Gemeingefährlich. Fred Kruse
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Читать онлайн книгу Gemeingefährlich - Fred Kruse страница 3
»Jetzt komm du noch und erzähle mir, wie ich Gurian bestrafen soll!«, brüllte Kelinro. »Vielleicht kommst du erst mal rechtzeitig nach Hause und kümmerst dich auch einmal um den Jungen!«
»Es tut mir leid. In den letzten Tage war einfach viel zu tun.«
»Die letzten Tage? Seit wir auf diesem verdammten Planeten Parad sind, hast du jeden Tag zu viel zu tun. Du kümmerst dich mittlerweile überhaupt nicht mehr um Gurian.«
»Das ist jetzt übertrieben«, lenkte Rinata ein. Sie wusste, dass Kelinro recht hatte. »Ich habe momentan einfach die zeitaufwendigste Aufgabe von uns. Zumindest für ein paar Monate müssen du und die anderen die Erziehung des Jungen, entschuldige, Gurian, übernehmen.«
Mit ›die anderen‹ waren Syligan und Dagbeg gemeint, zwei weitere Freunde, die mit in der Lebensgemeinschaft lebten, zu denen Rinata aber, seit sie auf Parad lebten, noch weniger Kontakt pflegte als zu Kelinro.
»Das machen wir bereits seit ein paar Monaten«, fauchte Kelinro. »Die anderen beiden haben sich seit jetzt fast zwei Wochen zurückgezogen. Ich bin mittlerweile der Einzige, der sich um Gurian kümmert.«
»Das ist wirklich nicht in Ordnung, dass sie dich im Stich lassen!«
Kelinro sah aus, als würde er jeden Moment auf Rinata losgehen.
»Du bist diejenige, die uns im Stich lässt!«, presste er nur mühsam beherrscht zwischen den Zähnen hervor.
»Ich habe dir doch gerade erklärt, dass ich im Moment in einer schwierigen Phase stecke. In dieser Zeit könnt ihr doch die Erziehung des Jungen übernehmen. Schließlich haben wir uns gemeinsam entschlossen, ihn aufzunehmen.«
»Das ist nicht ganz richtig. Du warst es, die vehement auf uns eingeredet hat. Du wolltest unbedingt ein Kind in unserer Gemeinschaft. Du hast gesagt, zur Not würdest du dich ganz allein um es kümmern! Genau das könntest du jetzt machen, meinen Syligan und Dagbeg.«
»Das ist unfair! Ihr wisst genau, dass ich das bei der Arbeitsbelastung, unter der ich zurzeit stehe, nicht leisten kann.«
Kelinro baute sich ganz dicht vor ihr auf. Er senkte seinen Kopf, bis sich sein Gesicht nur noch wenige Zentimeter vor ihrem befand. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast. Sie spürte seinen Atem, als er sprach. Noch vor einem halben Jahr hatte sie sich nach seinen Berührungen gesehnt, jetzt war ihr diese Nähe unangenehm.
»Du warst es, die Gurian bei uns aufnehmen wollte, weil niemand besser ein Kind erziehen kann, als du«, sagte er leise. »Du warst es, die unbedingt für die Militärs arbeiten wollte, weil niemand anderes das Imperium vor den Aranaern retten kann. Du hast alles daran gesetzt, gerade dieses Projekt zu leiten, weil natürlich niemand anderer in der Lage ist, diesen neuen Schirm zu entwickeln.«
»Ich bin nun mal die Spezialistin für Abwehrschirme«, verteidigte sich Rinata schwach.
»Ich hoffe für die Raummarine, dass du dich auf dem Gebiet besser auskennst als mit Kindererziehung.«
Kelinro trat einen Schritt zurück und schaffte etwas Abstand zwischen ihnen.
»Das ist unfair«, wiederholte Rinata leise. Sie schluchzte, als sie weitersprach. »Gut, ich habe versagt. Es war ein Fehler. Ich habe keine Zeit und ich bin auch keine gute Erzieherin.«
Sie ärgerte sich maßlos, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie hasste Kelinro dafür, dass er sie zu dieser Selbsterniedrigung zwang. Der sah sie aber nur schweigend und abwartend an.
