb, folgerte daraus den römischen Ursprung Aschaffenburgs.

      Heute ist, dank der Ausgrabungen des Kreisrichters Conrady (Miltenberg) (4) nachdem schon vorher Herrlein zuerst die festgewurzelte Meinung angezweifelt hatte (5), erwiesen, daß hier nie Römer gesessen, daß alle diese Steine (6), deren Gesimse meist abgeschlagen wurden, um sie als glatte Quadern besser vermauern zu können, aus dem nahen Stockstadt stammen.

      Wahrscheinlich hatte der Mainzer Erzbischof Adalbert I., als er 1122 Aschaffenburgs Mauern, wie wir unten sehen werden, notgedrungen plötzlich erweitern und verstärken mußte, dies Material, soweit es nicht die umwohnenden Landbewohner für ihren Häuserbau benutzt hatten, heranbringen lassen. Bis auf die untersten Fundamente wurde damals das verlassene Kastell umgewühlt, alles, was irgend brauchbar war, wurde fortgeschleppt. Wäre in Aschaffenburg jemals eine römische Ansiedlung gewesen, hätte man gewiß Scherben ausgegraben, die sich an allen derartigen Plätzen in großer Zahl finden. Nachforschungen in dem Boden Aschaffenburgs zeigten aber keine Spur von diesen, und die wenigen Münzen, die man bisher entdeckte, sind keineswegs ein sicherer Anhalt, da sie bei dem regen Verkehr der römisehen Kaufleute fast überall verstreut vorkommen. Auch berührte die alte Römerstraße den Winkel, den der Fluß hier bildet, und an dem unsere Stadt liegt. überhaupt nicht, sondern ging von Stockstadt in gerader Linie auf Obernburg zu.

      In der Merovingerzeit sollen Karl Martell und Pipin der Kurze in diese Gegend gekommen sein, um im Spessart, den vorher schon König Gunther von Worms mit seinen Degen durchzogen hatte, dem Waidwerk obzuliegen. (7)

      Unter Karl des Großen wurde der Spessart, der sich damals noch bis in die Gegenden des Odenwaldes erstreckte (8), königlicher Bannforst; ein schlichtes Jägerhaus, nur aus Findlingen und Holz errichtet, bot gewiß dem hohen Jäger Schutz und Unterschlupf vor Wind und Wetter, und seine Nachfolger, die vorübergehend in Frankfurt residierten (9), werden den Main hinaufgefahren sein und wie einst der große Vorfahr von hier aus durch die wildreichen Wälder gepürscht haben.

      Um 855 findet sich Aschaffenburg urkundlich erwähnt (10) und wir erfahren, daß die Königin Liutgard, die Gemahlin Ludwigs des Jüngeren, in Asseafaburh am 30. November gestorben und ehrenvoll bestattet ruhe. (11)

      Ferner berichtet Ekkehard von Aura, wie auch Girstenbrey angibt, die Hochzeit der beiden eben erwähnten Fürstlichkeiten habe zu Aschaffenburg in Ostfranken stattsgefunden (869) und letztere Stadt sei der Liutgard als Morgengabe und Witwensitz von ihrem Gemahl geschenkt worden. (12) Wurde ein solches Fest hier gefeiert, mußte das ehemalige Jagdhaus Karls des Großen unterdessen erweitert worden sein, und gewiß war auch eine Niederlassung allmählich um dasselbe entstanden. Nach dem Tode der Königin Liutgard, die in Aschaffenburg ihre letzte

      Ruhestätte fand (13), kam die Stadt an die fränkischen Herzöge, die in dieser Zeit der zunehmenden Entwickelung des Sonderstaats in Deutschland auch hier ihre

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