Paulo bei den Krat (11). HaMuJu

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Paulo bei den Krat (11) - HaMuJu

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fürchten begänne, sollte er sofort bei uns schellen und sich Rat bei uns holen, alle wären für alle da! Dann war ich mit Marietta und unserem Sohn wieder allein, der erste Kriegstag neigte sich seinem Ende zu, wir saßen voller Sorge, aber auch mit großer Zuversicht auf unserer Terrasse und versuchten, zu lesen, was uns aber nicht gelang. Marietta fragte mich, was Bortan von mir gewollt hätte und ich sagte ihr, dass ich sein Berater sein sollte, ich wäre zwar ein militärischer Laie, aber Bortan wollte meinen Rat als Mensch einholen, wie er sich ausgedrückt hätte.

      Sie brauchte keine Angst zu haben, niemals wäre ich in Kampfhandlungen verwickelt, dafür sorgte ich schon. Ich sagte Marietta, dass der Krieg nach meiner Meinung nicht lange dauern würde, die Krat hätten nicht genug Reserven, um gegen die vereinigten Kräfte der Goor, der Teen und die Soldaten aus dem Miska-Reich bestehen zu können. Ob es denn bei der Zerstörung des ersten Raketenschildes auch Tote gegeben hätte, fragte Marietta und ich antwortete, dass es sich dabei um ein vollautomatisches Waffensystem gehandelt hätte, es gäbe kein Personal bei den Raketen, alles würde ferngesteuert, ich könnte mir es deshalb nicht vorstellen, dass es dort Tote gegeben hätte. Die Krat rückten unterdessen im Reich König Miskas immer weiter vor, ihr Ziel war die Einnahme von Boskvik, der Hauptstadt, um dort alle Regierungsinstanzen lahmzulegen und psychologischen Druck auf die Bevölkerung auszuüben. Zuvor galt es, den Telljoki zu überwinden, einen Fluss, der das Miska-Reich von Norden nach Südosten in zwei Teile teilte und als natürlicher Schutz für die Hauptstadt, die jenseits des Flusses lag, angesehen wurde. In einem Flussbogen lag Narrhättan, eine mittlere Stadt, schon recht nahe an der Hauptstadt und wegen ihrer Lage, sie war von drei Seiten vom Fluss eingefasst, ein begehrtes Eroberungsziel der Krat, sie wollten von Narrhättan aus über den Fluss, um dann auf Boskvik zu marschieren.

      Turkka rechnete mit einer Woche, bis er an den Telljoki gelangte und dann mit noch einer Woche, bis seine Truppen über den Fluss gesetzt und auf die Hauptstadt marschiert wären, in Narrhättan glaubte er nicht, auf großen Widerstand zu stoßen. Auf der diesseitigen Flussseite war das Miska-Reich dünn besiedelt, es lebten dort vornehmlich Landwirte, die für die Nahrungsmittelindustrie arbeiteten, sie bauten auf riesigen Feldern Getreide an. Das Land war leicht gewellt, es bestand, neben den Feldern, aus Wald und Heide und wäre deshalb leicht zu bewältigen, die Kettenfahrzeuge der Krat hätten leichtes Spiel. Die Krat trieben die Landbevölkerung zusammen und steckten sie in „Lager der Konzentration unbeugsamer Feinde“, kurz „Konzentrationslager“ genannt. Das waren mit Stacheldraht eingefasste Feldstücke, hundert Meter lang und hundert Meter breit, die von sechzehn bewaffneten Kratsoldaten bewacht wurden, vier an jeder Seite des Lagers. Es gab in dem Lager nichts zu essen oder zu trinken und es gab keine Toiletten. Das hieß für die Lagerinsassen hungern, dürsten und in schlimmsten hygienischen Verhältnissen leben, Frauen, Kinder und Männer. Man hatte zur Verrichtung der Notdurft mit bloßen Händen Löcher ausgehoben und als Sichtschutz Mäntel auf Äste gespannt. Das KZ-Personal kümmerte es wenig, wenn die Lagerinsassen hungerten oder dürsteten und auch, als nach dem dritten Tag manche vor Hunger und Durst schrien, taten sie nichts, um die Not zu lindern, sie befahlen, das Schreien einzustellen.

      Frauen begannen, Kinder zu stillen, aber bei nicht allen stellte sich ein Milchfluss ein, so mussten viele Frauen fremde Kinder an die Brust legen und sie füttern. Am vierten Tag gab es die ersten Toten unter den Alten, die vor Erschöpfung nicht mehr gekonnt hatten und zusammengebrochen waren. Die Wachen befahlen daraufhin, Löcher auszuheben, in denen man die Toten beisetzen sollte. Die Zustände im Lager waren unbeschreiblich schlecht, es gab ungefähr tausend Lagerinsassen, von denen einer ausgemergelter aussah als der andere. Längst hatten sie begonnen, das Gras auf dem Untergrund zu essen, auch Äste und Blätter von den wenigen Büschen dienten als Nahrung. Viele bekamen Durchfall von dem schlechten Essen und schafften es dann oft nicht, sich über den ausgehobenen Gruben zu entleeren, sie machten in die Hosen und stanken dann natürlich entsprechend. Kinder, die anfangs noch geschrien hatten, saßen auf dem Boden und stierten scheinbar teilnahmslos in die Weite. Ihre Eltern, so sie denn noch lebten, saßen neben ihnen, stumm, ihre Augen tief in ihren Höhlen liegend, verzweifelt, dem Tode sehr nahe. Wenn die Wachen am Zaun ihre Lebensmittelrationen aßen, kamen die Insassen ganz nah heran, in der Hoffnung, die Wächter würden ihnen etwas Brot oder sonstige Essensreste zuwerfen.

