Still wie der See. Silke May

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Still wie der See - Silke May

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Vaters und die darauffolgenden Schüsse. Sie hatte noch das Knistern des Feuers und den beißenden Qualm, der ihr in den Augen brannte, lebhaft im Gedächtnis. Wo sie sich jetzt befand und wie es weiter gehen sollte, wusste sie augenblicklich nicht. Sie wusste nur, dass es kalt war und sie sich nach trockener Kleidung sehnte. Sie ging einfach drauflos, weiter durch den Mischwald, um endlich zu einem Haus zu kommen.

      Inzwischen war es nur noch leicht windig. Ein paar Waldvögel zwitscherten und die herunterfallenden Tropfen von den Blättern waren zu hören. Langsam spürte sie Erschöpfung in ihr hochkommen, als sich der Wald lichtete und sie in weiter Ferne ein Haus sah. Sie ging das Ziel vor Augen drauf los. Als sie sich einer Lichtung näherte, breitete sich vor ihr das Burger-Moos aus. Sie vernahm leises Gurgeln vom Moor und das Quaken einiger Frösche. Eva sah nur noch das Haus in der Ferne, zu dem sie unbedingt wollte, um endlich aus ihren nassen Kleidern zu kommen. Sie zog ihre Schuhe aus und stieg in den sumpfigen Boden. Bei jedem ihrer Schritte schmatzte der weiche schwammige Untergrund. Eva fühlte sich unwohl dabei, stapfte dennoch tapfer weiter. Mit den Schuhen in der Hand tastete sich Eva vorsichtig mit ihren Füßen weiter – ins Moor hinein. Das Haus in der Ferne als Ziel vor den Augen. Immer wieder musste sie ihre eingeschlagene Richtung korrigieren, weil sie in diesem Gebiet zu versinken drohte. Mühsam kam sie vorwärts und ihre Nerven lagen von dem bereits Erlebten und der Angst vor dem Ertrinken im Moor blank. Einmal war sie dem Ziel näher, dann widerum musste sie ihren Weg korrigieren und das Ziel rückte wieder in weite Ferne.

      Immer wieder sprangen kleinere Frösche vor ihren Schritten zur Seite. Eva erschrak einmal so heftig, dass ihr ein Schuh in den schwarzen schlammigen Untergrund fiel und versank. Sie bekam panische Angst und wollte zurück. Sie bereute es, diesen Weg genommen zu haben. Eva drehte um und ging zurück, aber bereits nach wenigen Schritten steckte sie bis zu den Knien im Moor. Ihr Blick vorwärts ließ sie zusätzlich erschrecken. Sie war umgeben von Moor und Schilf. Mit Entsetzen musste sie feststellen, dass ihr nichts anderes übrig blieb, als die Richtung zu dem noch weit entfernten Haus beizubehalten.

      4

      Sepp Müller saß noch eine Weile in seinem Auto vor seinem Haus, bevor er ausstieg. Er überlegte, wie viele Kinder der Bruder seiner Frau hatte. Es war schon sehr lang her, als sie sich zuletzt gesehen hatten. Bei der Beerdigung seiner Schwiegereltern, die bei einem Verkehrsunfall ums Leben kamen, sahen sie sich. Nach der Verlesung des Testament‘s hatten sie sich dann allerdings nicht mehr gesehen.

      Seine Frau Elke erbte nur einen kleinen Bruchteil vom gesamten Vermögen. Den Hauptanteil bekam ihr Bruder Hannes, weil sich Elke mit ihren Eltern seinetwegen zerstritten hatte. Elke sollte ihren langjährigen verlobten Hain heiraten. Hain war der Wunschschwiegersohn ihrer Eltern. Ihre Tochter hatte sich damals aber für ihren geliebten Sepp entschieden und folgte ihm nach Bayern. Elkes Eltern rächten sich dafür, indem ihre Tochter nur den Pflichtanteil ihres Vermögens nach ihrem Ableben bekommen sollte.

      Bei der Beerdigung damals, waren Hannes und seine Frau Barbara mit ihren zwei Kindern anwesend. Sepp war sich nicht mehr sicher, ob Barbara später noch ein Kind bekam. Ihr Bruder Hannes erbte den Hauptteil und ging ein Jahr später mit seiner Frau und den Kindern ebenfalls nach Bayern.

