Hundeglückskeks. Sigrid Ellenberger

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Hundeglückskeks - Sigrid Ellenberger

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Und Tomatensauce.

      Ich stehe kurz auf, um Frauchen zu beruhigen, da sieht sie meine neue Decke, auf der ich gelegen habe.

      „Mein neuer Pulli! Aus Kaschmir! Nein, Robert, nein!“

      Frauchen schreit weiter.

      Kaschmir, wer, was oder wo ist Kaschmir?

      „Robert hat meinen neuen Pulli ruiniert! 159 Euro!“

      Ich verstehe nur Bahnhof. Also begebe ich mich wieder in mein Körbchen und ziehe vorsichtshalber mal den Schwanz ein. Aber Frauchen rennt mir nach, zieht meine neue Decke unter mir heraus und schimpft weiter auf mich ein.

      „Robert, du spinnst doch total! Geh mir aus den Augen!“

      Nun, das ist gar nicht so einfach, schließlich bin ich kein Floh, sondern ein Hund. Ein großer Hund!

      Und außerdem: Wo soll ich denn hin? Ich habe doch nur Frauchen und die Kinder. Und ich wollte doch nichts Böses.

      Ich starte einen letzten Versuch, mich bei Frauchen zu entschuldigen und lecke ihr die Hand.

      „Schau mal, Mama, ich glaube, es tut ihm leid.“ Swenja versteht mich.

      Da wird Frauchen ein klitzekleines bisschen ruhiger. Sie atmet langsam ein und aus.

      „Ach, Robert.“

      Noch ein Nasenstüber?

      „Hör schon auf, du frecher Kerl. Bist du wenigstens satt geworden?“

      Satt? Ich? Dass ich nicht lache! Von so einer minikleinen Portion Nudelauflauf kann man doch nicht satt sein.

      „Kinder, das nächste Mal nehmen wir Robert mit. Ich schwöre, der Kerl bleibt mir nicht mehr alleine in unserer Wohnung!“

      Das wollte ich hören.

      Sieg! Sieg auf der ganzen Linie!

      Spätsommer

      Der Sommer ist, so scheint es jedenfalls, vorbei. Vielleicht macht er aber auch nur eine kleine Pause. Mein Fell juckt jedenfalls gewaltig und ich kratze mir jeden Tag meine Wolle vom Leib. Am liebsten mag ich es, wenn Frauchen oder Swenja mit der Bürste kommen und mir eine Super-Wellness-Hunde-Massage verpassen. Traumhaft.

      Lucy und ihr Herrchen sind fast jeden Tag hier oder Frauchen und ich gehen mit den beiden Gassi. Also, insgeheim glaube ich, Lucy und ich sind füreinander geschaffen. Wenn Heiraten bei Hunden möglich wäre, Lucy wäre meine Frau für die nächsten Jahre. Oder Jahrzehnte. Ich weiß nicht so genau, wie alt ich einmal werde. Und das ist ja auch gut so. Wer will das schon wissen. Mein Motto: Ich lebe jeden Tag so wie er kommt. Schlafen, Gassi, Fressi. Gassi, Schlafen. Und dazwischen noch mal Fressi. Perfekt.

      Swenja ist in der Vorschule, die zwar zum Kindergarten gehört aber scheinbar etwas ganz Besonderes ist, Julia im Kindergarten und Frauchen tippt irgendetwas, das sie Arbeit nennt, auf ihrem Computer.

      Ah, es klingelt. Das sind bestimmt Lucy und Martin. Es wird auch Zeit, mein Darm meldet schon intensivste Aktivität. Ich komme also meiner Pflicht als Hüter der Familie nach und lasse ein lautes Bellen hören.

      „Robert, aus! Hör endlich auf zu bellen. Ich glaube du lernst das nie! Ich bin doch nicht taub!“ Dabei steht sie auf und geht zur Tür.

      Himmel, ist Frauchen heute wieder gut gelaunt! Ich bin ein Hund, da darf man doch wohl mal bellen.

      Ja, es ist Lucy. Mit Martin. Wusste ich es doch!

      Ich begrüße also meine so-gut-wie-Ehefrau und wir gehen schon mal in den Flur und setzen uns, ganz in Erwartung, dass wir jetzt alle spazieren gehen, hin.

      Aber Martin hat Frauchen in die Küche gezogen und kommt gar nicht mehr heraus. Lucy und ich kennen das ja: Wenn die beiden erst mal alleine im Zimmer sind, kann das Stunden dauern. Aber das geht heute definitiv nicht: Mein Darm ruft! Also schaue ich mal nach, was die Beiden da so treiben. Zuerst versuche ich, mit der Nase die Tür aufzuschubsen. Zu. Da geht gar nichts.

      „Drück doch die Klinke runter“, weist Lucy mich an.

      Als wäre ich da nicht selbst drauf gekommen! Ich bin doch nicht doof! Ich drücke also mit meinem Kopf auf die Türklinke, woraufhin die Tür aufspringt.

      Frauchen steht stocksteif da, Martin sitzt vor ihr auf den Knien. Was spielen die beiden denn?

      „Sag schon ja, Constanze. Ich bitte dich.“

      „Ich ...“

      Frauchen stottert wie eine Laufente.

      „Ja.“

      Ja? Was denn?

      „Lucy, hast du eine Ahnung, was hier los ist?“

      Lucy presst sich ein klitzekleines Tränchen aus ihren wunderbaren Augen.

      Was hat sie nur?

      „Ich glaube, Herrchen hat Constanze gerade einen Heiratsantrag gemacht.“ Lucy jault leise.

      Einen Heiratsantrag?

      Ja, die sind Menschen, die dürfen das.

      „Und was heißt das für uns?“

      „Na, wenn die beiden verheiratet sind, ziehen wir bestimmt zu euch. Oder ihr zu uns.“

      Lucy ist echt schlau. Wir ziehen zusammen? Das ist ja – wow!

      Frauchen und Martin lecken sich wieder die Münder ab wie ein Welpe bei seiner Mutter. Sonderbar.

      Aber egal wie romantisch Lucy diese Szene gerade findet, ich muss mal. Und zwar sofort. Also dränge ich mich zwischen Martin und Frauchen und winsle kräftig.

      „Robert, was hast du nur?“

      Frauchens Stimme klingt hell wie ein Glöckchen.

      Ich beiße mir in den Schwanz in der Hoffnung, dass sie kapiert, was ich sagen will. ICH MUSS RAUS!

      „Martin, sieh nur, er freut sich.“

      „Ich mich auch“, lächelt dieser, aber er beißt sich dabei nicht in den Schwanz. Kunststück, er hat ja auch keinen.

      Und: Frauchen, ich freue mich nicht, ich muss meinen Darm entleeren.

      „Oh, Martin, ich bin so glücklich. Und aufgeregt. Was die Kinder wohl sagen?“

      „Na ich hoffe, die freuen sich auch.“

      Also, Leute, ICH freue mich nicht. Wenn wir nicht sofort rausgehen, dann ...

      Ich laufe zur Haustür und winsle noch einmal kräftig.

      Außer Lucy, die neben mir steht, ist niemand in Sicht, der uns diese verdammte Haustür öffnen könnte.

      Sorry, ich

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