Seefahrtserinnerungen – Anthologie. Jürgen Ruszkowski
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Ich war auf Zwölf-vier-Uhr-Wache eingeteilt, als der Funker sehr starke Störungen in seinen Geräten feststellte. Auch das Radar war gestört. Nach einer Weile meldete sich die amerikanische Marine mit der Order, dass alle Handelsschiffe diesen Seeraum sofort zu verlassen hätten. Natürlich bekamen wir mit, dass eine Krise bevorstand. Wir hatten uns schon gewundert, dass Kuba in dieser Nacht völlig abdunkelt war. Nur Guantanamo im Osten Kubas war hell erleuchtet.
Bei Sonnenaufgang befanden wir uns mitten in einem Flottenverband. Mit unseren 13 Knoten hatten wir natürlich keine große Chance, diesen gefährlichen Bereich schnell zu verlassen. Somit befanden wir uns mitten in dem Aufmarsch der durch Präsident Kennedy angeordneten Seeblockade durch die Amerikaner. Es war ein gewaltiger Flottenverband. Kriegsschiffe aller Größen fuhren mit hoher Geschwindigkeit an uns vorbei. Ein Aufklärungsflugzeug flog mehrere Male im Tiefflug über uns hinweg. Die an Deck gestauten Gasflaschen hatte man wohl zuerst als verdächtige Waffen eingestuft. Wahrscheinlich nach Auswertung der Aufklärungsbilder wurde uns über Funk mitgeteilt, wir sollten die lagernden Fässer abdecken. Nicht auszudenken, wenn die Gasflaschen nicht als solche erkannt worden wären. Jetzt wurde uns bewusst, in welcher gefährlichen Lage wir uns befanden und dass die Welt kurz vor einem Atomkrieg stand. Später wurde über die Medien bekannt, dass auch sowjetische U-Boote in diesem Gebiet im Einsatz waren. Endlich - nach einigen Tagen - konnten wir diesen gefährlichen Bereich verlassen.
Ich fuhr noch einige Jahre auf Großer Fahrt für Emder Reedereien Zur See. Nach meiner Zeit bei der Handelsmarine wechselte ich 1966 Zur Bundesmarine und war bis 1985 Berufssoldat. Nach der Bundeswehr-Zeit machte ich mich mit der Firma BOS (Bewachung, Objektschutz und Sicherungsberatung selbstständig. 2005 verkaufte ich das Unternehmen und ging in den Ruhestand. Mit meinen damaligen Kameraden von der KLOSTERTOR, Theo Ahlfs, Wolfgang Ludewigs und Werner Lorenz, der später anmusterte, habe ich noch immer Kontakt. Wir treffen uns manchmal in unserem Verein im Museum „Freunde der Seefahrt“ in Emden. Dann werden alte Erinnerungen wach und manche Story erzählt…
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