Licht am Ende vom Filz. Julianne Becker

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Licht am Ende vom Filz - Julianne Becker Der Weg der Puppen

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der Harmonischen Konkordanz im Jahr zuvor kam es mir allerdings so vor, als ob das Massenbewusstsein aller Menschen mit dem Christusbewusstsein geflutet würde, so als würden nun ganz viele Menschen sozusagen mit dem heiligen Geist getränkt und öffneten sich religiösen Themen ihrer eigenen Religion, mit der Empfängnis der Göttin hatte ich es nicht gleichgesetzt. Für mich fühlte sich das damals so an, als sei ein Damm in der Kollektivpsyche gebrochen und Pfingsten nun für alle ganz leicht möglich, für alle, die sich dafür öffnen wollten. Und auch in mir hatte sich deutlich etwas verändert. Ich war vollkommen verwandelt und fühlte mich so sehr mit Christus verbunden wie noch nie zuvor.

      Der Mann am Bett

      Kehren wir zurück zu diesem Abendvortrag. Die Veranstaltung bot noch so einiges. Während das Paar mich trotz Interesse am Thema in seiner Präsentation nicht überzeugen konnte, erwies Tom sich als spannender Erzähler und belesener Forscher; seine Interpretationen klangen klug und vor allem originell, und das alleine machte ihn schon sehr interessant für mich. Am Ende kam in den drei Rednern dann auch noch das Amerikanische voll durch und sie meinten, die Anwesenden müssten sich nun alle noch gegenseitig zum Abschied umarmen. Mir kräuselten sich bei dem Gedanken etwas die Fußnägel, denn ich war eigentlich kein Freund mehr von solchen angeordneten Verbrüderungen und vor allem Aura-Vermischungen, aber diesmal freute ich mich heimlich darüber, denn so bot sich mir die einmalige Gelegenheit, herauszufinden, was ich eigentlich mit diesem Amerikaner namens Tom zu tun hatte. Denn obwohl er mich faszinierte, konnte ich nicht sagen, er wäre irgendwie besonders attraktiv gewesen, signifikant mehr als andere Männer und ich war auch deutlich nicht verliebt. Ich ratterte mein ganzes Repertoire an Erfahrungen und Konzepten herunter, fand aber nichts Vergleichbares. Was faszinierte mich nur so unglaublich an diesem Tom?

      Alles mutete mir sehr eigenartig an, teilweise befand ich mich wohl in einer Trance. Als ich dann Tom sozusagen als Test umarmte, war das auch nicht aufschlussreicher, oder zumindest nicht besonders prickelnd. Er gab mir in etwa das Gefühl, als würde ich meine eigene Großmutter umarmen: Immerhin, ungeheuer vertraut. Erst einmal war ich erleichtert, denn mit dem Verliebtsein hatte ich in meinem Leben schon so einige Scherereien erlebt und da es meist ohne Happy End verlief, vor allem sehr gelitten, so dass ich die Ruhe ohne Verliebtsein mittlerweile auch sehr genießen konnte. Außerdem fand ich mich ja unattraktiv, so dick, aufgedunsen und kränklich, wie ich war. Und ich hatte das Thema "Partner" seit langer Zeit verdrängt. Aber wie die Leser schon wissen, klopfte es seit meinen Erlebnissen in der Waldhütte auch wieder mächtig an die Tür.

      Abends nach dem Vortrag konnte ich nur schwer einschlafen, ständig hatte ich das Gesicht dieses Mannes vor meinem inneren Auge, so sehr ich auch versuchte, es nicht zu sehen und endlich zu schlafen. Es war mir unangenehm und ich dachte verstört: Vielleicht sah dieser Tom mich nun auch? Wer wusste schon, was diese Aufgestiegenen für Talente entwickelten! Und ich selbst wollte keinesfalls invasiv sein und in seine ätherische Intimsphäre eindringen. Ich wollte ja selbst auch nicht, dass man mich einfach unangemeldet besuchte, aus welcher Dimension auch immer. Meine Lichtfilzlinge hatten mich da ganz schön dafür sensibilisiert, ob ich gerade selber dachte oder von Besuchern gedacht wurde. Ich forderte mittlerweile auf allen Ebenen und Dimensionen Achtung und behauptete meine Intimsphäre entschieden. Oder wie war das dort?

      Schließlich bewegte ich mich ja auf Neuland und hatte noch keine Ahnung, wie man sich in den Dimensionen außerhalb unserer Realität benahm, ohne andere zu verletzen. Es gab ja noch keinen Knigge für den Umgang untereinander in anderen Dimension. Und dann: Warum verschwand dieses Gesicht nicht einfach wieder, wieso? Ich war doch nicht in ihn verliebt und hatte auch kein Interesse an ihm. Schließlich verblasste Toms eindrucksvolles Lächeln doch noch nach einer Weile und ich schlief einigermaßen erleichtert ein.

