Sky-Navy 05 - Das schweigende Schiff. Michael Schenk
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„Aber es ist gefährlich“, schränkte die Hand ein. „Scharfkantige Trümmer, zerfetzte Kabel, die noch unter Energie stehen…“
Buron hob die Hand und gebot Schweigen. „Sehen wir uns dort um.“
„Meine Hand folgt deinem Willen, Hoch-Wort“, versicherte der Maschinist zögernd.
Kristallputzer Maasla schien über mehr Mut zu verfügen als sein Begleiter, denn er wandte sich bereits um und führte die Gruppe den zu einem der Tore des Maschinenraums. Dieses war aus seiner Führung gedrückt worden und ragte in den Gang hinein, die umgebende Wand war verzogen und wies Spuren auf, als habe man sie von der anderen Seite mit enormen Schlägen bearbeitet.
Sie zwängten sich vorsichtig zwischen den Torhälften hindurch. Nach rechts erstreckte sich die schreckliche Wunde, die der Erzklumpen geschlagen hatte. Vor ihnen lag die Krümmung der Außenwand des Maschinenraums. Hier, in Höhe des Äquators, war sie aufgeschlitzt worden und man konnte zwischen den zerfetzten Metallrändern in den Maschinenraum hineinblicken. Die starken Lichtkegel der Scheinwerfer offenbarten, welcher Schaden dort entstanden war.
Der Maschinenraum wies die Grundform einer Kugel auf und erstreckte sich über zwölf Decks. Im Abstand von drei Decks gab es eine umlaufende Galerie. Kern der Anlage war der aufragende Zylinder des riesigen Reaktors. Sein pulsierendes Leuchten war erloschen, denn mit den auftretenden Kurzschlüssen in den Hauptleitungen war es zur Notabschaltung gekommen. Um den Reaktor bildeten zwei Reihen schlanker Kristallsäulen einen doppelten Ring. In ihnen wurde jene Energie zwischengespeichert, die vom Reaktor produziert, aber nicht unmittelbar abgerufen wurde. Diese Kristallsäulen speisten auch das Transit-Triebwerk des Schiffes. Zwei der Säulen erstrahlten in hellem Blau und zeigten die volle Ladung an, drei weitere glommen schwach, die übrig dreißig waren matt und enthielten keine Ladung.
Als sich die Katastrophe ereignete hatte keiner der Norsun im Maschinenraum seinen Anzug geschlossen. Alle dreiundfünfzig waren bei der explosiven Dekompression ums Leben gekommen. Der Luftsog hatte die meisten, ebenso wie fast alle losen Gegenstände, mit sich aus dem Schiff gerissen. Einige der Leichen waren zwischen Maschinenteilen verkeilt. Ihre aufgeplatzten Leiber wurden nur noch von den Anzügen zusammengehalten.
Buron gab seinen Gefährten einen Wink, schaltete seine Magnete ab und ließ sich langsam durch den Riss in den Maschinenraum treiben. Nun gewann er einen besseren Überblick und was er sah, bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. Ein Teil der Anlage war durch Kurzschlüsse zerstört worden. In einem Umfang, der eine Reparatur unmöglich machte.
„Hoch-Wort an alle Besatzungsmitglieder“, wandte sich Buron an die Überlebenden. „Das Bekämpfen der Kurzschlüsse hat oberste Priorität. Alle beschädigten Energieverbraucher sind von der Versorgung abzutrennen. Anschließend werden alle Hände die Schäden im Maschinenraum begutachten und beheben, soweit dies möglich ist. Lebenserhaltung und Schwerkraft haben Priorität. Ich erwarte in einem Kleinzyklus die Berichte der ausführenden Hände.“
Für die siebenundvierzig überlebenden Norsun begann eine extrem anstrengende Periode, in der sie alles versuchten, ihr Schiff zu retten. Inzwischen waren alle aus den Räumen befreit worden und die Verletzten wurden auf der Heilerstation versorgt. Wer keine zu schweren Wunden erlitten hatte wurde sofort an die Arbeit geschickt. Das Schiff ging vor, denn es war ihre einzige Hoffnung auf Rettung. Solange es Kurzschlüsse im Energiesystem gab konnte der Reaktor nicht neu aktiviert werden und sie waren bis dahin auf die gespeicherte Energie der Kristallsäulen angewiesen. Drei Kristallputzer wurden abgestellt, die Säulen fortwährend zu polieren, damit kein Quäntchen Energie durch Verunreinigungen der Oberflächen verloren ging. Der Versuch, die Schiffshülle wieder zu versiegeln, um die Herndaskar wieder vollständig mit Atmosphäre zu versorgen, war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Es gab nicht genug Ersatzmaterial, um es über die Durchschlagsöffnungen im Rumpf zu schweißen.
