Hans der Pole. Gräfin Bethusy-Huc

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Hans der Pole - Gräfin Bethusy-Huc

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hinaus und begrüßte den Gast. Dann folgten die anderen, als letzte Adelka Blei, ein hübscher Backfisch mit dickem, blondem Zopf.

      Der Oberst stellte Hans vor. Der Backfisch knixte und sah ihn mit erstaunt prüfenden Blauaugen an. Dann, während die anderen mit Hans allerlei Garnisonklatsch besprachen, saß Adelka still da, und so oft Hans aufsah, begegnete er ihrem fragenden Kinderblick.

      Die Kameraden nannten die Gertenlaube des Obersten die „Mausefalle“, weil der töchterreiche Vater die kleinen Schwächen hatte, Herren, die in einer dienstlichen Angelegenheit kamen, wenn irgend tunlich, bei den jungen Mädchen festzuhalten. Hans fühlte sich heut besonders „eingefangen“ und so empfahl er sich sobald es anging.

      Als er den Garten verlassen hatte, stieß Anna ihre Freundin Adelka an.

      „Du, hast Du Dein Herz an ihn verloren?“

      Adelka wurde rot bis hinter die Ohren.

      „Unsinn – aber er tut mir so schrecklich leid!“

      „Warum denn?“

      „Weil doch heute erst alle diese Sachen über ihn in der Zeitung gestanden haben, und er so traurig darüber ist, und Ihr alle gar nicht mit ihm davon gesprochen habt!“

      „Das wäre ja taktlos gewesen, davon anzufangen“, belehrte Lucie. „Er konnte das allenfalls, wir durften es nicht!“

      „Und woher weißt Du denn, dass er traurig war?“ fragte Marie, die zweite Oberstenrochter, „er hat doch ganz heiter mit uns gesprochen.“

      „Aber mit solchen Augen“, geharrte Adelka, „solche Augen hat doch nur einer, der sehr traurig ist.“

      VI.

      Am anderen Morgen wurde Hans ein Telegramm auf den Exerzierplatz nachgetragen.

      „Verkauf abgeschlossen, sehr zufrieden. Brief folgt. Mutter.“

      Hansens Hand zitterte, währen er die Depesche zusammenfaltete. Er reichte sie Benno.

      „Ich trete den Urlaub nicht an“, sagte er dabei leise.

      Benno zog die Stirn in Falten.

      „Ja, dann sind freilich die Würfel gefallen – aber an wen ist’s verkauft. Das telegraphiert Deine Mutter nicht, und das ist doch das Wichtigste dabei.“

      „Das Wichtigste – das ist für mich, dass es überhaupt verkauft wurde – wer es erwarb, das kann ich abwarten“, sagte Hans.

      Der angekündigte Brief traf erst am anderen Morgen ein und lautete:

      „Mein lieber Sohn! Der Vormund ist einverstanden mit mir, dass wir uns das nicht brauchen gefallen zu lassen, dass der Herr Regierungspräsident für uns betteln geht, es möchte nur einer so gut sein und Warozin nehmen. In der Zeitung steht da so was von „weiteren Kreisen“ und von „opferfreudigen Leuten“, die sollen zusammengetrommelt werden, damit sie uns helfen. Und ein Professor hat auch schon an mich geschrieben, aber so, dass ich merke: viel bezahlen will er ja nicht. Und er schreibt auch, wir sollen bedenken, dass es sich um eine d e u t s c h e Sache handelt. Aber Stasch sagt, das ist eine G e l d Sache, und der Wolffen sagt auch, als Vormund muss er darauf sehen, dass Die noch ordentlich was übrig bleibt. Und wir haben uns alle drei geärgert, denn der Stasch hat sich auch geärgert – das war der Dritte. Und wie der Mielosenski gekommen ist, haben wir gesagt: abgemacht! Und ich hab‘ gesagt, Du bist auch einverstanden, denn du hast ja gesehen, dass es nicht anders geht. Und der Mielosenski kennt ja den Stasch sehr gut und sagt, er ist ein sehr guter Inspektor. Und weil der Stasch gerade seine Stelle in Polen aufgegeben hat, weil er sich mit dem Herrn dort gezankt hat, da sagt der Mielosenski, dass der Stasch hier bleiben und wirtschaften soll, bis der Bruder von Mielosenski, für den doch das Gut gekauft ist, wird was gelernt haben vom Wirtschaften, denn bis jetzt, da kann er’s ja noch nicht. Und wir haben 12000 Mark aufs Jahr, das heißt, ich hab‘ bloß 000 und Du hast 9000, denn so ist das Gesetz. Aber vielleicht, dass wir können zusammenziehen in die Stadt – und ich werde zu Dir kommen und sehen, wie das ist – denn ich kann auch hier beim Stasch bleiben, weil der Stasch doch keine Frau hat. Und Platz möchten wir haben, denn der Mielosenski hat es mir selbst gesagt. Der Bruder will ja zuerst noch nach Paris und dann will er die obere Etage hier fein einrichten – alles aus Paris, und der Stasch bleibt unten, wo wir jetzt auch gewohnt haben. Also ich komme zu Dir und ich küsse Dich und bin Deine treue Mutter.“

