Mörderliebe. Elke Maria Pape

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Mörderliebe - Elke Maria Pape

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innerhalb der letzten drei Monate. Ein Mensch, mitten aus dem Leben gerissen, nicht durch Krankheit, nicht durch einen Unfall, sondern auf die furchtbarste Art, die man sich vorstellen konnte. Durch Mord.

      „Atmen Sie noch mal durch heute Nacht!” Karla wärmte sich ihre Finger an der heißen Tasse Kaffee. „Morgen werden sich die von den Medien wie die Aasgeier darauf stürzen!”

      Zacharias wusste, dass sie Recht hatte und dass sich sein Aufenthalt auf dem Lande noch etwas in die Länge ziehen würde.

      Kapitel 16

      Karla sollte Recht behalten. Das gesamte Kommissariat stand unter Druck. Ihr Chef Dr. Schiller rauschte mehrmals am Tag aufgehetzt ins Büro, meistens mit ihren welchen Faxen in der Hand, auf denen sich Interview Anfragen von Zeitungen befanden.

      „Dr. Schiller, hören Sie.”, versuchte Karla auf ihn einzuwirken. „Wir arbeiten Tag und Nacht an der Aufklärung der Morde. Dieser Druck von allen Seiten bringt uns nichts. Wir müssen den Rücken freihaben, das ist jetzt das Wichtigste.”

      „Ok. Ja, ich sorge dafür. Was haben wir bis jetzt?”

      „Drei Morde in drei Monaten, völlig verschiedener Art.

      Fritz Olischewski, erschossen in seinem Auto, Ende August,

      Carola Schmidt, Rentnerin, erdrosselt in ihrer Wohnung, Ende September,

      und jetzt Desiree Hausmann, gefunden am 30. Oktober mit aufgeschlitzter Kehle, 25 Jahre, Fabrikarbeiterin.

      Es gibt keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen den Opfern, keinen Hinweis, dass sie sich gekannt haben. Alle waren unterschiedlich alt, sahen unterschiedlich aus und wurden auf verschiedene Art und Weise umgebracht. Wir haben das Umfeld von jedem einzelnen genau unter die Lupe genommen und nichts Beunruhigendes gefunden.

      Das einzige, was man, unter uns, etwas zynisch anmerken könnte, ist die Tatsache, dass alle Opfer, na, lassen Sie mich überlegen, wie ich es am besten ausdrücke, eher dominant waren, Führungspersönlichkeiten, verstehen Sie, was ich meine? Menschen, die eher anderen sagen, was sie machen sollen.” Karla kratzte sich grübelnd am Kopf.

      „Ja, Sie haben Recht.” Dr. Schiller blätterte in den vielen Protokollen, die auf Karlas Schreibtisch lagen. „Fritz Olischewski ist wahrscheinlich so eine Art Familiendespot gewesen, Carola Schmidt die unnachgiebige Tante, die ihr Geld hortet, und Frau Hausmann?

      Sie und Herr Weinfeld waren doch heute Morgen bei ihrem Verlobten. Wie hieß er noch gleich?” Er schaute angestrengt in die neu angelegte Akte Desiree Hausmann.

      „Körner, Werner Körner!”, kam ihm Karla zuvor. „Ja, wir waren heute Morgen da. Er ist noch in der Nacht von zwei Beamten über den Tod seiner Verlobten informiert worden. Ein Psychologe kümmert sich um ihn. Wissen Sie, was mir gerade einfällt? Er ist der erste gewesen, von dem wir wirklich den Eindruck hatten, dass er aufrichtig und tief trauert.”

      Karla hatte noch das Bild vom Morgen im Kopf, die zusammengesunkene Gestalt von Werner Körner, blass, mit rot geweinten Augen. Mit seinen Händen hielt er ein Bild fest umklammert, dass ihn und Desiree Hausmann während eines Urlaubs zeigte. Zwei fröhliche, verliebte Menschen, die mit der Unbeschwertheit der Jugend in die Kamera lachten, nicht wissend, wie schnell ihr Glück zu Ende sein würde.

