Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis. Bettina Reiter
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Читать онлайн книгу Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis - Bettina Reiter страница 3
Seine Augen funkelten zornig. „Henriette ist meine Schwester und ich …“
„Schweig!“ Sie runzelte die Stirn. „Du wirst immer rebellischer und das gefällt mir gar nicht, denn es hat Einfluss auf deine … auf Henriette und Louis. Ich will nicht, dass du die beiden verdirbst.“
Verletzt schaute Luc zu ihr auf. „Verderben? Was mache ich denn?“
„Das ist mir zu blöd. Ich gehe ins Schloss“, ließ Louis verlauten und eilte los.
„Louis hat recht. Lasst uns ins Schloss gehen, mir ist ohnehin kalt.“ Die Großmutter zog sich das Tuch enger um die schmalen Schultern.
„Warum tust du das?“, fragte Luc leise.
„Was denn?“ Die Großmutter wandte sich zum Gehen.
„Mich behandeln, als würde ich nicht zur Familie gehören. Schon Vater hat mich kaum eines Blickes gewürdigt. Mutter scheint die Einzige zu sein, die mich aufrichtig liebt.“
„Nun, das nenne ich ausgleichende Gerechtigkeit. Sie kümmert sich mehr um dich und ich mache dasselbe mit Henriette und Louis.“
„Du weißt genau, dass Mutter keinen von uns bevorzugt. Das hat sie nie getan. Im Gegensatz zu dir und Vater. Hat das einen Grund, Großmutter? Oder magst du mich einfach nicht?“
Ihre Stirnfalten glätteten sich. Für einen kurzen Moment wirkte sie, als hätte sie Mitleid. Doch dann straffte sie die Schultern und schob Henriette an, als wäre sie eine Kuh, die man gewaltsam auf die Weide treiben müsste. „Es ist Zeit für das Abendessen und du, junger Mann, hörst auf so daherzureden. Dir geht es gut. Sehr gut sogar. Glaub mir, du hättest es tausendmal schlechter erwischen können.“
Als Henriette Stunden später im Bett lag, musste sie immer wieder an die harten Worte der Großmutter denken. Ihr Umgang mit Luc war alles andere als nett. Ständig nörgelte sie an ihm herum, von ihrer Kälte ganz zu schweigen. Umso mehr litt Henriette mit Luc. Zwar wirkte er nach außen hin gelassen, aber sie wusste, dass ihm die Situation zusetzte.
Einem inneren Impuls folgend verließ sie ihr Bett und tapste in den Gang hinaus, der im Dunkeln lag. Lucs Zimmer befand sich direkt neben ihrem. Leise drückte sie die Klinke herunter und schlich sich in sein Zimmer, in dem das übliche Chaos herrschte. Überall lagen seine Sachen herum, sogar auf dem Boden. Eine Kerze brannte auf dem Nachttisch.
„Henriette, was tust du denn hier?“ Luc richtete sich auf, während sie ans Bett trat. Wie es aussah, hatte auch er kein Auge zugetan. „Es muss weit nach Mitternacht sein.“
„Keine Ahnung, wie spät es ist. Ich wollte nach dir sehen, weil ich mir Sorgen mache.“
Er rückte zur Seite. „Das ist unnötig. Ich bin Großmutters Schikanen längst gewöhnt.“
Henriette setzte sich auf die Bettkante. „Dass du sofort darauf zu sprechen kommst, zeigt mir, dass es dich sehr wohl beschäftigt.“
Luc grinste. „Du kennst mich gut, Schwesterherz. Manchmal ist das beinahe unheimlich.“
Sie lachte leise. „Wir sind eben Geschwister“, erwiderte sie und wurde ernst. „Ich fühle, wenn es dir nicht gutgeht. Darf ich mich zu dir legen?“
„Natürlich.“
Wenige Augenblicke später streckte sie sich neben ihm aus und seufzte, weil er den Arm um sie legte und an sich zog. In seiner Nähe fühlte sie sich unendlich geborgen. Schon als kleines Mädchen war sie oft in sein Zimmer gekommen. Vor allem wenn sie von Albträumen geplagt wurde. Niemandem gelang es besser, sie zu trösten. „Manchmal vermisse ich unseren Vater. Aber wenigstens habe ich dich, Luc.“
„Nun ja, als Vater fühle ich mich zu jung.“
„Du weißt, wie ich das meine. Wie war Vater denn so?“
„Habe ich dir das nicht schon oft genug erzählt?“, reagierte er beinahe vorwurfsvoll.
„Wenn du über ihn sprichst, habe ich wenigstens das Gefühl, dass er existent war. Im Gegensatz zu dir durfte ich ihn nie kennenlernen und mir ein eigenes Bild über ihn machen.“
„Du hast nicht viel versäumt.“ Wie hart er klang! Zutiefst verletzt.
„Aber alles kann doch nicht schlecht gewesen sein.“
„Für mich schon“, fuhr Luc fort.
„Und wie war er Mutter gegenüber? Glaubst du, dass sie sich geliebt haben?“ Schon einige Male hatte sie die Mutter danach gefragt, doch sie war ihr immer ausgewichen. Als würde auch sie die Zeit am liebsten totschweigen.
Luc lächelte. „Sieh an, du interessierst dich für die Liebe und das in deinem Alter.“
„Ich bin schon sechzehn“, verteidigte sich Henriette und gähnte. „Aber weißt du, was mich wirklich froh macht?“ Sie wandte ihm den Kopf zu.
„Nein.“
„Dass ich dich habe.“
Luc küsste sie liebevoll auf die Stirn. „Ich bin auch froh, dass du meine Schwester bist. Was würde ich bloß ohne dich tun, du kleine Nervensäge?“
Sie lächelte. „Tja, irgendwann werden sich unsere Wege trennen.“ Ein bitterer Geschmack lag auf ihrer Zunge, als sie weitersprach: „Spätestens dann, wenn ich heiraten muss.“
„Hat Mutter dahingehend bereits etwas angedeutet?“ Er klang genauso wenig begeistert wie sie sich fühlte.
„Sie erwähnte kürzlich den Herzog von Penthiévre.“ Der Gedanke an diesen Mann behagte ihr ganz und gar nicht. „Aber ich kenne ihn überhaupt nicht.“
Luc drückte sie enger an sich. „Da ist das letzte Wort sicher nicht gesprochen. Ich hoffe jedenfalls, dass dir Mutter einen Mann sucht, der dich glücklich macht. Bisher hat sie immer auf unser Wohl geschaut. Das wird sich bestimmt nicht ändern. Also Kopf hoch, das wird schon.“
„Wieso gibt es dich nicht als Bruder und als Mann?“, scherzte Henriette, doch plötzlich hatte sie Tränen in den Augen und konnte nichts dagegen tun. „Du weißt so gut wie ich, dass Ehen in dieser Familie wie Geschäfte geschlossen werden, die möglichst gewinnbringend sein müssen. Louis und Diana sind das beste Beispiel dafür. Mir wird es nicht anders ergehen.“
„Du solltest Mutter in dieser Sache vertrauen“, beruhigte Luc sie. „Und mir. Ich schwöre dir hiermit, dass ich deinen Zukünftigen auf Herz und Nieren prüfen werde.“
„Gefallen sollte er mir aber auch und er muss nett sein. Zuvorkommend, aufrichtig, vor allem treu. Unternehmungslustig, fröhlich, humorvoll …“
Luc lächelte, was jedoch aufgesetzt wirkte. „Wunderbar! Da habe