      Sepp wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Er stieg aus dem Wagen und öffnete die Motorhaube, hantierte an einem Kabel im Motorraum und machte sich dabei die Hände schmutzig. Sepp warf einen kurzen Blick zum Küchenfenster seines Hauses. Schmunzelnd stellte er fest, dass seine Frau wie von ihm erwartend, hinter der Gardine stand und zu ihm hinaus blickte.

      »Ich kenn doch meine Elke, neugierig wie eh und je«, gab er süffisant von sich. Sepp schloss die Motorhaube und ging ins Haus. Elke stand bereits im Korridor.

      »Sag mal, wo hast du dich denn bei dem Gewitter herumgetrieben und was ist mit dem Auto?«

      »Ich habe mir im Gasthof zur Post ein Bier gekauft. Bei dem Wetter ist ganz schön was abgegangen, Mensch da war was los. Beim Auto war nur eine Kleinigkeit locker und das Klappern, ging mir auf die Nerven.«

      »Aha …, und hast du es festmachen können?«

      »Klar …, du kennst mich doch.« Elkes Blick wanderte zu seinen schmutzigen Händen.

      »Dann wasch dir die dreckigen Hände. Warte ich mache dir die Badtür auf, nicht dass du mir den Dreck auf der Türklinke verteilst!«

      Während sich Sepp die Hände wusch, hantierte seine Frau in der Wohnküche an der Kaffeemaschine und schnitt ein Stück vom Marmorkuchen ab. Ihr Mann betrat die Küche und sog den frischen Kaffeeduft in sich.

      »Hmm fein, da riecht‘s aber gut und einen Marmorkuchen hast auch gemacht, du bist ein Schatz.«

      »Du bringst das grad so rüber, als würdest du selten einen Kaffee und Kuchen kriegen. Du weißt genau, dass wir immer, wenn du am Nachmittag daheim bist, einen Kaffee trinken und Kuchen dazu essen.«

      »Geh Elke …, ich hab dir doch bloß ein Kompliment wegen deiner Bäckerei machen wollen.«

      Elke füllte seine Tasse mit Kaffee und zwickte ihren Mann mit ihrer freien Hand ins Ohr.

      Sie setzte sich zu ihm an den Tisch und sie aßen genüsslich den Marmorkuchen.

      »Sag mal Schatz, kann es sein, dass dein Bruder drei Kinder hat?«

      »Wie kommst du jetzt auf den Hannes?« Sepp zuckte die Schultern.

      »Ich glaub, dass ich ihn am Vormittag in der Nähe von der Kirche beim Weiher, mit drei Kindern gsehn hab.«

      »Stimmt es sind drei Kinder. Peter ist das erste Kind, das Zweite ist Isabella, dann kommt noch die kleine Eva sie ist vor fünf Jahren auf die Welt gekommen. Die Hanna Bauer hat mir das einmal in der Kirche erzählt.«

      »Hat dich der Hannes gesehn?« Sepp schüttelte den Kopf.

      »Nein, die waren so mit sich selbst beschäftigt.«

      Genüsslich aß er zwei Stück Kuchen und trank schluckweise seinen Kaffee dazu. Ich muss jetzt noch tanken fahren, der Tank ist fast leer«, sagte er und trank den restlichen Kaffee in einem Schluck aus. Sepp stand auf und verließ das Haus. Er fuhr mit dem Wagen ins Dorf. Unmittelbar auf der Höhe des Feuerwehrhauses sah er ein Einsatzfahrzeug näher kommen. Einer der ersten Männer war Klaus vom Stammtisch, der aus dem Feuerwehrwagen stieg. Sepp hielt an und öffnete sein Fenster.

      »Servus Klaus, habt‘s einen Einsatz gehabt?«

      »Ja, einen großen Einsatz«, antwortete er und wollte weiter gehen. »Wieso fahrt ihr dann nur mit einem Löschzug und wo hat‘s denn gebrannt?«

      »Bei den Jansen‘s hat‘s brennt! Wir sind die Ersten, die hergefahren sind, die andern müssen wegen eventueller Glutnester länger bleiben.«

      Sepp, der inzwischen aus dem Wagen gestiegen und auf Klaus zugegangen war, hielt ihn jetzt am Ärmel fest.

      »Und … gibt‘s Verletzte?«, fragte er.

      »Da darf ich nicht‘s dazu sagen.«

      »Spinnst du, mit den Jansens bin ich verschwägert!«

      »Das wusste ich nicht. Wenn das so ist …, sie sind alle tot, bis auf die Kleine … die ist verschwunden.«

      »Wo ist die Eva?«, fragte er aufgebracht.

      »Die

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