Herr Gars soll heiraten. Eva-Maria Landwehr
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Eva-Maria Landwehr
Herr Gars soll heiraten
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Inhaltsverzeichnis
Jagdschloss zum Grünen Wald, 23. Mai 1611
Im schwedischen Militärlager, Ende Juli 1614
Im Brandenburgischen bei Küstrin, Juli 1615
Nahe der Feste Spandau, 24. Mai 1620
Wolfenbüttel, 6. September 1620
Prolog
1615. Gustav, der erst zweite dieses Namens in der nicht sonderlich langen Reihe von schwedischen Königen aus dem Hause Wasa, Gustav, der den Beinamen Adolf trug, ein Erbe seines holsteinischen Großvaters, dieser Gustav Wasa also lebte trotz allem weiter. Trotz allem, das hieß ohne Ebba Brahe, die Liebe seines Lebens, aber neben seiner Mutter, die dem jungen Glück ihre Zustimmung verweigert hatte.
Er lebte weiter, obwohl der bohrende Schmerz, der ungemildert in seinem Inneren wühlte, die schwärmerische Maßlosigkeit der ersten wahren Verliebtheit rücksichtslos verdrängt hatte. Das Ende dieses Höhenfluges fühlte er so grausam, wie er sich in seiner Kindheit die Qualen der unerlösten Seelen stets vorgestellt hatte, die auf den großformatigen Altarbildern papistischer Kirchen in die Hölle gestürzt wurden. Sogar an lichteren Tagen und in heitereren Momenten brauchte es nur wenig, und sein überempfindsames Wesen erkannte den Verlust so frisch und unmittelbar wie in der ersten Stunde.
Das Verhalten des Königs seiner Mutter Christine gegenüber, eine befremdliche Mischung aus unversöhnlicher Sturheit und kindischem Trotz, sorgte für lebhaften, nicht versiegenden Gesprächsstoff in den Zimmernischen und Treppenabsätzen des Stockholmer Schlosses an den Ufern des Mälar, wo man, teils mitfühlend, teils schadenfroh, über Anlass und Ausgang der familiären Krise spekulierte.
Hatten die Ahnen des Königs nicht schon weniger standesgemäße Bräute gewählt, Königinnen aus dem Volk, rotwangige Mädchen aus uralten großbäuerlichen Geschlechtern, die erlegtes Wild häuten und Pferde zureiten konnten? Lag es daran, dass die Königinwitwe als junge Frau dem polnischen König versprochen gewesen war und dieser dann eine andere geheiratet hatte? Eine verschmähte Verlobte hatte womöglich kein Einsehen mit verzweifelt Liebenden.
Zur Unzeit schossen dem jungen Mann von zwanzig Jahren die Tränen in die Augen, worauf er, zornig auf seine vermeintliche Schwäche, Gespräche abbrach und zur Seite sah, als wäre er desinteressiert, unhöflich oder einfach nur hochmütig.
Aber der König, aufrecht erhalten durch die Kraft der Jugend, lebte, wie man sagte, sein Leben weiter, ließ sich seinen blonden Bart stutzen und fror aus Gründen der körperlichen Ertüchtigung bei winterlichen Militärübungen. Er ging so energisch, wie