Paulo bei den Krat (11). HaMuJu

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Paulo bei den Krat (11) - HaMuJu

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Stadt vorzurücken und sah sich anfangs heftiger Gegenwehr ausgesetzt, nach und nach stoppte das Feuer, die Bevölkerung Kratholms hatte wohl sehr früh eingesehen, dass Widerstand zwecklos wäre und hisste weiße Fahnen.

      Die Krat standen mit erhobenen Händen in den Straßen vor ihren Häusern, die Alliierten fuhren in gepanzerten Fahrzeugen an ihnen vorbei, bis sie merkten, dass sie sich nicht zu fürchten brauchten, die Krat sahen so elend und abgemagert aus, es schien, als wären sie froh, dass die Kampfhandlungen endlich vorbei wären. Die Soldaten stiegen schließlich aus den Fahrzeugen aus und verteilten Schokolade und Kaugummis an die Krat, die die Sachen dankbar entgegennahmen und aus den bösartigen aggressiven Krat waren mit einem Mal liebe lächelnde Zeitgenossen geworden. Es stank in Kratholm, es stank nach Urin, weil die Krat überall hin urinierten, wie es ihnen gerade in den Sinn kam, sie kannten keine Scham. Das fiel natürlich besonders auf, wenn man aus so einem zivilisierten Land wie dem Goor-Reich kam, in dem die Luft vom Duft des süßen Honigs erfüllt war. Mit den Hundeschnauzen sahen die Krat, wenn sie aggressiv waren, sehr gefährlich aus, so aber, als Besiegte, schauten sie fast mitleidig in die Gegend. Die Reichskanzlei im Stadtzentrum war ein riesiger Bau, der an seinen Außenfassaden von griechischen Säulen eingefasst war, fast sah er aus wie der Parthenon-Tempel in Athen, wenn es in seinem Inneren nicht das gemauerte Gebäude gegeben hätte, unter dem der Führerbunker lag. Der Haupteingang zur Reichskanzlei wurden von vier Wachsoldaten flankiert, die blitzblanke Stiefel und eine sehr saubere Uniform trugen.

      Als sie die Alliierten sahen, schauten sie sich zuerst verunsichert an, legten dann aber ihre Waffen vor sich hin auf den Boden und gingen mit erhobenen Händen auf die Alliierten zu. Der Kommandierende der alliierten Truppen, ein Drei-Sterne-General der Goor, betrat mit einigen Untergebenen die Reichskanzlei, es herrschte eine gespenstische Ruhe im Inneren, die Wände waren aus dunklem Marmor gestaltet, auf dem Boden glänzte ein edles Parkett, an der Decke hingen kostbare Kronleuchter. In der Mitte des Gebäudes gelangten die Soldaten an einen Fahrstuhlschacht, man konnte mit dem Fahrstuhl zwei Stockwerke nach oben und drei Stockwerke nach unten fahren. Der General entschloss sich, Soldaten im Erdgeschoss zu postieren und mit weiteren Hilfskräften nach unten zu fahren, um Turkka gefangenzusetzen. Wie man schnell feststellte, befand sich der eigentliche Führerbunker in der untersten Etage, darüber lagen die Energieversorgung und Räume für das Wachpersonal. Unten angekommen sprangen die Begleitsoldaten mit entsicherten Gewehren aus dem Fahrstuhl und hielten einige Krat in Schach, die wohl zu den engen Vertrauten Turkkas gehörten, sie hoben sogleich die Hände und ließen sich entwaffnen. Dann fragte sie der General nach Turkka und sie wiesen auf eine Eisentür, die eine Bunkerzelle verschloss, zweifellos das Privatgemach Turkkas.

      Gerade wollte der General seine Soldaten in Position bringen und die großen Verriegelungshebel von außen öffnen, als aus dem Inneren der Bunkerzelle zwei Schüsse zu hören waren. Der General öffnete die Zelle schnell und fand Turkka und seine Geliebte erschossen vor, sie hatten sich beide ihrer Verantwortung durch Selbstmord entzogen. Vier alliierte Soldaten kümmerten sich um die Toten, der General verließ den Führerbunker mit seinen Untergebenen wieder und ließ vor der Reichskanzlei eine Lautsprecheranlage installieren. Er stellte sich vor das Mikrofon und begann zu sprechen:

      „Von heute an wir die Geschichte im Krat-Reich umgeschrieben, Euer Führer Turkka und seine Geliebte sind tot, sie haben sich im Führerbunker das Leben genommen. Es liegt den Alliierten fern, Rache zu üben für die Greueltaten, die Ihr Krat begangen habt. Das Krat-Reich wird aber für eine bestimmte Zeit besetzt werden und den Bestimmungen eines Kontrollrates unterstellt, alles Weitere werdet ihr noch erfahren, geht jetzt nach Hause, der Krieg ist aus!“ Die Reaktion auf die kurze Rede war bei den Krat unterschiedlich, einige weinten, andere brachen in einen Jubelsturm aus, von einem auf den anderen Moment hatte sich für alle alles geändert. In Boskvik schien sich die Kriegslage zu verfestigen, wovon in Kratholm aber niemand etwas mitbekam.