      Warf dann tatsächlich ein Soldat ein Stück Brot über den Zaun, gab es einen Kampf um das Brot, den natürlich der Stärkste gewann, die Soldaten lachten dann über die kämpfenden Lagerinsassen. Nachts war das Lager hell erleuchtet, besonders die Zäune standen in hellem Licht, damit die Soldaten Flüchtlinge sofort erkennen und erschießen konnten. Die Bewachung des Lagers vollzog sich immer in zwei Schichten, Wachwechsel war um 6.00 h morgens und um 18.00 h abends. Es gab in zwei abseits stehenden Baracken Platz für vierzig Soldaten, von denen sechzehn jeweils Wache schoben und mit Maschinenpistolen bewaffnet waren, sie schossen sofort, wenn es einen Fluchtversuch gab, den Wachen war das Schicksal der Lagerinsassen völlig egal. Am sechsten Tag rückten die Truppen der Alliierten gegen das Lager vor, eine Panzerhaubitze der Teen feuerte unmittelbar vor die Baracken der Wachsoldaten, woraufhin diese mit erhobenen Händen herauskamen und sich kampflos ergaben, die Wachen an den Zäunen warfen ihre Maschinenpistolen weg und kamen mit erhobenen Händen zu den anderen. Die vierzig Wachsoldaten wurden zusammengetrieben und bewacht, zehn von ihnen mussten den Zaun einreißen und die Insassen mit Wasser versorgen, dabei halfen ihnen die Teen-Soldaten, um die Wachsoldaten vor Übergriffen durch die Lagerinsassen zu schützen, es war nicht einfach, annähernd tausend Halbverhungerte mit Nahrung zu versorgen, man musste manchmal Gewalt anwenden, um zu verhindern, dass einem der Wasserbehälter aus der Hand gerissen oder die Nahrungsmittel weggeschnappt wurden.

      Es herrschte in der gesamten Umgebung ein unbeschreiblicher Gestank. Die alliierten Soldaten installierten an einem vorbeifließenden Bach eine Pumpe und gaben den befreiten Lagerinsassen so Gelegenheit, sich zu waschen und wenn sie dazu nicht in der Lage waren, halfen sie ihnen dabei. Es gab unter den Befreiten drei Ärzte, die bei den ehemaligen Insassen eine Grunduntersuchung vornahmen, sie stellen noch keine Hungerödeme fest, diagnostizierten aber schwere Folgen von Unterernährung und Dehydration. Die Befreier wiesen ungefähr achtzig Mütter mit Kleinkindern in die Baracken ein, damit waren die Baracken zwar überbelegt, die Mütter waren mit ihren Kindern aber in einem geschützten Raum. Die ehemaligen Wachsoldaten wurden auf das Lagerfeld getrieben und mussten die Latrinenlöcher zuwerfen, auch mussten sie die Toten, die nicht mehr beerdigt werden konnten, beisetzen und sich drei Tage lang unter Bewachung in ihrem ehemaligen Konzentrationslager aufhalten, sie wurden während dieser Zeit allerdings verpflegt. Der Kommandierende der alliierten Truppen forderte über Funk Verpflegung und Transportmittel an, um die kraftlosen ehemaligen Lagerinsassen in ihre Heimatdörfer bringen zu können. Es wurden fünfzig Mann Bewachung zurückgelassen, die übrigen alliierten Soldaten rückten weiter vor in Richtung Narrhättan. Unterdessen gab es an der zweiten Front, die anfangs noch an der Grenze zum Goor-Reich verlief, heftige Scharmützel, die aber ohne nennenswerte Zerstörungen oder gar Verletzte blieben.

      Die Alliierten waren überrascht, nicht auf mehr Gegenwehr gestoßen zu sein, man hatte mit Bombardements der Krat gerechnet oder mit Raketenangriffen, davon war aber nichts zu spüren. Als sie die erste Stadt im Krat-Reich erreichten, waren weiße Fahnen gehisst, als Zeichen der Aufgabe, es gab aber auch Gehenkte, die an Seilen, die an Straßenlaternen befestigt waren, hingen und ein Schild mit der Aufschrift „Ich war ein Verräter!“ trugen. Die Alliierten ließen ein Besatzungskontingent in der Stadt zurück, das für den reibungslosen Ablauf des Alltagslebens sorgen sollte, die anderen zogen weiter Richtung Kratholm, der Hauptstadt des Krat-Reiches. Sie passierten unterwegs einige kleinere Städte und Dörfer, die sich alle ergeben hatten, überall wehten weiße Fahnen, die Krat standen zum Teil mit erhobenen Händen vor ihren Häusern.Je mehr man sich Kratholm näherte, desto größer war der bewaffnete Widerstand, in Kratholm saß Turkka in seinem Führerbunker und leitete von dort den Truppeneinsatz. An seine Truppen im Miska-Reich erließ er den Befehl, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen und keinen Meter eroberten Landes zurückzugeben.

      Die Truppen sollten auf jeden Fall Narrhättan einnehmen und dort im Norden und im Südosten über den Telljoki setzen und nach Boskvik marschieren. Wutentbrannt nahm er die Meldung entgegen, der Feind stünde

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