Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein
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Читать онлайн книгу Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe - T.D. Amrein страница 32
„Kein Problem“, murmelte Merz. „Es ist ja auch an der Zeit zum Aufstehen.“
„Können wir uns um elf Uhr auf der Polizeistation treffen? Sie sollten noch ein Protokoll unterschreiben.“
„Ja, ich komme natürlich“, antwortete Merz.
„Man hat für Sie ein Frühstück zurückbehalten“, sagte der Dolmetscher.“ Wenn Sie möchten, leiste ich Ihnen Gesellschaft?“
„Bitte, wenn Sie wollen.“ Merz war wie immer am Morgen, kurzangebunden.
Der Mann verließ sein Zimmer und Merz erledigte seine Morgentoilette. Danach suchte er den Frühstücksraum auf.
Er hatte Mühe, etwas zu essen. Die Erlebnisse von gestern drängten sich noch zu frisch in seine Gedanken.
Der Dolmetscher bemühte sich, ihn aufzuheitern. „Geht es Ihnen schon ein wenig besser? Das muss ein Schock gewesen sein, was Sie da gestern gefunden haben. Gut, dass die Leiche keinen Kopf gehabt hat! So ist es nur ein Stück Fleisch.“
Merz konnte diese Ansicht nicht teilen. Er legte das angebissene Brötchen zur Seite und nahm einen Schluck Kaffee.
Der Dolmetscher merkte, dass er besser nicht davon angefangen hätte und entschuldigte sich. „Ich wollte Ihnen nicht den Appetit verderben. Es tut mir leid.“
„Das können Sie auch nicht. Ich habe keinen“, antwortete Merz sarkastisch.
Sie schwiegen einige Minuten. Dann wurde es Zeit, die Polizeistation aufzusuchen. Der Beamte begrüßte ihn äußerst freundlich. Er zeigte deutlich mehr Gespür für den Zustand von Merz, als der Dolmetscher.
„Wollen wir das schnell hinter uns bringen?“, ließ er übersetzen.
Merz nickte. „Ja, was muss ich tun?“
„Ich lese Ihnen das Protokoll vor und wenn Sie damit einverstanden sind, unterschreiben Sie es bitte!“
Er bekam im Wesentlichen das vorgelesen, was er gestern ausgesagt hatte. Es gab nichts zu ergänzen.
Dass er genau wusste, woher die Leiche stammte und das er auf der Suche nach Dornbach war, hatte er für sich behalten.
„Möchten Sie noch etwas hinzufügen?“, fragte der Dolmetscher.
„Nein!“, wehrte Merz ab. „Das ist alles, was ich weiß.“
Er bekam einen Stift gereicht, womit er das Papier unterzeichnete.
Der Polizist richtete noch ein paar freundliche Worte an ihn. Er müsse das Hotel nicht bezahlen und wenn er noch einen Tag bleiben wolle, sei das in Ordnung.
Merz überlegte kurz. Wie sollte es weitergehen? Lust um weiterzusuchen verspürte er keine mehr. Andererseits, an diesem Ort zu bleiben, auch nicht. „Kann ich es mir noch ein wenig überlegen?“, fragte er.
„Selbstverständlich“, erhielt er als Antwort. „Sie müssen sich zuerst erholen. Lassen Sie sich nur Zeit.“
Merz schlurfte zurück in sein Hotel. Auf den Weg sah er am Hotelanleger nach seinem Boot. Jemand hatte es gebracht, wie versprochen und seine Sachen lagen noch drin. Merz genehmigte sich noch etwas zu trinken. Wie üblich, wenn er nachdenken wollte, saß er am liebsten allein an einem Tisch. Nur mit einem Glas oder einer Tasse vor sich.
Er musste seine Sachen aus der Hütte abholen. Auf keinen Fall würde er noch einmal dort eine Nacht verbringen. Schon der Gedanke daran ließ ihn frieren.
Dann bald nach Hause. Aber in diesem Zustand mochte er seiner Frau nicht begegnen.
