Aschaffenburger Schloss. Erik Schreiber

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Aschaffenburger Schloss - Erik Schreiber страница 7

Aschaffenburger Schloss - Erik Schreiber historisches Deutschland

Скачать книгу

Tor zu ebener Erde, nur im oberen Teile befand sich ein Zugang, der mittelst einer beweglichen Leiter erreicht werden konnte. Der Raum zur ebenen Erde enthielt Schlafgemächer und Vorratskammern. (55) Der Keller diente als Verließ und Aufbewahrungsort von Trinkwasser, das durch eine Oeffnung im Fußboden emporgewunden wurde. Zur Linken des Baues sieht man auf der Zeichnung die Mauer, die Theodorich den Viebberg hinauf errichten ließ, und weiter hinten, an den Nordostturm des Schlosses anschließend, die, welche sich um das Stadtviertel der Agathakirche herumzog. Rechts erblickt man die Stadt (56) mit ihren Fachwerkgiebeln und Wänden, mit ihren Dächern und Kirchtürmen und weit im Hintergrunde die waldigen Höhen des Spessarts. Hier weilte der Mainzer Erzbischof, Albrecht von Brandenburg, lange Jahre, nachdem er sich aus dem protestantisch gewordenen Halle zurückgezogen hatte, hier sann er seinem Leben nach, in dem Luther eine so bedeutende Rolle gespielt hatte, und suchte den Frieden seiner unruhigen Seele im stillen Schauen des weiten Landes, des ruhig dahinziehenden Flusses: sein künstlerischer Sinn umgab sich mit den Werken eines Grünewald und anderer Meister, wie Beham und Glockendon, die seine Gebetbücher mit unendlichar Liebe und Phantasie schmückten (57), die mit einer bewundernswerter Ausdauer seine Schöpfungen für die Kirche schufen; hier gab er am 24. September 1545 seinen nimmermüden Geist auf, und die leise rauschenden Wasser des Main, denen er so oft in tiefem Grübeln und Denken nachgeschaut, die in ihrem ewigen Kommen und Gehen ihn an die Vergänglichkeit alles Irdischen mahnten, trugen den jetzt so stillen Mann, dessen Leiche auf dem schwarzverhängten Schiffe aufgebahrt stand, hinab in die alte Stadt, durch die er einst in jungen Tagen in strahlendem Glänze gezogen war. (58)

      Unter Albrechts Nachlolger, dem Kurfürsten Sebastian wütete der schmalkaldische Krieg im Mainzer Gebiet, das verbündete Heer brannte 1546 einen Teil von Aschaffenburg nieder und plünderte Kirchen und Klöster der ganzen Umgebung: auch die kurfürstlichen Schlösser wird man dabei nicht verschont haben, da der Besitzer sich weigerte, die 40000 fl. Brandschatzung zu erlegen. (59) Die unruhigen Jahre wollten kein Ende mehr nehmen, Truppendurchmärsche und Einquartierungen von Freund und Feind wechselten miteinander ab, alles lebte in steter Sorge und Aufregung, endlich rückte das Jahr 1552 heran, das das größte Unglück über unsere Stadt bringen sollte. Sie wurde vom Grafen von Oldenburg besetzt, auf des Markgrafen Albrecht von Brandenburg Geheiß plünderte das Soldatenvolk das kurfürstliche Schloß und als alles fortgeschleppt war, was irgendwie Wert besaß, warf man im rohen Uebermute die Brandfackel hinein, und die gierig züngelnden Flammen vernichteten in lodernder Glut in wenigen Stunden alles, was Menschenhände durch Jahrhunderte mit Mühe und Fleiß errichtet hatten. (60)

      Als der Laurentiustag zur Neige ging, war das Zerstörungswerk beendet; aus der rauchenden Trümmerstätte, die sich in den dumpfmurmelnden Wassern wiederspiegelte, ragte starr und unverrückbar, wie ein warnendes Mal, ein einziger Zeuge alter Pracht und Herrlichkeit aus dem schwelenden Schutt - der alte Turm! –

      ZWEITER TEIL.

      DER NOTBAU. 1556-1606.

      (Das sogenannte „Alte Schloß“)

      Im Jahre 1554 wurde endlich der streitsüchtige Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach, nachdem er schon vorher (9. Juli 1553) von Moritz von Sachsen bei Sievershausen besiegt und bald darauf in die Reichsacht erklärt war, von den verbündeten Fürsten auf der Heide zwischen Volkach und Kissingen derart geschlagen, daß er nach Frankreich fliehen mußte, wo man ihm ein Jahrgeld ausgesetzt hatte. Nach allen den Streitigkeiten der letzten Jahre und besonders durch den Markgräfler Krieg war die Sehnsucht nach Frieden, zumal bei den schwer betroffenen geistlichen Herren immer lebhafter geworden und alles wünschte einen „allgemeinen, von jeder Zeitbegrenzung unabhängigen Religionsfrieden herbei. Erleichtert atmete Deutschland auf, als endlich zu diesem Zwecke am 5. Februar 1555 der Reichstag in Augsburg zusammentrat der die Grundlage der weiteren politischen und religiösen Entwickelung des Reiches werden sollte.

