Liebe ist tödlich. Tessa Koch

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Liebe ist tödlich - Tessa Koch

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kann Stella nachempfinden, dass Lela, nachdem sie der Mann, dem sie wohl am meisten vertraut hat, dermaßen verletzt und zerbrochen hat, eine Scheu vor anderen Männern und ein gewisses Misstrauen entwickelt hat. Dennoch kann sie nicht leugnen, dass es anstrengend gewesen ist, Lela langsam wieder an die Normalität des Lebens – zu dem nun einmal auch die männlichen Geschöpfe dieser Erde zählen – heranzuführen. Doch mit Lars an ihrer Seite, der zu Beginn sehr behutsam und nachsichtig mit Lela hat sein müssen, hat sie es geschafft, sie langsam wieder zurückzuführen. Lela hat beinahe wieder begonnen normal zu leben.

      Bis sie die Hiobsbotschaft vor zwei Wochen erreicht hat.

      Weder Stella noch Lela haben sich etwas gedacht, als Lela sich in den Wochen nach ihrer Vergewaltigung zu übergeben begann und über Unterleibsschmerzen klagte. Sie haben es mit der Vergewaltigung und der psychischen Belastung erklärt, die schwer an Lelas Gesundheit gerüttelt haben. Doch als bald darauf Lelas Periode ausgeblieben ist, haben sie begonnen eine andere Möglichkeit in Betracht zu ziehen.

      Als Lela schließlich den Mut aufgebracht hat, einen Test in der Apotheke zu kaufen, hat dieser ihre Ängste bestätigt: Sie ist schwanger. Leon hat sie nicht nur geschlagen, gedemütigt, gefoltert und vergewaltigt, sondern zudem noch einen Teil von sich in ihr gelassen, der nun, jetzt, in diesem Moment, dabei ist in ihr zu wachsen und heranzureifen.

      Doch Lela hat vom ersten Augenblick an gewusst, dass sie dieses Ding nicht austragen möchte.

      Als ihr Name aufgerufen wird, erhebt sie sich. Sie glaubt, dass es das erste Mal seit Wochen, wenn nicht sogar seit Monaten ist, dass sie wieder einen Hauch von Nervosität verspürt. Stella begleitet sie bis zu dem Behandlungszimmer und hält währenddessen ihre Hand. Als Lela sie loslassen muss, da sie weiß, dass Stella sie nicht begleiten darf, verspürt sie mit einem Mal das Gefühl, vollkommen schutzlos und verletzlich zu sein.

      Sie mag den Kittel, den man sie anzuziehen bittet, nicht, streift dennoch widerwillig ihre Klamotten ab und schlüpft in das Ding. Sie fühlt sich lächerlich und hässlich. Auf den Wunsch der Schwester hin setzt sie sich schon einmal auf den Stuhl. Sie besieht sich die Instrumente, die auf einem silbernen Tablett neben ihrem Stuhl aufgereiht sind, und versucht gerade zu entschlüsseln, wofür die einzelnen Instrumente wohl sind, als die Ärztin das Zimmer betritt. Lela hat darauf bestanden, den Eingriff von einer Frau durchführen zu lassen. Seit der Vergewaltigung zieht sie Frauen den Herren der Schöpfung im Allgemeinen vor. Es ist ihr lieber, von einer Frau berührt zu werden (vor allem an einer so intimen Stelle) als von einem Mann. Zwar weiß ein kleiner Teil in ihr, dass diese Scheu vor den Männern geradezu lächerlich ist, da nicht jeder so ist wie Leon, dennoch fühlt sie sich in den Händen einer Frau einfach wohler.

      „Frau Foster, wie geht es Ihnen heute?“ Die Ärztin lächelt freundlich, während sie sich die Gummihandschuhe überstreift.

      „Den Umständen entsprechend, würde ich sagen, Dr. Martins.“ Lela versucht sich ebenfalls an einem Lächeln, scheitert jedoch kläglich.

      Das Lächeln der Ärztin verblasst. „Sie wissen, dass Sie sich jederzeit anders entscheiden können, wenn Sie das nur wollen. Noch ist es nicht zu spät, Sie müssen nur etwas zu mir sagen, dann blasen wir das Ganze hier einfach ab.“

      „So habe ich das nicht gemeint!“ Lelas Tonfall ist barscher, als sie es beabsichtigt hat.

