EIN HIMMLISCHER JOB. Til Erwig

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EIN HIMMLISCHER JOB - Til Erwig

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Sparkasse.“

      „Jetzt kapier ich, du bist der Neue vom Yüksel, richtig?“ Routiniert wechselt er in die charmante Tonart des Zuhälters, der ein Geschäft wittert.

      „Herr Reuss wollte Sie sowieso sprechen. Er möchte Ihnen einen sehr guten Vorschlag machen, mein Lieber“. Mit eleganter Verbeugung komplimentiert er Fidelitas nach draußen.

      Lilo, Olga und Freya bleiben zurück. Alle drei sehen nicht so aus, als wären sie Mitglieder einer glücklichen Familie. Olga wendet sich einem der Spiegel zu, um ihr Make-up zu vollenden.

      „Was fällt euch auf, wenn ich in den Spiegel reinschaue?“

      „Dass dein Mondgesicht rausschaut“, lästert Freya. Olga nimmt es gelassen, bleibt ruhig.

      „Genau. Und was fällt auf wenn dieser Fidelitas reinguckt?“

      „Was?“ Freya ist eher gelangweilt. Im Gegensatz zu Lilo, die sich zu erinnern scheint.

      „Da war nix im Spiegel!“

      „Nicht mal’ n Mondgesicht!“ Alle drei sehen sich erstaunt an. Freya, ganz plötzlich elektrisiert.

      „Der Typ ist ein Mädchen!“

      Sie nimmt ihr Wollknäuel und wirft es Lilo zu, die es, wie alle Rockträgerinnen, mit weit gespreizten Beinen auffängt.

      „ Ooooh, Scheiße! Da verarscht uns jemand!“

      *

      Geld regiert die Welt. Im Spielsalon und anderswo. In der Tat, in dem Moment wo Mehmet nachweisen kann, dass er über genügend Bargeld verfügt um an einem Pokerspiel mit hohen Einsätzen teilnehmen zu können, in diesem Augenblick sind Moral und Ängste vergessen, hinweggefegt von einer nicht beherrschbaren Geldgier und Spielsucht. Das gilt nicht nur für die kleine geheime Runde im Hinterzimmer der Bad Tölzer ´Tenne`. Das gilt weltweit und hat schon Fjodor Dostojewski ermutigt in seinem Weltbestseller ´Der Spieler` eine sehr genaue Beschreibung der Spielsucht festzuhalten, die zum Ruin führen kann. Heute, im Fall von Mehmet, würde man allerdings eher von einer Pleite sprechen.

      Noch aber ist es nicht so weit. Er hat zwar schon eine ganze Menge von dem Überraschungsgeld aus der Sparkasse verloren, greift trotzdem in die Tasche und fördert ein weiteres Bündel nagelneuer Euro Scheine hervor. Lässig, nein, cool, häuft er das Geld in James Bond Profimanier vor sich auf.

      „Reicht das?“

      Reuss fühlt sich bestätigt. Vor lauter Eifer verhaspelt er sich, kommt regelrecht ins Stottern.

      „Hahaha - hab ich’s euch nicht gesagt. Die schreiben jetzt sch-sch-schwarze Zahlen, unsere türkischen Freunde. Mehmet nickt dazu souverän, äfft zugleich den Intimfeind von der Sparkasse nach.

      „Jep-p-p-p! Neuer Einsatz. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, sagt der deutsche Spießer. Wer gibt?“

      Angesichts des Geldes und der guten Chance hier Gewinn zu machen halten

      sich die Mitspieler zurück. Fehrmann gibt den eiskalten Profi, den auf Sieg zockenden Pokerspieler.

      „Fünfzig!“

      Geldscheine werden auf den Tisch geworfen. Fehrmann teilt neue Karten aus. Leider stört jetzt Kozak, der bei halb geöffneter Tür den Sparkassen Mann zu sich ruft.

      „Reuss, Kundschaft!“ Der wird richtig sauer, traut sich aber nicht Kozak zu widersprechen.

