Schattenkristalle. Farfalla Gris

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Schattenkristalle - Farfalla Gris

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bist zu hektisch … Ruhig … Fühle die Energie in deinem Körper und konzentriere sie auf einen einzigen Punkt …“

      Gebannt starrte Ralath auf ihre Hände und staunte mit weit offenem Mund, als ein winziger Funken in ihrer Handfläche zu schimmern begann.

      „Weiter, weiter!“, spornte Ralath sie an, doch Aleríà rann bereits der Schweiß von der Stirn und ihr Gesicht leuchtete bleicher als der Mond selbst. Sie spürte, wie ihre Kräfte langsam versagten. Unwillkürlich verpuffte die winzige Lichtkugel in ihren Händen und zerstob in einem kleinen Funkenregen.

      Erschöpft fiel sie zurück auf ihr Bett und starrte keuchend das mit Stroh bedeckte Dach an, welches ihr Zimmer von dem nächtlichen Sternenhimmel abschirmte und sie vor Wind und Wetter schützte.

      „Das war unglaublich! Wie hast du das gelernt? Zeig mir, wie es geht, bitte“, flehte Ralath sie an und sprang wie wild auf seinem Bett auf und ab.

      „Sch … Du sollst doch still sein, sonst kommt Mutter hoch und wir beide bekommen großen Ärger“, stöhnte Aleríà genervt und bedeckte ihre müden, erschöpften Augen mit einem Arm, sodass sie nicht mehr vom Mondlicht geblendet wurde. Wann immer sie versuchte, die Magie länger als wenige Augenblicke aufrechtzuerhalten, übermannte sie eine furchtbare Erschöpfung, die ihre Glieder bleischwer werden ließ, sodass sie sich nichts sehnlicher wünschte, als zu schlafen.

      Jedoch war ihr dieser kleine Wunsch nicht vergönnt. Ralath kletterte zu ihr ins Bett und setzte sich völlig euphorisiert und beeindruckt von ihrem Talent auf ihren Bauch und begann, sie mit seinen patschigen Händen zu schütteln und wachzuhalten. Sie sollte ihm so schnell wie möglich zeigen, wie er ebenfalls solche Zauberei anwenden konnte.

      Seine Aufdringlichkeit wurde Aleríà schon bald zu viel.

      Nicht nur, dass ihr Bruder ihr die ganze Zeit die Luft abschnürte, er bettelte und winselte auch die ganze Zeit wie ein junger Hund, dem man einen Knochen vorenthielt.

      „Hör zu, du Kröte“, stöhnte sie genervt. „Wenn du mich nicht endlich in Ruhe lässt, zeige ich dir gar nichts!“

      Sofort verstummte er, sprang förmlich von ihrem Bauch hinunter, was sie mit einem unterdrückten Schmerzenslaut kommentierte, und schlich zurück in sein eigenes Bett.

      „Aber morgen zeigst du es mir, nicht wahr?“, durchbrach seine aufgeregte, piepsige Stimme nach einer Weile die Stille der Nacht.

      „Ja … morgen …“, flüsterte Aleríà schon halb in den Schlaf versunken und freute sich, dass ihr Bruder genauso magieverrückt war wie sie.

      Allerdings bereitete ihr ihre Mutter Sorgen. Sie wusste nicht, dass Aleríà mit der Gabe der Magie gesegnet worden war, und hatte mehr als einmal deutlich gemacht, wie sie zu diesem Thema stand.

      Ein wenig unbehaglich drehte sich Aleríà auf die Seite und schloss die Augen. Fürs Erste würde sie ein wenig ruhen, ehe sie sich Gedanken darüber machte, wie und wo sie ihren Bruder in das Geheimnis der Zauberkunst einweihen würde.

       Die Erinnerung kehrt zurück

      Der nächste Morgen kam schneller, als es Aleríà lieb war. Mehr als unsanft wurde sie dabei von einer quiekenden Stimme geweckt, die lärmend durch das Zimmer fegte.

      „Aufstehen, aufstehen, aufstehen!“, schrie Ralath enthusiastisch und hüpfte wie ein Gummiball unentwegt im Raum umher, während Aleríà sich gähnend streckte und Mühe hatte, die noch verschlafenen Augen zu öffnen.

      Mit einem bösen Blick versuchte sie, ihn zum Schweigen zu bringen, erreichte damit allerdings das Gegenteil. Mit einem großen Satz sprang er zu ihr ins Bett und begann, seine große Schwester zu kitzeln und wie wild auf ihr herumzuturnen, nur damit sie endlich aus den Federn kam.