      Dr. Martins bemüht sich erneut um ein Lächeln. „Natürlich nicht. Können wir dann?“ Lela nickt. „Gut. Ich habe Ihnen bereits bei unserem letzten Treffen erklärt, wie ich vorgehen werde, möchten Sie trotzdem, dass ich es Ihnen noch einmal erkläre?“

      „Bitte holen Sie einfach nur dieses Ding aus mir heraus, ja?“

      Es fällt der Ärztin immer schwerer, ihr Lächeln aufrecht zu erhalten. „Selbstverständlich.“

      Der Eingriff dauert nicht lange und als man Lela erlaubt, sich wieder aufzusetzen und ihre eigenen Klamotten anzuziehen, spürt sie nicht einmal eine großartige Veränderung. Doch das bloße Wissen, dass dieses Ding, diese widerwärtige Brut, aus ihr entfernt worden ist, scheint sie um Tausende von Kilos zu erleichtern. Denn nun weiß sie, dass sie nichts mehr von Leon in sich trägt. Dass es nichts mehr gibt, dass sie an ihn binden könnte. Von nun an ist sie wieder ihr eigener Herr, sie ist ihm nicht mehr verpflichtet, verbunden, ausgeliefert. Sie ist einfach nur noch sie selbst.

      Und das Baby, sein Baby, das sie unter ihrem Herzen getragen hat, ist tot.

      Kapitel 19

       Liebste Lela,

       es amüsiert mich zu sehen, dass Du einen erneuten Versuch gewagt hast mir zu entfliehen. Hast Du nicht die letzten beiden Umzüge zuvor bereits gemerkt, dass Du mir nicht entkommen kannst? Es ist geradezu paradox, dass Du es dennoch immer wieder versuchst.

       Denn Du weißt doch, dass Du mir nicht entkommen kannst. Dass ich immer da bin, in Deiner Nähe, ohne dass Du mich sehen, hören oder riechen kannst. Doch ich kann Dich sehen. Und ich darf auch Deiner wunderschönen Stimme lauschen. Ich kann sogar Deinen Duft wahrnehmen … Fly High ist doch der Name Deines neuen Parfums, nicht wahr?

       Wie Du siehst, bin ich tatsächlich in Deiner Nähe, immer und überall, egal wo Du bist. Daher amüsiert es mich nur umso mehr, wenn Du wieder einmal versuchst mir erneut zu entkommen. Denn es ist unmöglich. Man kann nämlich nicht vor seinem Schatten davonlaufen, meine wunderschöne Prinzessin, hat Dir das denn zuvor nie jemand gesagt?

       Es schmerzt mich beinahe, Dir nun selbst diese Wahrheit nahe legen zu müssen. Denn im Laufe der letzten sechs Monate musst Du einfach gemerkt haben, dass ich Dein Schatten bin . Ich bin Dir so nahe, wie kein anderer, ich bin Dir so vertraut, geliebt und verhasst, wie kein anderer Mann jemals zuvor.

       Dies erfüllt mich mit Stolz und Freude.

       Denn niemand soll Dir jemals so nah sein dürfen, wie ich Dir nah sein durfte.

       Geliebte Zeit, wie ich Dir hinterher trauere! Wie ich Deinen Berührungen hinterher trauere, Deinen Blicken und Küssen, Deiner Nähe ! Wie ich Dir hinterher trauere, liebste Lela!

       Doch so glaube mir, es wird eine Zeit kommen, in der wir wieder vereint sind. In der wir wieder eins sind. Denn wir gehören zusammen. Niemand kann sich dem Schicksal entziehen, niemand kann den göttlichen Plänen der Geheiligten entkommen, nicht einmal Du, die Du da selbst eines Engels gleich bist.

       Wenn Du nur wüsstest, wie sehr mein Herz sich nach Dir sehnt! Meine Finger möchten Deine Haut streicheln, meine Lippen die Deine berühren, meine Blick die Deinen streifen, mein Körper den Deinen spüren … Was gäbe ich nicht alles dafür!

       Ich gäbe alles , liebste Lela. Einfach alles.

       Bitte sage mir nicht, dass Du nicht auch des Öfteren von mir träumst. Dass Du Dich nicht auch nach mir und meinem Körper sehnst! Ich weiß, dass es so sein muss. Es kann nicht anders sein.

       Denke immer an das Schicksal, dass uns beieinander wissen will. Und denke immer an das, was ich gedenke zu tun, wenn wir uns endlich wieder nah sein können. Ich möchte Deinen nackten Körper in meinen Händen spüren, ich möchte sehen, wie die Fesseln

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