Bitter Love (3 Teile Gesamtausgabe). Alexa Kim
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„Sei vorsichtig … sind eine Menge üble Gestalten unterwegs, wo du wohnst.“
Er drückt mich an sich, und ich genieße seine Nähe ein letztes Mal durch den dicken Stoff meiner Jacke. Ich liebe dich … mehr als mein Leben … will ich sagen, doch im letzten Moment hält mein Verstand mich zurück. Liebe ist etwas für Privilegierte, nicht für Gescheiterte wie mich. Ash mag mich … dessen bin ich mir sicher … aber ich habe mich ihm verkauft.
Entführt
Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es dunkel. An Dunkelheit bin ich gewöhnt, aber jetzt ist es so dunkel, dass ich meine Hand vor Augen nicht sehe. Das Apartment, in dem ich mit Sid lebe, ist eiskalt. Zitternd steige ich aus meinem Bett und taste mich zum Fenster vor. Auch die Straße vor dem Haus liegt in vollkommener Dunkelheit. Hier und da sehe ich einzelne Lichtflecken aufblitzen – Led-Stabs, die von Magnatec verteilt werden, wenn mal wieder nicht genügend Energie übrig ist, die Straßen zu beleuchten. Unser Viertel ist eines der Ärmsten – wenn Magnatec Energie sparen muss, werden bei uns zuallererst die Energielieferungen eingestellt.
Ich schätze, Magnatec hat mal wieder die täglichen sechs Stunden, in denen uns Energie zugesichert ist, auf fünf Stunden herunter gesetzt. Heute ist Samstag, ich werde es also vor Montag nicht erfahren.
Leise fluche ich vor mich hin, als ich mir den großen Zeh an meinem Schrank stoße, und suche im Regal nach meinem Led-Stab. Als ich ihn gefunden habe, gehe ich ins Badezimmer, um mich zu waschen und in meine schwarze Hose und meinen Pullover zu schlüpfen. In der Wohnung ist es eiskalt, weil auch die Wärmeeinheiten nur mit Energie laufen. Ich überlege es mir anders und ziehe unter den Pullover noch ein enges Top. Mit dem Led-Stab leuchte ich in den Spiegel und begutachte kritisch mein Gesicht. Ich bin blass, habe dunkle Ringe unter den Augen, und mein langes rotes Haar umrahmt glanzlos mein müdes Gesicht. Ich will hübsch sein für Ash. Er soll mir die Armut nicht ansehen.
Entschlossen greife ich zu Make-up und Lippenstift. Normalerweise schminke ich mich nur wenig oder überhaupt nicht, doch heute – das sehe ich ein – ist es nötig.
Unzufrieden schlüpfe ich in die Stiefel mit den hohen Absätzen. Mutanten sind groß, und ich reiche Ash ohnehin kaum bis zur Brust.
Betont laut trete ich mit den Stiefelabsätzen auf, als ich in die Küche gehe. Mit dem Led-Stab leuchte ich Sid ins Gesicht. Er ist mit dem Kopf auf dem Küchentisch eingeschlafen und schnarcht leise. Es tut mir weh, ihn so zu sehen. Wieder einmal hat er gestern Abend den Weg ins Bett nicht mehr gefunden. Den findet er nie, wenn er aus dem Tenfathers kommt. Mein kleiner Bruder ist zu einem Blutjunkie geworden! Mutantenblut verursacht Rauschzustände; und viele Mutanten fühlen sich sicherer, wenn sie ihren Spender von sich abhängig machen. Wer sich darauf einlässt, hat den Schritt in die Hölle getan. Mutanten lieben Blut- und Sexsklaven. Die einzige Gerechtigkeit ist, dass sie sich nicht fortpflanzen können. Nicht auf natürlichem Weg!
Ich versuche mir vorzustellen, was Angel mit meinem Bruder tut. Ich weiß, dass er einen Vertrag mit der Mutantin hat. Ihr Zeichen auf seiner Hand zeigt zwei gespannte Flügel. Ich muss wieder an Ash denken und daran, wie viel Glück ich habe.
Sid versucht, den grellen Strahl des Led-Stab mit der Hand fortzuwischen. Ich gehe näher an ihn heran und leuchte ihm direkt in die Augen. „Sid ... steh auf, komm schon!“
Er hebt den Kopf und sieht mich stumpfsinnig aus blutunterlaufenen Augen an. Sein blondes Haar steht strubbelig in alle Richtungen ab, und seine Pupillen sind so groß, dass seine Augen fast schwarz wirken. Ohne Vorwarnung packt er mich um die Taille und zieht mich an sich. „Angel … Ich brauch noch was, um über den Tag zu kommen.“
Ungehalten befreie ich mich aus Sids Griff. Ich bin so verdammt sauer … und verzweifelt. „Ich bin es – Taya, deine Schwester.“ Ich rüttelte an seinem Arm, damit er endlich wach wird.