»Was soll ich denn machen? Der Junge mag mich nicht!«
»Der Junge heißt Gurian!«
»Ich weiß, wie er heißt«, schluchzte sie auf. »Ich habe doch alles getan, aber er will nichts von mir wissen. Er ist vierzehn. Ich wollte ihn in die Liebe einführen. Ich habe alles so gemacht, wie man es machen soll. Ich habe vorher sogar einen Kursus belegt. Aber er wollte nicht. Er hat gesagt, ich wäre nicht seine Freundin.«
Der Junge wuchs in dieser Hinsicht genauso barbarisch auf wie die armen Kinder des Metallzeitalters, dachte sie. Von ihren Erziehern und Lehrern wurde ihnen alles beigebracht, was man meinte, dass sie wissen müssten. Nur in dem für dieses Alter wichtigsten Entwicklungsschritt ließ man sie allein. Rinata schauderte.
»Ich weiß, so ist er mit uns allen umgegangen«, riss Kelinro sie aus ihren Gedanken. Er hob resigniert die Schultern.
»So etwas habe ich noch nie erlebt. Mich hat noch niemand abgewiesen!«
»Du solltest einfach akzeptieren, dass du nicht auf allen Gebieten die Beste bist, Rinata«, antwortete Kelinro kalt.
»Du hast recht«, die Wissenschaftlerin wischte sich die Tränen aus den Augen. Ihr Gesicht wurde hart. »Man muss sich auch Niederlagen eingestehen. Wenn ihr die Erziehung des Jungen nicht übernehmen wollt, ich kann es nicht mehr. Ich werde mich darum kümmern. Sie sollen ihn zurück nach Thoris schicken.«
Thoris war der Heimatplanet der Lebensgemeinschaft. Der Junge, Gurian, trauerte in der Tat dem Weggang aus der vertrauten Umgebung nach. Auch Rinata musste zugeben, dass die Militärbasis, auf der sie lebten, nicht die richtige Umgebung für Kinder oder Jugendliche war. Schon gar nicht, weil es ansonsten keine Kinder in diesem abgetrennten Bereich gab.
»Schön, dann hast du ja eine Lösung für dich gefunden«, sagte Kelinro und wandte sich zur Tür.
»Für uns alle!«, rief Rinata hinter ihm her.
Kelinro drehte sich noch einmal um und blickte ihr kalt in die Augen.
»Du warst mal eine sehr begehrenswerte Frau, Rinata. Heute kann ich gut verstehen, dass Gurian sich in deiner Nähe nicht wohlfühlt.«
Die Tür schloss sich hinter ihm.
3
Dawerow kam sich vor wie auf der Anklagebank. Zusammen mit drei seiner Mitarbeiter stand er einer gleichen Anzahl von Militärs gegenüber. Dass die Marine Kontrolleure schicken würde, daran hatte er nicht gezweifelt, aber mussten sie ausgerechnet einen Luzaner als Leiter der Kommission einsetzen?
Der Planet Luz und seine Bewohner waren gerade erst zu vollwertigen Mitgliedern der imperianischen Planetengemeinschaft erklärt worden, viel zu früh wie Dawerow meinte. Die Bewohner hatten aus seiner Sicht den notwendigen kulturellen Stand noch nicht erreicht.
Schon allein dieser Schritt zeigte, wie verzweifelt es um den Krieg mit den Aranaern stand. Die Luzaner galten als gute und rücksichtslose Kämpfer. Dass sie jetzt ausgerechnet einen von ihnen als Chefkontrolleur schickten, machte deutlich, wie dringend die Militärs den neuen Schirm brauchten. Der Kerl sollte mit Sicherheit Druck machen.
Ausgerechnet in dieser Situation war etwas geschehen, was nicht hätte passieren dürfen. Natürlich hatten seine Mitarbeiter nicht weniger Anteil an dieser Katastrophe als er. Aber er war der Chef, er hatte die Verantwortung. Ihm würde man die Schuld in die Schuhe schieben.
»Habe ich das richtig verstanden?«, fragte Karror, so hieß der unangenehme Luzaner. »In den Produktionsanlagen gab es einen ›Roboteraufstand‹?«
Seine kalten,