Das Liebesprogramm. Dominik Rüchardt

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Liebesprogramm - Dominik Rüchardt страница 5

Автор:
Серия:
Издательство:
Das Liebesprogramm - Dominik Rüchardt

Скачать книгу

zu erhöhen, das entnahm sie den Kommentaren des Vorstandsvorsitzenden. Lieber regelmäßige Mieteinnahmen als unregelmäßige Verkäufe, war das Motto. Und das war mit den KickBots gelungen.

      Eifrig sammelte sie die wichtigsten Aussagen für die Finanzwelt zusammen. Neben den Zahlen waren das strategische Leitlinien und Produkteigenschaften, die diese Leitlinien unterstützten. Dann entwarf sie ihre Präsentation.

      „Mit den KickBots macht LifeRobotics den entscheidenden Schritt in Richtung LifeService Anbieter“, schrieb sie als erstes und beschrieb das Mietmodell, das neben der Planbarkeit auch mehr Umsatz versprach, da die Preise damit im Ganzen stiegen. Dann beschrieb sie die KickBots in einfachen Worten: „Die Attraktivität kommt durch den eigenen Willen der KickBots.“ Das war zwar nicht ganz richtig, aber die komplexen Modelle zu erläutern, die hinter den Überraschungseffekten der neuen Geräte standen, hätte auch sie überfordert.

      Dann schrieb sie noch blumige Worte über das Zusatzgeschäft, das rund um die Mietangebote heranwuchs: komplette Intimwelten, ganz vorne dabei das Krankenschwesternpaket, außerdem Intimparks nach bestimmten Themen, hier war bei den Frauen der ‚Paris Park‘ am beliebtesten, besonders die Pianobar, bei den Männern war es das ‚Betriebsfest‘. Das Geschäftsmodell ‚Nachbau echter Kolleginnen‘, die neueste Idee des Forschungsleiters, ließ sie weg, es war noch nicht von der Automatenbehörde freigegeben. Mehr Aufmerksamkeit legte sie in das wichtige Kapitel zur gesellschaftlichen Verantwortung: mit den KickBots waren sie in der Lage, Menschen mit unkontrollierten intimen Trieben zu erreichen, sie in eine überwachte Lebensführung zu steuern und damit eines der letzten großen unkontrollierten Risiken aus dem Bereich der Sexualität endlich zu lösen.

      Am längsten feilte sie am letzten Satz. Die Vertriebsabteilung hatte eingewandt, dass KickBots nicht unbedingt als solche verkauft werden sollten. Es sollte mehr eine technische Typenklasse sein, als eine im Vertrieb. „Das ist etwas intimes, wie Unterwäsche: Du willst es wissen, aber die anderen müssen es nicht unbedingt sehen“, hatte ihr der Vertriebsleiter gesagt. Schließlich schrieb sie: ‚Auf Applikationsebene ergibt sich ein fließender Übergang zwischen Robots und KickBots, weswegen im Berichtswesen der Schwerpunkt auf dem Umsatzanteil der Technologie liegen wird. Berichte zu verkauften oder vermieteten Einheiten werden sich auf das Geschäftsmodell beschränken.‘ Das sollte der Finanzwelt genügen und sagte über das, was sie tatsächlich taten das geringstmögliche aus. In solchen Dingen war sie gut.

      Klaus Kluge schickt ab

      Die Asche fiel herab und in einem ungeschickten Schlenker lenkte er sie genau auf seinen Oberschenkel. Sie hinterließ eine graue Spur auf der Hose. Klaus Kluge war nervös.

      Vor ihm lag der fertige Schriftsatz für die Anzeige. Wenn er ihn nun abschickte, ginge in kürzester Zeit eine Lawine los, da war er sich sicher. Und der Zeitpunkt konnte kaum besser gewählt sein.

      Also prüfte er zum widerholten Mal alle Details.

      Jenny Springer war als Lehrerin eine gewissenhafte Person. So konnten sie die Anklage den Umständen entsprechend gut dokumentieren. Sie hatte die Seriennummer des Intimroboters ‚Peter‘ gespeichert und auch der Bestellvorgang war nachvollziehbar, das war wichtig. Die meisten seiner Klienten hatten an dieser Stelle Probleme, weil sie stets mit Hilfe von Verschattern und Blendern arbeiteten. Damit konnten sie selbst zwar nicht erkannt werden, aber eben auch nichts nachweisen.

