Lebenszeiten. Georg Satirev

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Lebenszeiten - Georg Satirev

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      Georg Satirev

      Lebenszeiten

      Seeberger Kindertage

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       I

       II

       III

       IV

       V

       VI

       Impressum neobooks

      I

      „Lern im Leben die Kunst, im Kunstwerk lerne das Leben“

      Friedrich Hölderlin

      1

      Wie beginnen?

      Sollten wir unsere Erzählung über, sagen wir Paul Poth,

      wir könnten ihn aber auch, da Namen in Romanen oft ablenken oder zu falschen Assoziationen verleiten, abkürzen: P.P. – was doch mehr ist als das Niemand Homers oder

      wohl klingend, aber etwas altertümlich und gekünstelt Adrian oder

      gut deutsch Ulrich oder

      Waldemar – das bayerische Woldemar - Starnberg, da unsere Geschichte auch an dem gleichnamigen See spielt oder

      aristokratisch bayerisch Leopold oder

      francophon Frederic oder gar

      jüdisch,Gott hat gegeben, Nathan benennen,

      unseren Helden, der doch ein ziemlich gelungenes und erfreuliches, wenn auch nicht immer geradliniges, von manchen Brüchen, wie einer Ehescheidung, bestimmtes, aber ansonstenein Leben führte, verschont von grösseren Katastrophen – bis auf die eine, die Anlass dieses Berichtes wurde, die Diagnose einer im Regelfall tödlich verlaufenden Krankheit im Alter von Ende fünfzig kann man heutzutage schon als solche für den Betroffenen bezeichnen - ein Leben, das dem gesellschaftlichen und politischen Umfeld, das sich friedvoll und geduldig entwickelte, entsprach, damit beginnen, uns selbst vorzustellen? Wohl wissend, dass das Erzählte durch die Sichtweise des Erzählenden, durch dessen Aus – und Wortwahl eben auch von diesem handelt, dass das Wissen über das Wer und Was des Schreibenden das Geschriebene verständlicher werde lässt, jedenfalls relativiert.

      Wenn wir das täten, so wäre zu berichten, dass Paul Poth, für diesen Namen haben wir uns nun offensichtlich entschieden, dem Verfasser schon als Kind bekannt war und dass der Erzähler die Ehre hat, sich bis zum heutigen Tag zu dessen Freunden zählen zu dürfen. Gemeinsame verbrachte Zeiten in der Kindheit, Jugend und als Studenten, gemeinsames

      Auslandsstudium, wechselseitige Trauzeugen – und Patenschaften haben diese Freundschaft bestätigt und erlauben es, die folgenden Zeilen zu verantworten.

      2

      Sollten wir so beginnen:

      Von Süden wehte ein warmer, trockener Wind - der Föhn, den die Römer wohl klingend favonius nannten. Der Himmel war klar und die geringe Luftfeuchtigkeit des Föhns bewirkte einen herrlichen Blick aus dem parkähnlichen Garten von Herrn Konsul Dr.Poth auf die Alpenkette, aus der die Zugspitze herausragte. Es war ein schöner Julitag des Jahres 1959.

      Der Starnberger See war, auch sonntags, noch nicht bedeckt von einem Meer weisser Segel, das Gefühl von Wind, Wasser und Bewegung auf ständige Ausweichmanöver reduzierend. Er war ein hellblauer Farbfleck in weitem grünen Rund mit einzelnen weissen Tupfern. Von dem Dorf Seeberg gab der Blick aus dem Wohnzimmer der Villa Poths in erster Linie die neubarocken Kirchtürme frei. Anders als vielleicht manche Städte war Seeberg nicht an dessen Gang zu erkennen, da zu dieser Mittagszeit so gut wie nichts in Bewegung war.

      Der Möbelfabrikant und Kunsthändler Poth hatte seiner Gewohnheit folgend den Sonntag morgen, mit einem Bad im Starnberger See begonnen. Er benutzte dazu seine Badehütte, die vom Ufer aus in den See gebaut war und ihm einen exklusiven Seezugang ermöglichte. Er tauchte in die glatte Wasserfläche. Das Wasser war angenehm, um die dreiundzwanzig Grad und dennoch am Morgen erfrischend. Sein Blick war frei auf das andere Seeufer , noch nicht wie heutzutage durch zahlreiche Bojen und daran hängende abgetakelte Segelboote verstellt. Die gegenüberliegenden Türme des Ammerlander Schlosses, das einst dem Grafen Pocci gehörte, waren gegen die tiefstehende, aber schon warme Sonne nur schemenhaft wahrzunehmen. In der südlichen Ferne erkannte er düster Heimgarten, Herzogstand, Jochberg und Benediktenwand, dahinter schon sonnenbestrahlt das helle Grau des Karwendelgebirges mit einzelnen weiss leuchtenden Schneetupfern. Ein einsames Segelboot ruhte im See, sich kaum bewegend, zwischen Entenpaaren. Winzige Fische bewegten sich zitternd und hysterisch im Wasser neben einigen grösseren elegant die Weite des Sees auskostend. An Poths Ohren drang Vogelgezwitscher unterbrochen von fernem Glockenläuten, am Sonntag die Gläubigen rufend. Vom Uferweg her hörte man das Knarzen der Schritte früh munterer Spaziergänger oder das gleichmässige Geräusch vereinzelter Radfahrer, die geschützt von Thujenhecken Herrn Poth nicht zu Gesicht bekamen .

      Über der Einnahme des Frühstücks, der Absolvierung des Kirchganges und der Fernsehsendung „Internationaler Frühschoppen“ mit sechs Journalisten aus fünf Ländern unter der Moderation von Werner Höfer war es Mittag geworden.

      Konsul Poth hatte, bevor er sich an den unter einer Markise stehenden Glastisch, der für das Mittagessen mit Zinntellern gedeckt war, niederliess, die Rosen in seinem Garten inspiziert. Die Rosen waren von Poth selbst ausgesucht worden. Nur alte Sorten mit einer gewissen Geschichte waren erwählt, wie die „Rose des Resht“, die aus Persien stammt, deren üppige Rosetten in tiefem Karminrot leuchten. Aber auch Sorten, deren Namen verführerisch klangen, etwa die schneeweisse „Boule de Neige“ bekamen ihre Chance. Konsul Poth bestellte bei einem bekannten Rosenzüchter jedes Jahr eine neue Sorte und wartete, ob sie sich in seinem Garten entwickelte. Erfolgreich war etwa die zartrosafarbene feine Schönheit mit Namen „La France“ von dem Züchter Jean Baptiste Guillot mit der gefüllten kugeligen Blüte, ebenso wie die tiefbrombeerrote Strauchrose „Tuscany“, die schon 1596 erwähnt wurde, wie Konsul Poth Besuchern gerne erläuterte. Poth genoss vornehmlich das wahrhaft klerikale Violett der Rose „Cardinal de Richelieu“ und den verschwenderischen Duft der Kletterrosa „Gloier de Dijon“, deren goldgelbe dichte Blüten gefaltet sind wie ein Modell des Modeschöpfers Fortuny, den schon Proust zitierte. Poth liess Besuchern gerne ihren, für alte Rosen so typisch intensiven Duft mit dem der Damaszner Rose vergleichen, einer Rosenart seit der Antike als Sonnenanbeterin bekannt, mit noblen Wuchs und langen Blättern .

      Der

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