      Langsam bedauerte Aleríà, ihm gezeigt zu haben, dass sie ansatzweise Energie materialisieren konnte, dann würde er sie zumindest nicht die ganze Zeit damit nerven. Aber gerade weil sie ihren Bruder so unglaublich lieb hatte, raffte sie sich schließlich auf.

      „Nun hör schon auf!“, sagte sie mit gespielter Strenge und warf ein Kissen nach ihm. „Geh und hilf Mutter, sie kann deine Hilfe eher gebrauchen als ich dein ewiges Rumgezappel.“

      Vor Freude quietschend, lief Ralath zur Leiter, die hoch in ihr gemeinsames Zimmer unter dem Dach führte, und schwang sich behände hinab.

      Grinsend schüttelte Aleríà den Kopf und begann sogleich, sich ihr langes Schlafkleid über den Kopf zu ziehen und es gegen ihr alltägliches und ziemlich ausgewaschenes Kleid einzutauschen. Bevor sie ebenfalls den Abstieg zum Erdgeschoss in Angriff nahm, zog sie schnell die dunkle Kniebundhose unter das Kleid. Sie liebte es, wenn der enge Stoff sich sanft an ihren Körper schmiegte und ihr nicht bei jedem Windhauch über den Kopf zu fliegen drohte. Außerdem hasste sie es, wenn Wind und Wetter so an ihren Beinen zerrten und ihr eine Gänsehaut bescherten, dass jedes Flattervieh vor Neid erblassen würde.

      Aleríàs Mutter allerdings hätte dies, wenn sie davon gewusst hätte, nicht gutgeheißen. Frauen mussten, ihrer Meinung nach, adrett und elegant herumlaufen und sich nicht wie ein halber Mann kleiden. Manchmal fragte Aleríà sich, wieso ihre Mutter so streng an solchen Dingen festhielt, wo sie doch in einem einfachen Dorf lebten und nicht in einem noblen Herrenhaus, wie es die Reichen taten.

      Aber fürs Erste wollte sie sich nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen, sonst würde sie ihre Zeit noch länger hier oben verbringen und Ralath dazu anhalten, erneut nach ihr zu sehen und sie zu bedrängen.

      Geschwind zog sie die Laken über den Strohmatratzen glatt und legte die Decken mehr schlecht als recht zusammen – Ordnung war nicht gerade ihre größte Stärke, wie ihre Mutter stets bemängelte.

      Da sie nun augenscheinlich alles im Zimmer erledigt hatte, was so auf den ersten Blick grob ins Auge fiel, befand sie, dass es nun an der Zeit war, zu ihrem Bruder und ihrer Mutter hinunter in die Stube zu gehen und gemeinsam mit ihnen das Frühstück vorzubereiten.

      Kaum hatte sie allerdings die letzte Sprosse der Leiter erreicht, bemerkte sie verwundert, dass gar kein Herdfeuer den Raum erhellte. Lediglich die kaputten Fensterläden ließen durch ihre Löcher ein wenig Licht einfallen. Sie ließen ein diffuses Dämmerlicht entstehen, in dem jedes einzelne Staubkörnchen zu tanzen schien.

      Einzig die Umrisse der Möbel waren halbwegs sichtbar, sodass Aleríà ihnen recht gut ausweichen konnte. Außerdem half ihr ihre Erfahrung weiter, schließlich lebte sie schon seit Jahren hier in diesem kleinen Häuschen nahe dem Wald.

      „Ralath? Mutter?“, rief sie leise und versuchte, ein Geräusch aufzuschnappen, vernahm allerdings nichts außer ihrem eigenen Atem, der laut in der Stille widerhallte.

      Vorsichtig tastete sie sich über den unebenen Boden und erkannte die kleine Kuhle, die kurz vor dem Esstisch kam und die Stühle zum Wackeln brachte, sodass sie gefahrlos an ihr vorbeikam.

      Auf Zehenspitzen schlich sie zum Vorhang, hinter dem sich der Schlafplatz ihrer Mutter befand. Sie hoffte, dort auf jemanden zu treffen. Ein kaum wahrnehmbares Rascheln von Kleidung verriet ihr, dass ihr Vorhaben von Erfolg gekrönt zu sein schien, obgleich ihr Herz ein paar Takte höher schlug vor Aufregung.

      Mit zittrigen Fingern ergriff sie den abgewetzten Stoff und zog ihn mit einem kräftigen Ruck zur Seite. Das, was sich vor ihr offenbarte, ließ ihr vor Erstaunen die Kinnlade herunterfallen und die Augen vor Überraschung beinahe

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