EIN HIMMLISCHER JOB. Til Erwig
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Читать онлайн книгу EIN HIMMLISCHER JOB - Til Erwig страница 15
Kozak macht es spannend, zündet den erkalteten Zigarillo wieder an, lässt sich alle Zeit der Welt, genau wie sein Vorbild auf der CinemaScope Leinwand. Deshalb kommt Reuss ihm zuvor, quatscht dazwischen.
„Dein neuer Freund...“
Das würde sich Clint Eastwood niemals gefallen lassen. Aber Kozak auch nicht.
„Maul halten, Reuss! Das ist Psychologie verstanden?! Davon habt ihr Banker keine Ahnung.“
„Krass, Mann, ehrlich“. Mehmet freut sich über jede Unterbrechung, die ihm Zeit verschafft um nachzudenken.
„Dein Kumpel, Mehmet, der Breibeck, der hat aber Ahnung. Auf jeden Fall versteht er was vom Bankgeschäft, von Computern, vom Hacken, oder?“
„Der Fidelitas heißt Breibeck?“ Jetzt ist es an Mehmet zu staunen. „Woher weißt du das?“ Kozak bläst ihm eine Rauchwolke ins Gesicht.
„Heißt er einfach, okay?! Das ist so sicher, wie du und dein Alter Schulden bei mir habt, die ihr zurückzahlen wollt. Dringend!“
„Okay“.
„Und wie geht das am schnellsten und ganz ohne Ärger, Junge?“
„Keine Ahnung.“
„Durch deinen Freund...“, mischt sich Reuss wieder ein, worauf Kozak ihn anschreit.
„Zum letzten Mal: Halt die Schnauze, Reuss!“ Mehmet widerspricht Kozak, wenn auch einigermaßen zaghaft.
„Aber der hat nix, der Fidelitas. Null Kohle...“
„Im Gegensatz zu dir hat er aber was in der Birne, du Arsch. Er weiß, wie man mit Bankcomputern umgeht!“
„N‘ Hacker is‘ er? Kann sein.“
„N‘ guter Hacker. N‘ Spitzenhacker. Kannst den Reuss fragen. Kurze Antwort, Reuss.“
Der Herr Sparkassen Filialeiter sieht endlich die Möglichkeit, sich ins rechte Licht zu rücken. Er holt tief Luft und beginnt umständlich.
„Leute, als der Kleine hier vor kurzem mit seinem Kumpel in meiner Sparkasse aufgetaucht ist, da hab‘ ich gleich gewusst, jetzt geht die Post ab, der Typ hat was auf dem Kasten in Sachen...“ Er heult laut auf, denn Kozak hat ihm mit seinem schweren, metallbeschlagenen Motorrad Stiefel ans Schienbein getreten.
„Was hab ich dir eben gesagt, Reuss?! Kurz fassen! Pass auf Mehmet, der Breibeck braucht nur das zu tun, was er schon mal für dich gemacht hat: Bisschen Moos überweisen. Nur diesmal nicht auf euer Konto...“
„Das ist ´ne Straftat. Unmoralisch!“
Blumenauer und Fehrmann brechen in Gelächter aus. Auch Reuss, trotz seiner Schmerzen am Bein, versucht ein vorsichtiges Grinsen, das im Gebrüll der anderen aber nicht wahrgenommen wird.
„Unmoralisch!“ Fehrmann kann sich vor Lachen kaum halten und Blumenauer verschluckt sich fast, ihm bricht vor Vergnügen der Schweiß aus. Mühsam quakt es aus ihm heraus.
“Unmoralisch!“
Kozak dagegen bleibt ernst, fast bestätigt er Mehmet.
„Unmoralisch. Wer ist schon moralisch? Du vielleicht? Oder dein edler Vater? Was er mit deiner Mutter gemacht hat, war das vielleicht – moralisch?“
Mehmet ist alarmiert, die bisher gezeigte Coolness dahin. Ein Trauma, seit Jahren vertuscht, nicht aufgearbeitet, darunter leidet er immer wieder. Auf seine vielen Fragen gibt es keine Antworten. Jetzt aber, das fühlt er, hat sich Kozak zu weit aus dem Fenster gelehnt. Cool sein, Mehmet, bloß nicht provozieren.
„Was hat er mit meiner Mutter gemacht?“
„Eine Scheiße, hat er gemacht!“
Kozak ist wütend, ärgert sich über sich selbst. Warum hat er sich bloß hinreißen lassen, sich leichtsinnig eine Blöße gegeben. Seinem Kino Vorbild wäre das nie passiert, jedenfalls nicht auf der Leinwand, und ja, es könnte sich verdammt negativ auf seine bisherige Tätigkeit auswirken.
Sein Geschäftsmodell ´Schutzgeld`, auch Erpressung genannt, bevorzugt und praktiziert von der italienischen Mafia, hat er zielstrebig und möglichst unauffällig als ´Underdog` Chapter für den hiesigen Landkreis entwickelt, und nun so was, so ein Mist, so eine Kacke, so ein Fehler, nur weil er sich einmal nicht von Clint Eastwood hat leiten lassen. Wütend bricht es aus ihm heraus.
„Einen Blödsinn hat er gemacht, dein Alter. Das könnte euch heute noch Kopf und Kragen kosten, gerade jetzt, wo wegen der vielen Flüchtlinge der ganze Integrationsscheiß wieder neu auf den Tisch kommt. Und jetzt hör mir gut zu, mein Junge. Scheiß auf die ganze Psychologie. Dein Freund hat morgen ein Konto bei Reuss, und das wird in aller Kürze prall gefüllt sein, verstanden?“
„Ihr seid ja krass bescheuert. Aber sowas von krass bescheuert...“
„Überleg´ dir, Kleiner, wie du´s ihm beibringst. Du hast ja keine Ahnung wie es im türkischen Knast zugeht – wenn ihr erst mal abgeschoben seid in eure schöne andalusische Heimat.“
*
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