Das Liebesprogramm. Dominik Rüchardt

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Das Liebesprogramm - Dominik Rüchardt

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      „Also sieht keiner, was dieser Roboter vergangene Nacht getan hat?“

      „Nur wenn wir wollen, … oder besser: wenn wir es brauchen.“

      Klaus Kluge plant eine Eingabe

      „Es ist wichtig, dass wir uns sehr klar ausdrücken.“ Die sonst so unbeteiligt wirkenden Augen Klaus Kluges blickten Jenny Springer auf einmal ernst an. „Wir dürfen nichts beschönigen und vor allem nichts schreiben, was jemand als irrführend ausgelegen könnte.“

      Jenny schluckte erneut. Am liebsten würde sie den Anwalt um eine Zigarette bitten, aber das war ganz unmöglich. Er musste das Papier ablecken, um sie in ihre Form zu drehen. Mit Speichel. Und außerdem wusste sie gar nicht, wie man raucht. Aber es roch gut, wenn immer wieder die strengen Fahnen von Rauch an Augen und Nase vorüber wehten, und unter dem Einfluss dieser Exotik ließ sie sich fallen.

      Sie gab sich einen Ruck. „Es war zunächst alles so, wie erwartet“, setzte sie an. „Der Roboter trat ein, er sah gut aus, war freundlich, er hatte sogar Blumen dabei. Keimfreie natürlich.“ Sie nestelte an ihren Fingern herum und sah den Anwalt an, als ob sie um Bestätigung suchte, dass sie das Richtige sagte. Der nickte nur fast unmerklich und ließ sie weitererzählen. „Er war sogar ausgesprochen höflich“, sinnierte sie in sich hinein, „aber auch sehr bestimmt. Das war schon auffällig. Aber ich hielt das für einen Teil des Programms …“, sie zögerte, wurde ganz leise: „er hatte ja mehrfach erklärt, er wüsste, was ich will.“

      „Und es war ja auch Teil des Programms“, fiel ihr Klaus Kluge ins Wort, bereute das aber gleich darauf und hielt wieder den Mund.

      „Ja, äh“, Jenny kam kurz aus dem Takt, fing sich aber gleich wieder. „Ich hab das dann laufen lassen, es war ja auch aufregend“, jetzt sprach sie, immer noch leise, auf einmal schnell. „Er brachte mich dann“, sie stockte, „nein, führte“, sie sah ihn an, er nickte, „führte mich in winzigen Schritten“, sie blickte in sich, wedelte mit den Händen über ihrer Brust, „total geschickt immer wieder an Überraschungen“, sie dachte nach, „wo ich nicht wusste, was ich will und er führte mich weiter.“ Für einen kurzen Moment kam ein Glitzern in ihren Blick. „Er begann, mich echt zu beherrschen und ich ließ das, glaube ich, erst einmal zu.“

      Sanft bohrte Kluge nach: „Haben Sie irgendwann ‚Nein‘ gesagt?“

      Jenny stockte. „Das weiß ich nicht mehr. Ich habe mich gewehrt, sicher, aber es war mehr so ein kicherndes Wehren. Ich hielt es ja für ein Spiel.“

      „Der Roboter hat das ja sicher aufgezeichnet“, meinte Kluge mehr für sich. Jenny sah ihn mit großen Augen an.

      „Sind Sie sicher?“

      „Aber natürlich, Aber sie werden die Aufnahme nicht herausrücken wollen. Vertraulichkeitsschutz.“

      Jetzt war Jenny empört. „Aber es geht ja um mich.“

      Kluge wand sich. „Ja, aber auch um den Roboter.“ Und Sie werden sagen, auch wenn es um Sie geht, können Sie es nicht zeigen, da Sie ja nicht wissen, zu was Sie da zustimmen. Es gab da mal so einen Fall … „, er fing an auf seinem Kommunikator zu tippen, aber Jenny überging das und redete weiter.

