Bitter Love (3 Teile Gesamtausgabe). Alexa Kim
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Ich gehe schneller, als ich bemerke, dass die anderen Menschen auf der Straße ebenfalls in Eile sind. Nur noch eine halbe Stunde, dann sind die Straßen wieder dunkel! Jeder will so schnell wie möglich in sein Apartment, auch wenn es dort genauso dunkel und kalt ist, wie in den Straßen Daytowns.
Hektisch sehe ich mich um, weil ich fürchte, dass die vier Typen aus der Bar mir gefolgt sind. Doch ich sehe sie nicht, und auf meinem Weg nach Hause kommen auch nur zwei Energycars an mir vorbei. Sie halten nicht an und fahren auch nicht langsamer. Wenn einem in Daytown ein Energycar folgt, ist das ein untrügerisches Zeichen, dass man die Aufmerksamkeit der Loge auf sich gezogen hat.
Ich ziehe gerade die Tür zum Treppenhaus unseres Wohnblocks hinter mir zu, als die Lichter ausgehen. Ich stehe im Dunkeln. Genervt krame ich aus meinem Rucksack den Led-Stab hervor und schalte ihn an. Er flackert - die Batterieeinheiten sind fast leer, und wie alles andere sind natürlich auch Batterieeinheiten knapp.
Die letzten Stockwerke bis zu unserer Wohnung renne ich. Ich bin in heller Panik! Als ich endlich die Wohnungstür endlich hinter mir zuwerfe, bin ich so außer Atem, dass ich glaube, ich müsse tot umfallen. Das Apartment ist deprimierend leer, dunkel und kalt. Wie immer ist Sid im Tenfathers bei Angel.
Ich setze mich an den Tisch und löffele kalte Sojabohnen aus der Dose. Unser alter Mikromagnetofen hat ja keinen Strom. Also muss ich das ekelige Zeug so in mich reinwürgen.
Wenn man abends im Apartment festsitzt, kann man eigentlich nichts tun. Es ist kalt, es ist dunkel ... es ist absolut langweilig. Kein Wunder, dass Sid irgendwann anfing, ins Tenfathers zu gehen. Dort wird die Energie nicht abgeschaltet. Es ist warm, es gibt Musik, Alkohol, Vergnügen ... alles besser als eine kalte Wohnung. Hätten wir die Klimatechnik nicht, die Daytown auf winterliche aber lebensfähige Temperaturen aufheizt – kein Mensch könnte auf diesem Planeten leben.
Ich habe mir angewöhnt, mich in mehrere Thermofolien zu packen und früh schlafen zu gehen. Alles andere wäre sinnlos.
Normalerweise schlafe ich die Nacht durch – bis Magnatec am Morgen den Strom wieder anstellt. Doch in dieser Nacht schrecke ich hoch, ohne dass es einen besonderen Grund dafür gegeben hätte. In meine Thermofolie gewickelt stehe ich auf und taste nach dem Led-Stab, der unter meinem Bett liegt.
Jemand klopft an die Tür des Apartments. Sid? Ich stolpere mit dem Led-Stab in der Hand zur Tür. Ohne zu überlegen, reiße ich sie auf – und starre ich die Gesichter von zwei Typen, die von oben bis unten in Thermowax-Klamotten gekleidet sind. Mutanten! Sie sind riesig, und ihr Gesichtsausdruck nicht gerade freundlich. Was wollen die hier?
Geistesgegenwärtig knalle ich die Tür wieder zu, doch im nächsten Augenblick werde ich durch die Luft geschleudert und lande auf dem Boden … die Tür begräbt mich unter sich, und ich sehe Sterne. Ich will um Hilfe schreien, doch ich bekomme kaum Luft. Den Led-Stab habe ich verloren, mein Rücken schmerzt. Ich bin mir nicht sicher, ob nicht ein paar meiner Rippen gebrochen sind. Der Drall, mit dem die beiden die Tür aus den Angeln geworfen haben, ist enorm. Was für eine Kraft! Schon packt mich eine Hand im Nacken und zieht mich hoch wie eine Puppe. Ich erinnere mich an den Brieföffner in meinem Hosenbund. Doch ehe ich dazu komme, ihn auch nur anzuheben, schlägt ihn mir der Angreifer aus der Hand. Ich schreie vor Schmerz auf.