      Auch in das Mainzer Gebiet, das in der letzten Zeit so viel erlitten, zog wieder Ruhe und Ordnung ein, langsam erholte sich das Land und nach und nach entfaltete sich aufs neue der einstige Wohlstand, den harte Kriegsjahre erbarmungslos vernichtet hatten.

      In Aschaffenburg ward wieder aufgebaut, was das Feuer und die rohe Soldateska zerstört hatten, nur das Schloß blieb als trauriger Schutthaufen liegen; vor ihm stand 1566 der Graf von Zimmern, als er auf seinen Reisen die Stadt berührte und verwünschte in derben Worten den Urheber all dieses Frevels. Er nennt es die „herrlich alt reichscanzlei, die nimmer mag widerum restaurirt werden, und schad, fährt er fort, daß der Ursach halb ime (d. h. hier dem Markgrafen

      Albrecht) sein schandlichs Haupt nit ist mit einem Britt abgestoßen worden“. (61)

      Keine Hand fand sich, die es wagte, die ausgebrannten Mauern und Wände in altem Glanze wieder erstehen zu lassen. Wer hätte auch nach allen den Brandschatzungsgeldern, den Unsummen, die die ständigen Einquartierungen erforderten, an einen solchen Plan überhaupt denken mögen! Und den schon genug geplagten und ausgesaugten Bürgern noch neue Lasten aufzuerlegen, wäre jetzt ein Frevel gewesen, der sich gewiß bitter gerächt hätte!

      Man mußte also einen Ausweg suchen, damit der Erzbischof wie in alten Zeiten die Sommermonate seine Residenz in Aschaffenburg aufschlagen konnte.

      Aus der Zeit Albrechts von Brandenburg waren zwischen der alten Stadtmauer, die sich oben auf der Anhöhe parallel mit dem Maine hinzog und der Webergasse, ungefähr da, wo heut das Kornhäuschen und das Kastanienwäldchen stehen, mehrere Gebäude erhalten, die Oekonomie und Verwaltungszwecken dienten, ferner auch Räume für Hofbeamte in sich schlossen. (62) Diese fing man an auszubauen und würdiger herzurichten, damit in ihnen, wenn auch nur notdürftig, die Erzbischöfe Hof halten konnten.

      Leider lagen sie nicht geschlossen zusammen, da hier seit früherer Zeit längs der Stadtmauer schon verschiedene stiftische und andere Häuser aufgeführt waren, die Albrecht zwangen, seine Bauten in die noch freien Parzellen einzufügen. (63) Jetzt empfand man das hinderlich, und im Interesse des ungestörten Verkehrs zwischen den einzelnen im Umbau begriffenen Gebäuden ging man daran, die am meisten im Wege stehenden den ursprünglichen Besitzern abzukaufen. So belehrt uns eine Urkunde vom Jahre 1556, daß der damalige Erzbischof Daniel ein Haus samt Hof kaufte, welches bereits 1368 der Stiftsvikar des St Michaelisaltars Johannes Borich zur Anschaffung und Unterhaltung einer ewigen Lampe am Kapitelhause im Kreuzgang dem Stift zu Aschaffenburg vermacht hatte, von dem es der Kurfürst erwerben wollte. (64) Ausdrücklich wird hier gesagt, daß er es nur deshalb kaufte, um eine Verbindung zwischen den neuen von Albrecht errichteten Baulichkeiten zu haben, nachdem, wie hinzugefügt wird, das Schloß niedergebrannt war. (65)

      Aber mit dem Ankauf dieses einen Hause war der Zweck noch nicht völlig erreicht. Schon im Jahre 1557 hören wir von einem ähnlichen Geschäft. Diesmal handelt es sich um das Besitztum des Hans Leonhardt Kottwitz von Aulenbach, der letzteres erst kurz vorher mit allen seinen Gerechtigkeiten von den Gebrüdern von Vechenbach erstanden hatte. (66) Bereits am 28. Juni desselben Jahres tauschte Kottwitz dies gegen ein anderes um, das dem Erzbischof in Klingenberg gehörte, wo er selbst Amtmann war und Daniel kam so in den Besitz des Hauses, das nach den mehrmaligen Angaben in den Pergamenten „neben dem Newen Baw gegenn dem Schloß zu gelegen war (67).

      Stets wird von dem „Neubau“ gesprochen, der unweit des zerstörten Schlosses lag, so daß die Ansicht, daß letzteres nach dem Brande wieder aufgerichtet wurde, zu verwerfen ist (68).

      Bald nach 1557 scheint das Werk fertig gewesen zu sein. Daniel und seine Nachfolger wohnten wieder zur Sommerzeit hier in diesem Notbau, der also nur aus einem Komplex ursprunglich anderen Zwecken dienender Gebäude bestand, und den ich deshalb Notbau genannt habe.

      Die Jahre gingen dahin, die Erzbischöfe auf dem Mainzer Stuhl wechselten, jeder aber weilte wenigstens ein paar Monate in Aschaffenburg. 1601 starb Kurfürst Wolfgang in dem neuen Schlosse und in lebendigen Farben schildert das alte Stiftsprotokoll die Feierlichkeiten seines Leichenbegängnisses. (69)

Скачать книгу