Tamora - Das Erotikfilmprojekt. Thomas Riedel

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Tamora - Das Erotikfilmprojekt - Thomas Riedel

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stimmte sie ihm zu, gefolgt von einem: »Doch aller Eifer, etwas zu erreichen, nutzt freilich gar nichts, wenn du das Mittel nicht kennst, welches dich zum erstrebten Ziel trägt und leitet« und verschwieg ihm, was ihr tatsächlich durch den Kopf gegangen war. »Was haben Sie denn bisher schon gemacht, großer Meister?« erkundigte sie sich anschließend und spielte die Interessierte.

      Es stellte sich heraus, dass der angehende Starregisseur über einen Vorfilm, der mal kurz auf der Biennale in Venedig gezeigt worden war, nicht hinausgekommen war. Van Vollenhoven war ein Mann, den man eigentlich nur an einer Filmhochschule gebrauchen konnte, weil er im freien Wettbewerb sang- und klanglos unterging.

      Allerdings hatte sich Tamora vorbereitet und vor ihrem Besuch im Internet über ihn recherchiert. »Auf der Biennale haben Sie doch den Streifen ›Casanova‹ gezeigt?«

      Klaas Bertus van Vollenhoven schenkte ihr ein stolzes Lächeln. »So ist es, Miss«, nickte er. »Dabei habe ich Giacomo Girolamo Casanova als ein drei Yard großes, eigenständig denkendes Begattungsorgan dargestellt. Leider war das nur sehr abstrakt möglich, ansonsten wäre mir eine öffentliche Vorführung wegen Unsittlichkeit nicht gestattet worden.« Er seufzte theatralisch, warf den Kopf in den Nacken und fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Ach, wissen Sie, Miss, überall wird das Genie beschnitten oder gar verkannt … Sind sie nicht jämmerlich, diese kleinkarierten Zustände?«

      »Darüber kann ich Ihnen hinweghelfen, großer Meister«, erklärte Tamora mit einem vielversprechenden Lächeln. »Ich habe nämlich ein recht spezielles Filmprojekt im Sinn, bei dem Sie sich ganz ungehemmt entfalten können … Eines wo man Ihnen keine Beschränkungen auferlegt, wie bei der Biennale.« Sie sah ihn fragend an. »Nebenbei würde es mich brennend interessieren, ob Sie auch Drehscripts schreiben können?«

      »Wenn Sie zum Leben erwachte Multikreativität sehen wollen, müssen Sie nur mich anschauen«, entgegnete er und klopfte sich dabei mit einer Hand auf die eigene Schulter. Er warf ihr einen neugierigen Blick zu. »Mit Verlaub, Miss, gestatten Sie mir die Frage, in welcher Branche Sie bislang tätig gewesen sind?«

      »Ich würde es dem Sektor Dienstleistungen zuordnen«, antwortete Tamora, ohne ihm näher zu erläutern, um welche Art von Dienstleistungen es sich genau handelte. »Es würde mich freuen, Mr. van Vollenhoven, wenn wir nun ein wenig über die Details plaudern könnten.« Sie hatte ein Drahtgestell erblickt, das sie für einen Sessel hielt und steuerte darauf zu. »Darf ich mich setzen?«, erkundigte sie sich höflich.

      »Um Gottes willen, nicht darauf!«, reagierte er entsetzt. »Das ist ein Kunstwerk! Es heißt ›Cosmic Powerline‹ und stammt von einem bekannten Künstler.«

      Van Vollenhoven holte ihr einen schlichten, äußerst harten Holzstuhl. Für sich selbst rückte er eine Apfelsinenkiste zurecht.

      Reich bist du also schon einmal nicht, stellte Tamora für sich fest. Soll mir nur recht sein, denn dann wirst du dringend Geld gebrauchen können.

      »Erzählen Sie mir bitte Näheres über Ihr Filmprojekt«, bat der Nachwuchsfilmer und sah sie aus großen Augen neugierig an. »Welche Message wollen Sie, dass ich für Sie auf Zelluloid banne? Nennen Sie mir ihre großartige Botschaft an die Cineasten dieser Welt, Miss.«

      Tamora musste rasch überlegen – jetzt galt es nichts Falsches zu sagen. »Anregende Ausdrucksformen des menschlichen Körpers unter dem Aspekt des Voyeurismus«, antwortete sie schlagfertig und lächelte. »Man könnte es wohl am Besten als eine … sagen wir, neue Sichtweise menschlicher Sexualität bezeichnen.«

      Klaas Bertus van Vollenhoven erhob sich von der Kiste, trat einen Schritt zur Seite, nahm im ›Siddhāsana‹ mit ›Jñāna mudrā‹ eine Yogahaltung auf dem Boden ein und schloss gleich darauf die Augen.