Außerdem hatte er ihr gesagt, dass er mindestens zwei Wochen wegbleiben wolle.
Schließlich entschloss er sich: Zurück in die Hütte, danach fahre ich ein Stück mit dem Boot und suche mir ein Hotel.
Nach ein paar Tagen habe ich mich gefasst. Dann fliege ich nach Hause.
Er verabschiedete sich an der Rezeption. Dem Personal, an Touristen gewöhnt, konnte er mit etwas Englisch und Deutsch klarmachen, dass er abreisen wollte.
Langsam tuckerte er über den Fjord. Das Wasser lag spiegelglatt da, das Boot glitt sanft wie ein Schlitten über den Fjord. Er brauchte deshalb fast zwei Stunden für die Überfahrt. Aber egal. Die frische Luft fühlte sich gut an und das sanfte Gleiten gefiel ihm.
Als er am Steg landete, überkam ihn plötzlich ein unbestimmtes Grauen. Er spürte eine Gefahr, die sich eiskalt in ihm ausbreitete. Hier gab es doch Bären. Möglicherweise wartete in der Hütte einer auf ihn.
Er versuchte, sich zu erinnern, ob die Tür von selbst zufiel, wenn man durchging? Möglich. „Dass ein Bär die Tür hinter sich zuzieht, ist kaum zu erwarten“, schalt er sich selbst.
Merz konnte den Gedanken trotzdem nicht verscheuchen. Zitternd schob er die Tür auf. Spähte vorsichtig in den dunklen Raum. Aber alles stand noch genauso da, wie er es verlassen hatte.
Er ärgerte sich über sich selbst. „Siehst du jetzt überall Gespenster?“, sagte er zu sich.
Kein Zweifel, dass ihn das Erlebte noch einige Zeit verfolgen würde.
So rasch wie möglich packte er seine Sachen zusammen und legte alles ins Boot. Der Bär konnte ja auch irgendwo in der Nähe lauern. Vielleicht hatte er Erfahrung, wusste, dass die Menschen gefährlich sein können. Merz steigerte sich immer mehr in die Angst hinein. Der Bär würde ihn einfach anfressen ohne darauf zu achten, ob er bereits tot war oder nicht.
Merz hatte es mit der Überfahrt nicht eilig gehabt. Aber jetzt wollte er weg. Erst auf dem Wasser beruhigte er sich wieder. Im Boot fühlte er sich sicherer.
Langsam fuhr er der Küste entlang, bis er den nächsten Ort erreichte. Direkt am Wasser lag ein kleines Hotel. Mit Anlegestelle.
Er steuerte an den Steg und vertäute sein Boot an einem freien Platz.
Ohne Gepäck betrat er das Haus, um erst nach einem Zimmer zu fragen. Die junge Frau am Empfang sprach gutes Deutsch. Er brauchte sich nicht mit seinem kargen Englisch abzumühen.
„Ja“, antwortete sie freundlich auf seine Frage. „Wir haben Platz. Wie lange möchten Sie bleiben?“
Merz wusste es selbst nicht. „Nur ein paar Tage. Ich kann es noch nicht genau sagen.“
Sie zeigte ihm ein schön eingerichtetes Zimmer. Merz gefiel es auf Anhieb.
Nach seinem Aufenthalt in der Hütte war das kein Wunder. Aber am wichtigsten blieb für ihn im Moment: Ich bin nicht allein.
Er schleppte seine Sachen aufs Zimmer. Duschte lange und legte sich anschließend für ein paar Minuten hin.
An diesem Tag hatte er noch nichts gegessen. Inzwischen verspürte er doch Hunger, also suchte er das Restaurant auf. Er lauschte aufmerksam, ob sich jemand von den Anwesenden auf Deutsch unterhielt. Vergeblich.
Es blieb ihm nichts anderes übrig, als sich in sein Zimmer zurückzuziehen. Er versuchte zu schlafen,