      „Hol ’s der Teufel. Wenn ich schon mal ’n Blatt auf der Hand hab‘! Scheiße, verdammt!“

      Er wirft seine Karten weg und geht. Die anderen erhöhen den Einsatz. Mehmet schiebt noch ein paar Banknoten über den Tisch.

      „Des g’ langt mia ned!“ Blumenauer wirft ein paar Scheine mehr in den Topf.

      „Mehmet?“

      Fehrmann starrt Newcomer Mehmet mit Pokerface an - also ohne eine Miene zu verziehen. Mehmet ist unschlüssig, holt dann einen Kfz-Schein aus der Tasche, den von seinem gerade erworbenen Motorrad, und legt ihn in den Topf. Die Mitspieler protestieren lautstark, Bargeld lacht, was soll der Scheiß, Mann!

      Gefälschte Kraftahrzeug Scheine hat Kozak zu Hauf in der Schublade. Aber Mehmet spielt weiter den großen Zampano.

      „Ey, mal langsam, Freunde. Das ist mein neues Moped. Voll bezahlt!“

      „Dreitausend, mehr is´ nicht!“ Fehrmann, ganz die Ruhe selbst, nimmt den

      Kfz-Schein aus dem Topf und legt dafür dreitausend Euro ein. Das regt Mehmet auf.

      „Dreitausend! Für die Hammer-Maschine hab‘ ich grade siebentausend Eier abgedrückt...“

      „Junge, du kennst doch die Spielregeln, oder?“ Fehrmann, unbeeindruckt. Blumenauer, geldgierig, quakt dazwischen.

      „I wui eahm sehn, nacha schleichsd di!“

      Mehmet will sein Gesicht nicht verlieren, sein deutsch-türkisches Blut gerät in Wallung: denn die Ehre, welcher Nationalität auch immer, die geht über alles! Mit Schweißtropfen auf der Stirn zeigt er Zähneknirschend sein Blatt – und hat wieder verloren.

      „Ich nehm‘ fünftausend – auf Kredit!“ Blumenauer will sich ausschütten vor Lachen. „Und wann zoisd es z’ruck nacha?“

      „Morgen. Spätestens, Ehrensache!“ Wieder die Ehre, der hat echt einen an der Waffel, denkt Fehrmann, zählt fünftausend Euro ab und schiebt Mehmet das Bündel Banknoten rüber. „Morgen! Sonst...“ Er macht die Geste des Halsabschneidens.

      Mehmet nickt düster, er weiß was auf ihn zukommt, falls er nicht zahlt. Egal, was bleibt ist ein Rest von Ehre, der letzte Rest; er verkündet ihn mit heiserer Stimme.

      „Spielschulden – sind Ehrenschulden!“

      Wäre Fidelitas hier, sie hätte sich garantiert eine Notiz gemacht über dieses zwar allseits bekannte aber zugleich äußerst fragwürdige Zitat.

      Die Tür der Herrentoilette wird ungestüm von innen geöffnet. Fidelitas kommt verschreckt heraus, gefolgt von Reuss. Durch die offene Tür sieht man einige Männer beim pinkeln.

      „Das ist kein Ort für kleine Geschäfte!“

      „Aber die erhalten die Freundschaft, Herr Breibeck!“

      „Herr Breibeck?“

      Fidelitas ist verwirrt. Was sie nicht weiß, gar nicht wissen kann, ist die Tatsache, dass auf Erden, weltweit, alle geheimen und wichtigen oder gar verbotenen Geschäftsabschlüsse auf Toiletten verabredet werden, insbesondere auf Herrentoiletten, das ist eindeutig durch jeden besseren Kinofilm oder in spannenden TV-Serien belegt und auch nicht ansatzweise verwunderlich, denn Toiletten sind tabu für Videokameras oder andere Abhörgeräte, bestenfalls der Lauscher an der Wand ist manchmal dort anzutreffen, aber der erfährt ja bekanntermaßen nur etwas von der eigenen Schand‘.

      Oben, bei den Himmlischen Heerscharen, gibt es vermutlich keine Pissoires oder Toilettenschüsseln. Da bleibt natürlich die Frage offen, was zum Beispiel abgeht

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