Romantische Realisten & melancholische Millionäre. ANDRE AMISIUS
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54. Was an der Vorstellung, um eine Liebe zu kämpfen, zweifelhaft sei?
Weil die Liebe immer eine Art von Geschenk ist – und nicht so sehr eine Form der Belohnung. Man kann eine solche Haltung zwar romantisch oder gar illusorisch nennen; zumindest hat sie immerhin den Vorzug, dass man immun ist gegen die ganz und gar unromantische Eifersucht.
55. Welchen Schlankheitstipp für Frauen der ehrlichste wäre?
Achten Sie nicht so sehr auf Ihre Linie – Männer achten schließlich sowieso am meisten auf die Kurven. Und diejenigen männlichen Exemplare, die tatsächlich Knochen bevorzugen, wären eh vielleicht besser als ein Hund zur Welt gekommen.
56. Warum die Ehe eine extremere Lebensform sei?
Nun, ganz einfach deshalb, weil diejenigen, die eine harmonische Ehe führen, offensichtlich sich glücklicher fühlen als die Alleinlebenden. Allerdings diejenigen, deren Ehe eher als disharmonisch zu bezeichnen wäre, ganz offenkundig eine geringere Lebensqualität empfinden im Vergleich zu Einzelpersonen.
57. Ob es etwas Wichtigeres geben könne als die Liebe?
In der Tat – nämlich über die Liebe zu schreiben. Das Schwierige daran ist allerdings, dass man einerseits die Liebe kennen muss und andererseits zugleich jedoch nicht von ihr abhängig sein darf.
58. Warum ein Mann beim ersten Rendezvous sich möglichst natürlich verhalten sollte?
Weil das, was Männer mitunter allen Ernstes als Selbstbewusstsein präsentieren, von Frauen möglicherweise als charmante Selbstironie aufgefasst werden könnte.
59. Woran man einen Liebhaber von gewissem Format erkennen könne?
Nicht so sehr an der Zahl seiner Eroberungen, sondern vielmehr an der Zahl seiner Verflossenen, die immer noch einigermaßen passabel über ihn reden. Denn ein Mann von Format wird einer ehemaligen Dame seines Herzens unter keinen Umständen mit Revanchegedanken oder Wünschen nach möglichem Schlechtem nachschauen.
Wobei ihm das womöglich auch nur deshalb etwas leichter fallen dürfte, weil er glaubt zu wissen, was ihr in Zukunft entgehen wird.
60. Was den sog. Frauenversteher auszeichnete?
Dass er ein Mann ist, der begriffen hat, dass Frauen verstanden werden wollen, dass sie vor allem auch Geborgenheit suchen, dass sie sich gleichermaßen sowohl Zärtlichkeit als auch Leidenschaft wünschen, und dazu natürlich auch Fürsorglichkeit (und zwar mental wie materiell). Frauen benötigen jemanden, der zugleich stark ist und doch auch einfühlsam sein kann. Frauen wünschen sich jemanden, von dem sie als Ganzes, mit all ihren Stärken, aber auch ihren Schwächen erkannt und angenommen werden.
Was aber auch die sog. Frauenversteher nur schwer nachvollziehen können ist, dass viele Frauen das alles ernsthaft von ein und demselben Mann erwarten? Doch letztlich ist es für Männer gar nicht so wichtig, Frauen verstehen zu können. Viel wichtiger ist die Fähigkeit sie zu lieben, ohne sie dabei gleich immer verstehen zu können. Wobei dies im Alltag gerne seinen Ausdruck darin findet, als Mann mit einer Frau über alles zu reden – dabei aber nach Möglichkeit nichts zu sagen, was sie nicht gerne hören will.
61. Ob man auch zwei Menschen zugleich lieben könne?
Nein, und diejenigen, die das behaupten, tun es selbst am allerwenigsten.
62. Welcher der schönste Kosename sei?
Nun, vielleicht so einer wie „ meine Liebste“ oder auch „Schönste der Schönen“ - der ehrlichste dürfte vermutlich dann doch aber „meine Teuerste“ lauten.
63. In welchem Wesenszug Kunst und Liebe sich ähnlich sind?
Die Ausweglosigkeit des Versuchs zu erklären, wie Kunst funktioniert oder gar ihren Wert zu bemessen, ist wohl nur zu übertreffen durch das Vorhaben, die Liebe zwischen zwei Menschen auf dem Vernunftwege verstehen zu wollen.
Beide darf man zudem nicht mit Konventionen belasten. Denn sonst drohen sie zu scheitern oder aber ihren Wert einzubüßen. Und der Wert einer jeden Kunst bemisst sich am wenigsten im Besitz derselben. Auch dieses Merkmal teilt sie mit der Liebe.
64. Was Eheringe symbolisierten?
Für diese ist es das schmuckvolle Symbol der Krönung einer Liebe - für jene ist es die vermutlich teuerste Handschelle der Welt.
Wie dem auch immer sein mag, der Bedeutung eines Eherings gerecht zu werden, heißt auf jeden Fall, ihn nur zu ganz außergewöhnlichen Anlässen vorübergehend abzustreifen.
65. Was der alte Amor vom noch älteren Konfuzius lernen könnte?
Der Weg ist das Ziel. So heißt eine der klügsten Einsichten fernöstlicher Weisheit. Und so gern jeder Bergsteiger einen Gipfel erklimmt, er wird wohl kaum dort wohnen wollen. Und ganz ähnlich kann ein ehrlicher und selbstkritischer Mensch bei einem ewigen Liebesschwur lediglich die Bereitschaft zum Versuch, niemals aber den Eintritt des Erfolgs garantieren.
66. Ob Eheskepsis auch Ausdruck eines pathologischen Zynismus sein könne?
Unsere Zeit kennt kaum einen höheren Wert als den der selbstbestimmten Lebensführung; und dies völlig zu Recht. Und doch gibt es immer noch genügend Menschen – mehrheitlich männlichen Geschlechts - die sich im Rahmen einer feierlich-rituellen Zeremonie im Grunde zu nichts anderem verpflichten, als ihr sexuelles Selbstbestimmungsrecht womöglich lebenslang an einen anderen Menschen abzutreten. Und damit nicht genug; dem gleichen Menschen gewähren sie dafür oftmals auch noch eine nur schwer zu revidierende Unterhalts-bürgschaft. Im Gegensatz zu allen herkömmlichen Bürgschaftsverpflichtungen wird in diesem speziellen Fall dem Bürgen allerdings dazu auch noch gratuliert – ist das weniger zynisch?
67. Warum die Ehe vor allem bei Linken weniger gut gelitten sei?
Weil frei nach Marx eine seiner wichtigsten Erkenntnisse lautet: ich könnte niemals eine Frau lieben, die sich mit einem Typen wie mir einlassen würde!
68. Wann das erwachsen werden beginne?
In dem elektrisierenden Moment, wenn das Interesse am anderen Geschlecht erwacht – erreicht worden ist das erwachsen sein dann in dem gelassenen Moment, in dem man spürt, dass man vom anderen Geschlecht nicht mehr emotional abhängig ist.
69. Ob man schlichten Wahrheiten misstrauen solle?
Grundsätzlich eher schon; es sei denn, sie sind von einer Einfachheit wie diese:
Der Mensch ist voller Widersprüche.
Das Leben ist meistens kompliziert.
Die