Liebe ist tödlich. Tessa Koch

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Liebe ist tödlich - Tessa Koch

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Dein Blut schmecken. Ich möchte mich an Dir laben und ergötzen und Dich heiliger behandeln als die alten Priester eine der Götter willen zu opfernde Jungfrau.

       Du sollst mein sein, nur mein.

       Und dann möchte ich an Dir, mit Dir, tun und lassen, was immer ich will, was immer mich überkommt, und dabei möchte ich in Deine wunderschönen braunen Augen blicken und die Hoffnungslosigkeit in ihnen lesen, die mir verrät, dass Du begreifst, nur mein zu sein und mir nie mehr entkommen zu können. Dein wunderschöner Körper soll unter meinen Händen zerbrechen, sich winden und langsam sterben, während ich Dein Innerstes töte und Dich langsam den Verstand verlieren lasse.

       Schmerz kann Dir so viel geben, meine Schöne, so viel und er kann Dir auch so viel nehmen. Und dann wird es nur in meinen Händen liegen, was Dir gegeben und was Dir genommen wird. Ich werde dann über Dich entscheiden, über Dich richten dürfen, ich werde Gott spielen und Dir zeigen, was Gotteslästerung bedeutet.

       Denn Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

       Und Du sollst nicht das Baby Deines Herren ermorden.

       Ups, siehst Du, da ist es raus. So einfach, so schnell geht es, meine strahlende Sonne, so leicht lässt der Mensch sich dazu verlocken, seine Trümpfe auszuspielen. Doch nun kann ich Dir nicht mehr verbergen, was ich weiß.

       Ja, ich habe von dem Kind erfahren, dass Du in Deinem Leib getragen und schändlich hast töten lassen. Hat Dich der Gedanke, ein Kind von mir zu empfangen, etwa so sehr angewidert? Wolltest Du dieses Kind der Liebe nicht als das Deine ansehen? Oder aus welchem Grund sonst hast Du es über Dich gebracht, sein kleines, schwaches Leben einfach auszulöschen?

       In diesem Punkt, meine Teuerste (und ich gebe es ganz offen zu) kann ich Dich nicht verstehen. Auch wenn sich Deine Gedanken und Emotionen mir sonst wie die aufgeschlagenen Seiten eines Buches darlegen, vermag ich diese eine Sache, die Abtreibung von unserem Kind, nicht zu verstehen.

       Doch ich hoffe, dass Du es mir bald selbst wirst erklären können.

       Und wenn dies der Fall ist, wenn Du mir endlich wieder so nah bist, dass wir miteinander sprechen, einander fühlen und spüren können, dann werde ich Dich solange nehmen, bis Du wieder ein Leben in Dir trägst und dann werde ich dafür sorgen, dass sich Dir keine Möglichkeit bietet dieses wieder einfach wegzuwerfen, wie den wertlosen Müll eines McDonalds-Besuches.

       Denn was, meine Geliebte, gibt es denn Schöneres als ein gemeinsames Kind zu erwarten, die Höhen und Tiefen der Schwangerschaft und die Schmerzen und Freuden der Geburt zu erleben? Kannst Du es mir verraten? Kannst Du es?

       Wir wissen beide, dass Du es nicht kannst.

       Da es nichts Schöneres gibt auf dieser Erde als das Wunder des Lebens.

       Spürst Du denn nicht auch dieselbe freudige Erregung, bei dem Gedanken, endlich wieder mit mir vereint zu sein? Bei dem Gedanken, eine Familie zu zeugen, die uns auf immer aneinander bindet, ohne dass einer aus diesem Bund entfliehen kann? Fühlst Du nicht auch diese Vorfreude? Diese Begierde?

       Liebste Lela, ich hoffe, dass Du sie auch fühlst.

       Denn schon bald, mein Engel, wird uns dieses Schicksal ereilen, ich weiß es, ich spüre es, es wird nicht mehr lange dauern, ehe ich Dich endlich wieder mein Eigen nennen darf und Deine Schönheit zwischen meinen Fingern zerrinnen spüren kann. Dann wird es kein Entkommen mehr für Dich geben, mein Herz, wenn Du in meinen Fängen bist, wenn Du mein bist. Nie wieder.

       Es sei denn natürlich, dass Du es schaffst, mir zu entgehen.

       Doch wie willst Du dies tun? Natürlich könntest Du erneut umziehen – doch sieh nur, wie schnell ich nun bereits Deine neue Adresse herausgefunden habe. Es hat keine zwei Wochen gedauert. Und wenn Du von Neuem deinen Wohnort wechselst, werde ich ihn wieder erfahren. Dann kann es sich nur noch um Tage handeln, bis ich weiß, wo Du bist.

       Natürlich könntest Du auch Deinen Namen wechseln. Das würde mir das Finden deiner Person erheblich erschweren, findest Du nicht auch? Doch ich bin mir sicher, dass ich dennoch im Stande wäre, Dich ausfindig zu machen. Denn gewillt, dies zu tun, werde ich bis an das Ende meines Lebens sein.

       Wäre es nicht ein lustiges Spiel, wenn Du Deinen Namen ändern und ich versuchen würde, Dich dann wieder zu finden? Man könnte ein kleines Wettrennen daraus machen. Oder eine Wette. Oder es bleibt bei dem einfachen Spiel.

       Entscheide Du, mein luftiges Wölkchen.

       Mit Bedauern muss ich nun feststellen, dass die Zeit eilt und ich meinen Brief nun beenden muss. Ich hoffe, dass Du nicht enttäuscht bist, doch ich werde mich bald wieder melden. Lass Dir meinen Vorschlag doch einmal durch den Kopf gehen. Ich bin mir sicher, dass es ein Spaß werden würde.

       Buster stupst mich an und ich bin mir sicher, dass er mir bedeuten will, dass ich Dich von ihm grüßen soll. Ich bin mir sicher, dass er Dich ebenso sehr vermisst, wie auch ich Dich vermisse.

       In ewiger Liebe,

       Ich

      

       P.S: Leben kann ich entweder nur ganz mit Dir oder gar nicht, ja, ich habe beschlossen in der Ferne so lange herum zu irren, bis ich in Deine Arme fliegen kann, und mich ganz heymathlich bey Dir nennen kann, meine Seele von Dir umgeben in’s Reich der Geister schicken kann.

       Ewig mein.

       Ewig Dein.

       Ewig uns.

      

      Kapitel 20

      Sie läuft.

      Obwohl sie das Gefühl hat, nicht von der Stelle zu kommen, sich immer wieder auf demselben Punkt fest zu treten, läuft sie. Denn sie weiß, dass dies ihre einzige, ihre letzte Chance ist. Entweder läuft sie oder sie lässt sich von ihrem Schicksal begraben.

      Die Angst ist ihr ständiger Begleiter, immer und überall, egal für welche Richtung sie sich auch entscheidet. Sie ist immer da. Die Angst vor dem Vergangenen, die Angst vor dem Gegenwärtigen, die Angst vor dem Kommenden. Die Angst vor dem Leben.

      Immer ist da diese Angst.

      Und obwohl sie doch die ganze Zeit läuft, ihrem Schicksal davon läuft, weiß sie doch, dass sie nicht voran kommt, dass sie für immer auf diesem Punkt stehen bleiben wird. Denn sie hat nicht zu entscheiden, wie ihre Zukunft auszusehen hat. Jemand anderes hält ihre Zukunft in den Händen.

      Jemand, dem sie sie niemals freiwillig anvertraut hätte. Jemand, der ihr nur das Schlechteste, das Schlimmste, das Grauenvollste wünscht. Jemand, der nur sie selbst will, ihres Seins

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