Endora. Alegra Cassano

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Endora - Alegra Cassano

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war, verschwunden, nicht tot, würde sie das Kind nicht behalten können, es sei denn, Lando würde es als seines ausgeben. Sie musste mit ihm darüber sprechen, je eher, desto besser. Kurz ging ihr durch den Kopf, dass es noch eine andere Möglichkeit gab ihn glauben zu machen, dass es sein Kind sei, aber sie wollte ihn nicht hintergehen. Das hatte er nicht verdient. Sie würde in Ruhe mit ihm sprechen und dann seine Entscheidung akzeptieren.

      Ayda griff gedankenverloren nach ihrem Zopf und zog ihn unter dem Kragen ihres Kleides hervor. Schon wieder bekam sie Zweifel. Würde Lando darauf bestehen, dass sie sich die Haare abschnitt, wie es sich gehörte? Jaron hatte es akzeptiert, dass sie ihre langen Haare behalten wollte, aber würde ihr neuer Ernährer das auch so sehen? Ihr wurde übel, wenn sie daran dachte, wie sehr Lando Einfluss auf ihr zukünftiges Leben nehmen konnte. Vielleicht benahm er sich als Ernährer ja ganz anders als sonst. Es war möglich, dass sie Seiten an ihm entdeckte, die sie noch nicht kannte.

      Ayda stand auf. Sie musste etwas kochen, denn die Kinder würden Hunger haben, und Lando hatte sich ein stärkendes Mahl verdient. Ihr Blick fiel auf ihr graues Kleid. Sollte sie sich umziehen? Grau war die Farbe der Frauen, die auf ihre Männer warteten. Wartete sie noch? Durfte sie noch hoffen? Was sollte sie stattdessen tragen? Schwarz, weil ihr Mann für tot erklärt worden war? Aber wie würde das auf Lando wirken? Ihm stand eine bunte Farbe zu, doch dazu konnte Ayda sich nicht überwinden. Alles war noch zu frisch, und die Ereignisse folgten viel zu dicht aufeinander. Sie hatte keine Zeit sich mit dem Gedanken abzufinden, dass Jaron nicht mehr da war. Für ihren neuen Ernährer sollte sie farbenfrohe Kleidung tragen, die Freude ausdrückte, aber sie empfand keine Freude. Seufzend entschied sie sich dafür, erst einmal alles so zu belassen.

      Als sie sich zur Tür wandte, straffte sie ihren Rücken. Neue Tränen bahnten sich an, wo die alten doch gerade erst getrocknet waren. Tapfer drängte sie sie mit aller Willenskraft zurück. Sie musste sich zusammenreißen. Lando sollte sie bei seiner Rückkehr nicht so aufgelöst vorfinden.

      Ayda ging zum Waschzuber, um sich das Gesicht zu reinigen. Das kalte Wasser tat ihren brennenden Wangen gut. Dann begab sie sich in die Speisekammer, um nachzusehen, was sie noch an Vorräten besaß. Sie wollte etwas Gutes kochen, denn Lando sollte merken, dass er willkommen war.

      Alles was sie hier sah, erinnerte sie augenblicklich an Jaron. Er hatte die Pilze gesammelt, die aufgereiht an einer Schnur zum Trocknen in der Kammer hingen. Jaron hatte das Tier erlegt, dessen Fleisch hier gepökelt auf den Verzehr wartete.

      Aydas Kehle wurde eng und sie glaubte, keine Luft zu bekommen. Ihre Lungen brannten, aber sie schaffte es nicht, einzuatmen. Ein gequälter, kaum noch menschlicher Laut, bahnte sich seinen Weg aus ihrem tiefsten Inneren. Es war so schwer, beinahe unerträglich! Sie musste hier raus und erst einmal frische Luft schnappen. Doch bevor sie die Kammer verlassen konnte, überkam sie ein so heftiger Schwindel, dass sie zu Boden sackte.

      7. Verschwörung

      Rubion saß mit seinen Freunden beisammen und betrank sich. Er empfand es als große Schmach, dass ausgerechnet Lando, der Krüppel, ihn in Aydas Gunst übertrumpft hatte. Dieser Taugenichts war ihm vorgezogen worden, und das war einfach ein Ding der Unmöglichkeit. Dabei hatten sie doch alles so gut vorbereitet.

      Lando! Wenn er diesen Namen hörte, stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Sogar seine eigene Mutter hatte Lando ihrem Sohn vorgezogen!

      Rubion wusste noch genau, wie sie dem kleinen, blonden Bengel immer über den Kopf gestreichelt hatte. Wut wallte in ihm auf, wenn er daran dachte, wie sie diesem Knilch bei seinen erkauften Besuchen heimlich ein paar besondere Leckereien zusteckte. Alleine wie seine Mutter diese Missgeburt ansah!

