Aschaffenburger Schloss. Erik Schreiber

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Aschaffenburger Schloss - Erik Schreiber historisches Deutschland

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Aufstande mit Heinrich, dem Sohne Otto I., Giselbert von Lothringen, Ludwig IV. von Frankreich und Erzbischof Friedrich von Mainz bei Andernach Land und Leben verloren: das Herzogtum wurde nicht wieder hergestellt, und Eberhards Erbgüter geteilt. 974 ist Otto, der Sohn Ludolfs von Schwaben, der Enkel Otto I. im Besitze der civitas Ascafaburc (14). Als er am 31. Oktober 982 auf dem Heimweg von Unteritalien, wo er mit Kaiser Otto II. gegen Griechen und Sarazenen gekämpft hatte, in Lucca starb (15), ließ er sein Land, da er unvermählt geblieben war, ohne Erben, nur für seine Stiftung, die er der Aschaffenburger Kirche gemacht hatte, war schon vorher von ihm in verschiedenen Schenkungsurkunden gesorgt worden.

      Er ist der Erbauer der Stiftskirche zu St. Peter und Alexander und Gründer des Kollegiatstiftes in Aschaffenburg (16); ferner ließ er sich an demselben Orte ein Schloß, oder richtiger ausgedrückt, eine Behausung und Unterschlupfstätte für Jäger errichten, wie es in der hetreffenden Handschrift heißt. (17) „Ravenspurc“ nannte man diesen Sitz, der in der Nähe des damals noch kleinen Ortes Aschaffenburg lag. Nach einer alten Sage (18) stand diese Ravensburg schon zur Zeit Karls des Großen, der sich auf einem Pürschgange nachts in dem dichten Walde verirrte, und gelobte, an der Stelle, wo er den ersten Menschen treffen würde, ein Kloster zu gründen. Früh morgens weckte ihn das Geräusch eines Holzfällers, der ihm mitteilte, daß er in der Nähe der Ravensburg übernachtet habe, und der Kaiser löste bald sein Versprechen ein.

      Möglich, daß diese Sage erst später entstanden, als Otto seine Behausung bereits so genannt hatte, möglich auch, daß letzterer das alte Jagdschloß, das schon seit Karls Zeiten den Namen trug, für seine Zwecke wohnlicher gestaltete, jedenfalls irren alle früheren Geschichtsschreiber des Schlosses (19), wenn sie die Stelle dieses ersten Baues in der Webergasse suchen, wo heute das Forstamtsgebäude und das Kornhäuschen steht (20); alle haben sich durch den Merianschen Stadtplan (21) von 1646 irre leiten lassen, auf dem freilich ungefähr an dem bezeichneten Orte „das alt Schloß“ steht. Auch der Prospekt Aschaffenburgs in dem Kupferstichwerke Ridingers (22) zeigt über einer Reihe von kleineren Gebäuden, die ebenfalls an der obengenannten Stelle stehen, die Worte: „Das Altte Schloß“. Was dies für eine Anlage war, werden wir später erfahren, nur soviel sei gesagt, daß der Zeichner des Planes in der Topographia hiermit eine weit Jüngere Anlage meinte.

      Ottos Leiche wurde von Lucca über die Alpen nach Aschaffenburg gebracht und in Anwesenheit des Erzbischofs Willigis feierlich in der Stiftskirche beigesetzt. Bald darauf kam die Stadt zum Erzbistum Mainz, denn schon im Jahre 989 erbaute Willigis bei derselben die erste Brücke (23) über den Main und fast 820 Jahre blieb sie treu unter diesem Reginiente. Erst im Jahre 1122 wird wieder der Stadt und des Schlosses urkundlich Erwähnung getan. Damals lag Kaiser Heinrich V. mit dem Mainzer Erzbischof Adalbert I. im Streit wegen der Neubesetzung des Würzburger Stuhles und da der ebenso „tatkräftige als weitausschauende und diplomatisch gewandte“ Kirchenfürst deshalb einen festen Zufluchtsort brauchte, um sich vor einer eventuellen neuen Gefangennahme von Seiten des Kaisers zu schützen, so erneuerte er die alten Stadtmauern seiner Residenz Aschaffenburg (24) verstärkte und erweiterte sie und befestigte gleichzeitig das alte Schloß, von dem es heißt, daß es schon seit langer Zeit fast gänzlich verfallen und zerstört war (25).

      Gewiß mußte der Bau möglichst beschleunigt werden, zumal der Kaiser, der von dem kühnen Plane Adalberts gehört hatte, sich persönlich beleidigt fühlte und dies Unternehmen als eine Verletzung der Reichsgesetze ansah. (26) Tag und Nacht werden, die Städter für ihren Herrn gearbeitet, viele Fuhren Steine werden die Einwohner der umliegenden Ortschaften im Frondienst mühsam herbeigeschafft haben, und damals war es auch, daß von Stockstadt als willkommenes Material die bereits behauenen Quaderreste des alten Römerkastells angefahren wurden. Alle römischen Funde, die man in Aschaffenburg machte, waren in dem Mauerwerk, das Adalbert hatte errichten lassen, auch der Döngesturm, den wir oben erwähnten, gehörte in diesen Befestigungsring, gerade er sollte nach seinem Abbruch im Jahre 1777 ein wichtiges Dokument für die angeführte Behauptung liefern. Es kam nämlich hier ein Gelübdestein zutage, den ein gewisser Publius Ferrasius Avitus dem Jupiter geweiht hatte. Nun fand sich in Stockstadt das Bruchstück eines ganz ähnlichen Denkmals (27), dessen Inschrift nach dem Votivstein aus dem Döngesturm unschwer ergänzt werden konnte und es ergab sich, daß beide Steine von demselben Stifter herrühren. Beide waren auch ohne Zweifel einst an demselben Orte, in Stockstadt, aber während der eine an seinem alten Platze verblieb, wurde der andere zum Mauerbau nach Aschaffenburg gebracht. Hieraus folgt, daß auch die anderen beim Abbruch des Turmes gefundenen Steine von dort hierher geschafft wurden und so lange keine anderen wirklichen Beweise für die Entstehung der Stadt aus einer römischen Niederlassung gefunden werden, müssen wir sie, und gewiß mit Recht, auf germanischen Ursprung zurückführen.

