Sky-Navy 05 - Das schweigende Schiff. Michael Schenk
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sky-Navy 05 - Das schweigende Schiff - Michael Schenk страница 5
„Ich konnte meine Konsole neu starten und lasse die Systemanalyse laufen. Es steht nicht gut, Herr. Viele Routinen der Unterprogramme reagieren nicht. Mit Sicherheit können wir keines der wichtigen Schiffsysteme von hier aus starten. Nicht ohne Hauptenergie.“
Die ausführende Hand der Maschine nickte zu den Worten seines Untergebenen zustimmend mit den Fühlern. Der Norsun deutete zu den wenigen transparenten Scheiben, die sich am oberen Rand der Zentrale entlangzogen und den Ausblick in den Weltraum ermöglichten. „Herr, wir sind ohne Antrieb und ohne Fühler. Wenn uns ein weiteres Objekt bedroht, so können wir nicht reagieren und ausweichen.“
Buron stieß einen schnalzenden Laut aus. „Dann werden wir dafür sorgen, dass wir wieder Energie bekommen. Ausführende Hand des Schiffes und Hand der Seher, ihr bleibt hier. Hand der Maschine, du bleibt bei deiner Konsole. Sprecher und Stecher, ihr folgt mir. Wir gehen zum Maschinenraum und untersuchen dabei das Schiff auf das Ausmaß der Schäden. Da die Schwerkraft ausgefallen ist, gilt dies auch für die Lebenserhaltung. Unsere Anzüge können uns nur begrenzt versorgen. Wir müssen schnellsten eine Notversorgung sicherstellen.“
Die Verluste an Leben waren Buron weitestgehend bekannt. Als Norsun hatte er gelernt diese zu akzeptieren. Weit wichtiger war für ihn der Zustand des Schiffes, denn dieser entschied über die Zukunft der Überlebenden.
Buron und seine Begleiter benutzten den Nothebel, um das Tor der Zentrale zu öffnen. Die beiden Hälften der achteckigen Konstruktion begannen sich unten zu teilen und klappten dann, wie die Teile einer Schere, auseinander, bis sie in den Deckenhalterungen einrasteten.
Im dahinterliegenden Gang brannten nur wenige Notlichter. Sie schalteten die Kragenscheinwerfer ein und gingen in Richtung auf den Schacht, über den sie das mittlere Hauptdeck erreichen konnten. Dort führten zwei Gänge gradlinig in die Heckkugel mit den Maschinenräumen. Die gläsernen Gänge des mittleren Rumpfteils waren ein Teil dieser Wege. Innerhalb des Schachtes gab es keine Liftkabine, doch das war kein Problem. Die Konstruktion der Norsun besaß eine Art Teleskopstange mit angerauter Oberfläche. Dass man vom oberen Pol der Bugkugel bis hinunter zu ihrem unteren sehen konnte, störte keinen der Norsun, denn sie kannten keine Höhenangst.
Sie kletterten die Stange hinunter bis sie die Höhe des Hauptdecks erreichten und ignorierten dabei den zerschmetterten Leib eines Besatzungsmitglieds, den sie weit unter sich im schwachen Glimmen einer Notlampe erkannten. Sie schwangen sich aus der Schachtöffnung und sahen sich um.
Der Gang war ringförmig angelegt und führte um den Äquator der Bugkugel. An seinen Seiten befanden sich die Tore, die zu verschiedenen Räumen führten. Obwohl der Gang nahe der Außenhülle lag, gab es keine Korridore, die in das Zentrum der Kugel führten. Es war eine Eigenheit der Hantelschiffe, dass der Kernbereich nur durch Tore in den innen liegenden Räumen erreicht werden konnte.
In der Bugkugel befanden sich überwiegend die Aufenthaltsräume und Quartiere der Besatzung, Nahrungsmittellager und Wassertanks, die medizinische Abteilung, einige Labore und dergleichen. In zwei großen Depots wurden die bionischen Kunstwesen gelagert.
An der Verbindung zum Mittelteil gab es auf dem Hauptdeck zwei Zwischenschleusen, die den Zutritt in die beiden gläsernen Gänge ermöglichten, die an den Außenseiten des Mittelteils entlang zur Heckkugel führten. Die Trennschotts des äquatorialen Rundgangs waren geschlossen. Über dem einen glühte ein warnendes Licht, dass jenseits des Tores Druckabfall signalisierte.
