Patrick und die rote Magie. Peter Schottke

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Patrick und die rote Magie - Peter Schottke

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„Wie unratsam. Warum denn nur?”

      „Sie wollte meinen Frosch fangen.”

      „Ich verstehe. Wieso entfernst du sie nicht?”

      Patrick verdrehte die Augen und zwang sich zur Ruhe. „Sehen Sie nicht, dass ich gefesselt bin?”

      „Tatsächlich. Na, wer tut denn so etwas?”

      „Erkläre ich später. Machen Sie mich los! Aber erst holen Sie die Schlange da raus!”

      „Nur keine übertriebene Hast. Wie die hochverehrte Feenfürstin so trefflich zu sagen pflegt: Es wird nichts so heiß gegessen wie die Taube auf dem Dach.”

      Es dauerte endlose Sekunden, bis die Fee abgestiegen und zu ihm getreten war. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte in Patricks Tasche.

      „Keine Gefahr”, verkündete sie. „Das ist nur eine Grüngrasnatter. Vollkommen ungiftig.”

      „Sind Sie ganz sicher? Nicht etwa ungiftig beim dritten Versuch?”

      „Ganz sicher. Absolut ungiftig für Zwerge.”

      „Ich bin kein Zwerg!”

      „Ach ja, richtig. Na dann eben auch für Menschen. Ich glaube, ihr behagt deine Körperwärme.”

      „Aber sie behagt mir nicht. Nehmen Sie sie raus!”

      Die Fee schüttelte den Kopf. „Wenn wir sie jetzt stören, beißt sie vielleicht. Lassen wir sie eine Weile in Ruhe. Später wird sie friedfertiger sein. Wie die hochverehrte Feenfürstin so trefflich zu sagen pflegt: Die Zeit heiligt alle Mittel.” Sie inspizierte Patricks Fesseln auf der Rückseite des Baumstammes. „Aha. Zwergenknoten. Spezielle Knüpftechnik, die nur die Grenzwachen beherrschen.”

      Patrick war verblüfft. „Gar nicht blöd”, rutschte ihm raus. Dann verbesserte er sich schnell: „Diese Knotentechnik, meine ich.”

      Die Fee ging nicht darauf ein. „Ich werde dich jetzt befreien.”

      „Danke”, seufzte Patrick erleichtert.

      „Allerdings werde ich wohl ein bisschen zaubern müssen.”

      Patrick war sofort alarmiert. „Ist das wirklich nötig?”

      „Unbedingt. Zwergenknoten sind Zwergenknoten. Und Grenzwachenzwergenknoten sind Zwergenknoten hoch zwei.”

      „Ich will keine Zaubereiversuche! Wer weiß, ob Sie meine Hände nicht in Marmelade verwandeln, oder den Baum in ein mordgieriges Monster!”

      „Aber beim dritten Versuch -”

      „Ich will nicht mal einen ersten Versuch! Machen Sie’s per Hand, na los!”

      „Zwergenknoten? Weißt du überhaupt, was du da verlangst, Patrick?”

      „Schneiden Sie das Zeug einfach durch! Los, suchen Sie mal in meinen Hosentaschen, da muss irgendwo ein Taschenmesser sein.”

      Widerstrebend durchsuchte die Fee Patricks linke Hosentasche und beförderte allerlei Dinge zutage: zerknüllte Taschentücher, Krümel von Kartoffelchips, Kaugummireste, ein zerknittertes Dschungeljungs-Sammelbild, eine Fernbedienung …

      Sie runzelte die Stirn. „Dieses nutzlose Ding hast du immer noch bei dir?”

      „Probieren Sie’s in der anderen Tasche!”

      Die Fee stopfte alles zurück und widmete sich der rechten Hosentasche.

      Patricks Blick schweifte über das Tal von Winzlingen. „Haben Sie gesehen, was da unten los ist?”

      Die Fee schaute nur kurz über die Schulter, um sich klar zu machen, was er meinte. „Natürlich. Ich war schon mitten im Kampfgeschehen.”

      „Tatsächlich?”

      „Oder sagen wir: darüber.”

      Patrick betrachtete den deformierten Gaul. „Schon klar. Sie waren der Punkt am Himmel. Was haben Sie mit dem armen Vieh angestellt?”

      „Erkläre ich später. Ah!” Sie war in der Hosentasche fündig geworden. Ihre Augen weiteten sich.

      „Was ist?” Patrick bog den Hals seitwärts nach unten, um einen Blick auf Pryssalias Fund zu erhaschen. In den Händen der Fee glitzerten bunte Steine in allen Regenbogenfarben.

      Pryssalias Stimme klang heiser. „Wo hast du die her?”

      „Aufgesammelt, beim Gnomenherrscher. Aus Notwehr. Haben Sie das Messer?”

      „Nein.” Die Fee kramte weiter in seiner Hosentasche. Weitere Edelsteine kamen zum Vorschein, kleine und größere, und dann …

      Patrick sah das Gesicht der Fee erbleichen. Sie hielt ein Objekt in der Hand, größer als die meisten dieser Steine, doch immer noch klein wie eine Walnuss. Es war grau und hatte nach außen gewölbte Zacken wie metallische Blütenblätter. Das Ding kam ihm bekannt vor, aber wo hatte er es schon mal gesehen?

      „Was ist?”, fragte er.

      Pryssalia schluckte. „Nichts”, sagte sie und beförderte endlich Patricks Taschenmesser ans Licht. Die Steine und das kleine Objekt verstaute sie sorgfältig wieder in seiner Tasche. „Pass gut darauf auf.” Dann versuchte sie das Taschenmesser zu benutzen. Erst entklappte sie die Nagelfeile, dann den Korkenzieher, aber beim dritten Versuch war die große Klinge einsatzbereit.

      Vier, fünf energische Schnitte. Patrick rechnete mit behandlungsbedürftigen Wunden, doch als die Fesseln von ihm abfielen, tastete er sich ab und erkannte, dass er unversehrt war.

      Unten im Tal tobte der Kampf.

      Patricks Magen krampfte sich zusammen. „Nichts wie weg hier.”

      Pryssalia trippelte zu ihrem seltsamen Reittier. „Was meinst du damit?”

      Patrick spuckte wütend aus. „Ich hab’ genug von alledem! Dauernd gerate ich in Gefahr! Dauernd werde ich angegriffen und festgenommen! Dieses Land ist idiotisch! Gnome! Zwerge! Bolde! Schrate! Musikatzen! Die sind hier ja alle nicht normal!”

      Die Fee sah ihn ernst an. „Patrick, du solltest deine Worte nicht zu voreilig wählen.” Sie stieg auf den Rücken des Gauls und forderte ihn auf, es ihr nachzutun.

      „Bringen Sie mich nach Hause?”

      Der Gesichtsausdruck der Fee wurde härter. „Nein. Wir fliegen nach Winzlingen.”

      Patrick japste. „Ins Kampfgetümmel?”

      Sie nickte. „Dorthin, wo wir gebraucht werden.”

      „Kommt nicht infrage!” Patrick trat zurück und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Die Schlange ließ ein empörtes Zischen hören; schnell lockerte Patrick den Griff.

      Pryssalia zog am Zügel des geflügelten Flossengauls. Das Tier bäumte sich auf. „Steigst du jetzt auf?”

      Und

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