Blutlegende. Sofi Mart

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Blutlegende - Sofi Mart

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war angenehm, aber unnötig. Ich hatte nie kalte Füße wegen meiner permanent erhöhten Körpertemperatur. Die konstanten 42 Grad hätten jedem anderen Menschen sicher schwer zugesetzt oder ihn unter bestimmten Umständen womöglich getötet. Ich jedoch war bereits seit meiner Geburt so unerklärlich heiß. Die Schneidezähne fest aufeinander gepresst, putze ich fleißig weiter. Das Wasser ließ ich währenddessen laufen. Verschwendung war eine dumme Angewohnheit, das wusste ich, aber irgendwie beruhigte mich dieses Geräusch.

      Das Piepsen der Zahnbürste, die sofort danach den Dienst einstellte, beendete mein allmorgendliches Zahnpasta-Scharmützel. Gut so, denn ich musste pünktlich sein. Unbedingt! Schließlich hatte ich nicht umsonst über ein halbes Jahr auf diese Chance hingearbeitet.

      Miss Miller, die gute Seele unserer Fakultätsbibliothek, war mir in den letzten Monaten sehr lieb geworden. Sie hielt mir stets den kleinen Tisch in der einzigen Nische des Lesesaals frei. Manchmal kam mir schon der Gedanke, dass die Bibliothek mein zweites Zuhause sei.

      Viele Tage und Nächte hatte ich dort verbracht, die zahlreichen Stunden im Labor nicht eingerechnet. Und nun, an diesem Vormittag, musste ich mich beweisen. Mein Leben würde endlich eine konkrete Richtung erhalten und ich würde meine Zukunft wenigstens ein Stück mitbestimmen können.

      Prof. Barclay Stonehaven, ich glaubte, er sei schottischer Abstammung, hatte mich für die ausgeschriebene Forschungsstelle in der Rechtsmedizin vorgeschlagen. Forensik und medizinische Forschung hieß zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Ein Blick auf die Uhr mahnte mich zur Eile. Mir blieben nur noch elf Minuten, um zur U-Bahnstation `Golders Green’ zu gelangen. Also rein in die Jeans, T-Shirt drüber und mit dem Kamm grob durch die Haare. Noch ein wenig Wasser ins Gesicht und über den Spiegel, um die letzten Schaumspuren zu beseitigen, Tasche geschnappt und ab die Post.

      Bis zur Uni musste ich etwa eine halbe Stunde Fahrzeit mit der U-Bahn über mich ergehen lassen. Im Sommer war das kaum auszuhalten. So ziemlich jedem fiel es schwer, diesen Mief einzuatmen. Mir jedoch blieb fast die Luft weg. Ich nahm einhundert mal mehr wahr, welch ekelerregender Dunst sich in dieser stickigen Bahn ansammelte. Jetzt, Mitte Juni, war es besonders schlimm!

      In letzter Minute erreichte ich den Bahnsteig. Menschen drängten sich in die bereits überfüllte U-Bahn. Ich vermutete langsam, ganz Borough wolle um diese Uhrzeit in die City fahren. Mein Gesicht vergrub ich, so gut es ging, in meinen blonden Haaren. »Ein Hauch Citrus mit Gestank«, schimpfte ich leise vor mich hin, während ich als Letzte in die Bahn stieg.

       ***

       Sie stand dicht an die Tür gedrängt, da die U-Bahn hoffnungslos überfüllt war. Ihre wilde Lockenpracht wirkte wie immer ungebändigt. In den vergangen Tagen hatte er sich einen Überblick über ihre Gewohnheiten verschafft. Wann und wohin sie das Haus verließ, selbst über ihre Schlafgewohnheiten war er bereits bestens im Bilde. Besonders über ihren bereits geflickten Jogginganzug, wohl ihr liebstes Kleidungsstück, konnte man wahrlich streiten. Er hatte schon viele schöne Frauen gesehen und konnte nicht sagen, dass diese heraus stach. Jedoch die ausgesprochen femininen Züge - Schmollmund, kleines Kinn und hohe Wangenknochen - beeindruckten ihn. Einzig ihre Augen hatten eine unnatürliche Färbung. Sie waren tief grün. Ihr Schimmer jedoch erinnerte ihn an einen dichten Tannenwald, auf den gerade die ersten Sonnenstrahlen des Tages fielen. Diesen faszinierenden Gedanken schob er rasch beiseite und rang um Konzentration. Derartig romantisch-verklärte Gedanken waren ihm bisher völlig fremd. Auch wenn er sich jetzt wieder im Griff hatte, dieser Job würde ihm noch einiges abverlangen.