      Am nächsten Morgen erwachte ich und Tom stand in voller Größe deutlich zu sehen ätherisch und plastisch dreidimensional neben meinem Bett, so deutlich, als stände er wirklich vor mir oder es würde jemand sein Hologramm dahin projizieren. Ich wusste aus dem Londoner Science Museum, wie ein Hologramm aussah, das hatte mich damals ungeheuer fasziniert: Dort war es ein durchsichtiges aber deutlich sichtbares dreidimensionales Bild einer Frau in Lebensgröße gewesen, um das man komplett herumlaufen und es von allen Seiten betrachten konnte. Und damals im Museum dachte ich noch, dass die Menschheit bestimmt auch noch eine Technik entwickeln würde, um ganze Filme auf diese Weise zu drehen, die man dann einfach mitten ins reale Leben hinein projizieren könnte. Irgendwann würde man vielleicht nicht mehr unterscheiden können, ob das Gegenüber auch real existierte.

      Aber das war ja noch Zukunftsmusik, ich erschrak jedenfalls über diese Erscheinung am Bett außerordentlich. War ich in Toms Feld eingedrungen? Manipulierte ich gerade? Hatte ich etwas Unerlaubtes oder Empörendes im Schlaf gemacht, ohne es zu wissen? War ich ihm in der Nacht mit meinem Traumkörper nachgelaufen und hatte ihn ätherisch wie ein kreischender Fan belagert und ihn gedanklich damit belästigt? Aber auch wenn es wahrscheinlich gegen die guten Sitten in der ätherischen Welt verstieß, ich konnte es ja einfach nicht kontrollieren, ich sah ihn dort vor meinem Bett stehen und mich auch noch ganz sympathisch anlächeln.

      Schon als ich diverse Bücher über Astralreisen las, die vom Herumspazieren in anderen Dimensionen mit einem dazu passenden Körper berichteten, fand ich es bemerkenswert, dass keiner der Leute, die da so in anderen Dimensionen herumspazierten, sich Gedanken über eine ätherische Intimsphäre machte. Die flogen einfach mal ins Schlafzimmer ihre Freunde und schauten, was die nachts so trieben. Aber das ging sie doch gar nichts an! Es gab ja auch noch keinen ätherischen Datenschutzbeauftragten. Einige dieser Techniken waren wohl ursprünglich aus einer Spionage-Forschungsabteilung entlaufen und man konnte sie wie so vieles andere erlernen, es sorgte nur leider nicht wirklich für mehr Bewusstsein bei den Betreffenden oder wenigstens für eine Erhöhung der Schwingung oder eine Lebensverbesserung und blieb daher eine nette Spielerei, um sich zu beweisen, dass das ging. Natürlich ging das, jeder konnte das lernen. Ich kannte Leute, die es ausprobiert hatten und bei denen es wunderbar funktionierte, nur ich selbst wollte das nicht, ich hatte da meine Grundsätze.

      Andererseits hatte mir Margret, eine hellsichtige Frau, angewidert und empört von einem nächtlichen Besuch berichtet. Sie konnten den wohl so sehen, wie ich jetzt den Tom. Da war also ihre Lehrerin nachts bei ihr vorbeigekommen und hatte auf sie eingeredet und versucht sie zu beeinflussen, und es wurde ihr dabei ganz übel, selbst noch in der Erinnerung am Morgen, so erzählte sie mir. Es sei ihr in der Nacht nahe gelegt worden, was mit ihr los sei und was sie weiter tun solle und natürlich sollte sie auch bestimmte Seminare dieser Lehrerin weiter besuchen. Die bräuchte sie noch unbedingt um wirklich weiter voran zu kommen. Dass es sich bei dem nächtlichen Besucher ausgerechnet um die Seminarleitung des gerade vergangenen Wochenendseminars handelte, gab dem Ganzen eine pikante Note. Ich machte mir so meine Gedanken um die Geschichte.

      Vielleicht war es der gutmeinenden Lehrerin nicht klar, dass sie dann auch tatsächlich gleichzeitig durch die Aura ihrer Teilnehmerin spazierte, wenn sie an den Tagen nach dem Semnar an sie dachte und etwas zu ihr "wahrnahm", also erkannte, wertete und urteilte. Vor allem, wenn sie dann auch noch genau wusste, was für die andere Person dran war und wo deren Leben hinging. Nun, zumindest diese Teilnehmerin hatte das als üble Einmischung erlebt und sehr weise auf weitere Seminare verzichtet. Dabei war alles doch eigentlich ganz harmlos: Aus Unwissenheit verwechselte die Workshopleitung vielleicht nur ihren inneren Verdauungsprozess als Waschmaschine mit einer objektiven Wahrnehmung. Schließlich hatte sie im Seminar absorbiert. Aber statt im Stillen alleine und vorsichtig zu verdauen, spazierte sie ätherisch beim anderen vorbei, einfach in dem sie an die Teilnehmer dachte und sich dabei mit ihnen verband. Und da Teilnehmer untereinander gerne Kontakte knüpften, gab das vielleicht sogar den Anstoß, dass ganze Gruppen von Teilnehmern wegbrachen und lieber nicht mehr kamen, obwohl das Angebot selbst möglicherweise phänomenal gut blieb.

      Was lief da verkehrt? Statt das Zeugs nach dem Absorbieren einfach unbeteiligt der Verdauung zuzuführen, ergriff sie bestimmte Ideen und begann sich damit zu identifizieren, als seien

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