      Die „Ostdeutsche Nationalzeitung“ brachte am anderen Tage einen Leitartikel, in dem von „Landflucht“, „polnischer Invasion“ und „fehlender Opferfreudigkeit auf deutscher Seite“ die Rede war und der Verkauf von Warozin als ein „typisches und sehr bedauerliches Zeichen der Zeit“ bezeichnet wurde. Der Regierungspräsident schrieb darauf sofort an seinen Bruder, und der Oberst von Arden beschied Hans zu sich. Diesmal empfing er ihn in seinem Arbeitszimmer und er hatte auch die Uniform an und sogar bis oben hin zugeknöpft. Er mache ein bekümmertes Gesicht, als Hans eintrat.

      „Mein lieber Herr von Walsberg“, begann er in sichtlicher Verlegenheit, „ ich habe Sie mir kommen lassen, weil ich ein ernstes, vertrauliches Wort mit Ihnen reden möchte. Seh‘s Sie mal, die Zeitungen besprechen Ihren Gutsverkauf in fatalster Weise – ich will nicht darüber urteilen, denn wenn ich ein Gut zu verkaufen hätte . . . doch – darüber wollen wir nicht reden. Die Sache ist nur die: Ihnen bleiben, wie ich höre, an die zehntausend Mark Jahresrevenuen – na, damit brauchen Sie nicht beim 220. Regiment zu stehen, da können Sie ja in jedes beliebige Kavallerieregiment einspringen – ja – das können Sie! Und nun – seh’n Sie mal, ich bin nicht reich – das wissen sie ja doch alle, und ich habe meine drei Töchter zu versorgen. Ich muss Rücksicht darauf nehmen, was man „oben“ wünscht, denn ich will vorwärts kommen. Nach diesen verdammten Zeitungsartikeln würde man es mir aber sehr verdenken, wenn ich nicht Partei in der Sache nähme. Also – tun Sie mir den Gefallen, lieber Walsberg, und kommen Sie um Versetzung ein – ich kann Sie hier nicht halten – ich komme in Teufels Küche dabei; nicht wahr, Sie sehen das ein?“

      Hans schlug die Absätze zusammen.

      „Befehlen, Herr Oberst!“

      „Und – und sie nehmen’s nicht persönlich, lieber Walsberg, nicht wahr? Mir tut’s, weiß Gott, leid genug, Sie zu verlieren! Sie haben natürlich von morgen ab Urlaub!“

      Er reichte Hans die Hand – er überlegte vielleicht, ob er ihn nicht zum Frühstück einladen sollte – aber das dienstliche Empfinden siegte diesmal über seine väterlichen Gefühle, er entließ Hans uneingeladen. Als Hans seine Wohnung wieder erreichte, fand er Benno, der ihn erwartete.

      „Ich komme von Deinem Onkel“, sagte Hans, „ er setzt mir den Stuhl vor die Türe – sehr freundlich zwar, aber – er kann mich hier nicht mehr brauchen.“

      „Was wirst Du tun?“

      „Seinen Tat befolgen, bei den roten Ulanen oder den schwarzen Dragonern anfragen.“

      „glücklicher Du! Zur Kavallerie – das wäre mein Traum!“

      „Ich empfinde vorläufig nur, dass man mich hier hinauswirft, ohne jede Schuld meinerseits!“

      „Du musst das nicht tragisch nehmen, Hans, es ist doch eigentlich ein Glücksfall für Dich, von hier fort zu kommen. – Übrigens – mein Vater schreibt mir, dass er sich nicht wohl befinde – “

      „Ah,

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