wie Hulle. Peter Baldinger

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dem Haus seiner Eltern. Manchmal rief die Mutter über ein Haustelefon zur Kontrolle an.

      Wir redeten über Musik und ‚Arminia Hannover‘, dem Fußballverein in der Südstadt. Die zwanzig ‚Herren Pils‘ (Fusel) waren im Nu alle.

      Shorty zog seinen langen Ledermantel über, Meschan seine Lederjacke und ich meinen Parka und wir stiegen auf unsere Mofas. Wir gurkten eine Weile rum. Das machte Spaß. Der Himmel war milchig weiß.

      Es war eine reine Wohngegend, deshalb war nachmittags niemand unterwegs. Im Vorbeifahren zerrupfte ich Vorgartenbüsche. Shorty schlenkerte auf der ganzen Breite der Straßen hin und her. Seine Beine schlackerten dabei in der Luft. Meschan fuhr mit seiner ‚Zündapp‘ gegen eine Mülltonne. Shorty und ich feixten.

      Wir steuerten eine Tanke an und legten für einen neuen Kasten Bier zusammen. Shorty stellte ihn zwischen sich auf seine ‚Mars‘ Mofa und jonglierte damit geschickt durch die Gegend.

      Eine Pulle tranken wir gleich beim Fahren. Die leeren Flaschen schmissen wir eine Brücke runter auf den Messeschnellweg, wo sie knapp die rasenden Autos verfehlten (hoffentlich). Shorty lachte höhnisch mit seiner dreckigen Lache.

      Zurück in seiner Butze hörten wir volle Pulle ‚Rory Gallagher‘. Shortys zweite Lieblingsband. Es klang auf der schlechten Anlage völlig verzerrt. Dazu tanzten wir, die Haare nach vorne schlagend, im Zimmer rum.

      Als auch der zweite Kasten alle war, verabredeten wir uns für Sonntag bei ‚Arminia‘. Shorty kannte Ordner, die einen umsonst reinließen.

      Auf dem Nachhauseweg peste Meschan immer vor. Wir gasten einfach durch die Eilenriede, den Stadtwald. Unsere Lichtkegel tanzten in den Baumkronen, der riesigen Rotbuchen. Ich kam manchmal vom Weg ab und bretterte in kleine Gräben oder Büsche.

      Meschan, Shorty und ich waren nun selbst Ordner bei ‚Arminia‘ geworden und trugen eine weiße Armbinde. Auch wir ließen Leute die wir kannten umsonst rein. Mit denen tranken wir dann in der zweiten Hälfte Labberbier und feuerten den bescheuerten Mittelstürmer an, der einigermaßen gut stürmte, aber zu blöd war, den Ball reinzuschießen.

      Shortys Flamme tauchte auf, mit der er mächtig angab: Stella. Sie war zentimeterdick geschminkt, hatte hochhackige Stiefel und ein Röckchen an. Weil es Januar war, war diese Klamotte bestimmt arschkalt. Aber Meschan und ich waren schwer beeindruckt.

      Ein Kumpel von Shorty, Kretsch soff wie ein Tier und grölte zum Mittelstürmer: „Du hast doch nichts in der Birne, du Hirni!“ Außerdem standen bei uns Schmaly, Tobias, Mieza, Bonzo und ein paar, die ich nur vom Sehen kannte. Tobias strich seine blonden Haare zur Seite und zauberte eine Flasche ‚Stonsdorfer‘ aus seiner tarngrünen Bundeswehrtasche.

      „Ich habe eine Butterfahrt auf der Ostsee gemacht“, erklärte er. Das Kräuterzeugs schmeckte ekelig, bitter und süß zugleich, aber es ‚turnte‘ gut.

      Arminia gewann 3 zu 0 gegen Olympia Wilhelmshaven. Hinter dem gegnerischen Tor klatschte der Blinde. Sein Hund bellte vor Begeisterung. Sie verpassten kein Spiel. Der Kopf des Blinden folgte immer genau dem Ball.

      Bevor wir das Haus der Jugend erreichten, hielten Shorty, Meschan und ich bei ‚Plus‘ auf der Hildesheimer Straße. Wir marschierten schnurstracks zum Schnapsregal und packten ohne zu zögern jeder eine Flasche in unsere Mäntel. Das machten wir ganz routiniert. Der Supermarkt war ideal dafür, weil die Angestellten Feiglinge waren und sich nicht an uns ran trauten. In der Nähe der Kasse nahmen wir von unten jeder eine Stange Zigaretten aus einem Karton und stecken sie ebenfalls ein.

