Secret of Time. Joachim Koller

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Secret of Time - Joachim Koller

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da war noch diese Holzschatulle, die er vererbt bekommen hatte. Er hatte sie, seit sie in seinem Besitz kam, nicht mehr beachtet, bis sie ihm, einen Tag vor seinem Abflug, wieder einfiel. Vielleicht würde er in der Stadt jemanden finden, der mit diesem Quadrat aus Gold etwas anfangen konnte, zum Beispiel diesen Pater Adrián.

      Die Erde kam immer näher, inzwischen flog das Flugzeug nicht mehr über dem Meer. Er sah unter sich einen dunkelgrünen Fluss und war sehr glücklich darüber, dass sie in wenigen Minuten aufsetzen würden. Somit löste sich auch Leons Anspannung, die er auf jedem Flug spürte. Er bekam leicht Platzangst, weshalb er die Enge eines Flugzeuges als ziemlich anstrengend empfand. Mit einem kräftigen Rumpeln kam die Maschine auf der Landebahn auf. Im nächsten Moment war die Kraft der Bremsen zu spüren, die ihn gegen den Sicherheitsgurt drückten.

      Nur noch ein paar Minuten, dann komme ich aus dieser Konservendose heraus, dachte er erleichtert und holte seinen Reiseführer aus der Ablage.

      Leon war bei Nieselregen und kühlen Temperaturen abgeflogen, hier empfing ihn strahlender Sonnenschein. Keine Wolke war am Himmel zu sehen, und für Ende Oktober war es selbst für Barcelona sehr warm. Auf dem Weg zum Bus, der ihn mitten ins Stadtzentrum bringen sollte, streifte Leon seine Cordjacke ab und rollte die Ärmel seines Hemdes hoch.

      Die halbstündige Fahrt durch den morgendlichen Stau nutzte Leon, um seine Reiseunterlagen zu sortieren und sich darüber Gedanken zu machen, womit er seinen Aufenthalt beginnen sollte.

      Neben einem günstigen Flug hatte Leon auch eine sehr preisgünstige Unterkunft bekommen. Ein Hostel, keine fünf Gehminuten von der Sagrada Familia entfernt, einfach aber es genügte ihm. Von seinem Chef hatte er zusätzlich noch den Auftrag bekommen, sich ein, demnächst ins Programm aufgenommenes, Hotel genauer anzusehen. Das Luxushotel am Hafen von Barcelona sollte bei einer der nächsten Gruppenreisen als Unterkunft dienen und Leons Aufgabe lautete, sich zu versichern, dass die hohen Zimmerpreise dem Hotel gerecht wurden.

      Zuerst aber wollte er sich die Stadt näher ansehen, die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten kennenlernen und alle Punkte seine „To-See“-Liste abhaken.

      Inzwischen hatte er schon viel über Barcelona gelesen, unter anderem auch, dass das U-Bahn-System sehr zuverlässig war und nahezu überall hinführte. Einer der Knotenpunkte war der Plaça Catalunya, die Endstation des Flughafenbuses. Mit seinem Koffer im Schlepptau und einem kleinen Rucksack auf dem Rücken ging er los, ohne sich großartig umzusehen. Leon wollte zunächst sein Gepäck loswerden, bevor er durch die Straßen ziehen würde. Weder das große achtstöckige Einkaufszentrum „El Corte Inglés“, das direkt vor ihm am Plaza Catalunya stand, fand Beachtung, noch hatte er einen Blick für die Ramblas, die hier ihren Anfang nahmen. Nur ein rotes Schild mit einem großen, weißen „M“ interessierte ihn, es markierte den Abgang zur Metro. Die notwenige Wochenkarte hatte er sich schon in Wien besorgt. Selbst ohne die Erfahrung von unzähligen Städteurlauben war es einfach, sich in Barcelona zu orientieren. Das dichte U-Bahnnetz machte eine Sightseeingtour quer durch die Stadt zu einem Kinderspiel.

      Wenige Minuten später fand sich Leon in einem nahezu menschenleeren Waggon wieder. Es war inzwischen 10 Uhr und die meisten Personen schon an ihren Arbeitsplätzen. Was ihm auffiel, war die Präsenz von vielen Polizisten. Am Eingang zur U-Bahn Station und im Waggon befanden sich Beamte, teils mit unterschiedlicher Aufmachung und Namen. Er las „Policia Nacional“, „Guardia Civil“ und „Mossos d’Esquadra“ auf den Uniformen.

      Nach einem Umstieg und fünfzehn Minuten Fahrtzeit war er am Ziel, die Station „Sagrada Familia“. Auf der Rolltreppe in Richtung Straße stehend, spürte Leon seine Aufregung. Er war ein weltoffener Mensch, der es genoss, immer wieder neue Länder, Städte und Landschaften zu erkunden. Das war auch der Grund, warum ihm sein Beruf im Reisebüro so gut gefiel. Dort konnte er einerseits seine Eindrücke weitergeben und selbst auch, so oft es ihm möglich war, verreisen.