      „Jedenfalls wurde er dann sehr eindeutig. Und kam mir ganz nahe.“

      „Hat er Sie ausgezogen?“

      Jetzt war Jenny wieder ganz bei sich, „Ja, bis dahin schon, sicher.“

      „Und dann hatten Sie Verkehr?“

      „Ja. Erst ganz normal, oder fast ganz.“

      „Und dann nicht mehr normal?“

      „Genau.“ Sie blickte jetzt leer in die Luft und ihre Stimme wurde tonlos. „Plötzlich änderte er sein Verhalten und machte mit mir, was er wollte.“ Klaus Kluge schwieg und hörte geduldig zu, wie sie langsam und stockend weiter sprach.

      „Er packte mich wortlos und nahm mich, …, sehr hart.“ Sie sah vorsichtig hoch. „Immer und immer wieder. Ich war erst einmal sprachlos, dann drehte er mich mit einer Kraft, gegen die ich nichts mehr ausrichten konnte und machte von der anderen Seite weiter. Er fragte nicht, er machte keine Pause, er nahm keinen Kontakt auf.“

      Sie schluckte, versank für einen Moment in sich selbst, tankte Kraft, dann machte sie mit schwacher Stimme weiter. „Ich fing an zu jammern, das sei mir zu viel und er solle es lassen, ich war ja total verblüfft.“

      „Und wie hat er darauf reagiert?“

      „Noch brutaler. Dann hat er angefangen, mich zu demütigen. Hat mich Puppe genannt und dass er mich zappeln lässt. Das ich das so brauche und nicht anders verdiene.“ Sie bekam weiße Flecken im Gesicht. „Und dann hat er noch eins draufgelegt. Hat mir erklärt, er spießt mich auf und hat dabei sein, .. äh, … Ding, .., so vergrößert.“

      „Sein Ding?“

      „Ja, .., Sie wissen schon.“ Sie sah ihn irritiert an. „Immer mehr, als ob er mich sprengen wollte“, erstmals wurde ihr Blick beschämt.

      „Hat er Sie verletzt?“

      Jetzt flackerte ihr Blick. „Das nicht, aber er ging an die Grenze. Ich war sicher, gleich reißt es mich auf, es tat weh.“

      Kluge war sprachlos.

      Sie sprach tonlos. „Ich wurde dann ganz apathisch. Dachte nur, wenn ich nicht reagiere, hört er vielleicht auf. Umbringen würde er mich schon nicht.“

      „Und das hat gewirkt?“

      „Ich glaube ja. Irgendwann hat er aufgehört. Ich habe ihm dann gesagt, er soll verschwinden. Sofort. Und er ist ohne ein Wort gegangen.“

      Carolin West bekommt einen Auftrag

      Mit tiefer Befriedigung machte Carolin West sich an ihren ersten offiziellen Auftrag: die Veröffentlichung der Quartalszahlen. Als sie sich setzte, den Rücken gerade, den Kommunikator startete und loslegte, fühlte es sich an wie ein feierlicher Akt. Die Finanzabteilung hatte alles in Tabellen vorbereitet, die Bereichsleiter hatten ihre Kommentare dazu gegeben, jetzt war es an ihr, daraus eine durchschlagende Geschichte zu machen. Das Problem war: Die Geschäftsentwicklung war zuletzt viel zu unspektakulär gewesen. Das Geschäft mit Intimrobotern hatte sich zu einem Massengeschäft entwickelt, Wettbewerbsprodukte verdarben die Preise, billig hergestellt von Unternehmen, die weniger forschten und mehr nachmachten - die Finanzwelt war enttäuscht.

      Doch dieses Quartal gab es erstmals wieder einen interessanten Trend und den sollte Carolin West nun hervorkehren: Das Geschäft mit KickBots.

      Eine neue Roboterklasse, die mehr Aufregung versprach. Während die klassischen Robots in erster Linie zuverlässige Begleiter in allen Lebenslagen waren, die Arbeiten erledigten und seit geraumer Zeit das Intimleben der Menschen endlich sicher gemacht hatten, waren die KickBots etwas freches, frisches.

      Die Zahlen sahen tatsächlich gut aus. Verdoppelung des Geschäftes im vergangene Quartal

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