Mörderliebe. Elke Maria Pape

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Mörderliebe - Elke Maria Pape

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bewegte sich zwischen dem Bedürfnis den Atem anzuhalten und dem Willen, sich völlig zu entspannen, einfach nachgeben, an nichts denken. Vielleicht war es schon morgen wieder vorbei, wie ein schöner Traum, aus dem man schlaftrunken und verwirrt erwacht.

      Rosemarie wusste nicht, wie lange sie dort an ihn gelehnt gesessen hatte. Sie lauschte seinem ruhigen, gleichmäßigen Atem, spürte die Wärme seines gesamten Körpers und wäre am liebsten für den Rest ihres Lebens an diesem Ort geblieben.

      „Pass auf, ich habe eine Idee!” Sein Körper spannte sich plötzlich an und Rosemarie zuckte zusammen. „Unten im Haus ist ein Büro und ein angrenzender Raum der Kirchengemeinde. Wie wäre es, wenn du deinem Mann sagen würdest, dass du ab und zu dort arbeitest, etwas für die Kirche und die Gemeinde tust? Dann kannst du dort manchmal vorbeigehen und denen einen Kuchen bringen für den Seniorennachmittag oder so. Und nachher können wir uns sehen. Was meinst du? Ich spreche mit denen, dann können sie deinen Namen vermerken, falls dein Mann nachfragt. Du kannst den Hintereingang nehmen, den hinten im Hof, der führt zu den Gemeinderäumen und ins Treppenhaus.” Er sprach mit großem Eifer und seine Augen wurden noch heller und strahlender.

      Rosemarie zögerte: „Ich muss jetzt wirklich gehen.”, sagte sie. „Ich war schon zu lange hier.”

      „Zu lange?” Er sah sie zärtlich an. „Ich hoffe, lange genug, um mir nicht zu sagen, dass du nie wieder kommst.” Er schob ihre Haare zur Seite und sie spürte seinen heißen Atem ganz dicht an ihrem Ohr: „ Ich warte auf dich.”

      Und sie erinnerte sich, wie verwirrt sie gewesen war. So schrecklich verwirrt!

      Rosemarie lag bereits gegen neun Uhr in ihrem Bett und erlebte die gesamte Zeit in Eduards kleiner Wohnung noch einmal in ihren Gedanken. Auch jetzt hatten die Gefühle nichts von der Intensität verloren. Dies waren ihre Träume, ihre ganz allein. Roland würde später in der Nacht wie immer betrunken heimkehren und nichts davon merken, in welche neue Welt sich seine Ehefrau geträumt hatte.

      Kapitel 12

      Rosemarie hatte sich in die Tageszeitung vertieft. Sie nutzte immer die knappe Zeit, wenn ihr Mann Roland schon zur Arbeit gegangen war und zwischen ihrem eigenen Aufbruch, um sich kurz zu informieren, was es in der Kleinstadt an Neuigkeiten gab. Als sie die Todesnachrichten aufschlug stutzte sie. Carola Schmidt, las sie, verstorben plötzlich und unerwartet durch einen tragischen Unglücksfall!

      Ihre ehemalige Lehrerin aus der Grundschule! Sofort beschlich sie ein ungutes Gefühl und längst verdrängte Erinnerungen kamen wieder hoch.

      Sie sah sie vor sich in ihren Gedanken, diese so genannte Pädagogin, noch ganz nach altem Schlag, eine alte Jungfer, Mitte dreißig, schlank, fast dürr mit blondem Pagenkopf, erinnerte sich an ihre zackigen Bewegungen, ihrem forschen Gehabe, wie sie durch das Klassenzimmer geschritten war. Immer auf der Suche nach einem Kind, das ihrem kalten Blick nicht standhielt und ihren Anforderungen nicht entsprach.

      Sie, Rosemarie, war dieses Kind gewesen.

      Sie blätterte schnell eine Seite der Zeitung weiter und verdrängte die Gespenster aus ihrer Kindheit. Plötzlich stockte sie.

      Moment mal!

      Sie stand auf und holte die Zeitung von gestern aus dem Müllbehälter. Der Fall in der Rosenstraße! Carola S., 68 Jahre, ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden, wahrscheinlich erdrosselt. Ja, hier stand es. Sie hatten den Neffen der Frau verhört, aber wieder laufen lassen.

      War sie das? War das ihre alte Lehrerin? Rosemarie erschauderte und schaute noch einmal in die Todesanzeige. Es waren einige wenige Verwandte aufgeführt, ihr Neffe stand auch darunter.

