Der Gärtner war nicht der Mörder. Hans Pürstner

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Der Gärtner war nicht der Mörder - Hans Pürstner

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aus Gewinnstreben einzelner schwarzer Schafe, aber auch durch den immer härter werdenden Preisdruck durch die Verbraucher sparen die Produzenten eben an den Zutaten. Da werden billigere Sachen zugekauft, mit künstlichen Aromen etc. aufgepeppt, und bei jedem neuen Skandal nimmt man die Ware öffentlichkeitswirksam aus den Regalen.

      Tatsächlich friert man sie meistens nur ein oder stellt sie ins Lager. Um sie dann, sobald das Interesse etwas

      abgeflaut ist, wieder auf den Markt zu werfen. Viele der Besucher waren Studenten und wohl auch selbst häufig Kunden der Billig-Läden, deshalb schauten sie auch etwas schuldbewusst zu Boden, als der Redner seine Thesen vorbrachte. Es war natürlich leichter, den bösen Unternehmern die Schuld an den Lebensmittelskandalen der letzten Jahre zu geben, als sich vorwerfen zu lassen, selbst mitverantwortlich zu sein.

      „Wenn wir nicht bereit sind, dem Viehzüchter, dem Weinbauern oder meinetwegen dem Wurstfabrikanten einen fairen Preis für seine Produkte zu zahlen, dann bleibt ihm doch kaum noch eine andere Wahl, als bei den Zutaten zu sparen!“, rief Weinreb erregt, „und schuld sind auch die Diskont-Geschäfte, ganz besonders die Rabbisch-Brüder, die haben mit ihren Läden als Erste damit angefangen, die Produzentenpreise so extrem zu drücken. Was ihnen selbst ja nicht gerade zum Nachteil gereichte, wie man in der Statistik der reichsten Menschen Deutschlands im letzten Jahr sehen konnte“, setzte er einen leichten Seitenhieb hinterher.

      Da stand in der hintersten Reihe eine kleine rundliche Frau auf und rief zornig:

      „Sie sollten sich was schämen, den Rabbisch-Markt anzuklagen, so billig können wir nirgends einkaufen! Schauen Sie sich das an in meiner Tragetasche. Dieselbe Menge würde im Supermarkt vom Kaufhaus 40 Euro kosten. Ich habe 27 bezahlt, sehen Sie?“, rief sie aufgebracht und fuchtelte demonstrativ mit ihrem Einkaufsbeleg in Richtung Gastredner.

      Dem kam der Zwischenruf gerade recht, mit erhobener Stimme rief er:

      „Was glauben Sie eigentlich, wie diese günstigen Preise entstehen, gute Frau? Die Gebrüder Rabbisch verzichten bestimmt nicht auf einen Teil ihres Gewinns, um diese zu ermöglichen!“

      Weinreb verließ das Podium und mischte sich unter das Publikum und fuhr fort

      „Sondern sie setzen ihre Lieferanten so lange unter Druck, bis diese an die unterste Grenze der Kalkulation gehen. Und dann bleibt denen meist nur, entweder Leute rauszuschmeißen, oder bei der Herstellung zu sparen.

      Hier, diese Leberwurst“, sagte er als er bei der Dame angelangt war und hielt triumphierend eine vakuumverpackte Wurst aus dem Korb in die Höhe, „Wissen Sie eigentlich, aus welchen Zutaten eine fachmännisch erzeugte

      Leberwurst hergestellt wird? Nicht gerade appetitlich, ich hab mal bei meinem Schlachter zugeschaut. Aber wenn ich mir vorstelle, dass bei diesen Zutaten dann auch noch gespart werden muss, da dreht sich mir beim bloßen

      Gedanken daran schon der Magen um!“

      „Geben Sie mir sofort meine Wurst zurück, was fällt Ihnen eigentlich ein“, schrie die Dame empört und verstaute das gute Stück wieder in ihrer Einkaufstasche.

      „Wo sollen wir denn sonst noch sparen, wenn nicht beim Essen?“ rief sie dem Doktor zu und wartete gespannt auf seine Antwort. „Wo haben Sie denn die Lederjacke gekauft, die Sie gerade anhaben?“, gab er statt einer Antwort zurück.

