Liebe ist tödlich. Tessa Koch

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Liebe ist tödlich - Tessa Koch

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rumschlagen, während ich mir bereits Leichen ansehen darf.“ Er seufzt wieder, während Melina erneut das Gesicht verzieht. „Aber manchmal ist es auch wirklich schwierig. Weil jeder erwartet, dass ich mindestens genauso gut werde wie er.“

      „Ist bestimmt nicht einfach“, pflichtet sie ihm bei. Dann lächelt sie wieder schwach. „Ich hätte dennoch keine Lust, alleine mit Dutzenden Toten in einem Raum zu sein. Irgendwie würde ich dauernd das Bedürfnis verspüren, mich umzudrehen und zu gucken, ob sie auch wirklich noch tot sind.“

      Nick muss lachen, doch ehe er auf ihren Kommentar antworten kann, kommt Isa auf sie zu, in der Hand ein Tablett beladen mit leeren Gläsern. „Lia, die Kerle am Tisch siebzehn fragen nach dir, sie wollen zahlen!“, sagt sie an Melina gewandt, ehe sie in die Küche verschwindet.

      „Gut“, seufzt sie leise und stemmt sich vom Tresen ab. „Also überleg`s dir nochmal mit deinem Schlussdienst, ich hab da echt nichts gegen. Ich hab morgen nichts zu tun und außerdem kann ich das Geld gebrauchen.“

      „Meliiiinaaa!“, brüllen da die drei Jungen im Chor durch den halben Laden.

      Das Gesicht von ihr verfinstert sich. „Glaub mir, wenn das weiter so geht, hast du bald drei neue Leichen, die du untersuchen kannst.“ Nick muss wieder lachen, während Melina mit gereizter Miene zu dem Tisch geht.

      Sein Blick folgt ihr.

      Kapitel 22

      Nick ist müde und lustlos, als er sich am Montag in den Hörsaal schleppt. Natürlich hat nie jemand behauptet, dass Studieren einfach sei, vor allem nicht, wenn man nebenbei arbeiten muss, um genug Geld für die Studiengebühren und die anderen anfallenden Kosten aufzubringen. Zwar bekommt er staatliche Unterstützung, doch reicht diese bei Weitem nicht aus, um neben der Gebühren und den Anschaffungskosten von Büchern, Heften, Blöcken, Stiften und einer Monatskarte für Bus und Bahn auch noch die Miete seines mickrigen Zimmers zu decken. Ihm bleibt also nichts anderes übrig als nebenbei auch noch zu jobben.

      Und deswegen ist er jetzt so müde.

      Er schaut sich in dem Hörsaal um und sucht nach Jan, einem Typen, den er erst hier kennen gelernt hat, doch er kann ihn nicht entdecken. Also lässt er sich auf einen der nächstbesten Plätze fallen, kramt einen zerfledderten Zettel und einen Stift hervor und lehnt sich dann soweit zurück, wie es der Stuhl ihm erlaubt.

      Seine Augen brennen und ihm tut der Rücken weh, obwohl er sich nicht genau erklären kann, woher diese Schmerzen kommen. Vage erinnert er sich, wie er in dem gestrigen Arbeitstumult einen Stoß in den Rücken bekommen hat, als er nicht schnell genug aus der Küche verschwand, um die Bestellungen rauszubringen. Vielleicht kommen sie ja da her.

      Inzwischen bereut er, dass Angebot von Melina nicht doch angenommen zu haben, sein ununterbrochenes Gähnen ist der beste Beweis dafür, dass ihm eine Nacht mit mehr als fünf Stunden Schlaf einmal ganz gut getan hätte. Doch nun ist es zu spät. Außerdem hätte er gestern nicht bis in die Nacht lernen müssen.

      Als sich ein Typ mit blonden, etwas längeren Haaren neben ihn setzt, beachtet Nick ihn nicht weiter. Im Grunde ist es ihm egal, wer sich neben ihn setzt und wer nicht. Er möchte diese Vorlesung nur so schnell wie es geht hinter sich bringen, sich dann in die nächste schleppen und dann so schnell wie möglich wieder nach Hause in sein Bett.

      Sein Bett erscheint ihm mit einem Mal wie das Paradies Eden.