Sid wird sauer. Wenn er auf Entzug ist, hat er schlechte Laune. Nicht gerade die beste Zeit, einen Streit mit ihm anzufangen. „Taya … nerv nicht! Nicht jetzt!“
„Du denkst nur noch an dieses Miststück!“
Er springt auf, in seinen Augen funkelt es wild. Grob packt er mich am Arm und stößt mich gegen den Küchenschrank. Ich schreie auf, als mein Rücken gegen den Kunststoff knallt.
Sid atmet schwer. „Du weißt doch, dass du mich nicht reizen darfst, wenn ...“ Er schweigt, weil er den Satz nicht zu Ende bringen will.
„Wenn du auf Entzug bist?“, antworte ich für ihn. „Sid … wir haben keinen Sol mehr. Wir fliegen aus dem Apartment. Ich muss was tun.“ Vielleicht ist es nicht die beste Gelegenheit, bei ihm wegen Ash vorzuhorchen. Wir haben unzählige Abende diskutiert und uns gestritten. „Ich verbiete es dir … als dein Bruder!“
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Wenn Sid wüsste, dass schon alles im Gange ist, würde er ausrasten. Er ist fünf Jahre jünger als ich und alles, was ich an Familie habe. Deshalb hänge ich so an ihm, obwohl er mir das Leben zur Hölle macht. Unsere Eltern sind bei einem Unfall gestorben, als ich Fünfzehn war. Jetzt bin ich Fünfundzwanzig. Von einem behüteten Leben waren Sid und ich damals in die Haltlosigkeit gestürzt. Ich habe mich immer bemüht, Sid Mutter und Vater zu ersetzen. Aber Sid ist trotzdem ein Blutjunkie geworden.
„Ich will nicht, dass das aus dir wird, was aus mir geworden ist.“
„Dann sieh zu, dass du clean wirst und hilf mir endlich.“ Ich strecke meine Hand aus. „Sid … bitte!“ Den Job bei den Magnatec habe ich durch die Forschungsabteilung bekommen, für die meine Eltern gearbeitet haben. Schon mit Fünfzehn musste ich lernen, erwachsen zu werden. Es hat mich nie gestört, für Sid und mich zu sorgen. Aber mir wächst einfach alles über den Kopf. Ash lässt sich Zeit mit dem Vertrag, und drängen will und kann ich ihn nicht. Ich muss also noch eine Weile durchhalten. Wenn Sid nur endlich einsehen würde, dass es so nicht weitergehen kann.
Das Apartment, in dem wir wohnen, liegt im schlechtesten Viertel Daytowns in der zehnten Etage eines uralten Wohnblocks. Bisher habe ich Ash von hier fernhalten können. Ich möchte nicht, dass er mich in all diesem Müll sieht.
Demonstrativ öffne ich den Schrank mit unseren Notreserven und zähle vier Dosen mit Sojabohnen, fünf Teebeutel und eine Tüte Sojamehl. Mein Magen knurrt, aber ich verbiete mir, eine der Dosen anzurühren. Etwas anderes als Sojaprodukte können wir uns nicht leisten. Die wenigen Agrarstationen werfen wenig ab – und Soja ist das Einzige, was mit wenig Energieaufwand in größeren Mengen angebaut werden kann. Sogar der Tee ist aus Sojabohnen. „Schau, Sid … das ist alles, was wir noch haben.“
Er weicht meinem Blick aus, sagt aber nichts.
Ich muss einfach das Letzte verkaufen ... mich selbst! An Ash … auch wenn ich mich ihm liebend gerne schenken würde. Doch alles andere habe ich längst verkauft. Zuletzt sogar den Schmuck, der unserer Mutter gehört hat. Nur von einem einzigen Gegenstand habe ich mich nicht trennen können – von einem kleinen Brieföffner. Er hat meinem Vater gehört, und ich erinnere mich daran, wie er Briefe damit geöffnet hat. Kleine blaue Umschläge. Ich habe nie erfahren, von wem die Nachrichten waren. Normalerweise lief die Post meines Vaters über den internen E-Mail-Verkehr von Magnatec. Energie war damals noch nicht so knapp wie heute. In den letzten Jahren ist die Energiesituation in Daytown so schlimm geworden, dass sie kaum noch zu ertragen ist.
„Ich