Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis. Bettina Reiter

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis - Bettina Reiter страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Geschwister Bourbon-Conti - Ein fatales Familiengeheimnis - Bettina Reiter

Скачать книгу

hatte. Jahre später schickte er ihn deshalb ins Exil und der damalige Bischof Fleury übernahm die Aufgaben des Herzogs. Er wurde Ludwigs engster Vertrauter und hatte enormen Einfluss auf ihn, was nicht immer gut war. Obwohl man Fleury nicht absprechen konnte, dass er für Frankreich viel Gutes getan hatte, versuchte er auch für sich selbst einen großen Nutzen aus seiner Stellung bei Hofe zu ziehen. Das hatte Luc seinem Cousin gegenüber oft kritisiert, doch für Ludwig war Fleury immer mehr zur Vaterfigur geworden. Deswegen wischte er sämtliche Bedenken beiseite. Luc musste seinem Cousin allerdings zugutehalten, dass er ihm zu keiner Zeit die offenen Worte nachgetragen hatte. Mehr noch, nach Fleurys Tod gab er zum ersten Mal zu, dass er sich tatsächlich von ihm hatte leiten lassen. Auch wegen der eigenen Unsicherheit.

      „Wie geht es Karolina?“, erkundigte sich Luc, als er mit Ludwig am Abend vor dem Kamin saß. Einige Scheite knackten. Draußen war es bereits stockdunkel. Umso gemütlicher war es im Salon des großzügigen Appartements, das sie bewohnten. Es gehörte der Großmutter, die es von ihrem Vater als Geschenk erhalten hatte.

      „Die Königin ist wieder schwanger.“ Ludwig sah aus, als würde er vor Stolz gleich platzen. Mit fünfzehn hatte er die um acht Jahre ältere polnische Prinzessin Maria Karolina Zofia Felicja Leszczyńska geheiratet. Jetzt als Fünfundzwanzigjähriger war er bereits achtfacher Vater, der abgöttisch an seinen Kindern hing. Besonders an den Zwillingen Anna und Marie, seinen zwei Erstgeborenen. „Allerdings ist das Verhältnis zu Karolina noch immer sehr unterkühlt.“

      „Tja, auch in dieser Hinsicht hat Fleury ziemliche Macht auf dich ausgeübt.“ Luc trank einen Schluck vom Likör, den Ludwig mitgebracht hatte, und stellte das Glas auf den Tisch mit den Goldschnörkeln. Der Salon war mit edlen Walnuss–Möbeln eingerichtet, Tapeten, Teppiche und Vorhänge in einem schillernden Blau gehalten. An den Wänden hingen viele Familienportraits.

      „Mag sein, aber meine Frau hätte sich nicht in die Politik einmischen sollen.“ Sein Cousin saß mit dem Rücken zum aufwändig bemalten Kamin und überkreuzte die Beine. „Das hat viel kaputt gemacht. Vor allem meine Liebe zu ihr. Vermutlich ist es umgekehrt genauso, denn sie hat sich völlig zurückgezogen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass nur ihre Hülle anwesend ist. Geistig ist sie jedenfalls weit weg. Weiter geht es gar nicht mehr.“

      „Immerhin scheint ihr euch in gewissen Dingen noch zu verstehen.“ Luc zwinkerte ihm zu.

      „Reine Pflichterfüllung“, wiegelte Ludwig ab und runzelte die Stirn. Er hatte ein markantes Gesicht, dunkles gewelltes Haar und dunkle Augen. „Wir haben bisher nur einen Thronfolger gezeugt. Wie ich aus eigener Erfahrung weiß, ist das zu wenig. Ein, zwei Söhne wären deshalb wünschenswert.“

      „Man kann nichts erzwingen.“

      „Das ist mir klar.“ Abwesend starrte Ludwig auf das halbvolle Glas, das er in seiner Hand hielt. „Nun ja“, er blickte hoch, „ich will mich nicht beklagen. Immerhin habe ich eine Mätresse an meiner Seite, die alles tut, um mich glücklich zu machen.“

      „Zwei Mätressen, um genau zu sein“, stellte Luc richtig. „Noch dazu sind sie Schwestern. Das könnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Entweder liebe ich die eine oder keine.“ Ohne sein Zutun hatte Luc plötzlich Henriettes Gesicht vor seinem geistigen Auge. Wie so oft in letzter Zeit. Vermutlich, weil sie immer häufiger über die Liebe sprach, womit sie ihn scheinbar angesteckt hatte.

      „Ich hätte auch nie gedacht, dass es so kommen würde, aber es ist wie es ist.“ Ludwig trank einen Schluck und schaute zum Fenster hinaus. Blitze zuckten über den dunklen Nachthimmel. In der Ferne grollte es. Wind fuhr heulend um die Mauern.