       Seine Augen suchten eindringlich nach Antworten. Wieso ausgerechnet diese junge Frau sein Ziel sein sollte, verstand er nicht. Gefährlich sah sie nicht aus mit ihrer grazilen Figur. Sie trieb wohl Sport, doch einem Mann konnte sie kaum zu Leibe rücken. Im Gegenteil, sie wirkte verloren und unsicher in der Menge an Fahrgästen und ihr Gesicht verzog sich immer wieder zu einer angewiderten Grimasse.

      Im Griff hat sich die Kleine nicht, dachte Readwulf spöttisch und begann ihre Umhängetasche nach Waffen oder ähnlichem zu durchleuchten. Unizeugs und was zum Schreiben, Schlüssel, Taschentücher und ein Portemonnaie. Komm schon, wo?

      Für gewöhnlich entlarvte er seine Zielpersonen auf den ersten Blick. Niemand konnte etwas vor ihm verbergen. Readwulf scannte weiter und bemühte sich, ihren wohlgeformten Körper zu ignorieren. Nichts!, bemerkte er rasch und wieder drängte sich die Frage in den Vordergrund: Wieso ausgerechnet sie?

       Entkommen konnte dieses unsicher wirkende Frauenzimmer ihm nicht. Er beschloss also, sie noch eine Weile zu beobachten und hinter ihr Geheimnis zu kommen.

       Ohne einen Grund würde Bruder Darius ihm niemals einen solchen Auftrag erteilen. Ein bisschen freute er sich sogar über seine Aufgabe, das würde eine willkommene Abwechslung in seinem sonst sehr strukturierten Leben werden.

       ***

       Wieso starrt der so?

      Als ich den Blick dieses dunkelhaarigen Schönlings in der Bahn kreuzte, überkam mich ein eiskalter Schauer. Eigentlich vermied ich es, Menschen direkt in die Augen zu blicken. Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, war mir mehr als unangenehm. Leider aber Alltag und schon durch meine Größe von einem Meter neunundsiebzig vorprogrammiert.

      »Wieso starrt der so? Verdammt!«, grummelte ich nochmals in mich hinein. Als wenn das etwas nützen würde! Dieser Kerl wirkte durch und durch unverschämt und aufdringlich, er störte sich nicht einmal an den verstohlenen Blicken anderer Fahrgäste.

       Wie ein Röntgengerät!

      Demonstrativ drehte ich ihm den Rücken zu. Auch das half mir nicht, der Situation zu entkommen. Ich spürte seine durchdringenden Blicke überall auf meinem Körper. Gänsehaut machte sich auf meinen Unterarmen breit. Was dachte dieser Mann sich nur dabei? Es brodelte in mir. Die Bahnfahrt war auch ohne diesen aufdringlichen Übergriff schon ätzend genug.

      Zu gern wollte ich mich in diesem Moment umdrehen, über ein Dutzend Fahrgäste springen und meine rechte Hand gnadenlos ihren Weg in sein noch makelloses Gesicht schlagen. Zorn stieg in mir auf und ich wurde steif. Um Entspannung ringend atmete ich tief ein. Ein großer Fehler bei meiner sensiblen Nase! Glücklicherweise stoppte die Bahn ihre Fahrt rechtzeitig und öffnete die Türen.

       Luft! Endlich! Oh verdammt, ich muss hier raus!

      Das war knapp! Wegen diesem blöden Kerl hätte ich um ein Haar die `South Kensington´ in West London verpasst.

      Zum Campus ging es noch ein kleines Stück durch den Hyde Park.

      »Hmm…Kurzurlaub für meine Nase«, murmelte ich, als mir schockierenderweise etwas auffiel: Der Geruch vorhin - Gestank klar, aber gepaart mit einer seltsam vertrauten Note.

       ***

      Ich war noch immer sehr angespannt, als ich die Tür zum Hörsaal erreichte. Gleich musste ich die Ergebnisse meines wissenschaftlichen Projektes der vergangen sechs Monate vorstellen. Mit dieser Arbeit wollte ich mich für die ausgeschriebene Forschungsstelle qualifizieren.

      Prof. Stonehaven war zwar mein Mentor und das schien von Vorteil, die Stelle wurde jedoch direkt von Dr. Nail, dem Leiter der Forschungseinrichtung, vergeben.

      Jeder in meinem Studiengang wollte diesen Job, nicht nur weil er Ruhm und Geld versprach. Nein, das bloße Mitwirken am Forschungsprojekt des Forensik-Teams unter der Leitung von Dr. William Nail

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