      Von der alten Umwallung, die Adalbert hatte errichten lassen, steht noch ein gut Stück oben auf der Anhöhe nach dem Main zu. (28) Bei dem sogenannten Windfang bog sie nach Nordosten um, lief am Löhergraben entlang, gerade auf die Stiftskirche zu und näherte sich dann in nordwestlicher Richtung der Mainmauer wieder. An dem nördlichen spitzen Winkel, wo der Berg nach zwei Seiten plötzlieh abfällt, stand das alte Schloß, genau an derselben Stelle, an der auch das jetzige sich befindet, und erst im Jahre 1552 fiel es der Brandfackel Albrechts von Brandenburg-Kulmbach zum Opfer. Kein anderer Platz wäre schon während seiner natürlichen Lage so geeignet gewesen; nördlich und westlich senkt sieh das Gelände nach dem Viehberg und dein Main zu, an den übrigen Seiten wurde die Burg von der oben genannten Mauer gedeckt. Hätte sie weiter südlich, wie man bisher allgemein annahm, gestanden, wäre es jedem Angreifer ein leichtes gewesen, die Anhöhen ungehindert zu erklimmen und dann auf dem ebenen Plateau gegen das Schloß anzustürmen. Die weiteren Beweggründe für die Annahme der ursprünglichen Lage desselben an dem bezeichneten Platze werden wir bei Betrachtung der Zeichnung des alten Schlosses von Veit Hirsvogel (29) näher ins Auge fassen.

      Abermals verging eine lange Spanne Zeit, päpstliche Legaten hatten während ihres Aufenthalts in Mainz Kaiser und Erzbischof ausgesöhnt, in dem Schloß saß nun ein Vizedominus, der seinen Herrn vertrat und besonders die Geld und Verwaltungsgeschäfte zu leiten hatte. (30) Wohl hören wir manches von dem Stifte, das sich durch reiche Schenkungen immer mehr ausdehnte, dem viele adelige Familien lehenspflichtig waren, über das Schloß schweigt die Geschichte und erst im Jahre 1285 meldet uns eine kurze Nachricht (31), daß unter dem Erzbischof Werner hier eine neue Kapelle zu Ehren Johannes des Täufers eingeweiht wurde. Wir ersehen hieraus, daß schon das alte Schloß denselben Schutzpatron wie das neue hatte. Aschaffenburg selbst wurde der alte Mauergürtel, der die Oberstadt umschloß, zu eng, neue Ansiedlungen entstanden und in den Jahren 1363 bis 1364 wurden auch diese mit Wall und Zwinger umgeben; von der Löherpforte im Südosten der Stadt lief diese Befestigungslinie über das Sand- und Herstalltor nach Norden herum und weiter um das Viertel, das zu der inzwischen gebauten St. Agathakirche gehörte. Auch die Fischergasse unten an der Mainbrücke wurde in die Erweiterung mit hineinbezogen. (32)

      Ende des XIV. Jahrhunderts wurde unter der Regierung Erzbischofs Johann II. der alte Streitturm des Schlosses, den man schon 1337 (33) zu bauen begonnen hatte, erhöht, der als einziger Ueberrest der ersten Anlage Zerstörung und Zeit überdauerte und später dem Neubau des Erzbischofs Schweickardt von Cronenberg (1605 - 1614) eingegliedert wurde. Sicherlich wird Kurfürst Johann II. die Befestigungen noch mehr verstärkt haben, damit er in seinen Kämpfen mit Thüringen und Hessen eine etwaige Belagerung besser aushalten konnte. Kurfürst Konrad III. (1419 - 1439) erweiterte die Burg abermals und stattete sie prächtiger und glänzender aus (34), auch schuf er 1430 eine neue steinerne Mainbrücke, da die alte, wie die Limburger Chronik berichtet, bei einem schweren Eisgange zerstört worden war. (35)

      Unter seinem Nachfolger Theoderich von Erbach (1439 - 1459) erfuhren Stadt und Schloß neue Erweiterungen. (36) Er setzte den Ausbau des letzteren fort und sicherte es durch Anlage einer starken Mauer, die vorn am Main die tiefe Einsenkung sperrte, welche zwischen Schloßberg und der Anhöhe, auf welcher heute das Kapuzinerkloster liegt, von der Stadt aus allmählich nach dem Fluß zu abfällt und Viehberg genannt wurde.

      In der Nähe der jetzigen Karlstraße fand sich in dem oberen Teile dieser starken und mit breiten Strebepfeilern versehenen

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