Nach Ablauf eines Kleinzyklus versammelte Buron die Überlebenden in der Zentrale des Schiffes. Inzwischen zeichnete sich ab, welche Möglichkeiten den Norsun verblieben. Es lag am Kommandanten, die entsprechenden Entscheidungen zu fällen und zu verkünden.
Buron musste sich dabei auf das Wort von Maasla verlassen. Obwohl er nur ein niederer Kristallputzer war und zwei Hände der Maschine überlebt hatten, zeigte Maasla den größten Sachverstand. Er hatte die Schäden im Schiff unermüdlich untersucht und es war ihm, mit der Unterstützung anderer, gelungen, mehrere kleine Wunder zu vollbringen. Die Lebenserhaltung und die künstliche Schwerkraft funktionierten wieder und in den wichtigen Räumen war die Hauptbeleuchtung eingeschaltet. Nun musste Maasla den Übrigen jedoch ein paar bittere Wahrheiten verkünden.
„Ich habe den Reaktor und die Speicherkristalle sorgfältig untersucht. Ebenso alle wichtigen Maschinen und die Antriebe.“ Der Kristallputzer sah die Blicke der anderen auf sich gerichtet und knickte bedauernd die Fühler nach vorne. „Die Schäden sind schwerer als zunächst gedacht. Wir können den Reaktor nicht reaktivieren, womit uns nur die Energie in den noch intakten Speichersäulen bleibt. Es ist zu wenig, um damit die Triebwerke zu starten. Die Herndaskar ist gestrandet und nicht mehr als ein Wrack.“
„Ich bezweifle sein Wort“, sagte Tisson prompt. „Was versteht ein niederer Kristallputzer schon von den Seelen der Maschinen?“
„Offensichtlich mehr als die Hände der Maschine“, wehrte Buron die Kritik ab. Er sah die überlebenden Techniker grimmig an. „Ich frage mich, welchen Nutzen sie für uns haben.“
„Die ausführende Hand der Maschine hat ihr Wissen stets vor uns verborgen“, behauptete einer der beiden. „Maasla war klug, da er der ausführenden Hand heimlich auf die Finger sah.“
Buron überlegte. Das konnte stimmen. In der Hierarchie der Norsun versuchten die meisten, ein Aufsteigen der niederen Ränge zu verhindern, damit diese ihnen die Position nicht streitig machen konnten. So war das Wissen des Einzelnen oft ausgesprochen spezialisiert.
„Dann müssen wir um Hilfe rufen“, meldete sich ein Norsun zu Wort. „Die Energie wird doch genügen bis uns die Schiffe des Volkes erreichen, nicht wahr?“
Buron sah den ausführenden Sprecher auffordernd an. Der deutete auf die Konsole des Funkgerätes. „Das Fernsprechgerät ist schwer beschädigt. Es ist mir gelungen es so weit zu reparieren, dass wir einen Notruf absetzen können. Allerdings nur einen sehr kurzen und nur einen einzigen. Die Bionik-Platinen werden der Belastung eines Spruchs nur kurz standhalten. Wird dieser nicht gehört, dann sind wir verloren.“
„Ich halte deine Wort für wahr, aber für unangemessen“, wandte Tisson ein. Die ausführende Hand der Stecher stand neben der nutzlosen Waffenkontrolle. „Auch wenn man unseren Notruf nicht empfangen würde, so ist es eine Tatsache, dass die Herndaskar als Prototyp ein sehr wertvolles Schiff für das Stammvolk ist. Wenn wir schweigen, so wird man sie nicht einfach verloren geben, sondern nach ihr suchen.“
„Ich halte dies für überlegt und angemessen“, stimmte Buron zu. „Man wird auf jeden Fall nach uns suchen und das Stammvolk kennt die Sektoren, in denen wir unsere Tests durchgeführt haben. Das Suchgebiet ist groß, aber früher oder später wird man uns finden und retten.“
Rurod, die einzige überlebende Hand der Heilung, zirpte zweifelnd. „Die Frage ist nur, Hoch-Wort, ob unsere Energie ausreichend ist, die Lebenserhaltungssysteme so lange am Laufen zu halten.“
„Maasla?“
Der gab das Äquivalent eines Seufzers von sich. „Zwei Mittelzyklen, dann versiegt die Energie.“
„Zwei Mittelzyklen?“