Ins Dunkel hinein versuche ich, mit bloßen Fäusten auf den Mutanten einzuschlagen und höre sein leises und wütendes Grollen. „Wenn du nicht willst, dass ich dir gleich den Hals umdrehe, gibst du besser Ruhe!“
Ich zittere am ganzen Körper, gehorche aber. „Was wollt ihr von mir?“
Der eine packt meinen Arm so fest, dass ich Angst habe, er zerquetscht ihn mir. „Schauze, Schlampe!“
Mein Herz rast, doch ich wage nicht, ihn noch einmal anzusprechen. Der andere sieht sich kurz angewidert im Apartment um, dann sieht er mich an. „Bist du Taya Bennett?“
Ich nicke zaghaft.
Die beiden nehmen mich in ihre Mitte, packen mich unter den Achseln und zerren sie mich aus dem Apartment. „Seth will dich sehen.“
Seth! Oh, Gott, der Name verursacht Übelkeit bei mir. Wenn dieser Seth nur halb so schlimm ist, wie Ash ihn beschrieben hat, kann ich mit meinem Leben abschließen. Aber warum? Was will er von mir … warum weiß er überhaupt von mir? Hat Ash mich verraten? Ich weiß so wenig von ihm, wie mir jetzt klar wird.
Die beiden zerren mich durch das Treppenhaus, und ich kann kaum mit ihnen Schritt halten. Schließlich wirft mich einer von ihnen über die Schulter wie ein Beutestück. Er knallt mir seine Hand auf den Hintern und meint grinsend zu dem anderen: „Wir könnten uns die Kleine vornehmen, bevor wir sie bei Seth abliefern.“
Ich versuche mich von seiner Schulter zu winden, doch er packt mich einfach fester.
„Willst du dir Ärger einhandeln? Seth hat uns keine Erlaubnis dazu erteilt.“
Ich atme tief aus, als der andere brummend zustimmt.
Vor dem Wohnblock wartet ein Energycar. Sie werfen mich auf den Rücksitz, einer von ihnen legt mir Magnetfesseln an Händen und Füßen an. Ich habe keine Chance, mich zu befreien. Die Magnete sind so stark, dass die Bänder wie verschweißt sind. Außerdem friere ich, da ich nur meine Leggins und einen dünnen Pullover trage. Meine Füße sind nackt, und es ist eisig kalt.
Die beiden steigen vorne ein und fahren mit mir durch Daytown. Ich wage nichts zu sagen, aber mir laufen Tränen über die Wangen. Warum passiert das alles? Hat es etwas damit zu tun, dass Ash mich heute versetzt hat?
Ich zittere abwechselnd vor Angst und Kälte und kann mich kaum beruhigen. Vorne unterhalten sich die beiden, als läge ich nicht gefesselt und vollkommen verängstigt auf der Rückbank.
„Diesmal hat er sich in die Scheiße geritten.“
Der andere brummt zustimmend. „Er wurde oft genug gewarnt.“
„Seth ist richtig sauer. Bin gespannt, was er mit der Fotze da hinten auf der Rückbank anstellt.“
Die beiden lachen dreckig, und ich presse meine Beine zusammen, weil mir plötzlich die Blase drückt. Bitte nicht auch das noch!
Als das Energycar anhält, bin ich starr vor Angst und Kälte. Niemand ist da, um mir zu helfen. Meine Lage ist auswegslos.
Einer von beiden wirft mich wieder über die Schulter. Sie nehmen nicht den Vordereingang des Tenfathers, sondern einen Seiteneingang.
Aus meinem tränenverschwommenen Augen erkenne ich die blutrote Neonschrift mit einem Blutstropfen als Logo über der Bar. Wer hierher kommt, kann auf jeden Fall nicht behaupten, nicht gewusst zu haben, worauf er sich einlässt. Das Tenfathers ist ein uraltes Industriegebäude aus den späten 90er Jahren des letzten Jahrtausends, das die Mutanten grundsaniert haben. Trotzdem besteht es noch immer aus den gleichen schmutzigen Backsteinen und einem alten Ziegeldach. Sie legen Wert auf nostalgische Gestaltung.
Meine Kidnapper laufen einen schmalen Gang entlang, an dessen Seiten Kisten gestapelt sind. Wahrscheinlich mit Getränken, Gläsern und anderen Lagermaterialien für das Tenfathers. Auf einigen Kisten entdecke ich auch medizinische Zeichen, wahrscheinlich Injektionsnadeln und Schläuche für den Hämopholaustausch der Mutanten mit ihren Spendern. Ich habe mal eine Frau sagen hören, dass der Austausch zwischen einem Mutanten und seinem Spender eine sehr intime