      „Hey, bin ich hier richtig bei Rechtsmedizin?“ Der Kerl mit den blonden Haaren hat sich zu ihm rüber gebeugt und mustert ihn aus klaren blauen Augen. Seine Erscheinung wirkt sehr gepflegt und seine Klamotten lassen darauf schließen, dass er Geld haben muss. Sie sind schlicht und subtil, wie es nur Markenklamotten sein können.

      „Ja“, antwortet Nick einsilbig. Er blickt ihn nicht einmal an.

      „Ist der Professor gut?“

      Nick unterdrückt ein Seufzen. Er ist momentan einfach nicht an einer Konversation interessiert. Er möchte einfach nur vor sich hin starren, sich dazu zwingen, ein paar Notizen zu machen, sobald die Vorlesung beginnt, und danach ab nach Hause. Diesen Typen kann er nun echt nicht gebrauchen. „Kommt drauf an, wie du gut definierst“, nuschelt er daher nur gelangweilt zurück.

      „Naja.“ Der Typ lacht. „Man sollte was bei ihm lernen – ich hab nicht umsonst meinen anderen Job aufgegeben, nur um mich von einem Idioten vollschwafeln zu lassen.“

      Wenn Nick besser aufgelegt gewesen wäre, hätte er vielleicht sogar nach dem vorherigen Beruf von dem Kerl gefragt. Doch so übergeht er den Kommentar einfach. „Ist schon ganz okay hier. Mal so mal so. Man lernt auf jeden Fall was.“

      „Das ist gut.“ Der Typ grinst ihn an. „Ich bin im Übrigen Lennard.“

      „Nick.“

      „Wie lange bist du schon hier, Nick?“

      Man, er will echt nicht begreifen, dass er die Klappe halten soll, schießt es Nick durch den Kopf. Er sieht ein, dass dieser Lennard hartnäckig an einer Konversation interessiert zu sein scheint und ihn daher nicht allzu schnell wieder in Ruhe lassen wird. „Fast fünf Jahre, so wie alle hier.“

      „Cool.“ Geht so, schießt es Nick durch den Kopf. „Dann bist du ja fast durch und was kommt dann? Willst du gleich Arzt werden?“

      Nick fragt sich, was ihn das überhaupt interessiert. „Nein, ich will in die Gerichtsmedizin.“

      „Oh, interessant“, erwidert Lennard. „Ich will ganz normaler Arzt werden, aber sooft wie ich umziehe, frage ich mich, ob ich mein Studium überhaupt jemals beenden werde.“ Er lacht kurz. „So ist das halt, was?“

      „Scheint so.“

      Nick ist erleichtert, als der Professor den Hörsaal betritt und seinem Eintritt eine beinahe sofortige Stille folgt. Auch der Typ neben ihm hält nun endlich seine Klappe und wendet sich mit einer durch und durch konzentrierten Miene dem Professor zu. Nicks Blick schweift zu dem Heft, das er vor sich liegen hat. Es ist in einem roten Papier eingeschlagen und in sauberer Handschrift hat der Kerl seinen Namen auf das Heft geschrieben. Nickt wird nicht einmal stutzig, als er einen anderen Namen liest, als den, den der Typ ihm soeben genannt hat.

      Er bemerkt es nicht einmal.

      Kapitel 23

      Es ist Samstagabend und die Hölle ist los.

      Nick weiß, dass er eigentlich zehn Arme bräuchte, um all die Bestellungen mitnehmen zu können, die auf dem Metalltisch in der Küche (dort warten die Gerichte) und auf dem Tresen (da stehen die Getränke) auf ihn warten, doch er hat nun mal keine zehn Arme. Ärgerlicher Weise.

      Das Schrillen der Glocke, die verkündet, das eine weitere Mahlzeit zubereitet ist, schrillt ununterbrochen durch den Laden, doch Nick weiß, dass, wenn man auf dieses Schrillen nicht geradezu abgerichtet ist, man es so gut wie nie wahrnimmt. Genau wie die anderen, mit denen er heute die Schicht teilt, ist er nur am Rennen, Essen Holen, Bestellungen Aufnehmen und Abkassieren. Obwohl es stressig ist, kann er sich nicht beschweren. Er verdient gut, Samstagabends, vor allem wenn bereits etwas Alkohol geflossen ist, geben die Leute immer gutes Trinkgeld.

      Er hat nur zwei Tische, an denen bereits seit mehr als zwei Stunden

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