      Die Krat schienen sich in der Stadt zu verbarrikadieren, man drohte sogar mit einer Sprengung der Stadt, unter Inkaufnahme vieler unschuldiger Opfer. Dann erfuhren die Krat vom Selbstmord ihres Führers und dem Ende der Kampfhandlungen zu Hause. Das nahmen sie zum Anlass, sich bedingungslos zu ergeben und Boskvik zu räumen, um sich vor der Stadt gefangen nehmen zu lassen. Der Krieg war aus, er hatte mit Ausnahme des bedauerlichen Todes des Hauptfeldwebels, einiger Verhungerter in den Konzentrationsalagern und einiger ziviler Opfer im Reich König Miskas keine weiteren Toten gegeben. Die Alliierten richteten Kriegsgefangenenlager ein und inhaftierten die Krat-Soldaten. Einige hochrangige Kratfunktionäre versuchten, sich durch Flucht ihrer Strafe zu entziehen, wurden aber aufgegriffen und in Gefangenenlager gesteckt. Es begann die Nachkriegszeit, die für viele ein harte Zeit war, weil es im Krat-Reich nicht genug zu essen gab, für andere war der Traum von einem Krat-Großreich jämmerlich zerbrochen, diese Fanatiker umzuerziehen wäre in der nahen Zukunft die Hauptschwierigkeit. Die Krat waren besiegt, und damit war für die angrenzenden Königreiche ein großes Bedrohungspotenzial genommen, wie es seit Jahren bestanden und die Goor, Teen und die Einwohner des Reiches von König Miska gestört hatte. Die Besatzungstruppen aller drei Nationen blieben im Krat-Reich, man hatte sich in Hällstatt auf eine Zoneneinteilung geeinigt, die den beteiligten Reichen in etwa gleich große Zonen zubilligte.

      König Miska bekam einen Streifen, der den Osten des Krat-Reiches ausmachte, die Teen erhielten den Nordosten und die Goor den Südwesten, die Hauptstadt wurde für sich in Sektoren eingeteilt. Man bemühte sich, eine Zonenpolitik ohne Repressalien zu betreiben, wobei das den Miska-Soldaten besonders schwer fiel, denn das Reich Miskas hatte unter den Krat besonders stark zu leiden. Jede Zone bekam eine Kommandantur, die gleichzeitig Regierungszentrale war, die Zonenkommandeure trafen sich regelmäßig, um ihre Politik zu besprechen und aufeinander abzustimmen, das Gleiche geschah in kleinerem Maßstab in Kratholm. Es hatte anfangs in den Zonen ein regelrechtes Fraternisierungsverbot gegolten, es war den Besatzungssoldaten verboten, sich den Krat gegenüber allzu freundlich zu verhalten. Es zeigte sich aber bald, dass sich das nicht aufrechterhalten ließ, die Krat waren so verarmt und sahen so elend aus, dass man eine gewisse Herzlichkeit walten lassen musste, man wollte ihnen schließlich zeigen, dass Altruismus ein hoher Wert war. Schnell zeigte sich, dass die Entnahme von Gütern aus den Zonen an ihre Grenzen stieß, wenn sie für die Krat eine Unterversorgung bedeutete, der Anblick hungernder Kratkinder war nicht zu ertragen, bei allem Übel, das die Krat ihren Nachbarn gebracht hatten, man durfte Gleiches nicht mit Gleichem vergelten. Es waren ungefähr dreißigtausend Kratmänner in Kriegsgefangenschaft, die in der Industrieproduktion fehlten, was sich bald in Produktionsausfällen bemerkbar machen sollte.

      Der Alliierte Kontrollrat erließ dann bald die Weisung, die Kriegsgefangenen aus der Haft zu entlassen und nach Hause zu schicken. Die Abgesandten König Miskas erhoben sofort Protest gegen die Weisung des Kontrollrates, schließlich waren es die Einwohner des Miska-Reiches, die besonders unter der Schreckensherrschaft der Krat zu leiden gehabt hätten. Aber dann fügte man sich der Übereinkunft, dass das Krat-Reich wiederaufgebaut werden und den gleichen Lebensstandard erreichen wollte, wie er in den Nachbarreichen galt. Die Hauptkriegsverbrecher aber sollten vor einem Tribunal erscheinen, das in Kratholm tagte und sie ihrer gerechten Strafe zuführen sollte. Die sogenannten „Kratholmer Prozesse“ dauerten ungefähr ein Jahr, alle Größen im Turkka-Reich wurden dort vorgeführt und verurteilt, die Prozesse liefen nach der international allgemein geltenden Prozessordung ab das hieß, dass die Angeklagten Verteidiger zugesprochen bekamen, deren Aufgabe es war, den Angeklagten da, wo es irgend möglich war, strafmildernde Umstände zubilligen zu lassen. Fast alle Hauptangeklagten beriefen sich auf einen Befehlsnotstand, der geherrscht hätte, als sie in kriegswichtigen Situationen hätten handeln müssen, der bedeutet hätte, dass sie sich in einem Dilemma befunden hätten, dem Dilemma nämlich, den Befehl auszuführen und damit gegen das Gesetz zu verstoßen, in dem Falle gegen das Würdegebot oder den Befehl nicht auszuführen und damit gegen die Gehorsamspflicht zu verstoßen, was für den Befehlsempfänger empfindliche Strafen zur Folge gehabt hätte.

      Der Internationale Gerichtshof legte den Umstand des Befehlsnotstandes meist großzügig zugunsten der Angeklagten aus, das hieß, dass man den Passus des Soldatengesetzes, nach dem den Soldaten, wenn er um die Strafrechtswidrigkeit seiner Handlungen wusste, eine Mitschuld traf,

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