      Luc musterte seinen Cousin, der in sich gekehrt wirkte. Das Leben als König fiel ihm schwer, denn er war kein Mann für öffentliche Auftritte und hasste Menschenansammlungen. Wie anders war Ludwig jedoch, sobald es zur Jagd ging. Mutig, selbstbewusst, mit sich und der Welt im Reinen. Was ihn jedoch auszeichnete, war seine unabdingbare Treue. Wenn Ludwig jemanden mochte, konnte man sich hundertprozentig auf seine Loyalität verlassen. Das galt anscheinend auch für seine Mätressen. Louise Julie de Mailly–Nesle, Comtesse de Mailly, war seine erste Mätresse gewesen. Ein unscheinbares und zurückhaltendes Mädchen, das aus einer verarmten Adelsfamilie stammte und verheiratet war. Allerdings hatte ihr Ehegatte mittlerweile zugestimmt, dass sie Ludwigs Mätresse sein durfte. Vor einigen Monaten hatte sie jedoch ihre jüngere Schwester Pauline–Félicité nach Versailles eingeladen, die Ludwigs Herz im Sturm erobert hatte. „Die jüngere der Mailly Schwestern soll ziemlich ehrgeizig sein“, riss Luc seinen Cousin aus den Gedanken, der sich ihm zuwandte. „Pass bloß auf, dass du dir nicht die Finger verbrennst.“

      „Es stimmt, dass sie völlig anders ist als Julie, aber ich habe mich Hals über Kopf in sie verliebt“, gab Ludwig mit verlegenem Grinsen zu und warf einen kurzen Blick auf die Wanduhr, deren Ticken einige Momente den Raum beherrschte. „Vor einigen Wochen habe ich ihr das Schloss Choisy gekauft und freue mich darauf, mit den Schwestern und einigen Freunden dort Zeit zu verbringen.“

      „Hast du nicht gerade eine Lustreise hinter dir?“, wunderte sich Luc.

      „In dieser Hinsicht bin ich unverbesserlich.“ Jetzt grinste Ludwig. „Frauen sind mein Leben.“

      „Mir schwant Böses“, scherzte Luc. „Die beiden haben noch drei Schwestern!“

      „Gute Nacht, Maman.“ Henriette beugte sich herab und gab Babette einen Kuss auf die Wange.

      „Schlaf schön, mein Kind.“ Sie lächelte. „Ich schaue später noch einmal nach dir.“

      „Mach das.“ Ihre Tochter zeigte auf die Briefe, die sich auf dem Tisch stapelten. „Schreibst du wieder deinen Geschwistern?“

      „Es ist lange her seit dem letzten Mal.“

      Henriette zog den Gürtel ihres braunen Morgenmantels enger. „Und? Hat sich einer von ihnen jemals bei dir gemeldet?“

      „Deine Tante Alexandrine.“

      „Sie ist seit Jahren die Einzige. Ich an deiner Stelle würde niemandem mehr schreiben.“

      „Es sind meine Geschwister und im Gegensatz zu mir haben sie viel zu tun.“

      „Sicher, Maman. Du bist einfach viel zu gut für diese Welt.“

      „Ja, ja“, sie tätschelte ihre Tochter am Arm. „Sieh zu, dass du ins Bett kommst. Es ist schon neun Uhr.“ Kaum ausgesprochen, war Henriette bereits aus der Tür des Blauen Salons.

      Babette wandte sich wieder dem leeren Bogen Papier zu, der vor ihr lag, und nahm die Schreibfeder zur Hand. Doch im nächsten Augenblick legte sie sie ab, verließ ihren Platz und stellte sich vor das Fenster.

      Dichter Schneefall herrschte vor. Einige der beleuchteten Schlossfenster waren beschlagen. Dahinter bewegten sich Schatten. Es war kaum zu glauben, wie viele Menschen hier Tür an Tür mit ihnen wohnten und trotzdem kannte sie kaum die Hälfte. Aber eigentlich war ihr das egal. Ganz im Gegensatz zu ihrer Mutter, die förmlich Kontakt zu anderen suchte, das Leben in vollen Zügen genoss und jeden Ball besuchte, der sich ihr bot.

      Babettes Blick glitt zum Marmorhof hinunter, der wie leergefegt war. Nur eine Kutsche stand einsam und verlassen da. Dort in der Ecke, versteckt hinter der großen Herkulesstatue, hatte sie vor vielen Jahren Marschall Philippe Charles de la Fare geküsst. Er galt als einer der schönsten Männer bei Hofe, und das war er auch gewesen. Seinen Tod hatte sie bis heute nicht verwunden. Den ihres Mannes hingegen schon längst vergessen, denn das Leben an der Seite des Prinzen de Conti war schwierig gewesen, obwohl sie versuchte, sich mit ihm

Скачать книгу