      Unglaublich dachte sie, in unserer kleinen Stadt. Wann passierte hier schon mal ein Mord? Aber das war nicht ganz richtig, das wusste sie. Es war nicht ein Mord, es waren zwei.

      Fritz Olischewski! Auch er war tot.

      Zuerst hatte man es für einen Unfall gehalten, doch dann wurde festgestellt, dass er erschossen wurde. Eiskalt erschossen! Rosemarie erinnerte sich daran, wie sie vor ein paar Wochen seine Todesanzeige gelesen hatte. Eine Frau und ein kleines Kind nahmen Abschied von ihrem Ehemann und Vater. In stiller Trauer. War er ein guter Vater gewesen, seiner Frau ein guter Ehemann?

      Zwei waren tot. Zwei, die sie gekannt hatte.

      Zwei, deren Quälereien sie mehr oder weniger erfolgreich verdrängt hatte.

      Kapitel 13

      Karla schloss ihre Wohnungstür auf. Müde schaute sie auf die Wanduhr in ihrem Flur. Elf Uhr nachts! Früher kam sie in den letzten Wochen selten nach Hause. Heute hatte sie den Geburtstag ihrer besten Freundin Ellen verpasst. Gott sei Dank hatte sie gegen acht Uhr abends noch daran gedacht vom Kommissariat aus anzurufen um ihr zu gratulieren. Ausgerechnet Ellen, eine ihrer wenigen Freunde, die es verstanden, dass ihr Beruf bei der Kriminalpolizei ihr oft wenig Zeit ließ, irgendwelchen Partys oder Freizeitaktivitäten nachzugehen. „Kein Problem!”, hatte sie geantwortet, als Karla ihr wieder einmal sagen musste, dass sie nicht kommen konnte. Aber, obwohl Ellen versuchte, ihrer Stimme etwas Lässiges zu geben, hatte Karla doch gemerkt, dass sie traurig und enttäuscht war. Ich muss mich wieder verstärkt um sie kümmern, dachte Karla mit schlechtem Gewissen, wenn diese ganze Geschichte erst einmal vorüber ist.

      Die letzten Wochen zerrten an ihren Nerven. Immer wieder war sie mit Zacharias Weinfeld die diversen Unterlagen über die Mordfälle Olischewski und Schmidt durchgegangen. Endlose Tage und Stunden befragten sie Nachbarn, Arbeitskollegen und Verwandte und waren doch zu keinem wirklich befriedigenden Ergebnis gelangt. Zugegeben waren die beiden Mordopfer wahrscheinlich nicht die sympathischsten Mitmenschen gewesen, aber ein Motiv konnte man aus dieser Tatsache ja wohl nicht ableiten. Zwei Morde in kürzester Zeit in einer Kleinstadt. Ohne erkennbare Vorzeichen.

      Keines der Opfer hatte sich vorher bedroht gefühlt, keiner der Angehörigen berichtete über besondere Vorfälle oder gar konkrete Feindschaften der Opfer. Wer waren die Täter? Ein einziger Täter für beide Fälle kam kaum in Frage.

      Fritz Olischewski wurde erschossen. Ein gezielter Schuss, eine geplante Tat. Dafür musste man ein guter Schütze sein, und an eine Waffe herankommen. Außerdem war eine gewisse Kaltblütigkeit nötig, um einem Menschen aufzulauern und ihn mit präziser Genauigkeit abzuknallen.

      Carola Schmidt dagegen, ja, alles sah nach Wut aus, nach einer spontanen Tat. Wäre da nicht das viele Geld in der Wohnung gewesen, hätte man auch auf einen Raubmord schließen können. Ihr Türschloss war nicht großartig beschädigt worden. Ihr Mörder musste über Kenntnisse verfügen, eine Tür schnell und lautlos zu öffnen.

      Wahrscheinlich hatte sie in ihrem geliebten grünen Sessel gehockt und Fernsehen geschaut. Das hatte sie angeblich jeden Abend gemacht.

      Sie hatten sich bei ihrem Hausarzt erkundigt. Frau Schmidt war etwas schwerhörig gewesen, ansonsten aber kerngesund. Man kann annehmen, dass der Fernseher laut lief und sie nicht hörte, wie ihr Mörder sich in ihrem Wohnzimmer von hinten an sie heranschlich. Karla erschauderte.

      In der eigenen Wohnung! Ein Ort, wo man sich doch eigentlich sicher und geborgen fühlte. Hatte der Eindringling von Anfang an geplant, die alte Dame umzubringen, oder war es ein spontaner Einfall? Eine plötzliche Wut, die den Täter aus irgendeinem Grund überfallen hat?

      Dass der Mörder für seine Tat ein Tuch benutzt hat, das zufällig

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