      Die Werbeseite, über die Jenny bestellt hatte, war zwar nicht mehr geschaltet, aber das sollte das geringste Problem sein, wäre der Fall einmal ins Rollen gekommen.

      Also las er sich noch einmal den beschriebenen Ablauf durch. Er bewunderte Jenny Springer. Sie war enorm disziplininert mit ihm alles durchgegangen. Und das, obwohl heute fast niemand mehr über intime Angelegenheiten sprach, seit das Thema nahezu vollständig von Automaten besetzt war. Er fand das entwürdigend, doch er musste sich zurückhalten, die Gesetze zu sexuellem Missbrauch waren streng und wurden auch konsequent verfolgt. Er kannte Staatsanwälte, die würden ihn allein schon dafür anklagen, dass er mit Jenny darüber sprach.

      Nach jeder Korrektur ließ er seine Eingabe durch den Compliance Checker laufen. Ein mühsamer Prozess: einerseits musste er darauf achten, dass sein Text zu keinem Zeitpunkt vom Netz aus zugänglich war, andererseits musste er jederzeit mit neuen Compliance Regeln rechnen, die es einzuhalten galt. Er musste also ständig Regeln laden, diese dann auf ein abgeschottetes Gerät überspielen, auf dem er seine Texte verfasste, dann erst konnte er den Text prüfen und korrigieren.

      Sein Gehirn war inzwischen vom Prüfen müde und ihm fiel nichts mehr ein. Es war heiß und sein Aschenbecher war voll, höchste Zeit, den Raum zu lüften. Er schirmte alle Geräte ab, ging zum Fenster und öffnete. Warme Sommerluft strömte ins Zimmer und drückte den Rauch hinaus. Der Sauerstoff versetzte ihm kurz einen Schock, der wie jedes Mal unerwartet kam. Er musste sich setzen.

      Gerade als er, auf der Schreibtischkante sitzend, die schwarzen Wolken vor seinem Sehnerv vertrieb, surrte die Türklingel.

      Jenny Springer, fiel es ihm schemenhaft ein. Sie kam zur Abgabe der Anklage.

      Instinktiv drückte er auf den Öffner.

      Die eintretende Jenny war in seinem Sauerstoffrausch eine Gestalt wie von einem anderen Stern. Lautlos erschien sie aus dem Nichts. Attraktiv, im ärmellosen Sommerkleid, hübscher Ausschnitt, darüber ihr offener Blick, für einen Moment wusste er weder, wo er überhaupt war, noch was er wollte.

      „Hier bin ich“, erklärte sie knapp und setzte sich, ohne seinen Zustand wahrzunehmen, ordentlich auf den Besucherstuhl.

      „Dann wollen wir mal“, riss er sich mühsam zusammen, obwohl er sich weiterhin fühlte, als säße er neben sich. Er schloss das Fenster, schwang seine Beine herum und landete mit einer plumpsenden Drehung in seinem Sessel.

      „Die Anzeige ist eine offizielle Eingabe, wie wollen Sie sich ausweisen?“, hörte er sich sagen.

      Ohne zu zögern entschied sie: „per Gedankencode.“

      Frau Springer war auf der Hut. Sein Respekt wuchs, während er langsam wieder Bodenhaftung annahm. Der Gedankencode war die sicherste Form, da sie nirgendwo Spuren hinterließ, aber auch teuer. Er fand das gut.

      Er ließ sie noch einmal den fertigen Text durchlesen, sie bestätigte mit einem Nicken, dass alles richtig war, dann aktivierte er den Eingabeautomaten, richtete den Gedankenleser auf ihr Gehirn, sie dachte den Code und der Eingabestatus wechselte auf Gelb.

      Nun schickte er sein digitales Siegel hinterher, damit war die Anzeige grün und offiziell eingereicht.

      Er war erleichtert.

      Er blickte sie ganz neu an. „Sie haben ein hübsches Kleid an“, lenkt er ab, wie um die Stimmung aufzulockern.

      „Ja, ich gehe noch zu meinem Gefühlszirkel.“

      „Ihr Gefühlszirkel?“

      Jetzt lächelte sie geheimnisvoll. „Ja, eine Gruppe, in der wir über unsere Erfahrungen mit intimen Dingen reden. Das tut mir jetzt gut.“

      Klaus Kluge wurde blass.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен

Скачать книгу