Per Anhalter mit einem Altar. Siegfried Ahlborn
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Das ist der Ort, von dem es heißt: der Geist wird zum Stoff und Stoff wird Geist. So gibt es keinen Stoff auf Erden, der nicht aus Geistigem besteht, und keinen Stoff, der sich nicht selbst vom Physischen zum Geiste hebt.
Und diese beiden gleichen Welten, die durch und füreinander stehn, die konnte ich im Erdenleben von unserem Heiland wirksam sehn. Und darum habe ich gemalt, wie uns sein Licht durchs Kreuz erstrahlt.
Neun Monate hab ich gebraucht, bis alle Bilder vor mir lagen. Neun Monate lang musste ich den Terpentingeruch ertragen. Denn in den kleinen Räumlichkeiten, in denen man mich malend fand, war es so eng, dass der Altar in einem Kreise um mich stand.
So konnte ich die einzelnen Bilder, niemals in ihrer Ganzheit sehn, und auch das Fenster war verbaut, die Luft schien ewig still zu stehn.
Egal, ich hab es ausgehalten, was sollte ich auch anderes tun, den festen Vorsatz zu gestalten, bildschöpferisch im Geist zu ruh‘n.
Und daraus ist das Werk entstanden, aus der gefühlten Einigkeit von Herz und Seele, Geist und Stoff in ihrer All-Gemeinsamkeit.
Das Vorhangbild
Nun, ich begann den Weg der Bilder mit dem, was jeder Mensch heut fühlt, ob nun bewusst, ob unbewusst, was in den Menschen schmerzt und wühlt. Das ist der Riss, der Weltzerstörer, der Abgrund, über dem wir stehn, das Chaos, das uns mit sich zieht, in dem wir langsam untergehn.
Der Riss, der zwischen Wissenschaft und Religion sich selbst erhält, weil uns die eine Welt zu sehen von Grund auf immer schwerer fällt.
Und dort hinein, in das Getriebe und stehend über jenem Riss - malt ich mich selbst … - bei aller Liebe, sagte man mir: Das tut man nicht.
Ich hab‘s getan. Ich wollt es so, wen hätte ich auch malen sollen? Gar einen Fremden, einen Freund? Wer hätte schon dort stehen wollen? Ich fühlte ihn, den Riss der Welten, ich wusste, was man tuen muss, um über ihm sich zu erhalten in Hoffnung, Liebe und Verdruss.
Ja, dieser Riss, er spaltet das, was kosmisch eine Einheit ist, in Geist und Stoff, in Nacht und Licht, in Leichtigkeit und in Gewicht.
Wir trennen heute Stoff und Sohn in Wissenschaft und Religion.
Wir lesen morgens in der Zeitung vom Urknall als Entstehungsort und hören später in der Kirche: Im Urbeginne war das Word. Was stimmt da nun, wem glauben wir? Dem Weg aus Gott, dem aus dem Tier?
Wir nehmen beides gleichermaßen, weil wir uns nicht entscheiden können. Soll stimmen, was da stimmen will, wir werden blindlings weiter rennen. Wohin? Genau das war die Frage, die mich bewegte und ich sah, dass da, wo sich die Frage regte, ein Riss, ein tiefer Abgrund war.
Da stand auf seiner einen Seite das Bild der toten Wissenschaft, die uns verführt im schönen Kleide bis hin zum kalten Rassenhass. Und auf der anderen Seite stand das Bild der Gottgemeinsamkeit, doch war das hohe Götterwissen in unserer Zeit Vergangenheit.
Ein Riss, ein Abgrund, wie gesagt, der mir auch selbst im Herzen lag.
So malte ich mich ganz alleine. Zur rechten Hand die Wewelsburg, die mir mit ihrer dunklen Seite die Wissenschaft des Bösen trug. Zur linken Hand die Externsteine, mit ihrer Gottvergangenheit. Sie neigten sich auf ihrer Seite der längst vergangenen Heiligkeit.
Doch wenn man malt, muss man verständlich gestalten, was im Innern lebt. So malte ich Naturerkenntnis als Geistesschwert, das mich bewegt, und dabei nicht die Welt zerschlägt, nein, das die Welt nach innen trägt.
Gestützt auf diese Geistesklarheit gab ich die Macht aus meinem Herzen, das Streben nach der einen Wahrheit, den Mut, den Zweifel und die Schmerzen, Der Selbsterkenntnis in den Arm,wodurch sie weise ward und warm.
So nahm das Leben seinen Lauf und vor mir ging der Vorhang auf. Denn erst, wenn man Natur und Geist, verbindet, kann man weiter schauen. Und seine eignen Geisteskraft der Selbsterkenntnis anvertrauen.
Das erste Bild des Altars: St. Michael
Wer schaut uns an, wer führt uns dann, zum Wissen, das sich göttlich nennt? Es ist das Denken, dass sich selbst als Wesenheit in sich erkennt.
Es ist das Denken, welches weiß, dass es nicht aus dem Stoffe kommt, nein, dass der Stoff nur Hülle gibt, gleich einem Schmetterlingskokon.
Es ist das Denken, das sich trägt, wie Michael im Strahlenkleid. Und er ist es tatsächlich auch, der sich an diesem Denken freut.
Er ist es, der zum Menschen schaut, ihm sagt ganz ohne Zwang und Not: schau mit nach vorne in das Licht, nicht auf Vergänglichkeit und Tod. Lass dich nicht fesseln von dem Wesen, das an dem Leibe haften bleibt, und das dir sagt du seist entstanden alleine aus Vergänglichkeit.
Das sagt er uns in seiner Klarheit, und damit gibt er uns die Wahrheit vom Kosmos und von unserem Werden, vom Erdensein und seinem Sterben.
Er zeigt uns, dass Natur und Geist, stets zu der gleichen Quelle weisen, auch wenn sie sich für unser Denken nicht aus der gleichen Quelle speisen.
Denn jenes Schwert, das er jetzt hält, entstammt sowohl der Stoffeswelt wie auch dem Licht aus seinem Wesen, das zeigt er uns, das soll‘n wir lesen. Und dann verstehen wir auch gut, dass jeder Stoff im Geiste ruht und dass das Wesen, das ihn liebt, grad das verkennt, was er ihm gibt.
Dies Wesen, es verkennt sogar, dass alles Sein einst geistig war. Und dass es sich aus einer Kraft der Geistverleugnung selbst erschafft. Es lebt in Stoffgebundenheit, nur seine eigne Nichtigkeit.
Es sagt, dass alles, was wir sind, ob nun gebunden oder frei, zu einem schwarzen Loch gerinnt, und im „Big Bang“ entstanden sei.
Damit sagt es, dass unsere Erde, gleich so, wie sie entstanden ist, im Feuerstrudel enden werde, ob wir es wollen oder nicht. Und dass man göttlich sei und frei, sei nur Gedankenspielerei.
Dies Wesen will uns neu erschaffen, aus der Retorte und nach Wunsch – ob wir uns das gefallen lassen? Ein Gene- und Protonenpunsch?
Ein