Patrick und die rote Magie. Peter Schottke

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Patrick und die rote Magie - Peter Schottke

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schon zog er die Medaille unter seinem Hemd hervor und hielt sie den Grenzwächtern entgegen. „Erkennt ihr das? Nein? Seid ihr dann wenigstens imstande, es zu sehen, ihr Nichtsnutze? Könnt ihr lesen? Dann lest die Aufschrift und ihr begreift hoffentlich, wen ihr vor euch habt!”

      Die Plakette baumelte an ihrer Kette zwischen Patrick und den Zwergen, die sich misstrauisch vorbeugten, die Waffen immer noch im Anschlag.

      „Was steht da?”, fragte der eine.

      Der andere strengte seine Augen an. „Na… Nanu…brot, Wanzprotz, äh, Wurstpilz von Zwiebel… dings.”

      „Hä?”

      „Kann’s nicht richtig lesen, das Ding baumelt zu sehr.”

      Der andere Zwerg packte die Medaille und hielt sie vor sein Gesicht. Seine Lippen bewegten sich, als er die Inschrift entzifferte.

      Dann blickte er Patrick an.

      „Oho, Nanobert, Winzprinz von Zwergonien?”

      Patrick straffte sich, entschlossen, das Spiel weiterzuspielen. „Allerdings. Seid gewiss, dass eure Strafe nicht zu hart, aber angemessen ausfallen wird. Mein Vati, äh, Papa, also der König wird schon alles in diesem Sinne tun, damit alle zufrieden sind. Nicht wahr?”

      Die Grenzwachen betrachteten ihn mit unbewegten Mienen. Das fasste Patrick als Zeichen auf, dass er sie beeindruckt hatte. Daher holte er noch einmal Luft und sagte abschließend: „Damit dürfte die Sache wohl geklärt sein.” Er wandte sich mit zwei, drei energischen Schritten ab, um seine Entschlossenheit zu unterstreichen. Doch kräftige Finger umklammerten sogleich seinen Arm. Patrick drehte den Kopf. Der Zwerg schaute ihn beinahe mitleidig an. „Allerdings”, antwortete er. „Du bist nichts als ein gemeiner Dieb. Gestohlen hast du diese Medaille! Ich habe Prinz Nanobert erst vor einer Woche in der Hauptstadt getroffen. Du hast keinerlei Ähnlichkeit mit ihm.”

      Patricks Selbstsicherheit sank kläglich in sich zusammen. „Nein?”, erkundigte er sich. „Nicht mal ein kleines bisschen?”

      Die Zwergwachen schüttelten die Köpfe.

      Na Mahlzeit, dachte Patrick, also werde ich wieder mal gefangen genommen und abgeführt.

      Kapitel 3: Schutzschirm

      Obeidian stieß die Schlafzimmertür auf und stand eine Sekunde später schnaufend am Bett des Königs. Der Arztzwerg musste so etwas geahnt haben, denn er hatte sich bereits einige Meter entfernt.

      Dumpfes, rötliches Licht prägte die Atmosphäre; Fenster und Wände waren mit roten Tüchern verhängt. Über das Bett waren Decken gebreitet worden, allesamt tiefrot. Die Königin stand mit zufriedenem Lächeln neben dem Bett.

      Die Bettoberfläche lag glatt, keine Spur des Kranken war zu erkennen.

      „Minorität! Ich bin hier, um Euch von den neuesten Entwicklungen zu unterrichten”, redete Obeidian auf die Kissenlandschaft ein.

      „Ich bin hier, Obeidian.” Die Stimme erklang hinter Obeidians Rücken und ließ ihn herumwirbeln.

      König Zwergulin stand vor einem Spiegel und richtete seine Kleidung.

      „Euer Minorität …”, flüsterte der Minimister.

      „Eine Herausforderung, ja?” Des Königs Stimme klang fester als erwartet, wenn auch nicht so kräftig wie früher. Zwergulin trug knielange Hosen aus derbem Wildleder, dazu lange Schaftstiefel mit Metallspangen sowie ein lederverstärktes Wams, dessen Verschnürung er soeben vor seinem Oberkörper festzurrte. Sein Gesicht war blass und ernst.

      „Eine Herausforderung”, bestätigte Obeidian.

      „Und die Gnome ziehen den Belagerungsring vermutlich immer enger, was?”

      Obeidian schluckte. „So ist es.”

      Zwergulin nickte grimmig. „Na bitte. Genau so eine Situation, wie wir sie mögen, was, Obeidian?”

      „Nun …”

      Der König streifte feste Handschuhe über. Seine Stimme gewann an Kernigkeit. „Was haben wir nicht schon alles zusammen ausgestanden, hm? Damals, in den guten alten Zeiten! Da haben wir sie alle in die Tasche gesteckt, stimmt’s, mein treuer Obeidian?”

      „Gewiss, doch …”

      „Und so wird’s auch diesmal sein. Abschirmung, das ist es, worauf es ankommt! Hier hat sie prächtig funktioniert!”

      Verwundert drehte Obeidian sich zum Arztzwerg um.

      Eifrig erläuterte der Mediziner: „Wie Seine Minorität ganz richtig sagt: Wir schirmen den Raum gegen rote Magie ab. Die Tücher wirken wie Filter; sie lassen bestimmte Komponenten der Magie nicht durch, versteht Ihr?”

      Obeidian konnte sich zwischen Kopfschütteln und Nicken nicht entscheiden. „Ich kann es kaum glauben! So etwas Simples wirkt gegen Torturiels Magie? Rote Tücher?”

      „Es sind nicht die Tücher, es ist die Farbveränderung des Lichts, die sie bewirken.”

      „Sei es, wie es ist”, jubelte der Minimister, „endlich besitzen wie eine Abwehrwaffe!”

      „Ganz so einfach ist es leider nicht, Obeidian”, meldete sich Zwergulin. „Erklär’s ihm, Doktor.”

      Wieder sprach der Arztzwerg: „Wir können nur die Rötlichkeit der Magie herausfiltern. Doch das war sehr wichtig! Es hat uns in die Lage versetzt, die Abwehrkräfte Seiner Minorität zu stärken. Wir haben es jedoch nach wie vor mit Magie zu tun, mit der gefährlichsten Sorte. Gegen diese eigentliche Zauberkraft sind wir machtlos.”

      „Das bedeutet …?”

      „Das bedeutet -”

      „Das bedeutet”, griff Zwergulin ein, „wir müssen zur Quelle der Magie vordringen, um sie endgültig auszuschalten. Dazu brauchen wir weitere Wappnung.”

      „Aber inzwischen werden die Gnome -”

      „Ha! Diesen infamen Eindringlingen werden wir’s so richtig zeigen, nicht wahr?”

      „Tja …”

      Zwergulin fuhr herum und sah Obeidian in die Augen. „Raube mir nicht mein Selbstvertrauen!”

      Der Minimister klappte seinen Mund zu und schwieg.

      Zwergulin betrachtete sich im Spiegel und nickte knapp. „Nun also das Dringendste. Du wirst dich in unsere Familiengruft begeben. Nimm dir zwei Helfer mit.”

      Obeidians Mund klappte wieder auf. „In … die … Familien-”

      „-gruft”, ergänzte Zwergulin. „Ich brauche eines der Erbstücke, die dort aufbewahrt werden. Auf der Marmorstele, hinten, ganz am Ende des ältesten Gewölbes.”

      Das Gesicht des Minimisters war ein einziger Ausdruck des ungläubigen Verstehens.

      „Du

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