       „War die etwa ein Sonderangebot bei Kuhlmann?“

      „Dort kauf ich mir doch keine Lederjacke!“, antwortete sie beleidigt. „Die hab ich bei Leder Schmidt im Neuen Wall gekauft. Für was Gutes muss man auch etwas mehr ausgeben!“, setzte sie ganz selbstbewusst hinzu.

      Das war natürlich Wasser auf die Mühlen von Weinreb.

      „Aha, und warum soll diese durchaus vernünftige Ansicht für Bekleidung gelten, und nicht für Lebensmittel?

      Ausgerechnet für etwas, was mehr als alles andere wichtig ist für unsere Gesundheit, unser Wohlergehen und nicht zuletzt für unseren guten Geschmack. Dafür sollen wir nie etwas mehr, sondern am liebsten immer weniger

      ausgeben, oder was?“

      Er redete sich richtig in Rage. Unterdessen war eine der Demonstrantinnen interessiert zu der Runde gestoßen und als die Dame in ihr eine Nachbarin erkannte, fing sie sofort an zu schimpfen.

      „Frau Krüger, machen Sie da etwa auch mit bei dieser Öko-Geschichte? Sie kaufen doch sonst auch immer im

      Rabbisch Markt ein!“

      Eine leichte Röte überzog das ansonsten blasse, wenn auch nicht unhübsche Gesicht der zartgliedrigen Frau.

      „Ja, Frau Marko, von den paar Euro Arbeitslosenhilfe kann ich mir nicht leisten, in den Delikatessenladen zu gehen. Aber deshalb will ich trotzdem gesunde Lebensmittel!“

      2.Kapitel

       Genervt unterbrach Kriminaloberrat Berger, der Leiter der Mordkommission des Hamburger Landeskriminalamtes, sein intensives Aktenstudium.

      „Ja, bitte?“ blaffte er zur Tür, an der ihm gerade ein vorsichtiges Klopfen unangemeldeten Besuch ankündigte.

      „Sie wollten mich sprechen, Chef?“, antwortete der Besucher und trat, ohne eine Antwort abzuwarten, in das Büro.

      Augenblicklich hellte sich die Miene des Kripo-Chefs auf, als er sah, wer ihn da in seiner Konzentration gestört hatte.

      „Ach Sie sind´s, Woldmann, das hab ich doch glatt vergessen!“ rechtfertigte Berger seine unwirsche Reaktion von vorhin. „Danke, dass Sie so schnell vorbei gekommen sind“.

      Der altgediente Kriminaloberkommissar akzeptierte die etwas mühsam herausgepresste Entschuldigung wortlos und setzte sich auf einen der Besucherstühle. Insgeheim lächelnd verfolgte er die wichtigtuerisch hin gekritzelten

      handschriftlichen Vermerke auf einer der Akten, die sein Chef noch schnell vornahm, ehe sich dieser voll seinem Gast widmete.

      „Ich hab Sie rufen lassen, mein lieber Woldmann, weil Sie mein erfahrenster und fähigster Ermittler sind“, sagte er zu seinem Gegenüber und schaute ihn erwartungsvoll an, um zu sehen, wie seine pathetisch vorgetragene

      Begrüßung wohl ankommen würde.

      Doch der wusste schon, dass bei solch ungewohntem Lob das dicke Ende meistens hinterher kam und verzog keine Miene. Enttäuscht von dessen Reaktion fuhr der Kriminalrat fort.

      „Vom Gerichtsmedizinischen Institut kam gestern der Untersuchungsbericht zur Leichensache Rabbisch.“

      Wiederum blickte er seinen Beamten gespannt an, doch auch jetzt war nicht das geringste Flackern in den Augen von Kriminaloberkommissar Woldmann zu erkennen.

      „Dies ist eine äußerst delikate Angelegenheit, lieber Woldmann“, verlegte sich Berger jetzt wieder auf die

      liebenswürdige Tour. Der beschloss daraufhin endlich, doch ein wenig Interesse zu heucheln und fragte scheinheilig

       „Meinen Sie etwa d e n Rabbisch?“ und wiegte den Kopf.

      Berger senkte seine ansonsten eher polternd

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