      Die Rolltreppe führte zu einer Straße, die zu beiden Seiten mit noch immer grünen Bäumen bepflanzt war. Leon dachte noch, dass so eine große Kirche wie die Sagrada Familia wohl auffälliger sein müsste. Als er sich umdrehte, revidierte er seinen Gedanken und hob erstaunt seine Augenbrauen. Direkt vor ihm ragte die berühmte Kirche in den Himmel. Vier reichlich verzierte Türme, die scheinbar aus der Fassade herauswuchsen. Unzählige sakrale Motive, die überall an der Fassade und den Wänden zu sehen waren, der Anblick ließ ihn mit offenem Mund erstaunen. Wie er aus seinem Reiseführer wusste, sah er vor sich die Geburtsfassade, einen Teil, der schon zu Zeiten des ursprünglichen Architekten Antoni Gaudí vollendet wurde. Massen von Touristen befanden sich vor den Steinskulpturen, fotografierten und staunten wie Leon. Höher als die Türme waren nur die Baukräne, die große Betonblöcke über der Kirche schwenkten. Nachdem er sich von dem überwältigenden Anblick losreißen konnte, spazierte er an der Seite der noch unvollendeten Kirche entlang und suchte seine Straße. Vorbei an kleinen Lokalen, deren Gäste auf den Stühlen am Gehsteig saßen, und aneinandergereihten Souvenirläden zog Leon seinen Koffer in Richtung der Carrer de Sardenya, wo sich sein Hostel befand.

      Die Hausnummer war schnell gefunden, doch es gab keine Werbetafel oder sonstige Informationen, dass es sich bei dem Haus vor ihm um ein Hostel handeln sollte. Erst als er die Gegensprechanlage genauer inspizierte, wurde er fündig. „Hostel Olé Barcelona - Rezeption“ stand neben einem der Knöpfe. Kaum gedrückt ertönt ein Summerton und die Eingangstür ließ sich öffnen.

      Das Stiegenhaus wirkte nicht sehr einladend, alt, verschmutzte Wände und ein muffiger Geruch begrüßten ihn.

      Vielleicht habe ich dieses Mal doch zu billig gebucht, dachte Leon skeptisch. Im ersten Stock fand er eine offene Tür. Eine junge Dame an der Rezeption erwartete ihn und hatte sein Einzelzimmer schon hergerichtet. Im Gegensatz zum Stiegenhaus war hier alles hell, sauber und einladend eingerichtet. Sie begleitete ihn ein Stockwerk höher, wo in einer weiteren Wohnung mehrere Zimmer zur Verfügung standen. Es handelte sich um zwei Einzel- und zwei Doppelzimmer, die sich zusammen ein Badezimmer teilten. Leons Zimmer war ein kleiner Raum, mit einem Fenster in den Innenhof, einem Metallbett und einem Stuhl. Mehr nicht.

      Okay, das ist nun wirklich das kleinste Zimmer, in dem ich bisher übernachtet habe, stellte Leon fest. Aber er merkte auch, dass es sehr rein und nicht abgenutzt war, was für ihn das Wichtigste war. Es war ihm klar gewesen, dass bei einem Preis von fünfzehn Euro pro Nacht, nicht mehr verlangt werden durfte. Viel zu oft war Leon in übergroßen, luxuriösen Zimmern untergebracht, in denen er sich nicht besonders wohl fühlte. Hier hatte er einen sauberen Raum, der nur zum Schlafen gedacht war und mehr wünschte er sich nicht.

      „Wir haben im ersten Stock einen Gemeinschaftsraum mit Fernseher, eine Küche, und falls Du etwas benötigst, die Rezeption ist rund um die Uhr besetzt. Wenn Du Frage hast oder etwas brauchst, komm einfach vorbei“, informierte ihn die junge Dame und verschwand wieder.

      Leon benötigte nur sein Tablet, mit dem er sich sogleich daran machte, Julia eine Nachricht zu schreiben.

      „Hallo, mein Schatz. Bin gut gelandet und schon im Hostel. Sehr klein, gemütlich und sauber. Jetzt werde ich einmal die ersten Sehenswürdigkeiten der Stadt besuchen. Viel Spaß weiterhin und arbeite nicht zu viel. Ich liebe Dich, Kuss.“

      Im Koffer hatte er auch die Holzschatulle mit dem goldenen Quadrat. Leon überlegte, ob er sie schon mitnehmen sollte, entschied dann aber dagegen. Für einen Besuch bei Pater Adrián musste er erst herausfinden, wo sich die Kirche seiner Vorfahren befand.

      Damit beschäftige ich mich nicht gleich am ersten Tag, ich habe noch Zeit, dachte er.

      Am Weg an der Sagrada Familia vorbei war Leon aufgefallen, wie viele Personen bei den Kassen angestellt waren. Die Schlange reichte um den halben Häuserblock. Deshalb versuchte er sein Glück im Internet und tatsächlich war es ein Kinderspiel zu einer Eintrittskarte zu kommen. Er hatte Glück,

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