      Rubion empfand es jedes Mal als Strafe, wenn die Frau, die ihn geboren hatte, Kinder kaufte, die mit ihm spielten. Warum sie das damals getan hatte, war ihm heute noch ein Rätsel. Sie lud Jungen seines Alters in ihr Haus ein und gab ihnen zu essen, wenn sie mit ihm gespielt hatten. Nur, dass der kleine Rubion diese Spiele überhaupt nicht mochte und oft als wahre Folter empfand. Immer ging es den Dorfjungen um Kämpfe oder Laufspiele, bei denen er jedes Mal verlor. Sie kosteten ihren Triumph weidlich aus und schlugen sich dann auch noch die Bäuche voll.

      Ein einziges Mal war es Rubion gelungen, sich erfolgreich zu verteidigen. Er hatte seinem Vater ein richtiges Schwert stibitzt, und die Erinnerung an Jarons entsetzten Blick, als er ihn damit in die Enge trieb, versüßte ihm noch lange das Leben. Das Gefühl, wie er die Klinge an den Hals des verhassten Spielgefährten gepresst hatte, war berauschend gewesen. Dessen Zittern hatte sich über das Metall bis in seinen Arm übertragen, und er hatte die Angst seines Gegenübers so deutlich gespürt wie sonst nur seine eigene.

      Damals hatte er gelernt, wie man jemandem Respekt beibrachte.

      Noch schöner war nur der Tag gewesen, an dem Lando diesen Unfall hatte. Der Schwachkopf war in eine Falle gelaufen, die Jäger für einen Barbatus gebaut hatten, der die Gegend unsicher machte. Fast wäre er an seinen Verletzungen gestorben. Leider hatte Alamea, die Heilerin, Lando wieder ins Leben zurückgeholt, was Rubion zutiefst bedauerte. Doch ganz hatte sie ihn nicht wieder herstellen können. Jedes Mal, wenn Rubion Lando durch die Gegend humpeln sah, breitete sich ein ungeheures Glücksgefühl in ihm aus. Bis heute.

      Ein Diener brachte neues Bier in schweren Krügen und verschüttete etwas, als er sie abstellte. Sofort richtete sich Rubions Zorn auf den Unglücklichen, und wenn seine Freunde ihn nicht zurückgehalten hätten, wäre wohl Schlimmes geschehen. Noch bevor er zur Waffe greifen konnte, schritt Natas ein.

      „Rubion! Du musst dich beruhigen. Du weißt, wie du den Kerl los wirst, und es ist sogar rechtmäßig. Warte nur eine Weile, dann wird Ayda schon zu dir kommen“, sagte Natas, Rubions bester Freund. Rubion schwirrte der Kopf vom vielen Alkohol. Er brauchte eine Weile, um zu verstehen, was Natas meinte. Dann grinste er, schüttelte aber zugleich den Kopf: „Ich weiß nicht. Er ist schwer verletzt, oder? Sagtest du nicht, er sei mehr tot als lebendig?“

      Natas grinste verschlagen, wobei die Narben, die sein Gesicht verunzierten, sich verzogen und spannten.

      „Er lebt. Denk doch mal nach, Rubion. Jaron weiß nicht, wo er ist, und er hat bisher keinen von uns gesehen. Du musst nur dafür sorgen, dass er gesund wird und nach Hause geht. Den Rest erledigt er dann für dich.“

      Natas lachte bei dem Gedanken, aber Rubion konnte ihm wieder nicht folgen.

      „Moment. Jaron erledigt Lando? Seinen besten Freund? Warum sollte er das tun?“, fragte er mit schwerer Zunge.

      Natas winkte ab: „Lass uns morgen darüber reden, wenn du den Kopf wieder frei hast. Das hat heute keinen Sinn. Außerdem läuft Jaron uns nicht davon“, meinte er. Das war Rubion ganz recht. Er konnte kaum noch die Augen offen halten, und in diesem Zustand ließen sich keine Pläne schmieden. Nach einem letzten Schluck fiel er seitwärts vom Stuhl.

      8. Ein Kind

      Alles in Jarons Haus war Lando vertraut. Teilweise hatte er ihm geholfen, die Möbel zu fertigen oder Holz dafür zu sägen. Jetzt saß er mit Ayda am Tisch in der Küche. Die Kinder hatten mit ihnen gegessen, waren aber sehr schweigsam gewesen. Banja hatte Lando manchmal zaghaft zugelächelt, aber Bale hatte nur böse Blicke für seinen neuen Ernährer übrig.

      Lando überlegte, ihn darauf anzusprechen, entschied dann aber, dass er das nicht vor den anderen tun wollte. Das Essen war vorzüglich, doch Ayda, die sehr blass aussah, verteilte ihre Portion nur immer wieder anders auf ihrem Teller. Banja wurde bald unruhig, und ihre Mutter erlaubte ihr, zu Bett zu gehen.

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