Schattenkristalle. Farfalla Gris

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Schattenkristalle - Farfalla Gris

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schafft das, Herrin“, rief eine ältere Frau mit lauter Stimme, die weder beruhigend noch ermutigend klang.

      Elenór hätte ihr am liebsten den Kopf für ihre herzlosen Äußerungen abgerissen, doch leider war ausgerechnet diese Frau im Augenblick die einzige Hebamme, die ihr zur Verfügung stand.

      Man hatte sogleich nach ihr geschickt, als Elenór sich vor Schmerzen kaum auf den Beinen halten konnte und die Anzeichen der Geburt sich überdeutlich auf dem Brokatteppich abzeichneten.

      Die als Hexe verschriene Frau hatte auch nicht lange gezögert und war herbeigeeilt, um dem – hinter vorgehaltener Hand verfluchten – Dämonenbalg genannten Kind einen möglichst glimpflichen Start zu ermöglichen.

      Und nun war sie hier und bereitete mit der werdenden Mutter seit Stunden alles vor. Selbst der gestandenen Frau merkte man die Strapazen an, unter denen sie beide zu leiden hatten.

      „Herrin, hört mich an“, rief sie alsbald aus und blickte die bleiche Frau über ihren gewölbten Bauch hinweg an.

      „Das Kind ist zu groß, um es natürlich auf die Welt zu bringen. Ich denke, wir sollten …“

      „NEIN“, brüllte Elenór dazwischen, denn sie ahnte mit bangem Herzen, was die Hexe ihr vorschlagen wollte. „Ich werde mein Kind nicht gefährden, indem Ihr mir den Leib aufschneidet … Ich schaffe das auch so“, japste sie und krümmte sich zugleich vor Schmerz, als eine neue Wehe sie erschütterte.

      Die Hexe schwieg und betrachtete mitleidig die Frau, ehe sie sich seufzend wieder ihrer Aufgabe zuwandte und dem Geheiß Folge leistete.

      „Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als das Kind aus Eurem Leib zu pressen …“

      Ohne Elenór zu erklären, was genau sie damit meinte, stemmte die Alte ihre langen, knochigen Finger auf den Bauch und begann mit aller Macht, das Kind aus dem Leib zu schieben.

      Immer lauter und verzweifelter wurden die Schreie Elenórs, während sie die schlimmste Tortur ihres Lebens über sich ergehen ließ.

      „Es kommt“, rief die Alte keuchend, während sie weiterhin den Bauch unbarmherzig knetete und bearbeitete.

      Beinahe besinnungslos nahm Elenór wahr, wie ein zartes Stimmchen an ihr Ohr drang und die Alte ihr zögernd ein in Tücher gewickeltes Bündel in die Arme legte.

      „Eure Tochter“, flüsterte sie ebenfalls mit Tränen in den Augen und wandte sich ab, als die Herrin das Kind freudestrahlend betrachtete und an sich drückte. Vergangen waren sogleich Kummer und Schmerz.

      „Ich gehe und hole den Herrn“, sagte die Alte und lief bereits Richtung Tür davon.

      „Wartet … Stimmt etwas nicht?“, fragte Elenór und richtete sich etwas weiter in den blutgetränkten Laken auf.

      „Meine Herrin …“, begann sie, doch sie schüttelte sogleich den Kopf. „Es ist nichts. Ich beglückwünsche Euch zu Eurem Nachwuchs, auf dass sie gesund und kräftig werde …“

      Geschwind huschte sie aus dem Zimmer und gab den Weg für Elenórs Ehemann und die Bediensteten frei, die bedächtig das Zimmer betraten, um Mutter und Kind nicht zu erschrecken.

      Vorsichtig näherte sich ihr ihr Mann und ließ sich behutsam auf der Bettkante nieder.

      „Seht, mein Geliebter“, flüsterte Elenór stolz. „Eure Tochter!“

      Mit Tränen in den Augen bewunderte er seine kleine, nahezu perfekte Tochter, die friedlich schlafend in den Armen ihrer Mutter ruhte.

      „Wie ist ihr Name?“

      „Aleríà …“ wisperte Elenór und blickte in die aufgerissenen großen, runden Babyaugen, die für einen winzigen Augenblick rot zu glühen schienen, ehe sie ein sattes Grün annahmen.