      Dann drängelten wir uns an den Leuten vorbei, die bezahlen wollten, und waren auch schon draußen.

      Diesmal allerdings wartete ein Polizeiwagen mit vier Bullen auf uns. Wir wurden in einen Hinterraum des Supermarkts geführt und mussten alles auspacken. Machten wir.

      Shorty riss eine der geklauten ‚Chesterfield‘-Stangen auf, nahm eine Schachtel raus, riss diese auf und steckte sich eine Fluppe an. Den Rest der Schachtel schlugen sie ihm aus der Hand und verpassten ihm Handschellen.

      „Was soll‘n das?“ rief er, „hab‘ ich schließlich geklaut! Also gehören sie jetzt mir! Ich hab‘ nun die Kacke am Hals, oder?“

      Wir mussten mit zur Bullerei und es wurden ewig Protokolle geschrieben.

      Als wir endlich im Haus der Jugend ankamen, holte Shorty plötzlich eine Flasche Schnaps aus seinem Ledermantel. Den hatte er vom Tisch, auf den wir das geklaute Zeugs hatten stellen müssen, ein zweites Mal mitgehen lassen. Das war natürlich affengeil und wir besoffen uns mit dem Zeug.

      Einige Tage später kam das dicke Ende: Ein eingeschriebener Brief von der Kripo und eine Vorladung zu einem neuen Verhör. Das gab mächtig Zoff mit den Eltern. Muttern rannte mit zum Revier und scheuerte mir regelmäßig welche.

      Die Kripo versuchte uns einen Bandenkomplott anzuhängen. Wir sollten einen Anführer nennen, der dann verknackt würde. Aber keiner sagte was.

      Die Richter (jeder kriegte eine Einzel-Verhandlung) waren dann ganz gnädig, Meschan und ich kriegten eine Akte, „auf Lebenszeit“, und Shorty musste an 10 Wochenenden im Zoo Dung schaufeln.

      Mit der hochfrisierten Starflight Mofa jagte ich mit fast 70 Sachen (Tachoanzeige) zu den Kiesteichen. Es war richtig heiß und ich fuhr barfuß und im T-Shirt. Irgendso ein Fahrradarsch schnitt meinen Weg und ich stürzte. Der kochend heiße Kühler schröggelte sich in mein Bein.

      Ich fuhr weiter bis zum Hauptteich. Dann zeigte ich die Scheiße einem Typen vom DLRG. Der rief sofort einen Krankenwagen. Nervig, nervig. Die Wunde wurde geklammert und verheilte nur schlecht.

      Weil die Mofa so hoch frisiert war, kriegte sie immer mehr Macken (die Bremszüge rissen dauernd, weil man den Gaszug so einstellen musste, dass sie auch im Standgas 40 fuhr; ein schleifendes Getriebe; vom Vibrieren überall lockere Schrauben). Besonders nachdem Meschan und ich seine Tante in Detmold besucht hatten. (Astreine Fahrt auf der ich ab und zu Mopeds abgehängt hatte. Die haben vielleicht Bauklötze gestaunt.)

      Detmold selbst war dagegen eher schwierig gewesen. Wir hatten versehentlich mit einem Luftgewehr einen Vogel totgeschossen. Meschan war deshalb unglaublich geknickt gewesen, weil er ja katholisch war. Aber ich war es auch, weil mir der Vogel leid getan hatte.

      Jedenfalls wurde es Zeit, die Mofa zu verkloppen. Ich fand auch einen Deppen: den Sohn des Budenbesitzers auf der Sallstraße. Er gab mir satte 200 Mark dafür.

      Schon eine Woche später war der Vater, als ich Bier kaufte, extrem unfreundlich. Er sagte, dass ich seinen Sohn reingelegt hätte. Stimmte ja auch.

      Wieder eine Woche später stand die Mofa da und er demonstrierte mir, was alles kaputt war. Das schlimmste war, dass sie einen Kolbenfresser hatte. Konnte man also wegschmeißen.

      Ich verdrückte mich und ging fürs Bier kaufen fortan zu einer anderen Bude.

      Samstagmittag. Altstadtfest. Meschan und ich kauften an einem Kiosk eine Literflasche billigen Landjägerkorn. Allgemeiner Treffpunkt des Säuferkollektivs war ein Fleckchen Wiese mit einem verkrüppelten Baum drauf. Dort saßen auch schon alle: Bonzo, Mieza, Tobias, Schmaly, Kretsch, Shorty und andere. Sie grölten und klatschten zur Begrüßung. Auf einer Bühne spielten schlechte Bands. Tausende von Leuten quetschten sich deshalb an der Wiese vorbei.

      Ich hatte

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