Still wie der See. Silke May
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Читать онлайн книгу Still wie der See - Silke May страница 7
»Oben bei der Brandruine in einer halben Stunde, wir können jeden brauchen, der uns hilft. Du musst dich aber beeilen, denn wir können nicht auf dich warten. Wir müssen das Tageslicht ausnützen, denn im Dunkeln wird es sehr schwierig, verstehst du mich?«
»Logisch …, falls ihr schon weg seit, dann such ich halt allein und fang beim Moorlehrpfad an. Ich muss nur noch Elke Bescheid sagen und mich natürlich umziehen, dann komm ich, also bis hernach!«
»Okay, also dann bis hernach!«
Sepp fuhr heim, um seiner Frau Bescheid zu geben. Er betrat das Haus, als Elke ihm bereits entgegen kam.
»Das ging aber schnell, bist du geflogen?«
»Das nicht gerade aber ich hab es eilig. Stell dir vor bei deinem Bruder hat‘s gebrannt. Alle hat‘s erwischt, außer die kleine Eva.«
»Was heißt erwischt?«, fragte seine Frau entsetzt.
»Alle sind in den Flammen ums Leben gekommen, außer die Kleine und die suchen wir jetzt.«
»Warum sind sie denn nicht raus gelaufen? Es ist doch helllichter Tag, da wurden sie doch nicht im Schlaf überrascht? Wer ist – wir?«, fragte sie neugierig.
»Klaus und weitere Kumpel von der Feuerwehr und ich. Da muss irgendetwas vorgefallen sein, vielleicht eine Explosion, die ihnen den Weg aus dem Haus versperrt hat. Ich ziehe mir nur etwas anderes an, dann muss ich los. Sei so gut richte mir schon mal was her, was ich brauchen könnt, falls wir in die Dunkelheit kommen.«
Während sich ihr Mann im Schlafzimmer umzog, überlegte Elke schnell, was sie für ihn herrichten musste.
Sepp kam aus dem Schlafzimmer und nahm den auf dem Garderobenschrank abgelegten Umhängebeutel.
»Also ich geh dann los, du brauchst nicht mit dem Essen auf mich warten«, rief er in die Küche zu Elke, die gerade mit einer Thermoskanne hantierte.
»Warte, nimm den heißen Tee mit, der Kleinen wird kalt sein, sicher ist sie patschnass, der wird sie von innen etwas wärmen.«
Sepp steckte die Thermoskanne in den Umhängebeutel.
»Also, ich geh dann«, sagte er und gab seiner Frau einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
»Halt … nimm die Taschenlampe mit, falls ihr in die Dunkelheit kommt‘s«.
»Ich dachte du hast sie schon in den Beutel getan.«
»Woher denn, glaubst du ich kann Hexen?«
Sie holte aus dem Garderobenschränkchen eine Taschenlampe und leuchtete ihm kurz ins Gesicht.
»Spinnst du …, du blendest mich«. Elke zuckte kurz mit der Schulter.
»Ich wollte nur schaun, ob sie überhaupt noch geht.«
»Ja, aber deshalb musst du mir nicht direkt in die Augen leuchten.«
»Ist ja gut, entschuldige. Pass auf dich auf und wenn ihr die Kleine gefunden habt, dann bring sie mit. Schließlich sind wir ihre einzigen Verwandten und für sie verantwortlich.«
»Natürlich bring ich sie mit. Du kannst ja schon mal ein Federbett für sie, auf dem Sofa im Nähzimmer herrichten.«
»Mach ich, jetzt geh sonst müssen die Andern warten!«
Sepp fuhr los. Während er so fuhr, kam ihm der Gedanke, dass er gleich zum Moor fahren könnte, um noch vor der Dunkelheit dort zu suchen.
5
In der Zwischenzeit waren die fünf Männer der freiwilligen Feuerwehr und Decker am Brandherd, um Eva zu suchen. Frisch war es geworden, das Gewitter hatte die Luft stark abgekühlt.
»Hoffentlich finden wir die Kleine schnell …, vor allem bevor es dunkel wird «, gab Decker von sich.
»In der Dunkelheit brauchen wir sie nicht suchen, da könnten wir gleich eine Stecknadel im Heuhaufen suchen«, sagte Hans. Seine Kameraden nickten zustimmend und gaben automatisch ein schnelleres Schritttempo vor. Sie hatten den Waldrand erreicht und teilten sich in drei Gruppen. Hans hatte das Kommando übernommen.
»Ihr zwei haltet euch in östlicher Richtung und ihr beide südlich. Decker und ich gehen nach Westen zum See. Wir verständigen uns untereinander mit dem Handy«, sagte Hans. Die Männer trennten sich und machten sich auf ihre vorgegebenen Wege. Günter hielt Hans kurz am Arm fest und unterbrach sein Gehen.
»Warum hast du ausgerechnet uns zum See eingeteilt?«
»Weil wir uns dort gut auskennen.«
»Du meinst wohl, dass du dich gut auskennst!«
»Das reicht ja, oder? Jetzt komm, lass uns keine Zeit verlieren.«
Eine Weile gingen sie schweigend nebenher.
»Kannst du mir mal erklären, warum jemand die Familie umbringen sollte?«, fragte Decker seinen Freund. Dieser sah ihn überrascht an. »Wieso umbringen? Wer sagt das?«
»Der Gerichtsmediziner stellte bei jedem der Toten eine Wunde im Brust- oder Rücken fest, die eine Schusswunde sein könnte.«
Hans zuckte mit der Schulter.
»Ich kann es mir nicht erklären und auch nicht vorstellen, dass es Mord war.«
»Morgen bekomme ich den Bericht, da werden wir es sehen. Vielleicht kann uns aber auch die Kleine weiterhelfen, wenn wir sie finden.«
»Wenn wir sie finden!«, betonte Hans. Decker gab seinen Freund einen kurzen Hieb mit dem Ellbogen in die Seite.
»Schwarzseher! Warum sollten wir sie nicht finden?«
Von jetzt an gingen sie beide schweigend nebenher und konzentrierten sich auf die Umgebung. Eine Vegetation aus höherem Gras und einer Baummischkultur aus Tannen- und Laubbäumen breitete sich aus. Das Gras, durch das sie gingen, war vertrocknet, wegen der vorangegangenen heißen Sommertage ohne Regen.
»Eva!«, rief Hans laut und horchte anschließend in die Stille.
»Wenn sie in der Nähe wäre, dann hätte sie jetzt sicherlich geantwortet« erklärte Günter.
»Stimmt, also dann gehen wir weiter zum Moor«
»Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig«, stöhnte Decker.
Eva geriet immer tiefer in das Moorgebiet hinein. Sie sank bereits bis zu den Knien im Morast ein. Plötzlich horchte sie auf, hatte da nicht jemand gerufen? Eva verweilte einen Augenblick und horchte, aber sie hörte nichts. Sie glaubte sich getäuscht zu haben und ging weiter. Vorsichtig machte sie einen Schritt nach dem anderen. Es gluckste und schmatzte um sie herum. Mücken umschwirrten sie und versetzten ihr zu allem Übel auch noch Stiche, die sich als rötliche kleine Beulen über ihre Arme und im Gesicht ausbreiteten.
Mit Erleichterung konnte sie in der Ferne