      Währenddessen eilte die Hexe die Stufen des Anwesens hinunter und riss sich enorm zusammen, um nicht in einen schnellen Sprint zu verfallen. Sie schwor sich, dass sie das Dorf so schnell wie möglich verlassen würde, denn in dem Kind, welches soeben die Welt erblickt hatte, wohnte ein Geist der Alten Zeit ...

       Unerwarteter Besucher

      Die Nachricht über Aleríàs Geburt verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Land Erandôla und lockte viele Würdenträger nach Thiônan. Alle wollten den Sprössling der Dulclarce-Familie willkommen heißen, denn es war schon viel zu lange her, dass man erfreuliche Kunde von ihr vernommen hatte. Und das lag nicht zuletzt an den Zwistigkeiten, die die beiden Brüder seit ihrer Kindheit verfolgte und entzweite. Der ältere der beiden und zudem frisch gebackener Vater war schon als Kind freundlich und herzensgut, wohingegen sein Bruder Lucius zu den größten Unruhestiftern der gesamten Umgebung zählte. Ihre Eltern hatten besonders mit ihm zu kämpfen, da er ein äußerst garstiges Kind war. Auf keinen Tadel hörte er, genauso wenig wie auf gute Ratschläge. Das Einzige, was er im Sinn hatte, war, anderen Leid zuzufügen und sich später darüber, zum Missfallen aller, zu amüsieren.

      Doch egal, wie sehr Lucius seinen Bruder für seine Umgänglichkeit auch verachten mochte, genauso sehr liebte er ihn. Im Grunde genommen hatte er es nie leicht gehabt. Schon seit seiner Geburt war er anders behandelt worden als andere Kinder – was nicht zuletzt an seiner Herkunft lag. Er war ein Bastard. Außerdem trug sein äußeres Erscheinungsbild maßgeblich zu den Hänseleien bei.

      Durch einen Unfall, der sich in Kindertagen ereignet hatte, war ein Teil seines Gesichts von Narben entstellt. Auch das linke Auge war stark in Mitleidenschaft gezogen worden und von einer langen Kerbe durchzogen. Die Kinder des Dorfes hatten ihm den Namen grässlicher Harlekin gegeben, was seinem Genie keineswegs gerecht wurde.

      Armand jedoch, der das Leid, was seinem Bruder widerfuhr, zumeist nicht wahrhaben wollte, wies jegliche Hilfegesuche von sich ab. Sie seien Hirngespinste, die nur in seiner Fantasie existierten, denn niemand konnte in Armands Augen so grausam sein – er war damals auch ein wirklich gutgläubiges Kind, das jegliches Böse für eine Erfindung der Erwachsenen hielt.

      Was allerdings keiner bemerkte, war die Veränderung, die sich allmählich in Lucius? Seele vollzog.

      Je mehr man ihn verspottete und verhöhnte, umso aggressiver wurde er. Lucius zögerte niemals, wenn es darum ging, ihnen eine Lektion zu erteilen. Doch je heftiger er sich wehrte, umso schlimmer wurden die Angriffe auf ihn, bis sich eines Tages ein Wandel in seinem Verhalten bemerkbar machte.

      Schlagartig wurde aus dem monströsen Jugendlichen, zu dem er herangewachsen war, ein beinahe liebenswürdiger junger Mann, der jeden höflich und zuvorkommend behandelte, ganz gleich, wie dieser ihn verlachte und verachtete.

      Für seine Eltern war es ein regelrechter Segen, dass ihr jüngster Sohn endlich zur Vernunft gekommen war und gesellschaftsfähig wurde.

      Auch Armand glaubte, dass von nun an alles gut werden würde, denn er hatte seinem kleinen Bruder lange genug vorgelebt, wie man sich zu benehmen hatte. Allerdings interessierte ihn auch, weshalb er sich so verändert hatte.

      Dass Gerüchte jedoch ihre Runden durch das Land zogen, ignorierten sie.

      Es war schließlich völlig undenkbar, dass ihr Sohn etwas mit Magie zu schaffen hatte, zumal er früher ein wirklicher Nichtsnutz gewesen war und der Familie mehr als einmal Schande

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