      Ich kann mir nicht helfen, aber der Typ hat eindeutig einen an der Waffel, dachte Tamora bei sich. Der spinnt dermaßen hochgradig und hochkünstlerisch, wie es schlimmer nicht geht. Aber ich habe wenig Lust noch länger nach jemandem zu suchen, und Violett dürfte es nicht anders gehen, zumal sie mit jedem Tag der vergeht ungeduldiger wird.

      Nach einigen Minuten des Schweigens, öffnete der Holländer wieder seine Augen und strahlte sie an. »Ausgezeichnet«, meinte er. »Ich glaube, damit kann ich durchaus etwas anfangen.«

      »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie mich das freut«, erwiderte Tamora erleichtert und reichte ihm ihre Karte. »Dann sind Sie als Regisseur und Plotautor engagiert.« Sie erklärte ihm noch, wann er sich wo einzufinden hätte und verabschiedete sich. Erst als sie die Treppe hinunterstieg, fiel ihr ein, dass sie mit dem Niederländer kein Wort über den finanziellen Teil gesprochen hatte. Doch wenn es van Vollenhoven nicht erwähnte und es ihm entsprechend nicht wirklich wichtig war, sah sie auch keinen Grund deswegen noch einmal umzukehren. Er soll einfach mit der Arbeit anfangen, dachte sie. Wegen eines Vorschusses wird er sich schon noch früh genug melden. So hochkünstlerisch ist er dann auch wieder nicht, als dass er nicht zu essen, zu trinken oder keine Miete zu zahlen braucht. Auch das größte irdische Genie hat ganz irdische Bedürfnisse. Ihr war aber allerdings durchaus bewusst, dass es nicht ganz einfach werden würde, den über den Wolken schwebenden Traumtänzer Klaas Bertus van Vollenhoven für die Niederungen des Pornofilms einzufangen.

      ***

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      Kapitel 8

      »Das wurde aber auch Zeit, dass wir endlich einen Regisseur haben, Tammy«, meinte Violett erleichtert, als ihre Freundin ihr das Ergebnis der Unterredung eröffnete. »Wie heißt der Typ?«

      »Klaas Bertus van Vollenhoven.«

      »Klingt holländisch.«

      »Stimmt. Der Bursche ist Niederländer.«

      »Na, dann hoffe ich mal, dass er nicht auf irgendeiner abgehobenen Wolke schwebt.« Violett lehnte sich in ihrem Schreibtischstuhl zurück und blies einen Rauchkringel zur Zimmerdecke. Sie ahnte nicht, wie nah sie mit ihrer Bemerkung der Wahrheit gekommen war. Als sie sich wieder aufsetzte, schob sie ihrer Freundin einen Notizzettel zu. »Ich hatte einige Anrufe. Da wären drei Herren für uns, von denen einer uns beide wünscht … so gegen neun Uhr, dann bliebe im Anschluss für jeden von uns noch einer. Zeitlich passt das gut hintereinander.«

      »Klar«, lächelte Tamora, die sich in ziemlich guter Stimmung befand. Sie hätte Violett jetzt gern noch ein wenig für sich gehabt, aber es drückte sie das schlechte Gewissen, weil sie seit zwei Tagen kein Geld mehr nach Hause gebracht hatte. Sie warf einen Blick auf die ausgemachten Zeiten. »Es ist noch früh, bis dahin schaffe ich noch ein paar mehr«, stellte sie fest. »Das Projekt will schließlich bezahlt werden.«

      »Darin widerspreche ich nicht«, entgegnete Violett und warf ihr einen Luftkuss zu. »Du bist ein wirklich fleißiges Bienchen.«

      »Ich bin rechtzeitig zurück, dann können wir gemeinsam los …«, schmunzelte sie, gefolgt von einem: »Ich liebe dich, Vio!«

      *

      Tamora fuhr mit offenem Verdeck und unbestimmten Ziel durch die Außenbezirke der Stadt – in einigen Straßen fuhr sie auffällig langsam und warf lockende Blicke um sich.

      Die Reaktion der Männer ließ nicht lange auf sich warten. Schnell wurde sie herangewunken. Bis halb sieben Uhr am Abend hatte sie sich auf diese Weise vier betuchte Freier geangelt. Mit dreien von ihnen war sie in einem Hotel abgestiegen, wohingegen es der Vierte unbedingt bei offenem Verdeck auf dem

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