      Sie und Zacharias hatten versucht, ihn zu vernehmen, und verstanden nicht viel von dem, was Werner Körner mit tränenerstickter Stimme sagte. Nur so viel, dass Desiree seine große Liebe gewesen sei, die Frau, mit der er alt werden wollte. Er dachte zurück an die Zeit, in der sie sich kennen gelernt hatten, er etwas ungelenk und schlaksig, und sie, die kleine zierliche, schlanke, hübsche Frau, nach der sich so mancher Mann rumdrehte. Aber sie hatte ihn gewählt, und darauf war er stolz gewesen. Werner Körner tat alles, dass dies auch so blieb, holte sie öfter von der Arbeit ab, ging mit ihr in schicke Restaurants und versuchte auch sonst alles, um ihr ein schönes, angenehmes Leben zu ermöglichen.

      „Was soll ich nur jetzt machen?”, hatte er geschluchzt. „Sie war alles für mich!”

      Und wie alle Kommissare, die mit dem Leid der Hinterbliebenen konfrontiert wurden, waren auch Zacharias Weinfeld und Karla Albrecht hilflos gewesen. Meistens waren alle gut gemeinten Worte und Sätze in dieser Situation falsch, besser war es, das war ihre Erfahrung, einfach auch mal zu schweigen, zuzuhören, und den Angehörigen einfach das Gefühl geben, dass man für sie da war.

      Gegen Mittag rief Karla ihn noch einmal an, sprach mit ihm über seine Verlobte.

      „Herr Körner, können Sie sich in irgendeiner Weise vorstellen, ob jemand Ihre Verlobte verfolgt oder bedroht hat?”

      „Nein, glauben Sie mir, ich habe mir den Kopf zermartert darüber. Mir fällt nichts ein. Sie hat doch ein ganz normales Leben geführt. Sie hat gearbeitet, ist jede Woche 2-3 Mal ins Fitnessstudio gegangen, ja das war ihr wichtig, sich in Form zu halten, sie hat das auch für mich getan, hat sie immer gesagt. Obwohl mir das gar nicht so wichtig war. Ich hätte sie auch geliebt, wenn sie keine perfekte Figur gehabt hätte.” Er schluchzte erneut auf. „Ansonsten war sie bei mir. Ab und zu sind wir mit Freunden ausgegangen, wie alle Paare, nichts Besonderes. Wer macht denn so etwas, Frau Albrecht, sie hat doch keinem etwas Böses getan?”

      „Wir werden alles tun, um das heraus zu finden, darauf können Sie sich verlassen, Herr Körner. In den nächsten Tagen gehen mein Kollege und ich zu ihrer Arbeitsstelle, zu Freunden, zum Fitnessstudio, überall dorthin, wo sich Desiree aufgehalten hat, und wir befragen alle Leute, versuchen an neue Informationen heranzukommen.”

      „Ich werde Ihnen helfen, fragen Sie mich ruhig, wann immer Sie wollen, Tag und Nacht können Sie mich erreichen!”

      „Haben Sie Hilfe, Herr Körner?”

      „Ja, ich werde noch von dem Psychologen betreut.”

      „Das ist gut. Vielleicht lassen sie sich für ein paar Tage etwas aufschreiben. Tabletten meine ich. Nur für den ersten Schock. Ich mache mir Sorgen, dass sie sonst völlig zusammenbrechen!”

      „Nein, Frau Albrecht, nein. Ich werde mich nicht betäuben. Desiree hat in den letzten Sekunden ihres Lebens so furchtbare Schmerzen aushalten müssen. Ich will jetzt auch diesen Schmerz zulassen und vielleicht kann ich ihr auf diese Weise ganz nah sein.”

      Zacharias kam ins Büro und zu dritt besprachen sie den weiteren Tagesablauf. Karla beschloss, noch einmal die Freundinnen von Desiree Hausmann zu befragen, Zacharias würde das Fitnessstudio aufsuchen und danach hatten sie geplant, gemeinsam zu der Knopffabrik zu gehen.

      „Ach übrigens.”, sagte Zacharias, nachdem Dr. Schiller gegangen war. „ Ich habe eben in der Mittagspause Frau Olischewski in der Fußgängerzone gesehen. Zuerst habe ich sie gar nicht erkannt. Sie würden sich wundern!”

      „Warum?” Karla schaute erstaunt zu ihm herüber.

      „Sie hatte eine große Tüte mit der Aufschrift Boutique Hellmann bei sich, trug eine flotte Kurzhaarfrisur und ihre Nägel waren in einem ziemlich auffälligen Rot lackiert.”

      Karla hob erstaunt die Augenbrauen. Die Boutique Hellmann war der teuerste Laden im Ort.

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