„Wir sollten erst Rurod aus der Heilerabteilung befreien“, schlug Tisson vor. „Dann können wir jene Verletzten versorgen, die wir noch lebend vorfinden.“
„Solange wir keine Energie bekommen wäre das Zeitverschwendung“, lehnte Buron ab. „Das Schiff geht vor, denn ohne das Schiff versagen wir alle.“
Es gab keine Diskussion, denn die Entscheidung des Kommandanten stand fest. Sie wandten sich dem intakten Gang zu, der zum Heck führte.
In ihren Helmen waren zunehmend die Stimmen von Überlebenden zu hören. Einige hatten sich mit eigener Kraft aus den verschlossenen Räumen befreit und halfen nun den anderen.
„Kümmert euch um die Brände und Schäden“, befahl Buron ihnen über das Helmsprechgerät, „und redet nur, wenn es erforderlich ist. Euer Gezirpe hallt durch das ganze Schiff“, behauptete er, um seinen Unmut auszudrücken. „Vergeudet eure Kraft also nicht und konzentriert euch auf das, was getan werden muss.“
Abgesehen von Toren, über denen das Warnlicht auf fehlende Atmosphäre hinwies, bekamen sie keine Schäden zu Gesicht, als sie durch den intakten gläsernen Gang liefen. Als sie durch die lange Front der Panoramascheiben hinaus blickten, sahen sie nur wenige Sterne, dafür jedoch einen gewaltigen Gesteinsbrocken, der nur wenige hundert Meter neben dem Schiff trieb.
„Wir brauchen Energie“, sagte der Seher nervös. „Wir brauchen die Triebwerke.“
Der Sprecher zirpte amüsiert. „Das ist die Absicht des Hoch-Wortes.“
Sie erreichten den Äquatorgang der Heckkugel. Hier befanden sich die Lagerräume, Energiestationen und der große Maschinenraum im Zentrum, der sich über mehrere Decks erstreckte. Aufgrund der Nähe zur Energiequelle waren hier auch die Kälteschlafkammern installiert, zu denen eine kleine medizinische Abteilung gehörte.
Am anderen Ende des gläsernen Gangs trafen sie auf ein weiteres geschlossenes Sicherheitsschott. Das Licht zeigte dahinter Atmosphäre, also öffneten sie. Nur wenige Meter entfernt befand sich das ebenso geschlossene Gegenstück. Sein Licht blinkte warnend.
„Offensichtlich erreichen wir nun die Räume, in denen es keine Luft gibt“, stellte Buron fest. „Schließt das hintere Tor, damit die Luft aus der Schleuse abgelassen werden kann. Nun werden wir endlich sehen, was in der Heckkugel geschehen ist.“
Im Licht ihrer Scheinwerfer öffnete Tisson die Klappe, hinter der sich die Hebel und Ventile der Notsteuerung verbargen. Augenblicke später war die kleine Schleuse luftleer und sie konnten das Tor zum anderen Bereich des Äquatorgangs öffnen. Hier gab es keine Notlichter, doch das war auch nicht erforderlich. Wenige Meter vor ihnen klaffte ein unregelmäßiges Loch in der Wandung des Mittelteils. Das Metall war von der Gewalt des Durchschlags extrem erhitzt worden und die Ränder glühten unheilvoll. Auf der gegenüberliegenden Seite führte ein mehrere Meter durchmessender Tunnel mit sanfter Steigung durch die Heckkugel hindurch. Streben und Rumpfplatten waren geborsten, zerstörte Versorgungsleitungen und Kabelstränge ragten dazwischen hervor. Auch hier waren Glut und sprühende Funken zu sehen.
Buron erkannte mehrere große Blutflecken am Boden und am Rand des Tunnels. Sie waren das Einzige, was auf den Tod eines Besatzungsmitgliedes hinwies. Jenseits der Biegung des Gangs war unruhiger Lichtschein zu erkennen. Wenig später tauchten zwei Norsun in Raumanzügen auf.
„Maasla“, stellte sich der eine vor.
„Der niedere Kristallputzer“, erinnerte sich Buron. „Wie ich sehe hast du noch einen weiteren Putzer gefunden.“
„Ich bin eine Hand und kein Kristallputzer“, protestierte der andere. Der Standesdünkel des Maschinisten gegenüber einfachen Hilfskräften war nicht zu überhören. Im Volk der Norsun war es weit verbreitet und wurde unterstützt, denn es spornte zu besonderen Leistungen und Aufstieg im hierarchischen System an.
„Habt ihr einen freien Zugang zum Maschinenraum gefunden?“, fragte Buron.
„Viele Zugänge,